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für Astronomie Nr.

22
20
Zeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde e.V. / VdS

– PlanetarischeNebel
– Komet 73 P / Schwassmann-Wachmann
– Tagungsberichte

ISSN 1615 - 0880 www.vds-astro.de I/ 2007


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Editorial 1

Liebe Mitglieder,
liebe Sternfreunde,
vor Ihnen liegt die neueste, 22. Ausgabe Layoutarbeiten verantwortlich war, aus
unserer Mitgliederzeitschrift „VdS- privaten Gründen diese Arbeit aufgeben.
Journal für Astronomie“. Leider hat sich Sein Beruf als Astronom und seine wert-
der Druck und Versand dieser Ausgabe vollen Kenntnisse auf dem Gebiet der
erneut etwas verzögert, so dass Sie die- digitalen Bildbearbeitung waren für die
ses Magazin erst Anfang Januar in den Redaktion von unschätzbarem Wert. Diese
Händen halten. Die interessanten Beiträge Arbeiten hat er stets korrekt und mit viel
werden Sie aber sicher dafür entschädigen Umsicht ausgeführt. Für seine sechs­jährige
und wir wünschen Ihnen viel Spaß und Tätigkeit, die er mit viel Zeitaufwand erle-
Freude beim Lesen. digt hat, bedanken sich der Vorstand und
das gesamte Redaktionsteam sehr herz-
Unser Titelbild: Das Schwerpunktthema dieser Ausgabe lich. Erfreulich ist, dass Herr Celnik seine
befasst sich mit relativ kleinen Objekten am Tätigkeit im Endredaktionsteam aufrecht
Der Planetarische Nebel Abell 21 Deep-Sky-Himmel, den Planetarischen erhalten kann, wofür wir ihm ebenso
im Sternbild Zwillinge, auch als Nebeln. Zur Beobachtung dieser licht- danken.
Medusa-Nebel bekannt, besticht durch schwachen Objekte haben sich drei VdS-
seine wunderschönen Farben. Jörg Fachgruppen zusammen getan und ein Das Layout obliegt weiterhin Dipl.
Zborowska gelang diese Aufnahme eigenes Projekt ausgelobt, über das u.a. in Designerin Bettina Gessinger, die in
an einem 14-zölligen Cassegrain dieser Ausgabe berichtet wird. Sie erfahren Zusammenarbeit mit dem Produktbüro
(Hypergraph 3080 mm, f/8) mit einer in diesem Schwerpunktthema etwas über Lehmann für die gestalterische Qualität
CCD-Kamera OES MegaTek, bestückt die Beobachtungstechnik der Objekte, über verantwortlich zeichnet.
mit Interferenzfiltern von Astronomik. deren Geschichte, Größe und Formen.
Der Rotauszug wurde durch einen Durch diese Umstellung haben sich die
Hα-Filter 4 x 60 min belichtet, der Der 4. Astronomietag fand am 16. Septem­ Arbeiten an dieser Ausgabe erneut etwas
Grünauszug mit [OIII]-Filter 4 x 30 ber 2006 statt. Leider war auch in diesem schwieriger gestaltet, wofür wir unse-
min und der Blauauszug mittels regulä- Jahr das Wetter den vielen Sternfreunden re Mitglieder und Leser um Verständnis
rem Blaufilter ebenfalls 4 x 30 min. Das und Veranstaltern nicht wohlgesonnen. Nur bitten. Unser Dank gilt aber auch allen
Luminanzbild entstand als Mittelung in Norddeutschland war es klar, so dass Autoren und Redaktionsmitgliedern,
aus den Farbauszügen. auch Himmelsbeobachtungen am Fernrohr sowie den vielen VdS-Fachgruppen, die
durchgeführt werden konnten. Einen ers- wesentlichen Anteil am Gelingen unserer
ten Überblick finden Sie ebenso in dieser Mitgliederzeitschrift haben.
Ausgabe, wie einen Bericht zur 1. inter-
nationalen Astronomie-Messe (AME) Zu Beginn eines Neuen Jahres wünschen
in Villingen-Schwenningen, die zeitgleich wir allen Mitgliedern und Sternfreunden
mit dem 4. Astronomietag stattfand. ein gutes, erfolgreiches und interessan-
tes Astrojahr 2007 mit vielen klaren
Für unsere Mitglieder ist wichtig zu wis- Nächten sowie schönen astronomischen
sen, dass sich die Mitgliedsbeiträge für Beobachtungen. Vor allem aber wünscht
2007 nicht ändern werden und auch die Ihnen Ihre VdS Gesundheit und Fitness!
Abonnenten von „Sterne und Weltraum“
und „Astronomie Heute“, die Ihr Heft über
die VdS beziehen, müssen nicht tiefer in Herzlichst
die Tasche greifen. Ihre

Leider musste Dr. Werner E. Celnik, der


seit der vierten Ausgabe im Sommer 2000 Otto Guthier Wolfgang Steinicke
für die Bilderfassung, Bearbeitung und

VdS-Journal Nr. 22
2 I n h a lt

Editorial 1

NACH REDAKTIONSSCHLUSS
– 4. Astronomietag 4
– VdS-Medaille 2006 4
– Mitgliedsbeiträge 2007 4
SCHWERPUNKTTHEMA
Planetarische Nebel – Zum Schwerpunktthema 5
– Das FG-übergreifende Projekt „Planetarische Nebel“ 6
– Herschel, Uranus und die Planetarischen Nebel 8
Planetarische Nebel
– Formen Planetarischer Nebel 13
Seite 5 ff
– Planetarische Nebel für Anfänger 15
– Der PN NGC 6781 im Sternbild Aquila 18
– Simeiz 22 – ein „Speedy PN“ 21
– M 57 im Visier 24
– Planetarische Nebel mit Web-Cam 25
– Planetarische Nebel verstehen und beobachten 26
– Planetarische Nebel in Farbe von unseren
österreichischen Astrofreunden 50

FACHGRUPPENBEITRÄGE
A m a t e u r t e l e skope/Selbstbau – Der Reibradantrieb – eine Alternative zum
Schneckengetriebe? 28
Selbstbau
Seite 28
A s t r o f o t o g r a fie – Kompakte Mittelformat-Astrofotografie (Teil 2) 30
– Stellare Jets und Herbig-Haro-Objekte 33
– Farbaufnahmen mit [SII]-, [OIII]- und Ha-Filter 35
– Mosaik des Orionnebels 36

A t m o s p h ä r i s che Erscheinungen – Elliptische Ringe im Eisnebel 37

C C D - Te c h n i k – Tagungsrückblick: Die 13. CCD-Tagung der VdS


in Kirchheim 39
– Pentax gegen H-alpha 40
Orionnebel
Seite 36 C o m p u t e r a s t ronomie – Eye & Telescope 2.5 41

Deep-Sky – Neues aus der FG „Visuelle Deep Sky Beobachtung“ 44


– Klumpiges in NGC 7673 45
– Vergessene Objekte-Sterngruppen des NGC 48
– Ein Trio von Offenen Sternhaufen? NGC 1746, 1750
und 1758 im Sternbild Taurus 52

G e s c h i c h t e der Astronomie – Neues aus der Fachgruppe „Geschichte der Astronomie“ 54


– Sergei Nikolaewitsch Blazhko (1870-1956) 54
– Die Anfänge der Astrofotografie im 19. Jahrhundert 55
– Die Plejadennebel im NGC 58
13. CCD-Tagung
Seite 39 K l e i n e P l a n e ten – Was ist ein Planet? 60
– Die Benennung von (129342) Ependes 62
– Kleinplanet 2002 QV15 gesucht – 2006 PR 4 entdeckt 62
– Ein heißer Sommer für kühle Asteroidenfreunde –
9. Jahrestagung der VdS-FG „Kleinplaneten“ 64
– Meine neue STL-1001E für die Astrometrie 66
– Kosmische Begegnungen 68

Kometen – Helle Kometen des Jahres 2007 70


– 73P/Schwassmann-Wachmann – Komet in Auflösung 72

Teleskop von E. E. Barnard Meteore – Die Orioniden in den Jahren 1979 bis 2005 82

Seite 57
VdS-Journal Nr. 22
I n h a lt 3

Pla n e t e n – Jupiter 84
– Planeten – groß und klein 85

So n n e – Neues aus der Fachgruppe Sonne 86


– Das vergangene Sonne-Jahr: Ausklang des
23. Fleckenzyklus 87
– September-Sonnenfleck 2005 im H-alpha-Licht 90
– Die 30. Sonne-Tagung 92

Ve r ä n d e r l i c h e – BAV-Beobachter-Treffen 2006 in Hartha 93


– Bericht über die 3. Veränderlichen-Beobachtungswoche
an der VdS-Sternwarte in Kirchheim 95
Komet in Auflösung
Service
Seite 72
– M wie Messier 97

Einsteigerastronomie
– Die Wahrnehmung flächiger astronomischer Objekte – 101
Eine Fokussierung auf Farben
– Der perfekte Urlaub, Familie und Astronomie im 103
Allgäu – Reisebericht eines Familienvaters
– Mein Weg in die VdS 105
Zum Nachdenken
– Die Vereinigung der Sternfreunde und ihre „Maler“ 106

Jupiter
Beobachterforum
Seite 84
– Messung der Fixsternparallaxe des Sterns Ross 248 107
– Persönlicher Erlebnisbericht über die totale
Sonnenfinsternis am 29. März 2006 in Kizilot bei Side
in der Türkei 111
– Sonne, Jupiter und Deep-Sky – Zeichnungen am
Teleskop 113
– Eruptive Protuberanz am 15.6.2006 114
– Zwei helle Quasare in Andromeda 115
– STF2486 – Doppelstern-Astrometrie mit der CCD-
VdS vor ort/ Kamera 115
BAV-Beobachter Treffen
Tagungsberichte
Seite 93
– SMART-1 Live-Absturz bei der ESOC erlebt 117
VdS-Nachrichten
– Wir begrüßen neue Mitglieder 119
– Der 4. Astronomietag im Internet 119
– Die Astromesse (AME) in Villingen-Schwenningen 120
– VdS-Sternwarte Kirchheim – Ergebnisse der
VdS vor ort/ Mitgliederbefragung 121
Portrait
– Besuch beim Abastumanischen Observatorium
in Georgien 122
Rezension
– Astrofotografie digital – Schritt für Schritt zu
Totale SoFi 2006
fantastischen Himmelsfotos 125
Seite 111
Vorschau
– Astronomische Veranstaltungen 126
– Einladung zur 26. Planeten- und Kometentagung in
Violau 126
– Vorschau auf astronomische Ereignisse 127
hinweise
– Anschriften der VdS-Fachgruppen-Referenten 128
– Liste der VdS-Fachgruppen-Redakteure 128
– Impressum 5
– Inserentenverzeichnis 107
– Autorenverzeichnis U3
„VdS on tour“ – 1. AME
Seite 120

VdS-Journal Nr. 22
4 N a c h Re d a k t i o n ssc h l uss

Der 4. Astronomietag am 22. September 2006


und die 1. AME in Villingen-Schwenningen
Am 16. September 2006 fand zum vierten Sternwarten, die sich mit ihrer Arbeit daran mit internationaler Beteiligung statt. Die
Mal der von der VdS initialisierte, deutsche beteiligt haben. Aus dem vorliegenden VdS hatte ihre zentrale Veranstaltung zum
Astronomietag statt. Rund 170 astronomische Informationsmaterial und Berichten lässt sich Astronomietag auf die AME gelegt. Rund
Einrichtungen haben sich beteiligt und orga- die Besucherzahl mit etwa 20.000 Personen 2.200 Personen besuchten diese Messe, die
nisierten Treffen, Beobachtungsabende und abschätzen. Damit dürfte - trotz des schlech- damit einen sehr erfolgreichen Start erlebte.
Vorträge rund um das Thema Astronomie. ten Wetters – die Beteiligung ähnlich hoch
Leider hat auch in diesem Jahr an vie- wie im Vorjahr gewesen sein. Weitere Informationen zu beiden Veran­
len Stellen unseres Landes das Wetter nicht staltungen finden Sie in den VdS-
ganz mitgespielt. Wir danken den vielen Zeitgleich fand in Villingen-Schwenningen Nachrichten.
aktiven Sternfreunden in den Vereinen und im Schwarzwald erstmals eine Astro-Messe

VdS-Medaille 2006 5. Astronomietag


an Hans-Günter Diederich am 29. September 2007
Aus den eingereichten Vorschlagen für die werden. Der VdS-Vorstand gratuliert Hans- Der VdS-Vorstand hat den Termin für den
VdS-Medaille entschied sich der Vorstand Günter Diederich zu dieser Auszeichnung 5. Astronomietag auf den 29. September
für den engagierten Sternfreund Hans-Günter und wünscht ihm weiterhin viel Erfolg und 2007 festgelegt. Damit ist die VdS dem
Diederich, der vielen Hobby-Astronomen alles Gute. Wunsch vieler Sternfreunde aus den süd-
durch seine bemerkenswerten Arbeiten und und südwestdeutschen Raum nachgekom-
Vorträge bestens bekannt ist. Übrigens: Mitglieder können bis zum men, die dringend um eine Verlegung gebe-
31. März 2007 Vorschläge für den VdS- ten hatten, da der ursprüngliche Termin mit
Die Verleihung der 8. VdS-Medaille fand auf Medaillenträger 2007 einreichen. Nähere der 2. AME in Villingen-Schwenningen 22.
der 25. BoHeTa (Bochumer Herbsttagung) Informationen zu dieser Auszeichnung fin­ September 2007 zusammenfällt. Um dies zu
statt, allerdings ohne den glücklichen den Sie auf unserer Website www.vds-astro. vermeiden, hat der VdS-Vorstand den neuen
Preisträger, der zu dieser Zeit zu einem de. Bitte reichen Sie Ihre Vorschläge mit Termin gewählt. Alle beteiligten Vereine und
Beobachtungsaufenthalt im fernen Amerika einer schriftlichen Begründung bei unserer Sternwarten werden in diesen Tagen von der
weilte. Die Überreichung der Urkunde und der Geschäftsstelle ein. VdS angeschrieben.
Medaille soll zu gegebener Zeit nachgeholt
VdS-Vorstand, Otto Guthier

Die Mitgliedsbeiträge
für das Kalenderjahr 2007 sind fällig!
Dieser Ausgabe des Journals ist die Beitragrechnung beigefügt. Da der Bei Überweisungen aus dem Ausland sind folgende Angaben not-
Versand in einer Fensterversandtasche erfolgt, dient das Adressfeld wendig:
auf der Beitragsrechnung gleichzeitig dem Versand. Wer also dieses Sparkasse Starkenburg
Journal erhalten hat, hat auch eine Beitragrechnung bekommen. BIC/SWIFT-Code = HELADEF1HEP
Um die Beiträge in der Steuererklärung geltend zu machen, IBAN = DE79509514690000011745
bedarf es keiner gesonderten Zuwendungsbestätigung. Bis zu einem
Betrag (Beitrag/Spende) von nicht mehr als 100,00 €, reicht der Bei Überweisungen aus der Schweiz fallen bei Gutschrift auf dem
Zahlungsnachweis in Verbindung mit der auf der Beitragsrechnung Vereinskonto erhebliche Gebühren an. Da der Beitrag nach der
abgedruckten Bestätigung. Beitragsordnung gebührenfrei zu zahlen ist, bitte aus der Schweiz den
Die Mitgliedsnummer ist grundsätzlich vierstellig. Da in der Zahlungsbetrag um 3,50 € beim reinen Mitgliedsbeitrag bzw. um 5,00
Vereinsbuchhaltung fünfstellige Kontonummern geführt werden, wird € bei gleichzeitigem Bezug einer Zeitschrift erhöhen.
der Mitgliedsnummer – nur für Beitragszwecke – die Ziffer „1“ vor-
angestellt. Bitte helfen Sie der Geschäftsstelle und der Buchhaltung bei der
Sofern Sie nicht den vorbereiteten Überweisungsbeleg benutzen, Bewältigung der nicht unerheblichen Arbeiten im Zusammenhang
achten Sie bitte unbedingt darauf, die Mitgliedsnummer anzugeben. mit dem Jahreswechsel durch eine rechtzeitige Zahlung des
Hinweise auf den Bezug einer Zeitschrift o.ä. sind nicht notwendig, Beitrages.
da die Zahlungszuordnung ausschließlich über die Mitgliednummer
erfolgt. Da leider regelmäßig mehr als 10% der Mitglieder gemahnt werden
müssen, hier vorsorglich noch einmal der Hinweis, dass nach der
Die Beiträge können auch mit Banklastschrift eingezogen werden. Satzung die Mitgliedschaftsrechte ruhen, wenn der Beitrag nicht bis
Soweit Sie am Banklastschriftverfahren teilnehmen wollen und bis- zum 31. März eingegangen ist. Diejenigen, die den Beitrag bis zu
her noch keine Bankeinzugsermächtigung erteilt haben, setzen Sie diesem Termin nicht gezahlt haben, halten die für sie vorerst letzte
sich bitte mit der Geschäftsstelle in Verbindung. Bitte beachten Sie, Ausgabe des Journals in den Händen. Lassen Sie es bitte nicht soweit
dass Bankspesen, die der VdS durch eine eventuelle Rückgabe der kommen.
Lastschrift in Rechnung gestellt werden, weiterberechnet werden müs- Bei Fragen im Zusammenhang mit der Beitragszahlung, können Sie
sen. Wegen des hohen Verwaltungsaufwands bei Schecks und wegen sich auch direkt an den Schatzmeister unter thomas.kessler@vds-
der hohen Kosten bei Auslandsschecks, werden Schecks, wie in der astro.de oder schriftlich an Thomas Kessler, Postfach 1930, 21309
Beitragsordnung bestimmt, grundsätzlich nicht angenommen. Lüneburg wenden.
VdS-Journal Nr. 22
P l a n e t a r i sc h e Nebe l 5

Zum Schwerpunktthema
von Peter Riepe

Die Planetarischen Nebel (PN) zäh- Deep-Sky-Beobachtung und CCD-Technik Sternfreunden zu wecken, vom Anfänger
len, was ihre Ausdehnung am Himmel im Sommer 2006 gerade ihr gemeinsa- bis zum Fortgeschrittenen. Ich wünsche
betrifft, überwiegend zu den „kleinen“ mes Projekt „Planetarische Nebel“ been- allen Lesern viel Spaß und vielleicht auch
Deep-Sky-Objekten. Folglich müssen zur det haben. Die Projektergebnisse werden die ein oder andere neue Einsicht!
Beobachtung und Fotografie schon „große – beginnend mit diesem Heft – nach und
Kaliber“ eingesetzt werden, d.h. Teleskope nach vorgestellt, ähnlich wie es beim Ihr Peter Riepe
mit überdurchschnittlich bemessener Projekt „Zwerggalaxien“ der Fall war.
Öffnung und Brennweite. Zwar lassen sich
die kleinen, sehr hellen PN wie NGC 7662 Aus den oben geschilderten gerä-
oder 6543 auch mit einem Zweizöller auf- tetechnischen Gründen ist die Zahl LIEFERANT
spüren, aber mit solch kleinen Teleskopen der am Schwerpunktthema beteilig-
bleiben sie doch mehr oder weniger stern- ten Amateure überschaubar geblieben.
förmig. Ringstrukturen oder gar Halos Nichtsdestoweniger werden wir anhand
werden fotografisch erst mit Öffnungen der erzielten Ergebnisse zeigen, welche
ab 6 bis 8 Zoll nachvollziehbar. Hier gilt: Techniken zum Erfolg führen, und das auch
Je größer die Öffnung, desto mehr Details mit Teleskopen um 4 Zoll Öffnung. Das
lassen sich wahrnehmen. Die Ausnahme Schwerpunktthema „Planetarische Nebel“
bilden die wenigen großen (und licht- ist ein Versuch, mehr Sternfreunde an
schwachen) PN, bei denen wegen des diese nicht ganz so einfache Objektklasse
enormen scheinbaren Durchmessers auch heranzuführen.
schon kürzere Brennweiten mit größeren
Bildwinkeln gute Dienste leisten. Allen Aktivisten, die mit Bildern,
Zeichnungen und Berichten zur Gestaltung
Der Vorstand und die Fachgruppen der beigetragen haben, sei hiermit herzlich
VdS haben sich entschlossen, in die- gedankt. Schauen Sie sich die Beiträge
ser Ausgabe des Journals die PN zum an – Sie werden einfache Texte ebenso
„Siehst Du den Ring?...Das ist der Saturn!!!“
Schwerpunktthema zu erheben. Das passt vorfinden wie schon etwas spezialisier- Da hat mein Papi gestern seinen neue
nämlich sehr gut in den Zeitablauf, da tere Berichte. Genau das ist eben ein Stereoanlage gekauft!“
die Fachgruppen Astrofotografie, Visuelle typisches VdS-Ziel: Interesse bei allen

VdS-Journal für Astronomie · Vereinszeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V.
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Herausgeber: Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V. Grafiken u. Bild-


bearbeitung: Produktbüro Lehmann und die Autoren
Geschäftsstelle: Am Tonwerk 6, D-64646 Heppenheim
Tel: 0 62 52 / 78 71 54 Layout: Bettina Gessinger, Dipl. Designerin
Fax: 0 62 52 / 78 72 20
Impressum

E-Mail: vds-astro@t-online.de Anzeigen: Otto Guthier c/o VdS-Geschäftsstelle


www.vds-astro.de
Litho und Druck: Produktbüro Lehmann, Waltrop
Redaktion: Dr. Werner E. Celnik, Otto Guthier,
Wolfgang Steinicke, Dietmar Bannuscher, Vertrieb: Teutsch, Laudenbach
Sven Melchert,
Redaktionelle Mitarbeit der VdS-Fach­ Bezug: „ VdS-Journal für Astronomie“ erscheint
gruppen-Redakteure und VdS-Mitglieder dreimal pro Jahr und ist im Mitglieds­­­-
beitrag von 30,- E (Europa) und 35,- E
Mitarbeit: Ruth Lulay, Eva Garbe (außereurop. Länder), bzw. ermäßigt
20,- E pro Jahr enthalten
Beiträge werden erbeten an:
VdS-Geschäftsstelle, Am Tonwerk 6, D-64646 Heppenheim und an die Redakteure der VdS-Fachgruppen (siehe
Redaktionsliste). Redaktionsschluss für die Ausgabe Nr. 23 ist der 27.01.2007, für die Ausgabe Nr. 24 der 26.05.2007
Mit dem Einsenden gibt der Autor sein Einverständnis zum Abdruck im „VdS-Journal für Astronomie“. Es besteht keine
Veröffentlichungspflicht. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge gar nicht oder in gekürzter Form zu veröffentlichen.
Das Copyright obliegt den jeweiligen Autoren. Die abgedruckten Texte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion
wieder.

VdS-Journal Nr. 22
6 P l a n e t a r i sc h e Nebe l

Das FG-übergreifende Projekt


„Planetarische Nebel“
von Peter Riepe und Jens Bohle

Der ursprüngliche Projektgedanke war auf


der CCD-Tagung 2004 in Kirchheim ent-
standen. Gemeinsames Ziel der FG-Leiter
Astrofotografie und CCD-Technik war die
Intensivierung der Zusammenarbeit bei-
der Fachgruppen durch Gewinnung kon-
kreter Objektaufnahmen. Anlässlich der
BoHeTa 2004 gesellte sich richtigerwei-
se die Fachgruppe Visuelle Deep-Sky-
Beobachtung hinzu. So erhielt das Projekt
letztlich eine umfassende Perspektive: Was
erreichen wir mit Hilfe von Auge, Film
und Chip bei verschiedenen Planetarischen
Nebeln?

Planetarische Nebel zählen sicherlich


zu den aufregendsten Objekten. Die
Schwierigkeitsgrade beim Beobachten und Abb. 1:
Fotografieren sind sehr unterschiedlich. Abell 31, aufgenommen von Stefan Binnewies mit einem 105-mm-Refraktor (Astro
Es gibt helle und leicht beobachtbare PN Physics) f = 600 mm. Das Bild entstand am 22./23.01.2006 in Much (Bergisches
wie NGC 1514, 6543 oder 7662, deren Land). Mit einer SBIG ST-10 XME und Astronomik-Filtern (Typ II) wurde belich-
Flächenhelligkeit so hoch ist, dass man mit tet: L = 4 x 300 s ohne Binning, Hα = 40 x 300 s (!), auch ohne Binning, G und B je
Teleskopen um 25 bis 40 cm Öffnung und 3 x 300 s mit 2-fachem Binning.
genügend großer Austrittspupille schon
Farben sehen kann. Andererseits gibt es der drei Fachgruppenleiter ergab sich Treffen 2006 im Rahmen eines Vortrages
auch viele Exemplare für ausgedehnte, die „große Liste“ von 30 Planetarischen vorgestellt (P. Riepe). Zahlreiche Astro­
lichtschwache PN mit Flächenhelligkeiten Nebeln. Die Teilnehmer des Deep-Sky- fotografen (darunter nicht nur Fachgruppen­
nahe an der Grenze zur Himmelshelligkeit. Treffens 2005 in Bebra wählten daraus mitglieder) waren am Projekt beteiligt.
Da werden dann visuelle Beobachtungen 10 Objekte für die endgültige Projektliste Allerdings empfinden wir es als schade,
äußerst schwierig und Farbfotografien eine (Tab. 1). Vom Sommer 2005 an lief das dass von der Fachgruppe CCD-Technik
zeitaufwändige Geduldsprobe, weil sehr Gemeinschaftsprojekt „Planetarische bisher noch niemand einen Beitrag zum
lange Belichtungszeiten gefragt sind. Die Nebel“ ein Jahr lang. ursprünglich gemeinsamen Projekt beige-
Abell-Nebel sind solche Beispiele. Die ersten astrofotografischen Projekter­ steuert hat. Andererseits gibt es nun etliche
Aus den ersten Zusammenstellungen gebnisse wurden auf dem Deep-Sky- Ergebnisse der „beobachtenden Zunft“.
Nachfolgend eine Liste zu den astrofoto-
grafisch erreichten Planetarischen Nebeln
des Gemeinschaftsprojekts (Tab. 2).

Stefan Binnewies gelang als einzigem


Astrofotografen eine Aufnahme von A
31, dazu noch in Farbe (Abb. 1). Das
Objekt ist sehr ausgedehnt und von der

Abb. 2:
JnEr1, Aufnahme vom 29.01.2006;
Stefan Binnewies setzte auch hier einen
105-mm- Refraktor (Astro Physics)
mit f = 600 mm ein, in Verbindung
mit einer SBIG ST-10 XME und
Astronomik-Filtern (Typ II). Wieder
war Much im Bergischen Land der
Aufnahmeort. Das Luminanzbild
wurde 12 x 300 s ohne Binning belich-
tet, RGB je 12 x 300 s bei 2-fachem
Binning.
VdS-Journal Nr. 22
P l a n e t a r i sc h e Nebe l 7

Abb. 3a: Mit derselben instrumentellen Ausrüstung wie in Abb. 1 und 2 nahm Stefan Binnewies am 28./29.01.2006 Abell 21 auf.
Belichtungszeiten: L = 2 x 300 s (ohne Binning), Hα = 26 x 300 s(!) ohne Binning, G und B jeweils 4 x 300 s (2-faches Binning).
Abb. 3b (rechts): Negativbild von Abell 21. Daten wie in Abb. 3a.

Flächenhelligkeit her ziemlich licht- Ferner schaffte Stefan Binnewies aus der uns allerdings gewünscht, dass auch mehr
schwach. Daher muss er belichtet werden, „großen Liste“ JnEr1 (Abb. 2) sowie A 21 Einsteiger die Chance ergriffen hätten,
belichtet, belichtet ... Und dennoch gibt es (Abb. 3a) in Farbe, den ersten mit einem unseren Aufrufen zur Projektbeteiligung
mit [OIII]-Filter bei gutem Himmel visu- schönen grünlichen Innenbereich, letzteren zu folgen. Offensichtlich gibt es dort doch
elle Beobachtungsmöglichkeiten (siehe mit einem bisher nie gesehenen Außenhalo mehr Zurückhaltung als man glauben
Projekt „Große Planetarische Nebel“, in invertierter Darstellung (Abb. 3b). Jörg mag.
Jens Bohle). Die abgebildete Struktur Zborowska konnte A 21 ebenfalls in Farbe
von A 31 zeigt klare Schalen. Wenn die abbilden, und das mit längerer Brennweite Wir beginnen in dieser Ausgabe des VdS-
Beobachtbarkeit im Lichte des doppelt (siehe Titelbild). Journals mit den beiden PN NGC 6781
ionisierten Sauerstoffs gegeben ist, dann und Simeiz 22. Die Serie wird dann in den
sollte bei noch längeren Belichtungszeiten Das Projekt hat allen Beteiligten, denen folgenden Ausgaben fortgesetzt, bis alle
auch die blaugrüne Farbe des Nebels durch- wir an dieser Stelle ganz herzlich dan- Ergebnisse – Aufnahmen und Zeichnungen
kommen! Wer macht sich an diese Arbeit? ken, großen Spaß gemacht. Wir hätten – vorgestellt sind.

Nr. Objekt PN G RA (2000) Dek mp (mag) d (arcsec) Anmerkungen


1 Simeiz 22 128.0–04.1 01 30 40 +58 22 00 ? 340 faserige Struktur im Südwestteil
2 NGC 1514 165.5–15.2 04 09 17 +30 46 35 10 132 rund, Z-Stern 9.4 mag
3 NGC 2371-2 189.1+19.8 07 25 35 +29 29 36 13.0 44 mit Henkeln, Z-Stern 14.8 mag
4 A 31 219.1+31.2 08 54 13 +08 53 59 12 970 Südrand relativ helle Schale
5 A 39 047.0+42.4 16 27 33 +27 54 35 13.7 174 schwach, kreisrund
6 NGC 6781 041.8–02.9 19 18 28 +06 32 23 11.8 108 erinnert an Helixform
7 NGC 6826 083.5+12.7 19 44 48 +50 31 30 9.8 25 Blinking PN, Halo, Henkel
8 M 27 (Halo) 060.8–03.6 19 59 36 +22 43 01 7.6 402 (900) Halo visuell zu schaffen?
9 NGC 7008 093.4+05.4 21 00 33 +54 32 29 13.3 86 in Farbe besond. lohnenswert
10 NGC 7139 104.1+07.9 21 46 10 +63 47 15 13 77 geschlossener, faseriger Ring

Tab. 1: Die Objekte zum Projekt (oben) Tab. 2: Am Projekt beteiligte visuelle Beobachter (unten)

Name, Vorname Teleskop Objekte (Nr.)


Hermann, Roland 21-Zoll-Newton 2/5/6/7/8/9/10
Schoenball, Martin 10-Zoll-Newton 1/2/3/4/5/6/7/8/9/10
Glahn, Uwe 16-Zoll-Newton 1/2/3/4/5/6/7/8/9/10
Kohler, Georg 6- und 8-Zoll-Newton 2/6/7
Kutschera, Walter 20-Zoll-Newton 2/3/4/6/7/8/9
Weiss, Christian 18-Zoll-Newton 7/8
Scheele, Gerhard 4,5-Zoll-Newton und 16-Zoll-Ritchey-Chrétien-Teleskop 1/2/3/4/5/6/7/8/9
Kafalis, Stathis 24-Zoll-Newton 1/4/5
Spitzer, Daniel 4,5-Zoll-Newton, 8-Zoll-Schmidt-Cassegrain 7/8
Kurczveil, Géza 8-Zoll-Newton 5
Bohle, Jens 20-Zoll-Newton 7/8/9/10
Richardsen, Frank 20-Zoll-Newton 1
Töpler, Rainer 14,5-Zoll-Newton 1/2/3/6/7/8/9/10
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8 P l a n e t a r i sc h e Nebe l

Name, Vorname Teleskop, Kamera Objekte (Nr.)


Banik, Gundbert; Mündlein, Ralf; 350-mmRCT f/10 mit SBIG ST-8 XME 6/9
Nürnberger, Reinhard
Binnewies, Stefan Refr. 105 mm / 600 mm, SBIG ST-10XME 4/8
Celnik, Werner E. 500-mm-Newton f/5 der Sternwarte Kirchheim sowie SBIG ST-8 10
Flach-Wilken, Bernd; Wendel, Volker Schiefspiegler 300mm / 6000 mm, 400-mm-Hypergraph f/8,
380-mm-Newton f/4,5 sowie SBIG ST-10XME und ST-6303 1/2/7/9
Gährken, Bernd 800-mm-Hypergraph der Volkssternwarte München mit Watec 2/6/7
Koch, Bernd Astro Physics Starfire 130 mm EDFS f/6 mit Korrektor f/6,7
und Hutech Canon EOS 20D 1
Maurer, Thomas Takahashi FS-128 mit SBIG ST-10 XE 8
Pöpsel, Josef; Behle, Beate 60-cm-Hypergraph f/8, SBIG ST-10XME 6
Roesner, Jürgen 12,5-zölliger Newton f = 1500 mm und Canon EOS 10D 9/10
Rörig, Andreas Celestron 11 und SBIG ST-10XME 2/5/6/9/10
Schmidt, Hannes LX 200 16“ SC f/10 mit Starlight Xpress MX 916 5/7
Schräbler, Sighard 60-cm-Hypergraph mit Canon EOS 20Da 9
Wallner, Bernd 60-cm-Hypergraph 8/9
Zborowska, Jörg Celestron 14, 14-Zoll-Hypergraph f/8 und OES MegaTek 1/2/3/5/6/7/8/10

Tab. 3: Am Projekt beteiligte Astrofotografen

Herschel, Uranus und die


Planetarischen Nebel
von Wolfgang Steinicke

Abb. 1:
Uranus (links) und NGC 3242 (“Ghost
of Jupiter”)

Planetenscheibchen, von Uranus nur durch


die fehlende Bewegung zu unterscheiden.
Dieses Aussehen war auch Grundlage für
Herschels Klasse V.“ (korrekt: „Klasse
IV“). Wolfschmidt [6]: „Herschel führte
für diese Objekte den Namen ‚planetary
nebulae’ ein, weil ihn das Aussehen an den
Planeten Uranus erinnerte.“

Entdeckung des Uranus und der


Planetarischen Nebel
Am 13. März 1781 fand William Herschel
Wahrscheinlich hat das Aussehen von Beispielhaft einige Zitate. Hynes [2]: Uranus (von ihm „Georgium Sidus“
Jupiter und Uranus William Herschel bei ”Herschel gave the name ‘planetary genannt) mit einem 6,2“-Newton, hielt das
der Bezeichnung „planetary nebula“ für nebulae’ to the fourth category of objects Objekt aber zunächst für einen Kometen
Objekte seiner Klasse IV inspiriert (Abb. because their small, well defined, some- [7]. Kurz darauf beschrieb er dessen
1). Doch wird Uranus, 1781 von ihm ent- times greenish disks reminded him of Erscheinungsbild [8]: “Comet appeared
deckt, explizit genannt? In der Literatur the appearance of Uranus.”. Hirshfeld perfectly sharp upon the edges, and extre-
wird immer wieder von einer Verbindung & Sinnott [3]: “Herschel invented the mely well defined” (6.4.1781). Für einen
Herschel-Uranus-Planetarische Nebel term to describe the class of faint circular Kometen war dies ungewöhnlich und bald
gesprochen, dabei wird auch die ähnliche objects, whose greenish glow reminded war klar, dass es sich um einen neuen
Farbe von Uranus und einiger PN (ich him of the disk of the planet Uranus.”. Planeten handelt. Zur Farbe notiert er:
benutze diese Abkürzung für den moder- Deer [4]: “He called this class ‘planetary “of the colour of Jupiter” (22.10.1781)
nen, physikalischen Begriff) ins Feld nebulae’, for they vaguely resembled the und „Planet unexpectedly appeared blu-
geführt. Anhand von Herschels Berichten greenish disk of his recently discover- eish” (2.10.1782). Uranus erschien als
habe ich versucht, Belege für eine solche ed planet Uranus.”. Stoyan [5]: „Viele gleichmäßig helle, gelb-weiße oder bläu-
Verbindung zu finden [1]. Objekte erschienen im Teleskop wie matte liche Scheibe mit scharf definiertem Rand.
VdS-Journal Nr. 22
10 P l a n e t a r i sc h e Nebe l

Angesichts dieser Beschreibung klingt es ein­zu­ordnen waren. Als Beispiele nennt er


einleuchtend, dass Herschel Nebel, die ein NGC 7009 = IV 1 (“has much of a planeta-
Erscheinungsbild wie Uranus zeigen, als ry appearance, uniform brightness”), NGC
„planetary“ bezeichnete. 7662 = IV 18 (“round, bright, pretty well
defined planetary disk”) und NGC 1535 =
Die entscheidende Anregung für Herschel, IV 26 im Eridanus (“very bright, elliptical
sich intensiv mit „Nebeln“ zu befassen planetary, ill defined disk”), entdeckt am
war der Messier-Katalog. Im Dezember 1.2.1784. Mit “planetary” charakterisiert
1781 überreichte ihm William Watson ein Herschel demnach Objekte, die als ova-
Exemplar – eine willkommene Gelegenheit, les/rundes Scheibchen mit klar definiertem
die überlegene Leistung seiner Teleskope Rand und homogener Helligkeitsverteilung
zu demonstrieren. Nicht entgangen ist ihm erscheinen.
der Eintrag Nr. 57, der Ringnebel in der Abb. 2:
Leier, heute das Paradebeispiel eines PN. Herschels Skizze von M 57: „a perfora-
Messier zitiert Antoine Darquier, der das ted ring of stars“
Objekt am 31.1.1779 entdeckt hatte: „fort
terme, mais parfaitement terminée; elle brightness”. Auch hier taucht der Begriff
est grosse comme Jupiter & ressemble à „planetary“ nicht auf, ebenso fehlt ein
une Planète qui s’éteindroit“ („sehr matt, Hinweis auf die bläuliche Farbe. Wenige
aber perfekt begrenzt, er ist groß wie Tage später, am 30.9.1782, „entdeckte“
Jupiter und ähnelt einem verlöschenden Caroline Herschel M 27 (Hantelnebel)
Planeten“). Herschels erste Beobachtung mit ihrem 10,7 cm-Newton. Ihr Bruder
ist vom 29.8.1782. Im 6,2-Zöller erschien William notiert dazu: “very curious with
ihm M 57 “extremely curious“ (Abb. 2); a compound piece; when comparing its Abb. 3:
von „planetary“ ist keine Rede. place with Messier‘s nebulae, we find it Der “Saturnnebel” NGC 7009
is his 27”.
Am 7.9.1782 entdeckte Herschel seinen Herschels Klasse IV „Planetary
ersten Nebel – zufällig ein PN. Mit dem Da auch M 27 nicht als „planetary nebula“ Nebulae”
„small 20ft“ stand ihm ein 12“-Newton bezeichnet wird, stellt sich die Frage, wann Herschel publizierte drei Kataloge, in
(f/20) zur Verfügung. Das Objekt ist dieser Begriff das erste Mal bei Herschel denen die von ihm gefundenen Objekte in
NGC 7009 (Abb. 3) im Wassermann, der auftaucht. Dies ist am 6.10.1784, anläss- 8 Klassen unterteilt sind, jeweils sortiert
„Saturnnebel“ (1849 von Lord Rosse so lich seiner Entdeckung von NGC 7662 nach dem Entdeckungsdatum [10]. Die
bezeichnet). Es wird 1786, in seinem ers- in Andromeda: „wonderful bright, round Klasse IV enthält insgesamt 78 Objekte
ten Katalog, als IV 1 bezeichnet; das 1. planetary, pretty well defined disk, a little [11]: Nr. 1-29 finden sich im ersten, Nr.
Objekt seiner Klasse IV „planetary nebu- elliptical“. Die Farbe des heute als „Blue 30-58 im zweiten und Nr. 59-78 im dritten
lae“. Herschel notiert: “curious Nebula or Snowball“ bezeichneten PN bemerkte Katalog (Abb. 5). Sie ist überschrieben
Comet [...] a little oval and nearly of equal er nicht (Abb. 4). Dabei stand ihm seit mit: „Stars with burs, with milky cheve-
Oktober 1783 mit lure, with short rays, remarkable shapes,
dem „large 20ft“ sein &c”. Herschel geht damit über seine Ende
Standardinstrument, 1784 gegebene Charakterisierung hinaus.
der 18,7“-Newton Vielleicht war es zunächst sein Wunsch,
(f/12,6), zur nur „planetenartige Scheibchen“ aufzuneh-
Verfügung. men. Die Formenvielfalt der entdeckten
Objekte zwang ihn wohl dazu, die Klasse
Erstmals erläutert IV als Sammelbecken für alles zu benut-
wird der Begriff zen, was in kein Schema passte. In seinen
in Herschels Ende Beschreibungen verwendet Herschel den
1784 verfasster Begriff „planetary“ explizit nur bei 15
Schrift „On the Objekten: 10 davon sind echte PN, der
Construction of the Rest sind Galaxien. Man muss also zwi-
Heavens“ [9]. Zu schen „planetary nebulae“, als Mitglieder
Beginn des Kapitels der Klasse IV, und den explizit als „plane-
„Planetary Nebulae“ tary“ bezeichneten Objekten (d.h. plane-
heißt es: „a few hea- tenartige Scheibchen) unterscheiden! Nur
venly bodies, that letztere haben etwas mit PN zu tun. Darauf
from their singular hat d‘Arrest 1855 hingewiesen [12]: „Es
appearence leave ist irrig, wenn alle 78 Nummern dieser
me almost in doubt vierten Klasse, wie es in den neueren
where to class them” Lehrbüchern noch bisweilen geschieht, für
Abb. 4: – besondere Objekte Planetarische Nebel gehalten werden.“
Der “Blue Snowball” NGC 7662 also, die schwerlich
VdS-Journal Nr. 22
P l a n e t a r i sc h e Nebe l 11

Abb. 5 (links):
Statistik der Entdeckung von
Herschels Klasse IV-Objekten (mit
Beobachtungsorten, Objektnummern
und Teleskopen)

Abb. 6 (unten links):


Verteilung der Klasse IV-Objekte nach
Typen

Abb. 7 (unten rechts):


PN in anderen Herschel-Klassen

Technische Daten in Kurzform:


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Das Bino wird mit zwei Okularen mit 20facher Ver-
okularen Beobachtung. Bisherige Modelle konnten 80mm;
größerung ausgeliefert (f=26mm, abs. Gesichtsfeld
uns in puncto Schärfeleistung, Bildfeldausleuch- Aus-
2,24°). Sie können jedoch jedes beliebige 1¼" Okular
tung oder auch mechanischer Verarbeitung keines- tritts-
verwenden und somit die Vergrößerung selbst bestim-
falls überzeugen. Dieses äußerst ro- pupille 4mm; Ge-
men! Scharfstellen erfolgt durch sattes, geschmeidi-
buste Glas bietet eine optische sichtsfeld 2,24°; Abstand
ges Drehen der beiden Okularhülsen. Bewußt wurde
Leistung, die man sonst von der Austrittspupille
die wertvolle Optik dieses Glases in ein einziges
erheblich teureren Instru- 19mm; Verstellung +/-
Gehäuse aus dickwandigem Metall integriert – das
menten her kennt! 5 Dioptrien; Augenab-
Ergebnis ist eine enorme Kollimations-Stabilität (Justa-
stand 56mm bis 74mm;
ge-Stabilität)!
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12 P l a n e t a r i sc h e Nebe l

Die Klasse IV ist sehr inhomogen besetzt: PN in Centaurus (Abb. 8). Zu seinem (1781)
Sie enthält nur 20 echte PN (Abb. 6). Katalogeintrag (h 3365) notiert er [13]: [8] Herschel, W., PT 73, 4 (1783)
Darunter NGC 1514 (VI 69) im Stier: „perfectly round; very planetary; colour [9] Herschel, W., PT 75, 213 (1785)
„A most singular phenomenon!”. Für fine blue; [...] very like Uranus, only about [10] Herschel, W., PT 76, 457 (1786) ; 79, 212
Herschel war dies, wegen der Dominanz half as large again and blue”! Hier passt (1789); 92, 477 (1802)
des „Zentralsterns“, aber kein „planeta- alles zusammen: „planetary“, blaue Farbe, [11] Von John Herschel wurde noch IV 79 =
ry“ sondern ein „star with atmosphere“. Aussehen von Uranus. Er entdeckte noch M 82 hinzugefügt. Die Geschichte dazu
Beispiele für „Fremdkörper“ sind IV 41 weitere Objekte dieser Art. Bei NGC 2867 erscheint demnächst in SuW.
= M 20 (Trifidnebel), IV 50 = NGC 6229 (h 3163) in Carina glaubte John Herschel [12] d‘Arrest, H. L., Resultate aus
(Kugelsternhaufen) oder IV 61 = M 109 am 1.4.1834 einen neuen Planeten gefun- Beobachtungen der Nebelflecke und
(Galaxie). Dies zeigt deutlich, wie pro- den zu haben: “just like a small planet”. Sternhaufen, Abh. K. Sächs. Ges. Wiss.
blematisch die Zuordnung PN-Klasse IV- Bereits am Folgetag war klar: “has not III, 293 (1856)
„planetary“ ist. PN kommen übrigens auch moved perceptibly and is therefore not a [13] Herschel, J., Results of Astronomical
in Herschels Klassen I bis VI vor (Abb. 7), planet” (die Geschichte ist Gegenstand Observations made during the Years
z.B. NGC 7008 = I 192 („bright nebula“), eines Briefes an W. R. Hamilton vom 1834, 5, 6, 7, 8 at the Cape of Good
NGC 246 = V 25 („large nebula“) oder 13.6.1836 [14]). Zur Definition der „pla- Hope, Smith, Elder & Co., London 1847
NGC 6804 = VI 38 („rich cluster“). netary nebulae” schreibt er später: „They [14] Jahn, G. A., Geschichte der Astronomie
have, as their name imports, exactly the vom Anfange des neunzehnten Jahr­
Wo wird Uranus erwähnt? appearance of planets“ [15]. hunderts bis zum Ende des Jahres 1842,
Diese Frage ist weiterhin offen. Damit Leipzig 1844, S. 79f
zusammenhängend: Wo hat Herschel Farbe John Herschel war auch der erste, der [15] Herschel, J., A Treatise on Astronomy, Lea
gesehen? Es finden sich nur zwei Fälle. definitv Farbe bei PN sah. So beschreibt & Blanchart 1842, §623
NGC 2467 (IV 22) in Puppis, entdeckt am er NGC 7009 und NGC 7662 (in Slough)
9.12.1784: „faint red color visible“ (dies ist als „light blue” bzw. “blueish white“ und
allerdings kein PN sondern ein Sternhaufen NGC 3242 (am Kap) als „sky-blue“. Es
mit Emissionsnebel) sowie NGC 3242 (IV drängt sich die Frage auf, warum William
27), entdeckt am 7.2.1785: ”planetary disk Herschel diese Farben nicht bemerkt hat;
ill defined, but uniformly B. [bright] the seine spärlichen Äußerungen dazu klin-
light of the color of Jupiter”. Dieser PN gen nicht sehr fundiert. Immerhin benutz-
in der Hydra wird heute als „Ghost of ten Vater und Sohn nahezu baugleiche
Jupiter“ bezeichnet (Abb. 1). Angesichts Teleskope. War William vielleicht (astro-
von Objekten mit bläulichem oder blau- nomisch) farbenblind? Vielleicht eine
grünlichem Aussehen [OIII]-Emission ist Frage des Alters, denn mit den Jahren
NGC 3242 ein eher schwacher Kandidat. kann die Farbwahrnehmung bei schwa-
Immerhin ist hier „Jupiter“ genannt. Von chem Licht nachlassen. Zu Beginn seiner
Uranus fehlt dagegen jede Spur! Beobachterkarriere, als er 1782 seinen
ersten PN entdeckte (NGC 7009), war er
Aufgrund von Herschels Notizen und bereits 44. Sein Sohn war bei demselben
Publikationen lässt sich feststellen: Objekt 11 Jahre jünger. Abb. 8:
• Herschel war Darquiers M 57- NGC 3918: John Herschels „Uranus”
Beschreibung („verlöschender Planet“)
bekannt; für ihn war M 57 allerdings Literatur Zwei dolle Typen
kein „planetary“.
• Das planetenartige Aussehen hat ihn [1] William Herschels Originalaufzeich­
sicher bei der Kreation des Begriffs nungen sind im Besitz der Royal Astrono­
„planetary nebula“ inspiriert. mical Society, London (auf CD erhältlich)
• An keiner Stelle wird Uranus explizit [2] Hynes, S. J., Planetary Nebulae, Willmann-
als Vorlage genannt. Dessen Farbe Bell 1991, 43
spielte keine Rolle. [3] Hirshfeld, A., Sinnott, R. W., Sky
• Herschels Klasse IV ist sehr inhomogen Catalogue 2000.0, Vol. 2, Sky Publ. Corp.
und enthält nur 25% echte PN. 1985, xxviii
Er ist also nicht Urheber der zitierten [4] Deer, C. A., A History of the Study of
Verbindung Uranus/PN. So plausibel dies Planetary Nebulae and Basic Models of
auch klingen mag, es ist eine moderne Their Formation, ftp://ftp.seds.org/pub/
Legende. Doch woher stammt sie? Ich info/newsletters/ejasa/1994/jasa9402.txt
behaupte: Nicht William ist der Täter son- [5] VdS-Fachgruppe Deep Sky (Hrsg.),
dern sein Sohn John! Praxishandbuch Deep Sky, Kosmos-
Verlag 2004, 41
Am 3.4.1834 entdeckte John Herschel am [6] Wolfschmidt, G., Milchstraße Nebel „Was waren das denn für zwei Typen?“
„Ach ... die haben das rote Licht aus
Kap der Guten Hoffnung mit seinem 18,7“- Galaxien, Oldenbourg 1995, 19 unserer Tür fallen sehen und da haben sie
Reflektor NGC 3918, einen 8,1 mag hellen [7] Herschel, W., Phil. Trans. (PT) 71, 492 mal geklingelt!!!“
VdS-Journal Nr. 22
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Formen Planetarischer Nebel


von Rainer Töpler

Am Lebensende eines Sternes von 0,8 bis Abb. 1:


8 Sonnenmassen, das heißt mit Erlöschen Der anfängliche PN
der Kernfusionsprozesse steht in der ist deutlich bipolar
Regel ein Planetarischer Nebel, der einen ausgeprägt. Man
Weißen Zwerg umgibt. Die Existenzdauer erkennt die äquatoriale
des Nebels beträgt etwa 30000 Jahre, Materiescheibe, die
was im Vergleich zu einem Sternenleben noch nicht durchio-
von mehreren Milliarden Jahren sehr nisiert ist und deswe-
wenig ist. Leider ist diese Zeit immer gen als dunkles Band
noch viel zu lang, um innerhalb eines auffällt. Temporäre
Menschenlebens die gesamte Entwicklung Ausströmungen erzeu-
eines PN zu verfolgen. Deswegen kommt gen spiralige Muster.
es einem Puzzlespiel gleich, aus den
Erscheinungsbildern vieler Einzelobjekte
den repräsentativen Lebensweg eines Abb. 2:
Modellnebels zu konstruieren. Die äquatoriale
Erschwerend kommt zum einen hinzu, Scheibe wird lang-
dass es verschiedenste Einflüsse auf die sam durchionisiert.
Formbildung gibt, die zum Teil bis heute Wegen der höhe-
unbekannt oder wenig verstanden sind ren Materiedichte,
und die von Mutterstern zu Mutterstern beginnt der PN auf
manchmal erheblich variieren. Zum ande- dieser Ebene am
ren können wir uns Planetarische Nebel stärksten zu leuch-
immer nur von einer Seite aus anschauen ten. Er weitet sich
und sie nicht im Raum vor uns rotieren. auf. Eine Schockfront
So kann es sein, dass sehr unterschiedlich deutet sich an.
erscheinende PN sich in Wirklichkeit vor
allem durch ihre relative Raumlage zu uns
unterscheiden. Abb. 3:
Um dies zu verdeutlichen sei hier ein Nur die elliptische
Modell gegeben, welches einmal die Form erinnert noch
räumliche Lage des Objektes berück- an die äquatoriale
sichtigt, zum zweiten noch die zeitliche Scheibe. Der schnelle
Entwicklung aufzeigt. Sternwind erzeugt
eine zweite, innere
Modell der Formbildung eines Schockfront. Polare
Planetarischen Nebels Blasen weiten sich
(nicht maßstäblich). auf. Niedrig ioni-
Von links nach rechts sind jeweils gegeben: sierte Knoten hoher
- polare Ansicht Geschwindigkeit
- ca. 45° gedreht leuchten rot in der
- äquatoriale Ansicht H-alpha Linie.

Wie man sieht, werden mit diesem Modell Abb. 4:


schon viele Formen Planetarischer Nebel Je weiter sich der
zumindest annähernd erklärt. PN aufweitet, um so
Ohne eine genaue zeitliche Einordnung mehr verdünnt sich
zu versuchen, kann man viele bekann- seine Materie. Die
te Planetarische Nebel hier wiederfinden, klaren Formen der
was auch oft für visuelle Beobachter nach- Schockfronten wei-
zuvollziehen ist. Hier einige Beispiele, chen langsam auf.
die alle am 36cm Newton bzw. 20cm
SCT (IC5148 und NGC 6302) gezeichnet
wurden:
In diesem Verlauf sieht man sehr schön
die Drehung der bipolaren Form des PN
im Raum. Ältere, sich auflösende PN sind

VdS-Journal Nr. 22
14 P l a n e t a r i sc h e Nebe l

für visuelle Beobachter oft schwierige Abb. 5:


Kandidaten, da sie sehr flächenschwach Nach etwa 30.000 Jahren ist
sind. Deswegen hier nur zwei Beispiele. der Spuk schon fast vorbei.
Die vermutlich vorherrschende, bipolare Nur noch ein schwacher
Ausgangsform von Planetarischen Nebeln Nebelhauch ist im Sternfeld
ist besonders bei jüngeren Exemplaren vor- auszumachen. Seine Form
herrschend. Bei Objekten wie NGC 7027 kann nun schon stark von
ist sogar das absorbierende Staubband gut interstellarer Materie beein-
erkennbar. flusst werden. Bald wird ein
Zentralstern als einsamer
Weißer Zwerg unauffällig im
Sterngewimmel verglimmen.

IC 3568 NGC 2392 PK 64+5.1 IC 4593 NGC 6826

NGC 654 NGC 6720, M57 NGC 6853, M27 NGC 7027 IC 2149

Viele PN zeigen eine ausgeprägte cken. Hier treffen wir auf sogenannte FLIER (fast, low ionisation
Doppel­schalenstruktur. Die inne- emission regions - schnelle, niedrig ionisierte Emissionsgebiete).
re Schale ist dabei deutlich heller In PN wie NGC 7009 treten sie noch prominenter als Knoten an
als die äußere und entsteht durch den verlängerten Spitzen des PN in Erscheinung.
einen heißen, schnellen Sternwind, So kann man mit Amateur­mitteln die verschiedensten Aspekte
der die vorher ausgestoßene, lang- dieser interessanten Himmelobjekte beobachten. Ob visuell oder
same Materie aufpflügt und eine fotografisch bzw. mit digitaler Technik bietet sich ein breites
Schockfront bildet. Die äußere Spektrum an Möglichkeiten.
Schale wird als Krone (engl. crown) Wer sich für noch umfassendere Informa­tionen zum Thema
NGC 6302 bezeichnet. Planetarische Nebel interessiert sei auf das Buch „Planetarische
Am letzten Beispiel, NGC 7662, Nebel verstehen und beobachten“ vom Autor dieses Artikels hin-
sehen wir noch eine besondere Struktur. Die äußeren Kanten der gewiesen, welches kostenlos auf der Homepage der FG-Deep-Sky
Krone leuchten teilweise etwas heller auf. Auch in NGC 7008 der VdS unter http://deepsky.fg-vds.de/download.htm geladen
kann man an den Außenkanten der Bögen solche Details entde- werden kann.

IC 5148 PK 205+14.1

NGC 6891 NGC 7662

NGC 7008 NGC 7009


VdS-Journal Nr. 22
P l a n e t a r i sc h e Nebe l 15

Planetarische Nebel für Anfänger oder:


erste Begegnungen mit M 57 im Sternbild Leier
von Karl-Peter Julius
Der Ringnebel in der Leier –
ein „leichtes“ Objekt
Auf der Suche nach geeigneten, „einfach“
aufzufindenden Beobachtungsobjekten
stößt der Anfänger unweigerlich auf M
57, den Planetarischen Nebel im Sternbild
Lyra. Die in populärwissenschaftlichen
Magazinen und Büchern abgebildeten
Farbaufnahmen zeigen eindringlich die
faszinierende Schönheit des Ringnebels
und selbst Fotos oder Zeichnungen in
Schwarz-Weiß lassen erahnen, dass es
sich bei diesem Objekt um etwas ganz
Besonderes handeln muss, „eben die letz-
ten sichtbaren Überreste eines sterbenden
Sterns. Attraktiv erscheint M 57 aber auch
deswegen, weil er relativ leicht auffind-
bar sein soll: Folgt man den zahlreichen Abb. 1:
Aufsuch-Tipps, dann braucht man sich Position von M 57
bei der Suche nach dem Ringnebel nur an
Gamma Lyr (= arab. Sulafatì) und Beta Lyr dunkel und angesichts der Leichtigkeit, Qualität einer Folter. Irgendwie gelang es
(= arab. Sheliakì) orientieren, um exakt mit der angeblich auch Anfänger in den mir dann doch, Wega in die zum Glück
zwischen diesen beiden Sternen auf M 57 Genuss des Ringnebels sollten kommen mit einem 90-Grad Prisma bestückten
zu treffen. Dabei ist das Sternbild Lyra können, ließ ich Kartenmaterial und Hauptoptik zu bekommen, sodass die
wegen der hell strahlenden Wega ohnehin Aufsuchhilfen im Hause und begann ohne Fahrt zu Beta Lyr, der ersten Station auf
schnell am Sommerhimmel ausgemacht. längere Adaptionszeit (warum auch?) dem Weg zu M 57, beginnen konnte. Das
Und auch ein Großstadt-Astronom wie sofort damit, Wega im Sucherfernrohr ein- Sternbild der Leier hatte ich mir gut ein-
ich es bin wird ermutigt, sich an die- zustellen. Bereits das war leichter gesagt geprägt, Sheliak musste „irgendwo links
sen Planetarischen Nebel heranzuwagen; als getan, denn bei zenitnahen Objekten unterhalb von Wega stehen. Doch die
trotz seiner relativ geringen Helligkeit von sind Manöver mit meinem kleinen, parallel Reise mit dem 25 mm Okular (= 40-fache
rund 9 Magnituden kann ihm, so liest zur Hauptoptik angebrachten Sucher eine Vergrößerung) gestaltete sich schwieriger
man häufig, selbst ein lichtverschmutzter ausgesprochen anstrengende Prozedur. als angenommen, da ich unterwegs auf
Stadthimmel nur wenig anhaben. Ich musste mich tief unter den Tubus eine ganze Reihe von Sternchen traf, bei
legen und mit beiden Armen auf dem denen jedes Sheliak sein konnte. Oder war
Ein erster Versuch Rasen abstützen, um einen Blick durch das ich bereits bei „Sulafatì“, also Gamma
Motivation genug, mich bei nächster Sucherfernrohr zu erhaschen. Dabei stand Lyr, angelangt? Schwer zu sagen, irgend-
Gelegenheit mit meinem Vierzoll-Refraktor ich erheblich unter Zeitdruck, denn ein län- wie schienen mir die Angaben in den
auf die Suche nach M 57 zu machen. Eine ger andauerndes Absuchen des Himmels Sternenkarten eindeutiger zu sein als die
Frühsommernacht schien mir ausreichend hätte angesichts dieser Körperhaltung die erblickte Realität. Also wieder zurück zur
16 P l a n e t a r i sc h e Nebe l

Bild eines Sterns handeln, sondern musste


eben jener Ringnebel sein, an dem ich
bei meinem ersten Versuch so kläglich
scheiterte. Innerhalb des Nebels erkannte
ich keine Strukturen, ganz zu schweigen
von einem Zentralstern. Das Bild, das sich
mir bot, zeigte dafür aber sehr deutlich,
warum ihn sein Entdecker, der Franzose
Antoine Darquier, als „planetarischen
Nebel“ bezeichnete und damit 1779 eine
Objektklassifizierung ins Leben rief, die
bis heute Gültigkeit besitzt. Wie Darquier
erinnerte auch mich seine kreisrunde und
randscharfe Form ein bisschen an Jupiter
oder Mars „ nur dass der Blick auf ihn durch
einen hauchdünnen Vorhang verschleiert
Abb. 2: war. Ich wechselte zum Sucherfernrohr
Zeichnung von M 57 und erkannte dort, dass das Fadenkreuz
tatsächlich zwischen Gamma und Beta
Wega, dann erneut abwärts und das öst- Fernrohrs. Ich kann sie jedem Anfänger Lyr zentriert war (vgl. Abb 1). Ich notierte
liche Sternenfeld abgesucht. Oder sollte nur dringend ans Herz legen, weil sich dies in meinem Beobachtungsbuch,
ich lieber den westlichen Teil absuchen? dadurch viele der anfänglich auftretenden damit mir der Ringnebel bei den nächs-
Mein Zenitprisma lieferte mir ja ein sei- Orientierungsprobleme in Luft auflösen. ten Beobachtungen nicht mehr entwischen
tenverkehrtes Bild, sodass ich bei der Wahl Zwar erfordert der Einblick in das Prisma konnte. Der Versuch, durch den Einsatz
der Himmelsrichtung umdenken musste. des Suchers eine gewisse Gewöhnung, höherer Vergrößerungen Einzelheiten
Schließlich verlor ich bei dem ganzen weil ich die Beobachtungsobjekte nun des Nebels zu erkennen, war hingegen
Hin und Her völlig die Orientierung und nicht mehr parallel zum Sucherfernrohr erfolglos, da M 57 schon bei 100-fach
eigentlich war nun dringend ein Neustart in den Blick nehmen kann, sondern direkt seine Randschärfe verlor und zunehmend
mit dem Sucherfernrohr erforderlich. mit dem Sucher ansteuern muss. Auch verschwamm. Vielleicht könnte hier ein
Dagegen sperrte sich jedoch erfolgreich das Fokussieren der Hauptoptik wird [OIII]?-Filter hilfreich sein. Mit meinen
mein Körper: nicht noch einmal diese durch das höhere Gewicht des größeren beschränkten Möglichkeiten bot sich
unbequeme Position dreißig Zentimeter Suchers etwas schwieriger. Doch werden jedenfalls bei 40-facher Vergrößerung das
über dem Rasen. Astronomie sollte doch diese Nachteile meines Erachtens durch eindrucksvollste Bild von M 57 und seiner
eine entspannte Angelegenheit sein und die erheblichen Vorteile dieser Hilfsmittel Umgebung (vgl. Abb. 2).
keine zirkusreifen Verrenkungen erfordern. mehr als aufgewogen. Die zweite
Frustriert und mit der Anschaffung eines Begegnung mit M 57 fand unter eher Fazit
GoTo-Systems liebäugelnd baute ich mein ungünstigen Sichtbedingungen statt. Ein Auch vermeintlich „leichte“ oder „ein-
Instrument ab. Eines stand fest: „Leichte paar Tage vor Vollmond sorgte der „zum fache“ Objekte verlangen Sorgfalt bei
Beute“ war M 57 an diesem Abend für Glück noch tief am südlichen Horizont der Aufsuche. Sie lassen sich „jedenfalls
mich auf gar keinen Fall. stehende“ Erdplanet für eine erhebliche vom Einsteiger“ nicht im Vorübergehen
Aufhellung des Nachthimmels. Der Große oder im Schnelldurchgang entdecken.
Der zweite Versuch oder: aus Fehlern Wagen zeigte mir an, dass, wie so häufig, Hilfreich für den Anfänger ist allerdings
lernen die visuelle Grenzgröße unterhalb von 3 ein Zubehör, das die Orientierung am
Nach längerer, auch wetterbedingter Magnituden liegen musste (Delta UMa, Himmel erleichtert. Ein Amici-Prisma und
Pause bot sich Anfang September 2006 der schwächste Stern des „Kastens“, war ein ausreichend dimensionierter Sucher,
erneut Gelegenheit, den Ringnebel ins nicht zu sehen), doch zeigte sich Wega die beide dem Betrachter ein „richtiges“
Visier zu nehmen, zumal ich inzwi- von diesen Widrigkeiten unbeeindruckt. Bild liefern, sollten hier ganz oben auf der
schen mein Instrumentarium entschei- Mit dem neuen Sucher ließ sie sich ebenso Anschaffungsliste stehen.
dend verbessert hatte: Das beim Kauf leicht einfangen wie die süd-östlich ste-
des Refraktors mitgelieferte Prisma hatte henden Gamma und Beta Lyr. Ich fixierte
ich gegen ein Amici-Prisma ausgetauscht, das Sucherkreuz auf Sulafat und fuhr dann Literatur:
das ein seitenrichtiges Bild produziert mit dem Tubus bei 40-facher Vergrößerung – Ronald Stoyan, Atlas der Messier-Objekte,
und mich bei der Beobachtung vom läs- in Richtung Sheliak. Ohne Hektik und 2006, S.216 ff.;
tigen Links-Rechts-Umdenken befreit. sehr vorsichtig tastete ich mich durch – Ronald Stoyan, Deep Sky Reiseführer, 3.Auß.
Das kleine Sucherfernrohr ersetzte ich das von kleinen Sternchen durchsetzte 2004, S.184;
durch einen 6x50-Sucher, der ebenfalls Feld. Der Erfolg ließ nicht lange auf – VdS (Hrsg.), Praxishandbuch Deep Sky,
mit einem Prisma ausgestattet ist und mir sich warten, denn tatsächlich erhaschte 2004, S.41 ff.; Stoyan/Kafalis,
nun einen bequemen 90-Grad Einblick mit ich ziemlich genau auf halber Strecke ein – Stoyan, Kafalis, Der Ringnebel und seine
einem seitenrichtigen Bild bietet. Beide gräuliches Nebelßeckchen, das auch bei Mythen, interstellarum 28, S.40 ff.;
Anschaffungen bedeuteten für mich einen vorsichtigem Fokussieren neblig blieb. Es – Der Starhopper in Lyra, interstellarum 11,
Quantensprung bei der Handhabung meines konnte sich also nicht um das verwaschene S.14 ff.

VdS-Journal Nr. 22
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Der PN NGC 6781 im Sternbild Aquila


von Peter Riepe

Dieser Planetarische Nebel zählt zu den


helleren Vertretern und liegt im Feld der
sternreichen Milchstraßenwolken des
Adlers. Das macht zwar einen beson-
deren fotografischen Reiz aus, aber die
vielen Sterne behindern auch das visuelle
Wahrnehmen sehr schwacher Einzelheiten
wie z.B. der äußeren Halo-Strukuren.

Astrophysikalische Daten

NGC 6781, im ESO-Katalog von Agnes


Acker auch als PN G041.8–02.9 geführt,
ist etwa 2280 Lichtjahre entfernt [1]. Er
hat eine scheinbare Helligkeit von 11,8
mag und einen scheinbaren Durchmesser
von 108´´, was einem wahren Durchmesser
von 1,2 Lichtjahren entspricht. Das ist ein
durchaus üblicher Wert für Planetarische Abb. 1:
Nebel. Von der scheinbaren Größe her ist Zeichnung von Martin Schönball, Beschreibung im Text.
NGC 6781 damit um etwa 50% ausgedehn-
ter als der bekannte Ringnebel M 57 in der Wahrscheinlich befindet er sich in einer Zeit entsprechend viele Ausbrüche nach-
Leier. Der aber hat eine deutlich höhere Phase der allmählichen Abkühlung zum einander ereignet haben. Jeder Ausbruch
Flächenhelligkeit. Die Form von NGC Weißen Zwerg. ging mit dem Auswurf von Sternmaterie
6781 ähnelt der des wesentlich größeren einher. Der äußere Halo von NGC 6781
Helixnebels NGC 7293 im Wassermann. Entdeckt wurde NGC 6781 im Jahre 1788 hat im [NII]-Licht eine Ausdehnung von
Der Zentralstern kommt auf 15 bis 16 mag. von W. Herschel. Der PN zählt zu den 216´´ x 190´´, im [OIII]-Licht ist er mit
Er besitzt mit knapp 0,6 Sonnenmassen zahlreichen „multiple shell“-Vetretern, bei 190´´ x 162´´ geringfügig kleiner. Die
eine etwa 200-fache Sonnenleuchtkraft, denen mehrere Schalen existieren. Diese Halo-Helligkeit beträgt nur 1/500 der
seine Temperatur liegt bei 100.000 K [2]. Schalen belegen, dass sich im Laufe der maximalen Ringhelligkeit [2].

Abb. 2: Abb. 3:
Zeichnung von Rainer Töpler, Beschreibung im Text. Zeichnung von
Uwe Glahn,
Beschreibung im Text.
VdS-Journal Nr. 22
P l a n e t a r i sc h e Nebe l 19

erscheint ein runder, diffuser Fleck, der Filter bei einer Grenzgröße von 6,3 mag:
unregelmäßig aufgehellt ist. Ohne Filter Schöner heller, kreisrunder Planetary, der
sind die Kontraste im Inneren nur sehr einem im [OIII]-bestückten 26er Nagler
schwach. Die Außenkante besteht teils direkt ins Auge springt. Der südliche Teil
aus scharf begrenzten Bögen. Im Inneren ist deutlich heller und scharf begrenzt
lassen sich mit Mühe dunklere Bereiche zum Hintergrund, während der nördliche
ausfindig machen. Mit SB-Filter werden Part etwas diffuser wirkt. Der Zentralstern
die Kontraste im PN deutlich stärker. Das war nicht sicher auszumachen, wohl aber
gesamte Aussehen wird stark fleckig und die Ringform bei 225-fach ohne Filter.
die Außenbögen erscheinen breiter. Im nördlichen Teil steht noch ein Stern
direkt am Rand. Ergänzende Beobachtung
Uwe Glahn beobachtete mit einem 16-Zoll- bei 338-fach: Beim Aufsuchen sehr auf-
Abb. 4: Zeichnung von Walter Newton bei 257-facher Vergrößerung mit fällig mit [OIII]-Filter und 26mm bei 92-
Kutschera, Beschreibung im Text. [OIII]-Filter bei einer Grenzgröße von 6,3 fach, beste Sicht bei 338-fach im 7er
mag am Pol (Abb. 3). Er schreibt: Erinnert Pentax XL: ovale Form unregelmäßige
Visuelle Beobachtungen an Helixform und schon ohne Filter bei Helligkeitsverteilung, heller Knoten an
Mit kleinen Teleskopen ist ein diffu-
ses, schlecht definiertes Scheibchen
zu sehen. Das berichtet der uns vom
Deep-Sky-Treffen 2004 wohlbekann-
te französische Amateur Yann Pothier
über seine Beobachtung mit einem
Newton 114 mm/900 mm. Mit Filtern
ist die Struktur besser erkennbar und im
Nord- und Südbereich des Nebels diffe-
renzierbar, wobei sowohl ein [OIII]- als
auch ein UHC-Filter empfohlen werden
kann. Der Zentralstern von NGC 6781
ist visuell nur mit größeren Teleskopen
ab 20 Zoll Öffnung nachweisbar. Weitere
Beobachtungen des Nebels innerhalb des
Projektes sind nachfolgend gelistet.

Georg Kohler, 8-Zoll-Newton: Vergrößer­


ung 91-fach. Der PN ist gut zu sehen.
Runde, gleichmäßige Scheibe. Im indirek-
ten Sehen ist der Nebel etwas heller. Mit Abb. 5:
dem [OIII]-Filter ist die Scheibe in der Ralf Mündlein setzte am 01.08.2003 um 23:00 Uhr MESZ auf seiner Sternwarte
Mitte etwas dunkler. Lindelbach ein Ritchey-Chrétien-Teleskop 356 mm f/10 ein. Mit einer SBIG ST-7E
wurden 9 Einzelaufnahmen zu je 5 min Belichtungszeit von NGC 6781 aufsum-
Martin Schönball, 10-Zoll-Newton bei 139- miert.
facher Vergrößerung bei einer Grenzgröße
von 6,4 mag (Bortle 4) mit [OIII]- und 51-fach auffällig hell. PN innen leicht
UHC-Filter (Abb. 1): Mit UHC-Filter, dunkler. Ringstruktur ist zu erkennen. Auf
großer runder PN, recht hell, einfach zu der Nordseite ist der Ring offen, direkt auf
sehen bei 39-fach. Recht gute Reaktion auf der nordöstlichen Außenkante des PN sitzt
[OIII]-und UHC-Filter. Es fällt zunächst ein schwacher 14,5-mag-Stern.
ein Helligkeitsgradient von NW-SO auf
(heller im SO). Im Süden ist noch ein Roland Herrmann, 21-Zoll-Newton bei 92-
Ansatz einer Ringstruktur sichtbar, nach bis 338-facher Vergrößerung mit [OIII]-
Osten mündet diese in einen zentralen
Helligkeitsanstieg. Im NO ist ein sehr
schwacher Stern direkt am Rand. Der PN Abb. 6:
ist recht scharf begrenzt, nur im NW ist Am 4. Juli 2005 richtete Bernd
er diffus. Gährken das 80-cm-Teleskop f/10
der Volkssternwarte München mit
Rainer Töpler verwendete einen 14,5-Zoll- Fokalreduktor f/5 und Deep-Sky-Filter
Newton. Bei einer Grenzgröße von 5,8 auf NGC 6781. Mit einer WATEC
mag und Vergrößerungen von 94-fach bis nahm er 175 Bilder zu je 10 Sekunden
228-fach mit und ohne UHC-Filter stellt Belichtungszeit auf, von denen 75%
er fest (Abb. 2): Schon mit direkter Sicht gemittelt wurden.

VdS-Journal Nr. 22
20 P l a n e t a r i sc h e Nebe l

Abb. 7: Abb. 8
NGC 6781, aufgenommen von Andreas Rörig in Wilsenroth/ Jörg Zborowska nahm NGC 6781 mit einem 14“-Cassegrain
Westerwald. Das Luminanzbild stammt vom 17.05.2002, auf (Hypergraph 3080 mm, f/8). Mit der OES MegaTek
die gefilterten Bilder (Astronomik Typ II) vom 20.08.2003. entstand in Verbindung mit Astronomik-Filtern ein Rotbild
Belichtungszeiten: L = 7 x 700 s, RGB jeweils 3 x 300 s. Benutzt (Hα) von 4 x 30 Minuten Belichtung, ein Grünbild von 2 x
wurde ein Celestron 11 bei f/11 auf einer Montierung Alt 5 30 Minuten ([OIII]-Filter)und ein Blaubild von ebenfalls 4 x
AND. Die Kamera war eine Starlight Xpress MX916. 30 Minuten. Das Luminanzbild wurde an einem Celestron 14
erstellt, Belichtung 4 x 30 Minuten (UHC-Filter).

der östlichen Seite, dunklerer Bereich im Astrofotografische Ergebnisse


Zentrum. Zentralstern in der Mitte plus In einer Monochrom-Aufnahme von Ralf
zwei weitere etwa gleichhelle Sterne nörd- Mündlein (Abb. 5) erkennt man in NGC
lich und südöstlich gesehen. Doppelstern 6781 eine unvollständige Ringstruktur,
mit ca. 1 mag Helligkeitsdifferenz steht am die im Nordwestbereich unterbrochen ist.
westlichen Rand. Dass dort aber Details vorhanden sind,
macht die tiefe Belichtung von Bernd
Gerhard Scheele setzte bei einer Grenzgröße Gährken deutlich, der mit wesentlich grö-
von 6,0 mag einen 4,5-Zoll-Newton mit ßerer Öffnung gearbeitet hat (Abb. 6).
Vergrößerungen zwischen 45- bis 100-fach Nach Norden hin ist der diffuse Übergang
ein. Er stellt fest: Als eine große runde in den Halo klar zu sehen. Als Farbbild
matte Scheibe der Gesamthelligkeit 10,6 zeigt die Aufnahme von Andreas Rörig
mag zu erkennen. Durchmesser 2,5‘. sehr schön den weißblauen Zentralstern
Derselbe Beobachter mit einem 16- (Abb. 7). Der Halo läuft an der Stelle
Zoll-Ritchey-Chrétien bei 263-facher diffus nach außen, wo der nördliche Abb. 9:
Vergrößerung: Als eine 2,5‘ große und Ringbereich lichtschwächer ist. Während Mit einem 60-cm-Hypergraphen nah-
10,8 mag helle rundliche Scheibe zu sehen. der innere PN-Bereich bläulich erscheint, men Josef Pöpsel und Beate Behle bei
Leicht ringförmig. Der Rand erscheint teil- ist der äußere Ring klar rot. Ähnlich ist f = 4800 mm auf der Amani Lodge in
weise nach außen ausgefranst - mit [OIII]- das Ergebnis von Jörg Zborowska (Abb. Namibia am 13.06.2004 den PN auf. Als
Filter deutlich zu sehen. 8), allerdings tritt auf seiner etwas länger Kamera diente eine SBIG ST-10XME,
Walter Kutschera notiert bei 714-facher belichteten Aufnahme der südliche Halo- dazu wurden Astronomik-Filter vom
Vergrößerung ohne Filter und bei einer Bereich deutlicher hervor. Außerdem zeigt Typ II eingesetzt. Das L-Bild wurde
Grenzgröße von 6,2 mag (Bortle 2) an sei- der Innenbereich von NGC 6781 auf die- ohne Binning 8 x 5 Minuten belichtet,
nem 20-Zoll-Newton (Abb. 4): Bei erstem sem Bild auch mehr das Grün des zweifach dann Hα, [OIII], G und B jeweils 4 x 5
Hinschauen mit schwacher Vergrößerung ionisierten Sauerstoffs. Bei noch längerer Minuten mit 2x2-Binning.
stellt sich das Objekt als 2’ großes, homo- Brennweite und besserer Auflösung wird
genes rundes Scheibchen dar, in dem die Farbgebung des Nebels bestätigt, es
blickweise Sternchen aufblitzen. Geht treten aber noch feinere Strukturen vor der
man auf 700-fache Vergrößerung, zeigen PN-Scheibe auf (Abb. 9). Wem sind schon Literatur
sich die Schalen, wobei die linke deutlich die vielen dunklen Staubwölkchen und [1] J.H. Cahn, J.B. Kaler, L. Stanghellini: A
heller erscheint. Die etwas diffus wirkende -fäden bekannt, die Josef Pöpsel und Beate catalogue of absolute fluxes and distances
Höhlung, in der sich vier Sterne befinden, Behle mit einem 60-cm-Hypergraphen in of planetary nebulae; A&A Suppl. Ser. 94,
wird von ihr unregelmäßig eingegrenzt. Namibia abbilden konnten? Schaut man 399 (1992)
Das wirklich interessante am PN ist aber, genau hin, dann erkennt man, dass der [2] F. Mavromatakis, J. Papamastorakis, E. V.
dass sich die untere linke Fläche wie Staub die Ursache ist, warum NGC 6781 Paleologou: The physical structure of the
ein verzogenes Oval abgängig vom Ring im Nordbereich einen abgedunkelten Ring planetary nebula NGC 6781; A&A 374,
darstellt. aufweist. 280 (2001)

VdS-Journal Nr. 22
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Simeiz 22 - ein „Speedy PN“


von Jens Bohle

Simeiz 22 gehört zu den etwas schwie-


riger zu beobachtenden Nebeln inner- Abb. 1:
halb unseres Fachgruppenprojekts. Die Zeichnung von
fotografische Darstellung ist bei diesem Martin Schönball
Objekt unter nicht ganz so optimalen am Newton
Bedingungen sicher einfacher zu realisie- 250 mm/1250
ren als die visuelle Beobachtung, die nur mm, 66-fache
bei bester Transparenz Ergebnisse zeitigt. Vergrößerung,
Speziell für den visuellen Beobachter sind fst 7,0 mag,
neben Beobachtungserfahrung auch ein [OIII]-Filter.
dunkler Himmel sowie ein Linienfilter für
die erfolgreiche Beobachtung essentiell.

Am Crimean Simeiz Observatorium haben


Shajn und Hase im Jahre 1951 dieses
Objekt im Rahmen ihrer Studien nebel-
artiger Objekte fotografiert. Sie hielten es des Nebels und vermutete in Simeiz 22 sondern ein PN ist. Schwierig gestaltet
zunächst für eine HII-Region. Sharpless einen Supernovarest. Schaut man sich das sich die Distanzbestimmung. Im Jahre
nahm das Objekt acht Jahre später wegen Objekt auf den POSS-Aufnahmen an, so 1970, als man das Objekt noch für einen
seiner starken Rotemissionen in sei- erkennt man ein sichelförmiges Gebilde SNR hielt, ging man von einer Entfernung
nen heute auch bei Amateurastronomen mit auffälligen feinen Filamenten, welche von 3500 pc aus. Neuere Untersuchungen
immer noch gut bekannten Katalog zu Recht an einen Supernovarest erinnern. haben diesen Wert korrigiert. Um die
auf und gab dem Nebel die Nummer Radiountersuchungen in den späten sieb- Entfernungsbestimmung zu präzisie-
188 [1]. In den sechziger und siebziger ziger Jahren kamen allerdings schon zu ren, suchten die Astronomen nach einem
Jahren spekulierte man über die Natur dem Ergebnis, dass Simeiz 22 kein SNR Zentralstern. 1988 wurde ein Kandidat

Abb. 2: Abb. 3:
Zeichnung von Frank Richardsen am Newton 500 mm/ Zeichnung von Uwe Glahn am Newton 400 mm/1800 mm,
2500 mm, 127-fache Vergrößerung, fst 7,0 mag, [OIII]-Filter. 51-fache Vergrößerung, fst 7,0 mag, [OIII]-Filter.

VdS-Journal Nr. 22
22 P l a n e t a r i sc h e Nebe l

einen PN fortgeschrittener Entwicklung. Bei Simeiz 22 kommt aufgrund seiner


Jüngere PN zeigen bei der Beobachtung besonders ausgeprägten filamentartigen
oft noch einen symmetrischen Körper in Struktur eine weitere Erklärung für die
Form eines Ovals oder Kreises, hervor- Deformation in Betracht. In der Literatur
gerufen durch den schnellen Sternenwind wird Simeiz 22 auch als „speedy PN“
des Zentralsterns. Typische Beispiele bezeichnet [4]. Dieser Name rührt von
sind der Ringnebel M 57 oder der „blue seiner relativ hohen Geschwindigkeit von
snowball“ NGC 7662. Ältere PN wei- etwa 125 km/s, mit der Simeiz 22 sich
chen zusehends von dieser Symmetrie ab durch den Raum bewegt. Dies kann die
und können sich dabei in hohem Alter Verformung des PN ebenfalls erklären.
zu Objekten mit Filamenten oder Bögen Veranschaulichen kann man den Vorgang,
wandeln. Der Grund für diese Verformung indem man an die Olympiafackel denkt.
ist die Wechselwirkung mit dem inter- Die brennende Fackel weht durch den
stellaren Medium. Die abnehmende „Fahrtwind“ (also das interstellare
Abb. 4: Dichte des äußeren PN macht den PN Medium) mit der Bewegungsrichtung und
Aufnahme von Bernd Koch, „anfällig“ für diese Deformation. Diese bildet ein schweifähnliches Hinterteil.
Aufnahmedaten siehe Text. Wechselwirkung lässt Stossfronten (ähn-
lich dem Schneepflugeffekt) entstehen, Die Beobachtung von Simeiz 22 zählt für
gefunden [2]. Der sehr heiße Weiße Zwerg welche sich oft als scharfe Begrenzung die visuellen Beobachter schon zu den
mit der Bezeichnung WD 0127+581 gilt als darstellen. In sehr hohem Alter lösen sich anspruchvolleren Aufgaben. Im Rahmen
Zentralstern von Simeiz 22. An der Position die PN immer mehr auf, bis sie schließ- des Fachgruppenprojekts wurden aller-
RA = 01h 30m 40s und DEC = +58° 22,0´ lich kaum noch erkennen sind. Ein gutes dings diverse Beobachtungen eingesandt.
kann ein Beobachter mit sehr großem Beispiel dafür ist der PN Hewett 1 der Generell gilt bei der Beobachtung von
Teleskop den 17,7 mag hellen Zwerg fin- mit einer Ausdehnung von mehr als 2° lichtschwächeren Nebeln die Anforderung
den. Auf den meisten Amateurfotografien am Himmel als scheinbar größter PN gilt an einen dunklen Himmel mit möglichst
dürfte das Objekt schon abgebildet sein. und sich in unserer unmittelbaren kos- wenig Dunst. Die Verwendung eines
Durch diese Bestimmung und der dar-
aus resultierenden Entfernungsermittlung
wurde die Distanz zu etwa 965 pc bestimmt
[3]. Berücksichtigt man diese Entfernung,
so ergibt sich eine tatsächliche Größe von
knapp 3 pc, was für einen PN einen recht
stattlichen Wert darstellt.

Simeiz 22 besitzt sehr hohe Unterschiede


in der Flächenhelligkeit. So ist der sichel-
förmige Hauptteil des Nebels, der in den
Linien [OIII] und [NII] sowie auf H-alpha-
Aufnahmen fast gleichermaßen prominent
ist, um den Faktor 30 heller als der Rest
des Objekts. Sehr tiefe Belichtungen in
der H-alpha-Linie zeigen, dass Simeiz 22
unter Berücksichtigung der schwächeren
Strukturen wieder als fast rundes Gebilde
erscheint (auch die [OIII]-Aufnahmen zei-
gen diese äußeren Strukturen sehr schwach).
Auf diesen extrem tiefen Aufnahmen hat
der PN dann eine Ausdehnung von nahezu
20 Bogenminuten, wobei diese äußeren
Bereiche nur etwa ein Prozent der Helligkeit
der prominenten Schalen im östlichen Abb. 5:
Bereich zeigen. Einen guten Eindruck der Aufnahme von Jörg Zborowska, Aufnahmedaten siehe Text.
unterschiedlichen Erscheinungsbilder ver-
mittelt der Atlas von Tweedy und Kwitter
[5], wo diverse PN in unterschiedlichen mischen Nachbarschaft befindet (Distanz [OIII]-Linienfilters kann ein nützliches
Emissionslinien dargestellt sind. ca. 50 pc) . Andererseits sind auch große, Hilfsmittel sein, ersetzt aber keinesfalls
alte PN bekannt, die nicht durch solche eine gute Himmelsqualität. Dass eine
Bereits angesprochen wurde die unre- Wechselwirkungen verformt sind. Der PN Sichtung bereits ab 10 Zoll Öffnung mög-
gelmäßige Form von Simeiz 22. Ein PuWe 1 ist ein nahezu symmetrischer lich ist, zeigt die Zeichnung von Martin
unregelmäßiges, stark asymmetrisches runder PN (PuWe steht für die Entdecker Schönball (Abb. 1). Mit größerem opti-
Erscheinungsbild ist ein Hinweis auf Purgathofer und Weinberger). schem Geschütz ist die Beobachtung der
VdS-Journal Nr. 22
P l a n e t a r i sc h e Nebe l 23

Sichelform des Nebels und sogar der


schwächeren Bereiche im Nordwestteil
des Nebels möglich (Abb. 2 und 3).

Das Herauskitzeln der Nebeldetails mit-


tels Fotografie bringt natürlich deutlichere
Ergebnisse, weil ein lang belichtetes Bild
betrachtet werden kann. Allerdings muss
dann auch einiger technischer Aufwand
getrieben werden. Die Filamente erfordern
zur Sichtbarmachung schon Öffnungen
von mehr als 150 mm und Brennweiten
von deutlich über 1500 mm. Bernd Koch
nahm Simeiz 22 mit einem Astro-Physics
Starfire 130mm EDFS f/6 und Field
Corrector f/6.7 auf. Dazu nutzte er eine
Hutech Canon EOS 20D plus IDAS LPS
P2 Front-Filter. Bei einer Empfindlichk
eitseinstellung von ISO 800/1600 wurde
9 x 10 Minuten belichtet. Das Ergebnis
zeigt den sichelförmigen PN sehr schön
eingebettet ins umgebende Sternfeld (Abb.
4). Die geschlossene Ringstruktur ist noch
nicht sicher erkennbar.

Um den Kontrast zwischen Himmelshinter­


grund und Nebel genügend anzuheben und
dadurch schwächste Strukuren abzubil- Abb. 6:
den, sind Filter angeraten. Jörg Zborowska Simeiz 22 in Farbe, Aufnahme des Spiegelteams. Daten siehe Text.
setzte einen 14-zölligen Hypergraphen bei
f/8 ein. Die mit einem H-alpha-Filter von
13 nm HWB bestückte OES MegaTek hielt genen visuellen Ergebnisse zu Simeiz 22 und 125-fache Vergrößerung bei einer
6 x 1 Stunde auf Simeiz 22. Bernd Flach- auf und hoffe, mit diesem Artikel auch Grenzgröße von 6,7 mag: Im 32-mm-Wide
Wilken und Volker Wendel (Spiegelteam) andere Sternfreunde angeregt zu haben, Field (80x) Stelle recht schnell ca. 2° SSO
kombinierten ihr Bild mit zwei den „speedy PN“ einmal anzuschauen oder von Delta Cas gefunden. Im 20-mm-Nagler
Teleskopen, einem 15-zölligen Newton zu fotografieren. (125x) bereits ohne Filter zartes bogenför-
f/4,5 mit Paracorr und einem 16-zölli- miges Gegase West über Ost nach Süd in
gen Hypergraphen f/8. Als Kameras dien- Uwe Glahn, Newton 400 mm/1800 mm, belebtem Sternfeld am Westende mit einer
ten eine SBIG ST-10XME mit AstroDon 51-fache Vergrößerung mit [OIII]-Filter bei Sterngruppe verschmelzend, daher in der
Filterset und eine SBIG STL-6303 mit Grenzgröße 7,0 mag: Trotz Alpenhimmel Gesamtheit nicht ganz sicher zu erfassen.
AstroDon H-alpha-Filter. Für die H-alpha/ und Zenitstand des Objektes schwer zu Die Kante im SO ist aber recht eindeutig.
G/B-Aufnahme wurde im H-alpha-Licht beobachten; am besten bei maximaler AP Mit [OIII] ein riesiges Oval grob in SW-
11 x 20 Minuten mit dem Newton und 4 x (7,5 mm) zu erkennen; PN ist als schwa- NO ausgerichtet, wobei jetzt jener OWS
20 Minuten mit dem Hypergraphen belich- cher Nebelbogen, der nach Westen hin verlaufende Bogen Richtung SW indirekt
tet, im Grünen und Blauen wurde jeweils offen ist, zu erkennen; in Richtung Süden ziemlich deutlich hervortritt, während der
nur 3 x 5 Minuten belichtet, alles ohne läuft der Nebelbogen spitz zu; der Nordteil PN Richtung NW extrem schwach wird
Binning. Zusätzlich – um die wegen der scheint etwas breiter zu sein, von der und undefiniert ausläuft. Erinnert an den
Filterung unterdrückten Sterne überhaupt faserigen Struktur ist nichts zu erkennen; Medusa-Nebel. Bei „Field Sweeping“ ist
genügend sichtbar zu machen – erfolgte im südlichen Bereich einige schwache und der helle Bogen ab und zu gestreift (unsi-
ein Extra-Auszug für die Sterne im RGB- störende Sterne. cher). Einfacher als ich dachte!
Modus mit jeweils 3 x 5 Minuten ohne
Binning. Die H-alpha-Aufnahmen wurden Martin Schönball, Newton 250 mm/1250 Frank Richardsen, Newton 500 mm/2500
übrigens bei Vollmond gewonnen. mm, 66-fache Vergrößerung mit [OIII]- mm, 85-fache und 127-fache Vergrößerung,
Erst diese doch recht aufwändige Technik Filter bei Grenzgröße 7,0 mag: Nur mit bei einer Grenzgröße von 7,0 mag mit
ermöglicht die Wiedergabe des geschlos- [OIII]-Filter sichtbar, sehr schwacher [OIII] und ohne Filter: In [OIII] lässt
senen Rings mit allen Feinstrukturen. Nebel, länglich O-W, im Westen etwas sich ein schwacher, großer, nach NW
Was den nachträglichen Aufwand bei dicker und auch heller, ein schwacher geöffneter Bogen von ca. 350“ ausma-
der Bildbearbeitung angeht, so haben die Stern ist eingebettet, nach W schärfer chen. Auf der östlichen Seite scheint der
Astrofotografen sicherlich eine erhebliche begrenzt, Zeichnung angefertigt. Außenbogen noch einmal westlich konkav
Gesamtzeit auf Simeiz 22 verwandt. „ausgeschnitten“ zu sein. Auf der SO-Seite
Abschließend liste ich hier alle eingegan- Stathis Kafalis, 24 Zoll Newton, 80- des Nebels lässt sich visuell ein markanter

VdS-Journal Nr. 22
24 P l a n e t a r i sc h e Nebe l

Knick ausmachen, auch ist der Nebel an nun war eine Fehlerquelle eliminiert. Dann dieses Objekt als wirklich absolut grenz-
dieser Stelle, ebenso wie am Süd-Ende, mit dem 41-mm-Okular plus [OIII]-Filter wertig für das C11, selbst unter meinen
am hellsten. konnte ich für wenige Sekunden ein gebo- doch recht guten Bedingungen.
genes Nebelchen sehen. Nun glaubte ich,
Thomas Engl, 11-Zoll-Schmidt-Cassegrain dass es jetzt einfacher werden würde, aber
bei einer Grenzgröße von 6,6 mag: Ca. 90 da täuschte ich mich gründlich. In den 1,5 Literaturhinweise
Minuten verbrachte ich damit, diesen PN Stunden wechselte ich alle Okulare und [1] Sharpless S., 1959, ApJS, 4, 257
zu sehen. Die Stelle war zwar schnell Filter hin und her, aber der Nebel zeigte [2] Kwitter K.B., Jacoby G.H., Lydon T.J.,
gefunden, aber der Nebel wollte sich trotz sich ausschließlich mit dem 41-mm-Okular 1988, AJ, 96, 997
strenger [OIII]-Filtration nicht so recht plus Filter (das ist dahingehend inter- [3] Napiwotzki R., Schoenberner D., 1995,
zeigen. Manchmal glaubte ich, dass er essant, da ich 10! verschiedene Okular- A&A, 301, 545
leicht aufblitzt, aber nach Untersuchung Filter-Kombinationen probierte. Insgesamt [4] Sh2 188: a model for a speedy PN, C.J.
mit höheren Vergrößerungen stellte ich sah ich ihn ca. zehnmal kurzzeitig so, Wareing, T.J. O’Brien, A.A. Zijlstra and
an der betreffenden Stelle eine kleine dass zumindest die Sichelgestalt eindeutig J.E. Drew
Ansammlung schwacher Sterne fest, die wahrgenommen werden konnte. Daran, [5] Tweedy R.W., Kwitter K.B., 1996, ApJS,
mit Filter ein Nebelchen vorgaukelten. Strukturen oder ähnliches zu beobachten, 107, 255
Das war aber auch nicht so schlecht, denn war nicht zu denken. Ich persönlich finde

M 57 im Visier
von Olaf Haupt und Ralf Mündlein

Dunst. Sofort waren wir uns einig: „Lasst


uns M 57 machen, der steht doch ziemlich
hoch.“ Hier sahen wir die besten Chancen,
um eine vernünftige Aufnahme gewinnen
zu können. Nun muss bei der Deutschen
Montierung in Zenitnähe überlegt werden,
ob das Fernrohr auf Ost oder West gelegt
wird. Ein späterer Umbau von Kamera
samt Kabel kostet sonst viel Zeit und
bringt unnötigen Stress. Wir entschieden
uns für Ost, was eigentlich immer passt,
sobald das Fernrohr an der Säule vorbei-
kommt.

Schon beim Scharfstellen bemerkten wir,


dass es eine der besseren Nächte werden
sollte, was die Luftruhe betrifft. Dunst und
ruhige Luft – das ist eine Kombination,
die gerade im Spätsommer und im Herbst
Abb. 1: gar nicht so selten ist. Die angezeigten
Der Planetarische Nebel M 57 in der Leier und seine kosmische Nachbarin im Seeingwerte um 2“ waren vielverspre-
Hintergrund, die Galaxie IC 1296. Aufnahmedaten siehe Text. chend, meist liegt der Durchschnitt um
die Sternwarte in Lindelbach bei 2,5“.
Das Programm Maxim DL rechnet das
Am Abend des 23.08.2006 entschlossen Außenhaut. Die Stromversorgung für das Seeing aus der Aufnahme aus (eigent-
wir uns, mit dem neuen ARC (Advanced Laptop, eine Batterie für die Nachführung lich den FWHM-Wert, full width at half
Ritchey Chretien)-Teleskop 12-Zoll f/10 und einen Ablagetisch bereitstellen maximum), nachdem Brennweite und
von MEADE (Besitzer Mündlein) eine – das sind eingeübte Handgriffe. Der Pixelgröße eingegeben werden.
Aufnahme zu machen. Schnell war die „Blaue Max“ braucht nicht ausgerich-
CCD-Kamera SBIG ST-8 XME einge- tet zu werden, da er stationär auf einer Zuerst belichteten wir das Luminanzbild
packt (Besitzer Haupt), und auf ging`s zur Betonsäule im Garten steht. Zusammen mit 5 x 10 min ohne Binning sowie
Sternwarte Lindelbach. montierten wir den 17 kg schweren anschließend je 3 rote, 3 grüne sowie 5
Tubus auf die Rohrschellen, so dass die blaue Aufnahmen mit 2x2-Binning. Bei
Dort angekommen machten wir uns erst Gewichtsverhältnisse wie bei einer Waage den Farbaufnahmen stellten wir anhand
einmal daran, das Gerät auf den „Blauen ausgeglichen waren. der Guidingwerte der CCD-Kamera fest,
Max“ zu setzen. Dies ist nicht etwa dass die Luftruhe mittlerweile schlechter
ein alkoholisierter Helfer, sondern eine Den Blick auf den Himmel gerichtet geworden war. Die Kabel zerrten durch das
Selbstbaumontierung mit blau eloxierter erkannten wir die mäßige Durchsicht mit allmähliche Fortbewegen der Montierung
VdS-Journal Nr. 22
P l a n e t a r i sc h e Nebe l 25

verstärkt an der ST-8. Das kann auch die Die geglückte Aufnahme (Abb. 1) zeigt
Nachführqualität beeinflussen und sich im nun zwei Dinge, die wir nicht erwartet hat-
FWHM-Wert niederschlagen. Ein Glück, ten: 1. Ein kleines Stück nordwestlich von
dass die für die Bildschärfe entscheiden- M 57 prangt eine Spiralgalaxie. Wir iden-
den Aufnahmen schon auf der Festplatte tifizierten sie später über die Datenbank
gesichert waren. SIMBAD als die 15,4 mag schwache
Galaxie IC 1296. Auch etwas weiter östlich
Leider hatten wir keine Taukappe für den an der Sternkette sind im Aufnahmefeld
12-Zöller. So mussten wir die Frontplatte einige lichtschwache Hintergrundgalaxien
des Teleskops immer wieder mit dem Fön zu sehen. 2. Nachdem ein entsprechender
freiblasen. Die Grenzgröße der Aufnahmen Ausschnitt um M 57 im Kontrast stark
ließ aufgrund des Taus drastisch nach, was angehoben wurde, konnten wir auch den
wir zunächst nicht bemerkt hatten. Die ers- hellsten Teil des Halos um den PN heraus-
ten drei Aufnahmen waren optimal, danach arbeiten (Abb. 2).
ging es bergab.
Diese Nacht wird uns in guter Erinnerung
In der Zwischenzeit hatte sich dann bleiben. Wer mehr von unseren Astro-
auch noch eine Gruppe Kinder, die beim Aktivitäten sehen möchte, schaue auf Abb. 2:
Nachbarn „Übernachtungsparty“ feierten, unsere Webseiten: Der Ausschnitt um M57, stark
zu uns gesellt. Wir ließen uns nicht lumpen www.olaf-haupt.de im Kontrast verstärkt, zeigt den
und stellten einen 6-Zoll-Refraktor hin, www.astro-theke.de Haloansatz.
um die Neugier der Kinder zu befriedigen. Die inneren Bereiche des Ringnebels
Immerhin muss auch an den „astronomi- sind nun heftig ausgebrannt.
schen Nachwuchs“ gedacht werden.

Planetarische Nebel mit Web-Cam


von Manfred Wolf

Planetarische Nebel mal anders bannen, Beginnen sollte man mit einfachen, hel-
als es vielfach üblich ist, geht das ohne len Objekten und viel Zeit sollte man
kostenintensive CCD-Kamera? Es geht reservieren, für ein oder höchstens zwei
durchaus, wenn man schon Besitzer einer Kandidaten in einer Nacht. Neben dem
PC-Anlage ist, oder noch feiner eines Teleskop, PC und der Web-Cam benötigt
Laptop. Modifizierte Web-Cam heißt das man eine geeignete Software, um die SC2
Zauberwort. Solche Aufnahmesysteme anzusteuern. Hier benutze ich die einfache
tragen auch abgekürzte Bezeichnungen Version von K3CCD-Tools, für die man
wie SC1 oder SC2 – wie in meinem Fall. alle zwei Monate einen Freischaltschlüssel
Damit kann man die Belichtungszeiten benötigt. Es empfiehlt sich auch schon
einer gewöhnlichen ToUCam z.B. beliebig im Voraus ein paar Zielordner anzule-
ausdehnen. gen. Ein Block für Notizen über Objekt,
Aufnahmegerät, Belichtungszeit und sons-
Nur muss ich warnen vor zu viel des tige Einstellungen kann auch nicht scha-
Guten. Da diese Web-Cams gewöhn- den.
lich nicht gekühlt arbeiten, sind bei der
Belichtungsdauer auch schnell gewisse So nun geht es aber los! Als Erstes suche
Grenzen erreicht. Denn Wärmestrahlung ich den Fokus mittels eines nicht zu hellen
ist alles andere als nützlich – sie führt zu Sterns. Dazu stelle ich die Belichtungszeit
einer unerwünschten Aufhellung, die alles auf 0,5 bis 2,5 s. Unter „Video Source“
wegschluckt von unserem Objekt. Aber kann der Regler „Gewinn“ ruhig auf 80%
wenn man bereit ist, gewisse Kompromisse stehen, die Belichtungszeit muss auf 1/25
einzugehen, kann man mit so einer recht stehen. Im Fenster „Zoom“ stelle ich gerne Abb. 1:
preiswerten Kamera schon sehr schöne auf 200%. Dann wechsle ich die Kamera NGC 6543, das Drachenauge.
Ergebnisse erzielen. Sicher keine High- gegen ein Okular, das vorzugsweise einen Aufnahmedaten siehe Text.
End-Aufnahmen und sicher können nur sehr nahen Schärfepunkt hat, in meinem
vernünftig helle Objekte abgelichtet wer- Fall ist das ein 1,25-Zoll-Okular von 35 es im Okular. Dann wird wieder die Web-
den, aber immerhin. Man kann dies auch mm Brennweite, das etwa 4mm vom Cam eingesteckt und die Belichtungszeit
als Einstieg in die Digitalfotografie nut- Anschlag herausgezogen fixiert werden am PC langsam hochgeregelt. Bei einer
zen, um Erfahrung zu sammeln, und ich muss, um ein scharfes Bild zu bekommen. ungekühlten Web-Cam ist bei 40 - 60 s
persönlich bin Einsteiger, ich fange gerade Nun schwenke ich mittels der Teilkreise dann schon eine gewisse Grenze erreicht.
erst an. auf das gewünschte Objekt und zentriere Das ist nicht viel, aber es reicht, wenn man

VdS-Journal Nr. 22
26 P l a n E ta r i S C h E n E B E l

genügend viele Einzelaufnahmen zusam- wurden daraus 6 gemittelte Bilder aus je 40


menkommen lässt. So 60 bis 200 sollten Aufnahmen, diese wurden dann aufaddiert
es schon sein, meistens sind ja einige im Fotomodus. Zur Vollendung wird dann
daraus nicht brauchbar, weil vom Seeing noch etwas Bildbearbeitung vorgenom-
verschmiert oder durch Nachführfehler men. Der Katzenaugennebel NGC 6543
verrissen. ist zwar klein aber sehr hell, sodass hier
die übriggebliebenen 67 Einzelaufnahmen
Sind wir mit einer Aufnahmeserie fer- zu je 14,5 Sekunden Belichtung lediglich
tig, benötigen wir noch dringend ein gemittelt wurden. NGC 7662 entstand aus
Darkframe! Die Kamera darf nicht verdreht drei gemittelten Serien à 68 Bilder mit je
werden, sonst funktionierts nicht! Dazu 16,5 s, die dann addiert und bearbeitet wur-
dunkelt man das Fernrohr einfach ab und Abb. 2: Ringnebel M 57. den. Dazu wurde am C 11 die Brennweite
macht mit den gleichen Einstellungswerten Aufnahmedaten siehe Text. auf 4200 mm erhöht. Wie viele Details am
eine Aufnahmeserie von 10 bis 20 Bildern. Ende erkennbar sind, hängt letztlich auch
Auf den Aufnahmen sind nämlich einige uns, die scheinbare Größe des Objektes von der Durchsicht und der Luftruhe eines
falsche, auffällig farbige Sterne – Hotpixel zu berücksichtigen. So wird es für den Nachthimmels ab, und wie gut wir den
– und die müssen wir noch abziehen. Diese Hantelnebel z.B. ab 1200 mm Brennweite Fokus getroffen haben.
Hotpixel sieht man auf dem Darkframe langsam eng. Der Ringnebel M 57 aller-
besonders gut. dings verträgt noch 4000 mm gut und der Dass man sich mit der Web-Cam auch in
Katzenaugennebel kann problemlos mit den Bereich der Galaxien oder der galak-
Nun wähle ich einen neuen Zielordner, 8000 mm Platz finden. Für die vorlie- tischen Nebel vorwagen kann, dürfte den
Tausche Web-Cam wieder gegen das genden Ergebnisse wurde die Brennweite meisten Lesern bekannt sein. Wenn ich
Okular und suche das nächste Objekt. meines C 11 auf etwa 3500 mm erwei- genügend Objekte dieser Art zusammen
Ach ja, nicht vergessen, der Chip einer tert. Der Ringnebel entstand aus einer habe, werde ich wieder zur Feder greifen!
Web-Cam ist nicht allzu groß, d.h. die Aufnahmeserie von 240 Einzelbildern mit
Brennweite unseres Teleskops zwingt je 22,5 Sekunden Belichtung. Mit Giotto

Planetarische Nebel verstehen und beobachten


von Rainer Töpler

Auch wenn Planetarische Nebel mit zu den Zum Verständnis der Abhandlung sind
beliebtesten Beobachtungsobjekten gehö- zwar astronomische Grundkenntnisse
ren, ist das Hintergrundwissen über diese nötig, sie ist aber in jeder Hinsicht für
Objekte für uns Amateurastronomen nur Amateure abgefasst. Viele anschauliche
schwierig zu erarbeiten. Das liegt in erster Abbildungen und einfache Diagramme
Linie daran, dass es in unserem Bereich machen die erklärten Vorgänge leicht ver-
keine ausführliche, zusammenfassende ständlich.
Literatur gibt. In deutscher Sprache finden
sich außer Zeitschriftenaufsätzen keiner- Als Anhang, Teil D, findet sich ein voll-
lei Publikationen zu dem Thema. Diesem ständiger Katalog aller NGC und IC PN
Mangel soll in dieser Arbeit abgeholfen ergänzt mit etlichen PN anderer Kataloge.
werden. Ausführlich wird auf folgende Zu allen PN finden sich Koordinaten und
Bereiche eingegangen: Linienhelligkeiten. Zu den allermeis-
ten werden visuelle Beobachtungen des
- Die Entstehung Planetarischer Nebel Autors in verschiedenen Emissionslinien tenlos als Download auf der Homepage der
als markanter Entwicklungspunkt als Beschreibung und Zeichnung gegeben. FG-Deep-Sky der VdS unter
im Leben von Sternen mit 0,8 bis 8 Wenn vorhanden, sind auch Bilder aus dem
Sonnenmassen. Archiv des Hubble-Weltraumteleskops http://deepsky.fg-vds.de/download.htm
- Um ein grundlegendes Verständnis zu daneben gestellt worden.
schaffen, wird zu diesem Zweck der erhältlich. Alternativ können Sie die kom-
gesamte Lebensweg dieser Sterne auf- Inzwischen wurde „Planetarische Nebel plette Arbeit inklusive Katalog als CD-
gezeichnet und erklärt. beobachten und verstehen“ mit dem Rom direkt vom Autor erhalten (Adresse
- Protoplanetarische Nebel Thomas-Samuel-von-Soemmerring-Preis s. Autorenliste). Kosten für eine repräsen-
- Die Physik des Leuchtens und der 2005/2006 des Physikalischen Vereins tativ gedruckte CD mit Cover 10.-€ plus
Bildung von PN. Frankfurt für herausragende amateuras- 2.- € Versand (in Deutschland).
- Formentstehung und deren Ursachen. tronomische Arbeiten ausgezeichnet. Die
- Visuelle Beobachtung von Zeichnungen der Südhimmel PN wurden
Planetarischen Nebeln, Hilfsmittel und mit dem „Webb Society Graphic Award“
Methoden. ausgezeichnet. Das gesamte Werk ist kos-
VdS-Journal Nr. 22
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MEADE
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TM

MEADE und M-Logo sind eingetragene Warenzeichen der Meade Instruments Corporation. ® USA und ausgewählte Länder. © 2006 Meade Instruments Corp. Alle Rechte vorbehalten.
ADVANCED RITCHEY-CHRÉTIEN DESIGN

Bereits im Frühjahr 2002 begannen die Meade-Ingenieure mit der

Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Hergestellt unter den US-Patenten Nr. 6.304.376 und 6.392.799; weitere Patente in den USA und anderen Ländern angemeldet.
Entwicklung einer neuen Teleskopbaureihe, die es mit allen vergleichbaren
Systemen aufnehmen sollte. Das dabei entwickelte System beinhaltet fort-
schrittlichste Technologie, Mechanik und Elektronik. Kurz, es handelt sich um 12” RCX400
ein professionelles System auf Sternwartenniveau für den ernsthaften
Amateurastronomen und Astrofotografen.

Nachdem die Vorzüge eines jeden Teleskopdesigns sorgfältig gegeneinander abgewogen wurden,
kam man bei Meade zu dem Schluß, daß ein Ritchey-Chrétien-System prinzipiell eines der besten
Designs darstellt. Ein schnelles f/8 RC-Design erzeugt ein großes, komafreies Bildfeld bis in die Ecken,
was dem Astrofotografen die Nutzung aktuellster CCD-Technologie zur Gewinnung vollkommen scharfer
Bilder über ein größeres Feld erlaubt. Visuelle Beobachter können stecknadelfeine Sterne und ausge-
dehnte Objekte über ein größeres Bildfeld betrachten. De Facto ist fast jedes professionelle Teleskop in
den heutigen Observatorien ein Ritchey-Chrétien-Design, selbst das Hubble Weltraumteleskop.

Obwohl das Ritchey-Chrétien-Design bereits ein erstklassiges optisches System ist, sahen die
Meade-Ingenieure Möglichkeiten zur weiteren Verbesserung. Mittels eines präzise geschliffenen
und polierten Korrektors am vorderen Ende des Tubus wurde durch den Wegfall von Sekundär-
spiegelstreben ein überlegenes RC-System geschaffen, das keine Kontrastverringerungen oder sog.
“Spikes” erzeugt. Darüber hinaus minimiert der Korrektor den Astigmatismus, welcher herkömmlichen Ultra-
RC-Designs innewohnt. Durch die Verwendung eines computeroptimierten Blendensystems und Pohlhöhenwiege
Optionales Zubehör
Meades unübertroffener UHTC™-Vergütungen wurde die optische Leistung hinsichtlich Kontrast und 699,- €
Helligkeit weiter verbessert.

In den Händen eines fortgeschrittenen Beobachters ist das RCX 400 ein Instrument, das rasier-
messerscharfe Sternabbildungen über das ganze Feld auf dem Niveau der professionellen
Observatorien erreicht. Der Traum, das ultimative Teleskop in Form eines Ritchey-Chrétiens zu
besitzen, ist nun Wirklichkeit geworden. Erfahren Sie mehr über die RCX-Baureihe unter
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RCX-400 ADVANCED RITCHEY-CHRÉTIEN DESIGN


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Art.-Nr. 0125400 0126400 0127400 0128400
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28 Am a t eu r t e l esk o pe

Der Reibradantrieb – eine Alternative zum


Schneckengetriebe?
von Herbert Zellhuber

Auch wenn man eine reichhaltig sortier-


te Hobbywerkstatt mit Drehbank und
Fräsmaschine hat, wird man beim Bau
einer Montierung bald auf ein Hindernis
treffen: Das Schneckengetriebe. Dieses
Bauteil wird man sich nämlich in der
Regel nicht selbst herstellen können.
Man ist also darauf angewiesen, sich
diese Teile zu besorgen und wenn die
Ansprüche an die Laufgenauigkeit hoch
sind, muss zu einem Präzisionsschnecken­
getriebe gegriffen werden. Das Prinzip
des Reibradantriebs spukte mir schon
einige Jahre im Kopf rum. Wäre dieser
eine Alternative zum Schneckengetriebe?
In größeren Instrumenten sind Reibräder
ja schon öfter erfolgreich verbaut wor-
den, allerdings ist mir bisher kein sol-
cher Antrieb in einer kleinen Montierung
bekannt geworden. Die Frage war für
mich deshalb: Wird dieses Prinzip auch an
meiner Nirosta-II-Montierung mit 50 mm-
Achsen gut funktionieren?
Zuerst musste ich mich nach dem pas- Abb.1:
senden Material umsehen. Das Reibrad Das Funktionsprinzip: Durch Anziehen der Schraube (S) wird das in einem
wollte ich anfangs aus einer 12 mm dicken Schwalbenschwanz geführte Zugstück (Z) nach hinten gezogen und gleichzeitig das
Edelstahlplatte herstellen, leider konnte in einer Nut geführte Druckstück (D) nach vorne gedrückt. Im Druckstück befindet
ich aber eine solche nicht auftreiben. In sich das Kugellager (L1), welches gegen das Antriebsritzel (A) und dieses wiederum
meinem Materiallager fand ich nur ein auf das Reibrad (R) drückt. Gleichzeitig werden durch das Gestänge die Kugellager
Edelstahlrohr mit einem Außendurchmesser (L2) und (L3) gegen das Reibrad gedrückt - siehe Pfeile. Durch diese Anordnung
von 168 mm und einer Wandstärke mit richtet sich die Kraft nur gegen das Reibrad, gegen die Polachse wird kein Druck
3 mm und eine 10er Aluplatte. Daraus ausgeübt; das Ganze ist sozusagen eine „schwimmende Lagerung“.
wurde das Reibrad hergestellt. Das ganze
andere Material konnte ich aus jahrelang
gesammelten Beständen entnehmen. Es mm. Er ist nur seitlich gelagert und wird chen. Nachgeführt wurde nach einen
musste auch etliches mit der Fräsmaschine mit je vier Messing-Madenschrauben und Stern in der Nähe des Äquators (Seeing
hergestellt werden. Hauptsächlich benötig- Kontermuttern auf wenige Hundertstel geschätzt 2-3“). Ich war verblüfft über die
te ich Aluplatten der Stärke 10, 12 und 15 Millimeter genau eingestellt, in Richtung hohe Präzision der Nachführung. Gewisse
mm, diverse Aluleisten und verschiedene zur Reibradachse hat der Stift 0,5 mm Spiel. Laufungenauigkeiten waren zwar vorhan-
Rundstangen aus Edelstahl, Messing und Die mit (H) bezeichneten Teile sind übri- den, ein Korrigieren innerhalb der Seeing-
Aluminium. Sogar die Kugellager und gens nur Abstandhalter für das Gestänge Toleranz war aber ein Kinderspiel.
das Übersetzungsgetriebe 1:100, die ich und mit (K) ist die stufenlos einstellbare Dann stellte ich mein Werk im ATM-
mal aus Altgeräten ausgeschlachtet hatte, Rutschkupplung bezeichnet. Die Schraube Diskussionsforum vor. Schon gleich
musste ich nicht kaufen. wird übrigens nach dem Gebrauch der musste ich verschiedene Fragen beant-
Nach etlichen Bastelstunden war der erste Montierung wieder entspannt; damit sind worten. Unter anderem wurde nach
Funktionstest sehr spannend. Ich hatte die- Kugellager, Reibrad und Antriebsritzel der Anpresskraft des Antriebsritzels
ses von mir erdachte System (siehe Abb.1) keinen Belastungen mehr ausgesetzt. gefragt. Dies bewog mich, ein paar
ja bislang noch nirgends gesehen. Erfreut Ebenso spannend war es, als ich erst- Untersuchungen anzustellen. Mit einem
stellte ich fest, dass sich bei angezogener mals die Nachführgenauigkeit testete. Es Kraftmesser stellte ich fest, wie groß das
Schraube (S) das Antriebsritzel (A) relativ wurde mit dem 8“-Newton mit 1200 mm Drehmoment sein muss, damit bei angezo-
leicht mit den Fingern drehen ließ. Das Brennweite und einem 12,5 mm Micro gener Rutschkupplung das Haltemoment
Antriebsritzel ist ein gehärteter und genau Guide getestet, wobei 0,1 mm auf der ausreicht (siehe Abb. 3). Es sind ca. 1,5 N
geschliffener Passstift im Durchmesser 6 Strichplatte 17 Bogensekunden entspre- nötig, wobei der Schraubenschlüssel eine
VdS-Journal Nr. 22
Am a t eu r t e l esk o pe 29

bauten Präzisions­
schleifmaschine.
Ein Abziehen mit
Schmirgelpapier
wäre allerdings
auch möglich
gewesen.
Dann interessierte
mich, ab welcher
Anpresskraft der
gehärtete Passstift
Druckflächen in das
Edel­stahlmaterial
macht. Dazu Abb. 3:
baute ich mir eine Mit einem Kraftmesser am
Vorrichtung, bei Schraubenschlüssel wurde gemessen
welcher ich Bleche wie groß das Drehmoment sein muss,
Abb. 2: in der Breite des damit bei angezogener Rutschkupplung
Das Zugstück (Z) wird durch die Schwalbenschwanzführun Reibrades einlegen das Haltemoment ausreicht.
gen (F) gehalten und kann ein paar Millimeter in Richtung kann. Darauf wird
der Polachse bewegt werden. Mit (F1) sind zwei kleine Stifte der Passstift gelegt
bezeichnet, die das Druckstück führen, in das wiederum eine und mit einer 5er
Nut eingefräst ist. Man kann es ebenfalls einige Millimeter Schraube können
in Richtung der Polachse bewegen. Durch die Bohrungen (B) die verschieden
wird das Druckstück mit zwei Schrauben gehalten. A n­ p r e s s­ k r ä f t e
si­mu­liert werden.
Hebellänge von 120 mm und die Schraube Bis 0,3 Nm waren
M 5 eine Steigung von 0,8 mm hat. Aus noch keine Druckstellen sichtbar, erst bei
diesen Werten konnte mir ein freundlicher 0,35 Nm waren diese erstmals angedeutet.
Herr aus dem Forum die Anpresskraft des Mit der Rändelschraube ist dieser Wert
Antriebsritzels berechnen. Bei 2 N beträgt beim gefühlvollen Anziehen aber eh nicht
das Drehmoment zwar nur harmlose 0,24 erreichbar.
Nm - aber die Anpresskraft ist 345 N. Bei einem Reibrad mit 167,8 mm
Bei 4 N wären das immerhin schon satte Durchmesser und einem 6 mm-Antriebs­
690 N! Ich konnte das Anfangs noch gar ritzel beträgt die Übersetzung 1:27,96.
nicht glauben und führte deshalb folgen- Folglich muss sich das Antriebsritzel in Abb. 4:
des Experiment durch: Ich spannte eine 51 Minuten 21 Sekunden einmal dre- Der fertig montierte Reibradantrieb.
12er Aluplatte in den Schraubstock, in hen. Das Antriebsritzel trägt ein Zahnrad Am Antriebsritzel ist nun das
welche ich vorher mittig ein Gewinde mit 120 Zähnen und wird von einem Zahnrad (stammt übrigens aus einer
M 5 schnitt. Darauf setzte ich eine wei- solchen mit 18 Zähnen angetrieben. Die alten Stempeluhr) im Durchmesser
tere Aluplatte und darauf wiederum den Übersetzung beträgt hier 1:6,6 - somit 70 mm befestigt - dahinter das
Amboss mit 24 kg. Von unten drehte ich dreht sich das Zahnrad mit 18 Zähnen Untersetzungsgetriebe 1:100 und der
jetzt die 5er Schraube ein. Dann legte ich einmal in 7 Minuten 42 Sekunden. Neben Schrittmotor.
so viele Gegengewichte darauf, bis sich der Laufgenauigkeit interessierte mich,
die Schraube bei 2 N (Drehmoment 0,24 ob sich nach ca. 7 bzw. 51 Minuten ein
Nm) gerade noch drehen ließ. Danach periodischer Fehler einstellt. Im Newton schnell oder zu langsam, in diesem Fall
wog ich die aufgeladenen Gewichte und 200/1200 wurde wieder das 12,5er Micro läuft er in einer Stunde sechs Sekunden zu
kam auf insgesamt 33 kg, was dem errech- Guide verwendet und ein Stern in der schnell. Als weiteres war ein Lauffehler
neten Wert von 345 N schon recht nahe Nähe des Äquators eingestellt. Jede halbe signifikant, der sich nach knapp 8 Minuten
kommt. Da ich vorher versuchsweise die Minute notierte ich die Abweichung auf wiederholte. Das ist tatsächlich die Zeit, in
Schraube schon ein paarmal recht stramm der Strichplatte. Aus diesen Daten zeich- der sich das Zahnrad mit 18 Zähnen einmal
anzog, untersuchte ich die Oberfläche des nete ich dann auf Millimeterpapier eine dreht. Sollte das Zahnrad an dieser Stelle
Reibrades. Tatsächlich fand ich auch eini- Grafik. Die Auswertung ergab folgendes: eine Macke haben? Ich baute die Zahnräder
ge kleine Druckstellen. Ich stellte mir Den größten Lauffehler produzierte die aus und überprüfte mit einer 3fach-Lupe
darauf hin eine Rändelschraube her, mit Schrittmotorschaltung. Sie ist zwar quarz- die Oberfläche der Zahnflanken. Irgend
der beim gefühlvollen Anziehen maximal gesteuert und deshalb auch sehr konstant, eine Macke konnte ich zwar nicht fin-
ein Drehmoment von 0,3 Nm erreicht aber sie kann nur digital mit einem DIP- den, aber an einigen Stellen war Schmutz
wird. Da die Oberfläche beim Abdrehen Schalter auf ca. 0,1 Hz eingestellt werden. zu sehen. Ich entfernte ihn und über-
eh nicht so sauber wurde, spannte ich das Ganz genau wird man die richtige Frequenz prüfte die Laufgenauigkeit ein weiteres
Reibrad noch mal in die Drehmaschine also im meisten Fall nie einstellen können. Mal. Insgesamt waren zwar immer wie-
und überschliff diese mit meiner selbstge- Entweder läuft der Motor ein wenig zu der kleinere Laufungenauigkeiten vorhan-

VdS-Journal Nr. 22
30 Am a t eu r t e l esk o pe + a s t r o f o t o g r a f i e

den. Die Abweichungen fanden aber sehr


langsam statt, ein Nachführen im Bogen­
sekundenbereich ist immer möglich.
Ich habe es nicht bereut, die Montierung
auf Reibradantrieb umzurüsten. Ich nehme
an, dass die nächsten Jahre der Bau von
Reibradantrieben zunehmen wird. Er ist
bei gewissenhafter Herstellung durchaus
einem Präzisionsschneckengetriebe (bei
gleichem Raddurchmesser) ebenbürtig und
hat zudem den Vorteil, dass man ihn mit
üblichen Werkzeugmaschinen (Drehbank,
Fräsmaschine) relativ preisgünstig herstel-
len kann.

Abb. 5: Abb. 6:
Links der Mitte sieht man die beiden Für das Getriebe wurde aus
Tellerfedern (aus Edelstahl selbst her- Aluminiumblech noch ein passendes
gestellt), die das Druckstück federnd Gehäuse hergestellt, damit es vor
halten. Ebenfalls ist zu sehen, dass die Schmutz und Staub geschützt ist. In
Kugellager jeweils doppelreihig ange- der Gehäusewand ist ein verschließ-
ordnet sind. bares Guckloch angebracht; es gibt
einen Blick auf das Reibrad, um die
Haltekraft kontrollieren zu können.

Kompakte Mittelformat-Astrofotografie
von Dirk Sprungmann

– Teil 2 – ist hier im Gegensatz zu objektivfokus-


sierenden Kameras schwierig anzubrin-
Die Fokussierung gen (siehe Abb. 1). Beispielsweise ist
Beim Einsatz des hypersensibilisierten dieses Fokusproblem beim Einsatz von
Technical Pan 6415 von Kodak ist oftmals Zeiss-Sonnar-Objektiven in Kombination
ein starkes Rotfilter sinnvoll. Leider hat sich mit Kiev- oder Pentacongehäusen
gezeigt, dass die Mamiya-Achromate nicht durch Anbringen von Markierungen am
achromatisch genug sind, um den ab Werk Fokussierring leicht lösbar.
festgelegten Unendlichpunkt der Objektive
auch im roten Spektralbereich zu nutzen - Außerdem hat sich gezeigt, dass auch
vielmehr ist die Objektivbrennweite im bei der Mamiya so wie bei allen ande-
Roten ca. 0,3 mm länger. Ohne Korrektur ren Kamerafabrikaten eine Abstimmung
erzielt man rotgefiltert nur unscharfe der Objektive vor dem astrofotografischen
Sternabbildungen. Abhilfe schafft eine an Einsatz notwendig ist. Leider erschwert
der Montageplatte befestigte Messuhr, an auch hier das Fehlen eines Fokussiertriebes
welcher die Fokusdifferenz nach Montage am Objektiv der Mamiya RB 67 das
der Kamera eingestellt werden kann. Diese Anbringen einer Markierung. Durch die
etwas aufwändigere, durch Herrn Lutz Messuhr lässt sich jedoch auch dieses
Liebers realisierte technische Lösung ist Problem (sogar viel präziser) lösen. Nach
allerdings, soweit mir bekannt ist, nur Montage der auf ∞ fokussierten Kamera
für Mamiya-RB-Kameras notwendig, wird die Skala auf Null gesetzt, worauf Abb. 1:
da hier nicht über das Objektiv, sondern der zuvor ermittelte Fokus-Offset einge- Zur Einstellung des exakten Fokus
über den im Kameragehäuse integrierten stellt wird. Bei dem Mamiya APO KL wurde eine Messuhr am Balgenauszug
Balgen fokussiert wird. Eine Markierung 4,5/250 mm beträgt dieser Offset beispiel- der Mamiya montiert.
VdS-Journal Nr. 22
weise ganze 0,6 mm und ist somit bei einer
Tiefenschärfe von s = N.D = 0,09 mm
keineswegs vernachlässigbar (N = Blende
4,5 und D = Streuscheibchendurchmesser
von 20 μm).

Die maximale Aufnahmebrennweite


Führt man auf dem Schnittpunkt zwei-
er Linien der GA-3-Strichplatte nach,
so entspricht deren Breite großzügig,
unter Berücksichtigung unvermeidlicher
Abweichungen, ungefähr der Hälfte des
inneren Ringdurchmessers. Der inners-
te Ring der Ga-3-Strichplatte durch-
misst effektiv unter Berücksichtigung
der in der Nachführeinheit integrierten
Aufweitungsoptik 150 μm; man kommt
daher auf eine absolute Nachführtoleranz
von 75 μm – also ungefähr ±38 μm zu
jeder Seite. Mit diesem Wert lässt sich die
maximale Aufnahmebrennweite F berech-
nen über:
D
F= .f
d
[D = Streuscheibchendurchmesser (20
μm), d = Nachführtoleranz (75 μm), f =
Leitrohrbrennweite (1200 mm)]

Damit folgt mit den anderen Parametern


eine maximale Aufnahmebrennweite von
ca. 320 mm.
Abb. 2:
Die Filmplanlage Das Gebiet Zwillinge/Einhorn (siehe Text).
Ein grundsätzliches Problem, das bei der
Verwendung von fotografischem Film auf-
tritt, ist die Planlage. Besonders beim lässt zu ersterer einen Spalt frei, der exakt und nicht gerollt wird und andererseits
Mittelformat macht sich dieses Problem der Stärke von Rollfilm + Lichtschutzpapier nicht unter Spannung steht. Der Kodak E
aufgrund der großen Fläche sehr auffällig entspricht. Nachteilig ist hier die extrem 100 [4, 5, 6] ist als Planfilm beispielsweise
und störend bemerkbar. Man kann diese genaue Passung, die erforderlich ist, um 0,18 mm dick, während die Rollfilmversion
Wölbung sehr gut an der Reflexion von die spätere Bildung von Newtonringen auf lediglich 0,1 mm Stärke misst. Einen
Leuchtstoffröhren durch die Filmoberfläche der einen oder Glasbruch auf der anderen Nachteil stellt das beschränkte astrofoto-
beobachten. Die Sterndurchmesser kön- Seite zu vermeiden. Auch Staub kann beim grafisch taugliche Planfilmangebot dar,
nen bei gewölbtem Film durchaus 80 Filmtransport aufgrund von Kratzerbildung welches sich auf den Kodak E 100 G [4],
Mikrometer überschreiten, wohingegen problematisch sein [3, 4]. Von Gerd Weber den E 100 VS [6], den Kodak T Max 400
ungefähr Werte < 20 Mikrometer ange- ist diese Lösung jedoch trotz genannter sowie den Kodak Technical Pan 4415
strebt werden. Digitale SLR-Kameras Probleme bereits sehr erfolgreich realisiert beschränkt. Die aufgelisteten Filme sind
besitzen diese Schwierigkeit nicht. Es gibt und eingesetzt worden. Es ist zu beachten, jedoch nur in 9x12 (cm) oder 4x5 (inch)
nun drei Möglichkeiten, dieser Problematik dass die Glasscheibe einen Fokusversatz zu haben und müssen daher in meinem
zu begegnen: als auch Reflexionsbilder außerhalb der Fall unweigerlich im Dunklen auf das
optischen Achse erzeugt [3, 4]. Ersterem 6x9-Format, das die Planfilmkassetten
1) Man saugt den Film über eine selbst kann jedoch mit der Messuhr sehr gut aufnehmen, zurechtgeschnitten werden.
zu konstruierende Ansaugkassette an die begegnet werden. Zu diesem Zweck wurde eine konven-
Andruckplatte an. [1, 2] Nachteilig ist der tionelle Schneidemaschine mit zwei
extrem hohe technische Aufwand, sowie 3) Im Falle der Mamiya RB 67 ist der Anschlagleisten sowie einer Veloursauflage
die Schwierigkeit, den Rollfilm durch das Einsatz einer Planfilmkassette im Format zur Vermeidung von Kratzern versehen.
Lichtschutzpapier hindurch anzusaugen – 6x8 möglich. Es hat sich gezeigt, dass der Ein Vorteil des Planfilms gegenüber dem
der Rollfilm müsste mit zuvor entferntem Planfilm in diesen Kassetten ausreichend Rollfilm ist die flexible Konfektionierung
Papier eingespult werden. plan bleibt, um die geforderten Streuscheib­ für einen Abend.
chendurchmesser zu erzielen. Die Planlage
2) Man klebt vor der Filmandruckplatte bleibt in diesem Fall hauptsächlich deshalb Momentan wird Variante 3 praktiziert,
eine planparallele Glasplatte ein und stabil, weil der Film einerseits dicker ist es soll zukünftig jedoch auch Variante

VdS-Journal Nr. 22
Bildbereich abgezeichnet. Als Optik
kam ein auf f/5,6 abgeblendetes Mamiya
KL 3,5/150 mm samt IDAS LPS-Filter
zum Einsatz. Die Filme wurde um zwei
Blenden gepusht. Die Bildbearbeitung
erfolgte in Photoshop 7.0, Aufnahmeort
war Hattingen-Bredenscheid.

Am 31.8.2005 entstand diese Aufnahme


der großen Andromedagalaxie M 31 (Abb.
3). Es wurde von 23:20 bis 23:50 Uhr
MESZ auf Kodak E 100 G belichtet.
Hier kam das APO KL 4,5/250 mm von
Mamiya zum Einsatz, jedoch ohne Filter.
Der Film wurde um eine Blende gepusht,
die Bildverarbeitung erfolgte in Photoshop
7.0. Der Aufnahmeort lag im Sauerland in
der Nähe von Lüdenscheid.
Der Komet Machholz C/2004 Q2 prangte
im Januar 2005 am Nordhimmel im Perseus
(Abb. 4). Die Aufnahme entstand am
14.1.2005 und erfolgte von 23:25 bis 00:00
Uhr MEZ. Als Objektiv kam ein Mamiya
KL 3,5/90 mm, das auf f/5,6 abgeblen-
det wurde, zum Einsatz. Als Filmmaterial
diente der E 200, der ungepusht entwi-
ckelt wurde. Die Bildverarbeitung erfolgte
in Photoshop 7.0, Aufnahmeort war das
Sauerland nahe Lüdenscheid. Ein diago-
naler Helligkeitsgradient, der durch den
noch nicht untergegangenen Mond ent-
stand, wurde mit Hilfe von Photoshop
herausgerechnet.

Abb. 3:
Die Andromedagalaxie M 31 (siehe Text).

2 ermöglicht werden, indem eine


Rollfilmkassette modifiziert wird. Die
Rollfilmkassette bietet trotz des techni-
schen Aufwandes gegenüber 3 den trivi-
alen Vorteil der größeren Verfügbarkeit
von Filmmaterial und der komfortableren
Handhabbarkeit.

Weitere erste Ergebnisse


An dieser Stelle präsentiere ich drei exem-
plarische Ergebnisse, die mit dem oben
beschriebenen Instrumentarium entstan-
den.

Die Region um IC 443 in den Zwillingen


wurde in den Nächten 28./29.1.2006
zweimal 35 min und einmal 40 min auf
Planfilm Kodak E 100 VS belichtet und
mit Hilfe von Registar 1.0 zu einem
Komposit zusammengefügt (Abb. 2).
Auch der Konusnebel hat sich im unteren

Abb. 4:
Der Komet Machholz C/2004 Q2 (siehe Text).
VdS-Journal Nr. 22
astrofotografie 33

Danksagung BOMBENBEOBACHTUNGSPLATZ

An dieser Stelle bedanke ich mich herzlich


bei Herrn Gerd Weber für die mühevolle
und ideenreiche Modifikation des komplet-
ten Instrumentariums. Herrn Lutz Liebers
danke ich für das Fertigen des präzisen
Messuhrhalters und vieler zeitaufwändiger
Kleinteile, Kontakt: LutzLiebers@gmx.
de. Für die Hypersensibilisierung des
Technical Pan Films danke ich der Firma
Astrofilm Janus, Kontakt:
af.janus@t-online.de.sf
„Du hattest das doch nicht etwa wörtlich gemeint: Bomben-Beobachtungsplatz!!!“

Stellare Jets und Herbig-Haro-Objekte


von Hans G. Diederich
Im Gegensatz zu früher interessieren mich Mir stellten sich nun die folgenden
inzwischen nicht mehr die sehr alten, Fragen:
sondern stattdessen die besonders jungen Ist es Sternfreunden möglich, mit CCD-
Objekte, welche ein Alter von wenigen Kamera und ohne Filter bzw. nur mit
hunderttausend Jahren oder weniger auf- Breitbandfiltern stellare Jets und HH-
weisen. Zu diesen zählen Protosterne, eini- Objekte aufzunehmen und zu identifizie-
ge Infrarotquellen (IRS) und T-Tauri-Sterne ren?
(TTS), welche die Hauptreihe im HRD- Welche konkreten Objekte eignen sich für
Diagramm noch nicht erreicht haben. Diese den Einstieg in dieses Gebiet am ehesten?
„noch wachsenden Sterne“ nehmen weiter- Wie verschafft man sich die Informationen,
hin Materie aus ihrer Umgebung auf, die um solche Objekte in vorhandenen älteren
sich zunächst in einer Akkretionsscheibe Aufnahmen identifizieren zu können?
sammelt, vom äußeren Rand durch die Welchen Quellen können Anregungen
Scheibe hindurch wandert und schließlich entnommen werden, um eigene
vom Innenrand auf den Protostern fällt. Beobachtungsprojekte aufstellen zu kön-
Einem Teil der Materie gelingt dies aller- nen? Abb. 1:
dings nicht: Er wird vom Magnetfeld der Es blieb nichts anderes übrig, als ein- HH1 und HH2 (Meade 16-Zoll-SCT,
Akkretionsscheibe erfasst und beidseitig fach mal irgendwo zu beginnen. Einige ST-9E, ohne filter, 3.060 s,
senkrecht zur Scheibe beschleunigt. Es Ergebnisse der ersten Versuche werden Norden ist oben)
entstehen bipolare Ausströmungen oder hierunter vorgestellt. Längst nicht alle
sogar kollimierte bipolare Jets. möglichen Objekte wurden auf Eignung
untersucht. Aber gerade diese Situation HH 1 und HH 2 sind mit einigen anderen
Von Aktiven Galaktischen Kernen ist ungemein reizvoll, bietet sich uns die Strukturen in Abb. 2 markiert. Die Position
(AGN) ausgehende Jets sind auch in der Möglichkeit, wenig bis gar nicht beob- von VLA 1 ist eingezeichnet. Verbindet
Amateurszene bekannt und insbesondere achtete, astrophysikalisch interessante und
bei M 87 und 3C 273 von Sternfreunden beo- hoch-dynamische Objekte zu untersuchen.
bachtet worden. Amateurbeobachtungen
stellarer Jets waren mir dagegen nicht HH 1 und HH 2 im Orion
geläufig. HH 1 und HH 2 befinden sich beidsei-
tig einer für uns nicht sichtbaren Quelle
Diese stellaren Jets sind zudem die namens VLA 1. Sie zählen zu den hellsten
Ursache für Herbig-Haro-Objekte (HH- HH-Objekten.
Objekte), welche bei der Wechselwirkung Im Feld der Abb. 1, welche bis zum
(also bei Zusammenstößen) der Jets mit Rauschen gestreckt wurde, fallen ver-
der interstellaren Materie (ISM) entste- schieden geformte nebelige Objekte sehr
hen. Den Astronomen George H. Herbig unterschiedlicher Helligkeit auf. HH 1 und
und Guillermo Haro waren diese Objekte HH 2 zerfallen in mehrere Teilobjekte.
Ende der Vierziger Jahre des vorherigen Zu all diesen Teilobjekten und Strukturen Abb. 2:
Jahrhunderts durch Emissionslinien auf- existiert umfangreiche Literatur. Aber wie HH1 und HH2 (Meade 16-Zoll-SCT,
gefallen. passen der große und der kleine Nebelring ST-9E, ohne filter, 3.060 s,
ins Bild? Handelt es sich um Artefakte? Norden ist oben.

VdS-Journal Nr. 22
34 aS so tnrnoefnofti o
ngs tr ea rf ni ei s

man nun die Mittelpunkte des großen und den Vergleich mit Literatur identifizierte
des kleinen nebeligen Kreises durch eine Strukturen.
Gerade, schneidet diese die HH 1 und Der Jet („NE-Jet“) wurde im Jahre 1984
HH 2 verbindende Gerade exakt an der entdeckt. Seine Radialgeschwindigkeit
Position von VLA 1! Auch zwei Bögen, beträgt -40 km/s. Bei einigen seiner
„east arc“ und „west arc“ sind zu erken- Knoten wurden sogar Geschwindigkeiten
nen. Und auch sie treffen an der Position bis zu 150 km/s beobachtet. Der erheb-
von VLA 1 aufeinander. Das kann kein lich kürzere Gegenjet verbirgt sich im
Zufall sein! Reflektionsnebel von H6-5B und erreicht
Wer hier und bei vielen ähnlichen Objekten eine Geschwindigkeit von +80 km/s.
und Strukturen in der Literatur zu graben Von H6-5 wölbt sich ein schwacher Bogen
beginnt, kommt so schnell nicht mehr nach Norden und zurück zu H6-5B.
davon los: Es besteht Suchtpotenzial! Hierbei könnte es sich um eine Stoßfront
des NE-Jets in Gestalt einer Bugwelle han-
Die Region von HH 24 im Orion deln. Dies träfe aber nur zu, wenn der Jet
In Feld von M78 befindet sich eine Vielzahl prezediert, also in der Vergangenheit seine
von HH-Objekten und Jets, die sich sogar Richtung geändert hätte. Wir haben es hier
kreuzen. Als die Aufnahme entstand, wuss- also in mehrfacher Sicht mit einem hoch-
te ich aber nichts von diesen Objekten. dynamischen Objekt zu tun, dessen Natur
Es ging um eine Folgebeobachtung noch nicht vollständig geklärt ist.
Abb. 3: von McNeils Nebel. Aber wie bei jeder
HH24-Region (C14, ST-1001E, Bessel-I- Aufnahme wurde im Histogramm bis zum L1551 im Taurus
Filter, 3.600 s, Norden ist oben) Rauschen gestreckt ... und dabei Gruppen L1551 ist ein Sternentstehungsgebiet und
schwacher Wölkchen entdeckt. Eine erste enthält mehrere Protosterne, Infrarotquellen
Analyse mit Hilfe von Aladin-Simbad (IRS) und HH-Objekte. Die verursachen-
führte dann zur Fotokarte der Abb. 3. den Jets gehen von den IRS L1551-NE
und L1551 IRS 5 aus. Beide Objekte sind
Bei der Fülle von Objekten mit eigenstän- im 2MASS-Atlas zu erkennen. In Abb. 7
diger Bezeichnung wird eine vollständige wird man sie aber vergeblich suchen. Ihre
Fotokarte schnell unübersichtlich. Es sind Positionen sind wie die Richtungen von Jet
Aufnahmen mit hoher Auflösung und eine bzw. Jet-Kegel und wie einige der helleren
Darstellung in Bildausschnitten erforder- HH-Objekte markiert.
lich. Die Auswertung dieser Region ist Über L1551 steht viel Literatur zur
übrigens bis heute noch nicht abgeschlos- Verfügung: Alleine die Kurzfassungen
sen. Zu viele Strukturen warteten noch auf füllen mehrere DIN-A4-Seiten. Intensiv
ihre Identifizierung. Für den Sternfreund „forschender“ Sternfreund und „HH-
mit Liebe zum Detail ist dies aber genau Einsteiger“ kommen hier gleichermaßen
das Richtige. auf ihre Kosten.
Richtungen und Ausmaße der Jets und auch
der Umriss einiger Herbig-Haro-Objekte Simbad, Aladin, astro-ph und ein
wurden der Literatur entnommen und in Katalog
den Abb. 4 und Abb. 5 eingezeichnet. Zum gezielten Aufsuchen der HH-Objekte
bietet sich Simbad im Internet an. Von
FS Tauri A und FS Tauri B (mit Jet) hier aus führen Links zu Fachliteratur
Abb. 4: Bei FS Tauri A (auch mit H6-5 bezeichnet) und zu Aladin, wo die Positionen der
HH24-Region (C14, ST-1001E, Bessel-I- handelt es sich um einen T-Tauri-Stern Simbad-Objekte mit einer professionellen
Filter, 3.600 s, Norden ist oben) (TTS). Auch FS Tauri B (H6-5B) dürf- Aufnahme hinterlegt angezeigt werden.
te ein TTS sein. Beide Objekte stehen Der von Bo Reipurth erstellte und lau-
inmitten heller Reflektionsnebel (Abb. 6). fend aktualisiert Katalog der HH-Objekte
Es musste extrem „nach oben“ gestreckt steht im Internet zum Download bereit [1]
werden, um beide TTS stellar darzustellen. und führt eine Vielzahl von Arbeiten auf.
Aber gerade hier lohnt es sich auch „nach Auch auf „astro-ph“ kann nach Objekten
unten“ - bis ins Rauschen hinein - zu stre- und Autoren gesucht werden. Die
cken. Dabei wird nämlich ein von H6-5B Identifizierung der beschriebenen Objekte
ausgehender Jet sichtbar. Mindestens vier und der Aufsatz hier wären ohne Nutzung
Knoten sind in ihm zu erkennen. Bei R1 der genannten Informationsquellen nicht
und R2 handelt es sich um weitere, durch zustande gekommen.

Abb. 5: Ich wünsche allen Sternfreunden viel


HH24-Region (C14, ST-1001E, Bessel-I- Entdeckerfreude mit stellaren Jets und
Filter, 3.600 s, Norden ist oben) Herbig-Haro-Objekten.
VdS-Journal Nr. 22
So
a sn tnreonffoi nt o
s tg erranf i se 35

Literatur

[1] Bo Reipurth
A General Catalogue of Herbig-Haro Objects,
2nd Edition
http://casa.colorado.edu/hhcat/

Bezeichnung RA (2000) DEC (2000)


HH 1 05 36 20,8 -06 45 13
HH 2 05 36 24,0 -06 47 00
HH 24 05 46 09,6 -00 09 56
FS Tauri 04 22 02,1 +26 57 32
L1551 04 31 30,0 +18 12 30.
Abb. 6: Tab. 1:
FS Tau A und FS Tau B mit Jet (20-Zoll-RC, ST-10XME, ohne Filter, 1.560s, Daten der Objekte
Norden ist oben)

Abb. 7:
L1551 (20-Zoll-RC, ST-10XME, ohne Filter, 1.680 s, Norden ist oben)

Farbaufnahmen mit [SII]-, [OIII]- und Hα-Filter


von Frank und Sarah Slotosch

Warum haben wir uns diese


Linienfilter gekauft?
1. Wir wollten bei Mondschein Farbauf­
nahmen machen, weil es ja meistens
immer dann klar ist.
2. Wir wollten mehr Informationen über
Details und Strukturen im Inneren des
Nebels erhalten.
3. Viele Nebel kommen erst richtig zur
Geltung, wenn man verschiedene Filter
verwendet.

Abb. 1:
Flammen-Nebel, Reflektor 200 mm/
800 mm, [SII]-Filter: 10 x 240 s, [OIII]-
Filter: 7 x 240 s, Hα-Filter: 12 x 240 s
36 astrofotografie

Mosaik des Orionnebels


von Gerald Willems

Abb. 1:
Orion-Nebel, Pentax 75 mm/500 mm, [SII]-Filter: 10 x 120 s, [OIII]-
Filter: 10 x 120 s, Hα-Filter: 10 x 120 s.

Seit langem hatte ich ein Mosaik geplant, das von NGC 1980 im Süden bis
NGC 1977 im Norden reicht. In der Nacht vom 30. auf den 31. Oktober
2005 ist mir dies in der Zeit von 1 Uhr bis 5:30 Uhr MEZ gelungen. Ich
setzte meinen 10-Zoll-Newton f/4,7 auf die Losmandy G11 und starte-
te geradewegs. Während die Durchsicht sehr gut war (Bortle 5,5), war
das Seeing schlecht. Nach viereinhalbstündiger Aufnahmezeit hatte ich
alle Daten beisammen, auch wenn die Konzentration zum Schluss doch
merklich nachließ. Schließlich betreibe ich kein automatisches Guiding,
sondern eine Nachführkontrolle mit einem Fadenkreuzokular am 4-zölligen
Refraktor und dann eben Handsteuerung!

Das Mosaik zeigt den Orionnebel M 42 mit NGC 1977, dem „Running
Man“. Es entstand aus drei Teilaufnahmen. Jede davon wurde 3 x 12
Minuten und 2 x 5 Minuten für alle Nebelbereiche belichtet, das Zentrum
hingegen kürzer, und zwar 2 x 3 Minuten, 2 x 2 Minuten, 2 x 1 Minute, 2 x
30 s, 2 x 15 s und 2 x 5 s. Die Canon EOS 300 d (modifiziert) war auf ISO
800 eingestellt. Ein IR-Sperrfilter diente zur Steigerung der Bildqualität.

Siehe auch meine Homepage: www.gwaquarius.de

Abb. 2:
Orion-Mosaik von Gerald Willems
A t m o sp h ä r i sc h e E r sc h e i n u n ge n 37

Elliptische Ringe
im Eisnebel
von Claudia Hinz

In der Nacht zum 13. 03. 2006 hatte es auf dem 1835 m hohen
Wendelstein Neuschnee gegeben und so begab ich mich kurz
nach Sonnenaufgang hinaus, um Schnee zu schaufeln. Die hohe
Luftfeuchte und die tiefen Temperaturen um -17°C erzeugten
Milliarden kleinster Eiskristalle. Auf meiner dunklen Jacke
waren ausschließlich feingliedrige hexagonale Schneesterne
und verhältnismäßig lange dünne Eisnadeln erkennbar.

Bereits kurz nach Sonnenaufgang bildete sich oberhalb einer


über den Tälern liegenden Stratusdecke eine äußerst helle
Untersonne aus, welche mit der Sonne durch eine zarte
Lichtsäule verbunden wurde.

Kurz vor 10 Uhr lösten sich die Wolken im Tal auf, sie zogen
nach oben und zerfielen in kleinste Eiskristalle, die zeitweise

Abb. 1:
Untersonne am 13. März 2006 vom Wendelstein aus foto-
Anzeige01_11_06 30.10.2006 16:35 Uhr Seite
grafiert (Foto 1C. Hinz)

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38 A t m o sp h ä r i sc h e E r sc h e i n u n ge n

Abb. 3:
Detailaufnahme der beiden ellip-
tischen Ringe. Deutlich erkennbar
einige Eiskristalle in nächster Nähe
zur Fotografin (Foto C. Hinz)
Abb. 2:
Elliptische Ringe und Untersonne, kontrastverstärkte Aufnahme
(Foto und Bearbeitung . Hinz)

richtig dichte Polarschneeschleier bilde- decke, zwei Finger herhalten. Nach etwas Unterbrechung zu sehen und war zu kei-
ten und die Sicht vorübergehend stark mehr als einer Minute war das Ganze nem Zeitpunkt von elliptischen Ringen
herabsetzte. In einem dieser Schleier bil- ebenso schnell vorbei, wie es gekommen umgeben.
deten sich für etwas mehr als 1 Minute war. So richtig geglaubt habe ich es aber
um die Sonne zwei elliptische Ringe mit selbst erst, nachdem ich die Fotos gesehen Die Entstehung der elliptischen Ringe ist
den Durchmessern 0,5°/2° und 3°/8°. Ich habe, die trotz völliger Verwirrtheit ganz noch immer nicht geklärt. Die derzeit
dachte erst ich träume und ehe ich rea- gut geworden sind. publizierte Theorie, dass diese Erscheinung
lisieren konnte, dass mir meine Sinne in Fallstreifen (Virga) an rotierenden
keinen Streich spielten, verging wertvolle Elliptische Halos wurden bisher wohl Plättchen entsteht, können diese beiden
Zeit. Aufgrund der noch immer präsen- erst einmal im Eisnebel beobachtet. Beobachtungen im Eisnebel widerle-
ten Untersonne, deren Helligkeit inzwi- Im Heft 2/1997 war in der finnischen gen. Es gibt keinerlei neue Denkansätze.
schen deutlich abgeschwächt war, hatte Zeitschrift „Tähdet ja Avaruus“ (Sterne Auch die auf meiner Jacke gesammel-
ich glücklicherweise meinen Fotoapparat und Weltraum) eine ähnliche Beobachtung ten Kristalle sind kein Indiz, denn die
dabei und konnte wenigstens noch ein von Martti Penttinen beschrieben. Nur Polarschneewolken aus dem sich auflösen-
paar Fotos schießen. Zeit, um irgendetwas die im Artikel geäußerte Vermutung, dass dem Nebelmeer können aus ganz anderen
zum Abdecken der Sonne zu suchen, blieb die Entstehung der elliptischen Ringe Kristallen bestanden haben, als der restli-
nicht, denn die Schleier bewegten sich sehr identisch der Bottlinger Ringe um die che Diamond Dust an meinem Standort.
schnell. So musste die Hand, bzw. als ich Untersonne ist, konnte meine Beobachtung
feststellte, dass ich das meiste damit ver- nicht bestätigen. Die Untersonne war ohne
VdS-Journal Nr. 22
A t m o sp h ä r i sc h e E r sc h e i n u n ge n + C C d - Tec h n i k 39

Weltweite Sammlung seltener Halophänomene und Canis-minor – canis-maior


atmosphärischer Erscheinungen

Es gibt seit einiger Zeit zwei neue Seiten im Netz, einmal eine weltweite Sammlung sel­
tener Halophänomene (http://haloreports.blogspot.com/) und ein Pedant zu den atmos­
phärischen Erscheinungen (http://atmospherical.blogspot.com/). Diese Seiten wurden
international sehr gut angenommen, es gibt schon viele interessante Halophänomene
und andere Erscheinungen zu bewundern, z.B. einen durch unterschiedlichen
Brechungs­index versetzten Regenbogen in Salzwasser- und normalen Wassertröpfchen,
weltweite Beobachtungen von Pollenkoronen oder Dämmerungserscheinungen wäh­
rend der totalen Sonnenfinsternis. Zu einigen Themen sind bereits sehr interessante
Diskussionen entstanden, z.B. zu dem auf dem letzten Treffen des Arbeitskreises
Meteore e.V. diskutierten Unterschied zwischen Nebelbogen und Wolkenbogen bei
Bergbeobachtungen. Jeder, der sich bei Blogspot (http://www.blogspot.com) anmeldet,
kann sich an den Diskussionen beteiligen. Wer gern selbst etwas beisteuern möchte,
sendet bitte ein aussagekräftiges Bild (mit eventuellen Links zu weiteren) und einen
kurzen Text (in Englisch) an einen der angegebenen Contributoren. „Ich habe ihn Prokyon genannt.“
„Sirius wäre besser gewesen!!!“

Tagungsrückblick:
Die 13. CCD-Tagung der VdS in Kirchheim
von Dennis Möller, Siliva Kowollik, Bernd Brinkmann

Vom 21.-23. April fand die 13. CCD-


Tagung der VdS statt, zu der sich rund
30 Interessierte in Kirchheim/Thüringen
zusammenfanden.
Das Programm bot wie gewohnt jede
Menge Informatives auf dem Gebiet der
CCD- und CMOS-Technik, vorgetragen
aus den Reihen von Amateuren. Zum
Vorstellen der einzelnen Arbeitsgebiete
gab es neben den Vorträgen am
Sonnabend auch außerhalb des offiziellen
Tagungsprogramms viel Gelegenheit. So
ist es zur guten Gewohnheit geworden,
sich Freitag abends in den Räumen der
Kirchheimer Sternwarte zu treffen und
erste Erfahrungen auszutauschen.
Am Sonnabend fand das Hauptprogramm
im benachbarten Rudisleben statt. In
einem vierstündigen Workshop, der von
Oliver Schneider und Dennis Möller der Kamera über die Bildaufnahmen bis zur „Lucky Imaging“, das sich an der von
(beide VdS-Fachgruppe CCD-Technik) geeigneten Nutzung von Bildkonvertern Amateuren schon seit Jahren verwende-
gehalten wurde, wurde in anschaulicher und der Bildverarbeitung aufgezeigt. ten Videoastronomie zur Beobachtung
Weise der Umgang mit Digitalkameras In angeregten Diskussionen fand der der Planeten unseres Sonnensystems ori-
in der Astrofotografie erläutert. Hierbei Erfahrungsaustausch auch innerhalb der entiert. Aus vielen sehr kurz belichteten
wurden sämtliche Themen abgedeckt, die Tagungsteilnehmer statt, was das große Aufnahmen, von denen nur ein kleiner
bei der Erstellung von Aufnahmen von Interesse an dem Thema reflektierte. Teil mit den schärfsten und vom Seeing
Relevanz sind. Angefangen bei der Frage, Bernd Gährken erlaubte den Teilnehmern am wenigsten beeinflussten Bildern
wo die Digitalkamera ihren Platz findet im während seines Vortrags einen interessan- verwendet wird, wird ein Summenbild
Vergleich zur traditionellen Filmfotografie ten Einblick in ein von Profiastronomen generiert, das eine deutlich gesteigerte
und der CCD-Technik bis hin zur angewandtes Verfahren zur Anfertigung Winkelauflösung besitzt. Es bedarf hierzu
Bildbearbeitung. Es wurde der gesamte von hochaufgelösten Bildern astrono- keiner adaptiven oder aktiven Optiken,
Bilderstellungsprozess von der Einstellung mischer Objekte. Er berichtete vom nur viele kurze Abschnitte ruhiger Luft.

VdS-Journal Nr. 22
40 C C d - Tec h n i k

Bernd zeigte Ergebnisse von hellen und x 15,1 mm; MegaTEK: rückseitenbeleuch- ten und astrotauglichen s/w Videokamera.
kleinen Planetarischen Nebeln, die er mit teter CCD-Chip mit 1024 x 1024 24 μm- Dazu benutzte sie das Videomodul SK-
einer Watec und dem 80 cm-Teleskop Pixeln, Chipgröße 24,5 mm x 24,5 mm), 1004-X und ein Druckgussgehäuse aus
der Münchener Sternwarte erhielt und sondern zeigte auch Bilder von verschiede- Aluminium von Conrad. Der Preis für
verglich die aufgenommenen Details mit nen Deep-Sky-Objekten, die an denselben diesen Eigenbau liegt bei ca. 90 Euro
Aufnahmen des Hubble Space Telescopes. Teleskopen kurz nacheinander aufgenom- und erlaubt so Videoastronomie auch für
Gerhard Fischer referierte in sei- men worden sind. Er betrachtete eini- den kleinen Geldbeutel. Sie verglich die
nem Vortrag über CCD-Sensoren, ge Randbedingungen, die von Bedeutung Leistungsfähigkeit des Moduls mit den
deren Eigenschaften und Arbeitsweise. sind: Die EOS 10D ist eine autonome bekannteren Astrokameras Mintron und
Anhand von elektronenmikroskopischen Kamera, die Langzeitbelichtungen per Watec im nicht-aufsummierenden Betrieb.
Aufnahmen erläuterte er sehr anschaulich, Fernauslöser erlaubt und mit einem An Hand von Planetenaufnahmen zeig-
wie ein CCD-Sensor eigentlich aufgebaut kleinen Akku auskommt, während die te sie, dass dieses Modul so empfind-
ist und wie genau ein Pixel aus kleinsten MegaTEK von einem WIN98-Computer lich ist, dass selbst bei nur 6“ Öffnung
mikroelektronischen Strukturen gebildet gesteuert werden muss und eine aufwändi- die Brennweite durch Benutzung von
wird. Des weiteren ging er auf den Bau ge Strom- und Wasserversorgung benötigt. Okularprojektion auf 6-8 Meter ausgedehnt
von CCD-Kameras, Rauschquellen und Fazit des Vortrags: Die EOS 10D ist eine werden kann und dennoch genügend Licht
der Analyse des Rauschens in Aufnahmen vielseitig einsetzbare, hochwertige digitale für die Benutzung von diversen Farb- oder
ein. Anhand dieser Untersuchungen ist es SLR, geeignet für alle Arten der (Astro-) Linienfiltern den Chip erreicht. Eine wei-
möglich festzustellen, ob die betrachtete Fotografie. Allerdings ist das Bildformat tere Anwendung für dieses Videomodul
Kamera einwandfrei arbeitet. Wie eine sol- proprietär und selbst von Modell zu sind Sternbedeckungen. Mit ihm wurde die
che Analyse vorgenommen wird, verdeut- Modell unterschiedlich, was die astro- Bedeckung von Hermione im Dezember
lichte er ausführlich anhand von Bias- und nomische Bildbearbeitung diffizil macht. 2005 erfolgreich nachgewiesen.
Dunkelstrombildern. Die MegaTEK ist eine CCD-Kamera für
Bernd Brinkmann verglich in seinem Spezialisten im Bereich der Deep-Sky- Allen Organisatoren und Mitstreitern, die
Vortrag die digitale Spiegelreflexkamera Fotografie. Ihr Bildformat ist standardisiert diese Tagung ermöglicht haben, gilt beson-
Canon EOS 10D mit seiner MegaTEK (FITS), was eine umfangreiche Nutzung derer Dank.
nicht nur an Hand von technischen Daten vieler Bildbearbeitungprogramme zulässt. Die 14. CCD-Tagung der VdS wird nächs-
(EOS 10D: CMOS-Sensor mit 3072 x Silvia Kowollik berichtete über den tes Jahr vom 27. bis 29. April in Kirchheim
2048 7,4 μm-Pixeln, Sensorgröße 22,7 mm Eigenbau einer preisgünstigen, ungekühl- stattfinden.

Pentax gegen H-alpha


von Rainer Schulze

Wenn man ein PST sein eigen nennt, tritt


mit Sicherheit irgendwann der Wunsch
auf, das ganze Sonnenbild im H-alpha-
Licht zu fotografieren. Da ich eine digitale
Spiegelreflex, die Pentax ist-D besitze,
sollte diese zum Einsatz kommen. Also
wurde ein Adapter angefertigt, in den eine
3x vergrößernde Barlowlinse eingebaut
wurde. Alles schien gelungen: Die Sonne
ließ sich vollständig und scharf auf dem
Chip abbilden (s. Abbildung). Doch beim
genauen Betrachten der Aufnahmen auf
dem Bildschirm des Computers zeigten
sich stark störende Interferenzringe.

Nun mußte Ursachenforschung betrie-


ben werden. Zunächst wurde der Adapter
für die Okularprojektion umgebaut und
erneut fotografiert. Wieder waren auf den
Aufnahmen die gleichen Interferenzringe
zu sehen. Also konnte es nicht an der
Art der Brennweitenverlängerung und an
Interferenzen innerhalb der verlängernden Der fotografierte durch das PST mit ver- einwandfreies Bild. Nachdem das PST
Optik liegen. War das PST defekt? Ich schiedenen digitalen Spiegelreflexkameras wieder in meinem Besitz war, hatte ich die
schickte es zur Prüfung zu Wolfgang Lille. von Canon und Nikon. Alle lieferten ein Gelegenheit mit einer Pentax ist-D eines
VdS-Journal Nr. 22
C C d - Tec h n i k + C o mpu t e r a s t r o n o m i e 41

Bekannten zu fotografieren, und wieder sind. In diesen Schichten müssen die maximalen Grünempfindlichkeit. Leider
gab es Interferenzringe. Nachdem ich als Interferenzen entstehen. setzt der Pentax-Chipfilter diese auf etwa
weiteren Test Fotos mit meiner analo- In der normalen Weißlichtfotografie sind 11% herab. Nicht nur in dieser Kamera
gen Pentax gemacht hatte und auch die sie natürlich unsichtbar, sie treten nur wäre es eine gute Sache, wenn so ein
einwandfrei waren, war es sicher: Die im monochromatischen Licht auf. Leider Filter austauschbar wäre wie eine Sucher-
Interferenzringe entstanden in dem von ist die Pentax ist-D trotz ihrer Vorzüge Mattscheibe. Aber offenbar ist das H-
Pentax eingebauten Filter vor dem Chip. im Alltagsgebrauch (kompakt, leicht, gut ­alpha­-Völk­chen zu klein, als daß es sich
bedienbar) nicht sehr verbreitet, so dass lohnte, so etwa zu produzieren.
Wie war das möglich? Durch glückliche meines Wissens keine Umbauerfahrungen
Umstände kam ich in den Besitz einer vorliegen. Ein Umbau würde sich aber Fazit
ausgebauten Filterscheibe. Ein Blick durch lohnen, denn der Chiptyp ist immerhin Trotz seines für die Astrofotografie an sich
das Mikroskop zeigte, daß sie keinerlei derselbe, den Starlight in seine über 6000 gut geeigneten Chips ist die Pentax durch
Struktur hat (etwa die einer Fresnellinse). Euro teure SXV-M25 einbaut, nämlich den Aufbau und durch die Rotunterdrückung
Sie besteht aus vier miteinander verkleb- der Sony ICX413AQ. Trotz Bayermatrix des eingebauten Chipfilters für die H-
ten Platten, die insgesamt 1,25 mm dick hat dieser Chip bei H-alpha noch 76% der alpha-Fotografie nicht geeignet.

Eye & Telescope 2.5


von Helmut Jahns
Planetariumsprogramme gehören mittler-
weile zum Standardrepertoire des beo-
bachtenden Astroamateurs und bieten
ihm eine wichtige Hilfestellung für die
Astropraxis. Einen anderen Ansatz ver-
folgt Eye & Telescope, oder kurz E&T.
Dieses Programm erhebt den Anspruch,
dort fortzusetzen, wo die Funktionalität
herkömmlicher Planetariumsprogramme
aufhört. Während bei letzteren der
Fokus auf Objektsuche und Kartendruck
liegt, versucht E&T Aussagen über die
Sichtbarkeit von Objekten im Okular zu
machen sowie die Beobachtungsplanung
zu systematisieren mit dem Ziel, die in
unseren Breiten chronisch kostbare
Beobachtungszeit möglichst sinnvoll zu
nutzen. Dieser Testbericht soll zeigen, ob
E&T diesen Anspruch einzulösen vermag.

Installation Abb. 1:
Die aktuell vertriebene Programmversion Eingabefenster für die Beobachterdaten, wie z.B. Beobachtungsplätze, Teleskope
ist 2.0. Die Installation von E&T erfolgt und Okularausstattungen.
reibungslos (bei älteren Windowsversionen
müssen ggfs. mitgelieferte Erweiterungen und ein Hilfefenster. Die Hilfe bietet drei Bedienung
wie MDAC 2.5 oder DCOM95 instal- Touren an, welche alle wesentlichen Teile Das zentrale Anliegen von E&T ist die
liert werden). Von der Homepage des Funktionsumfangs tangieren und beim Erstellung von Beobachtungsplänen. Als
des Herausgebers [1] kann das kos- ersten Umgang mit dem Programmpaket Beispiel für die Handhabung wurden zwei
tenlose Update auf 2.5 heruntergela- sehr hilfreich sind. Die Sprache ist deutsch. Beobachtungsprojekte zu großflächigen
den werden, welches Grundlage dieser Das Programm kommt in einer konventio- Planetarischen Nebeln aus dem PK-Katalog
Rezension ist. Das Update wird einfach nellen Windowsoberfläche daher, die auf sowie zu Arp-Galaxien erzeugt. Über den
in das Programmverzeichnis kopiert. graphische Gimmicks weitgehend verzich- Objektfilter (Abb. 2) wurden entsprechen-
Die Registrierung erfordert etwas mehr tet. de Objektlisten generiert, wobei u. a. nach
Aufwand als gewohnt: Zusätzlich zur Zu Beginn ist es sinnvoll, einige Kenndaten Katalog, Objekttyp und Sternbild gefil-
Seriennummer, die sich auf der CD befin- zu bevorzugten Beobachtungsplätzen samt tert werden kann. Bei den Planetarischen
det, wird eine Lizenznummer benötigt, geographischer Koordinaten und erreich- Nebeln war ich zunächst über die gerin-
welche man auf der Oculum-Homepage barer Grenzgröße, zu den verfügbaren ge Trefferzahl der Datenbankabfrage irri-
unter Eingabe der Seriennummer erhält. Teleskopen und zur Okularausstattung ein- tiert. Dies änderte sich erst, als ich die
Beim Start von E&T öffnen sich ein zugeben (Abb. 1). Schalter „Flächenhelligkeit bekannt“ und
Auswahldialog für Planungsdokumente „bis Grenzgröße der Optik“ deaktivierte.

VdS-Journal Nr. 22
42 C o mpu t e r a s t r o n o m i e

Es stellte sich heraus, dass der PK-Katalog


in der mitgelieferten Objektdatenbank im
Gegensatz zum Sky Catalogue 2000.0
[2] nur visuelle Helligkeitsangaben ent-
hält (wobei photographische Helligkeiten
zumindest grobe Anhaltspunkte für die
visuelle Wahrnehmung sein können.
Außerdem fehlen im Datenbestand auch
einzelne visuelle Helligkeiten, die in [2]
enthalten sind). Da jedoch nur für eine
kleine Teilmenge des PK-Katalogs über-
haupt visuelle Helligkeiten vorliegen, ist
die Ergebnismenge der Abfrage entspre-
chend klein. Bei den Arp-Galaxien erga-
ben sich derartige Probleme nicht.
Per Drag & Drop lassen sich die
Ergebnisse des Objektfilters in ein
Beobachtungsprojekt übernehmen. Die
Beobachtungsprojekte werden mit sämtli-
chen relevanten Daten tabellarisch darge-
stellt, wobei zu jedem Objekt eine güns-
tigste Beobachtungszeit berechnet wird. Abb. 2:
Außerdem können Beobachtungsprojekte Beobachtungsprojekt mit Planetarischen Nebeln, im Hintergrund das
nach beliebigen Daten sortiert werden. entsprechende Objektfilter.
Eine Sortierung nach dem günstigsten
Beobachtungszeitpunkt beispielsweise
kann verhindern helfen, dass Objekte wäh-
rend der Beobachtungsnacht einer ungüns-
tigen Reihenfolge wegen im Horizontdunst
verschwinden.
Was kann der Amateurastronom mit
seiner eigenen Ausstattung sehen?
E&T versucht, diese Frage über die
Wahrnehmungsanalyse zu beantwor-
ten. Sie benutzt die Optikparameter, die
Beobachtungsplatzdaten, den Mondstand
und die Höhe über dem Horizont, um
für alle Objekte des Beobachtungsprojekts
mit bekannter Flächenhelligkeit die
Kontrastreserve zu berechnen (s. Abb. 4).
Die Kontrastreserve versteht sich als Maß
für die Wahrnehmbarkeit und wird dafür
verwendet, das Erscheinungsbild von
Deep-Sky-Objekten im Okular zu simu-
lieren. Abb. 3:
E&T verfügt über eine Funktion zum Das Dunkelheitsdiagramm bietet eine Übersicht der Beobachtungsperioden ohne
Erstellen von Aufsuchkarten (s. Abb. 5). störendes Mondlicht.
Der Kartendruck bleibt zwar ein wenig
hinter den Möglichkeiten klassischer
Planetariumsprogramme zurück, erfüllt Kontrastreserve über die Objekthelligkeit Einschränkung darstellt.
jedoch voll und ganz seinen Zweck. und die Fläche des Objekts berechnet Über die Logbuchfunktion von E&T kann
Erfreulich ist, dass sich die Beschriftungen wird. Dabei wird eine gleichmäßige der Anwender seine Beobachtungen doku-
bei hoher Objektdichte nicht überlagern Flächenhelligkeit angenommen, was in mentieren.
und die Karten so übersichtlich bleiben. der Praxis nicht zwangsläufig der Fall Ein anderer Anwendungsfall ist aktiven
Bei Bedarf kann der Kartendruck anderer ist. Hellere Partien, wie z.B. Knoten Sternfreunden ebenfalls vertraut: der
Planetariumsprogramme angesteuert wer- oder Galaxienkerne, können unter die- spontane Beschluß zum Beobachten bei
den. sen Umständen eher gesichtet werden. plötzlichem Aufklaren am Abend ohne
Bei der Beobachtung zeigte sich, dass Der Einfluß von Interferenzfiltern auf Zeit für eine nennenswerte Vorbereitung.
einige Objekte leichter gesehen werden die Wahrnehmung findet in E&T keine Häufig kann man nicht auf einen ferti-
konnten als die Wahrnehmungsprognose es Berücksichtigung, was für Planetarische gen Beobachtungsplan zurückgreifen, und
annehmen ließ. Dies liegt daran, dass die und Galaktische Nebel eine merkliche man möchte auch nicht stets dieselben
VdS-Journal Nr. 22
C o mpu t e r a s t r o n o m i e 43

binnen weniger Minuten erstellen.


Die etwas unglückliche Beschränkung
früherer Versionen von E&T auf
Einzelinstallationen ist zwischenzeitlich
entfallen, d.h. das Programm kann nun-
mehr für den Feldeinsatz parallel auf ein
Notebook installiert werden. Über das
Menü kann ein dunkeladaptionsfreundli-
cher Nachtmodus aktiviert werden.
Die Hilfe beschränkt sich nicht auf die
Beschreibung der Programmfunktionalität,
sondern bietet auch einige Erklärungen
rund um das astronomische Sehen. Leider
geht die Hilfe nicht intensiver auf die
Berechnung der Kontrastreserve ein (mehr
dazu in [3]). Man kann sich als Benutzer
gut in dem Programm zurechtfinden, da
man über F1 die kontextsensitive Hilfe
Abb. 4: erhält und sehr viele Funktionen über die
Die Simulation des Anblicks im Okular. Die Kontrastreserve wird als Balken rechte Maustaste auswählen kann.
dargestellt, wobei zusätzlich der Schwierigkeitsgrad des Objekts farbkodiert wird. Eine der Stärken des Programms sind
seine Schnittstellen. Objektlisten können
Objekte beobachten. Der Sternkartendruck für den dargestellten Himmelsausschnitt zu z.B. in diverse Formate (XML, HTML,
von E&T bietet für solche Zwecke an, eine generieren und diese zu plotten. Auf die- Guide, Planetarium für Palm, DSL u.a.)
Auswahl der aussichtsreichsten Objekte sem Wege lässt sich ein Beobachtungsplan exportiert werden. Außerdem können

Abb. 5:
Aufsuchkarte für Ursa Major. Objekte, zu denen Eintragungen im Logbuch vorliegen, werden farblich hervorgehoben.

VdS-Journal Nr. 22
44 C o mpu t e r a s t r o n o m i e + Deep sk y

Objektnamen per Drag & Drop aus anderen nen einen sehr großen Nutzen aus Eye Eye & Telescope kann beim
Applikationen, z.B. einem Webbrowser, in & Telescope ziehen. Dabei ist besonders Oculum-Verlag
eine Objektliste eingefügt werden. E&T hervorzuheben, dass E&T häufig einige Westl. Stadtmauerstr. 30a
ist zudem in der Lage, über die ASCOM- lohnenswerte Objekte auflistet, auf die D-91054 Erlangen
Schnittstelle ein Teleskop zu steuern (ein man ansonsten nicht aufmerksam gewor- bezogen werden. Das Programm läuft
Treiber für ASCOM befindet sich auf der den wäre. unter Windows und erfordert mindestens
CD). Der Anschaffungspreis von Eye & 32 MB Hauptspeicher sowie 1024x768
Telescope ist mit 79 € recht ambitioniert. Pixel Grafikauflösung.
Fazit Das Tool spielt somit in der gleichen Liga
Eye & Telescope ist sehr intuitiv zu bedie- wie kommerzielle Planetariumsprogramme. Literatur
nen. Es erweckt den Eindruck, dass ein Von der Oculum-Homepage [1] kann eine [1] Homepage des Oculum-Verlags:
erfahrener Deep-Sky-Beobachter eine maß- Demoversion heruntergeladen werden, www.oculum.de
geschneiderte Softwarelösung für genau die sich jedoch nicht als Lightversion [2] Hirshfeld, Sinnott (Hrgb.), Sky Catalogue
diejenigen Probleme entworfen hat, mit von E&T verstanden wissen will, sondern 2000.0 Vol. 2
denen ein solcher sich bei der Vorbereitung eine Möglichkeit zum Testen bietet, ob [3] Pfleger, Flächenhelligkeit, Kontrast und
von Beobachtungskampagnen konfrontiert das Programmkonzept den Wünschen des Wahrnehmung bei flächenhaften Objekten,
sieht. Aktive Deep-Sky-Beobachter kön- Anwenders entspricht. Interstellarum 19

Neues aus der Fachgruppe


„Visuelle Deep Sky Beobachtung“
Liebe Sternfreunde,
in gewohnter Weise möchte ich hier auch
im Jahr 2007 kurz ein paar Zeilen zur
Einleitung unseres Beitrages im VdS-
Journal schreiben. Im vorliegenden Heft
ist das Thema „Deep Sky“ besonders stark
vertreten. Dies liegt am Schwerpunktthema
„Planetarische Nebel“ welches hauptsäch-
lich durch die Ergebnisse des zusammen
mit der FG-Astrofotografie initiierten
Projekts bestimmt wird. Die fotografi-
schen und visuellen Ergebnisse lesen in
den „gelben Seiten“ im vorderen Teil des
Hefts. An dieser Stelle vielen Dank all
jenen Sternfreunden, die an diesem Projekt
mitgearbeitet haben!
Während das Projekt „10 PN“ nun abge-
schlossen ist, sind bereits zwei neue
Projekte in Vorbereitung. Nach dem DST
2006 wurde der Kontakt mit den belgischen
Sternfreunden vertieft und es wurde eine eines Sternenlebens vom Dunkelnebel bis beim Lesen.
besondere Kooperation gestartet. Die bis- zum Weissen Zwerg befassen. Das Projekt Zum Schluss noch eine Begegnung von
lang nur in gedruckter Form oder als pdf- soll laufend aktualisiert werden und jeder- Wolfgang Steinicke mit dem legendä-
File erhältliche Deep-Sky-Liste soll nun zeit einsehbar sein. Wir hoffen, auf diesem ren John Dobson, Erfinder der gleich-
nach dem Schema des belgischen Deep- Weg eine große Akzeptanz zu finden. Eine namigen Teleskope. Wolfgang konnte
Sky-Log (www.deepskylog.be/deepsky) Beschreibung des Projekts finden Sie in auf der Astromesse AME in Villingen-
digitalisiert bzw. in Form einer Datenbank diesem Heft. Schwenningen (siehe Beitrag in diesem
verfügbar sein. Das know-how der belgi- Ich berichte in dieser Rubrik über Heft) ein paar Worte mit ihm wechseln.
schen Sternfreunde und die Mitarbeit der „Klumpiges in NGC 7673“. Daniel Spitzer Er hatte ihn bereits 1980 in seinem Haus
Fachgruppe Computerastronomie sollen hat „Sterngruppen aus dem NGC“ und in San Francisco besucht. John ist mit-
das Projekt in den nächsten Jahren auf den Frank Leiter „Ein Trio von Offenen tlerweile 91 (!) und fit wie ein Turnschuh
Weg bringen. Ein weiteres Projekt wird Sternhaufen“ beobachtet. Christoph – das kommt wohl von der visuellen
von Martin Schoenball ausgearbeitet: „a Lohuis erläutert „Die Wahrnehmung flä- Beobachtung bei guter Luft!
star’s live“. Inhaltlich wird sich dieses chiger astronomischer Objekte“, wobei es Kristallklare Winternächte wünscht
Projekt mit der Beobachtung aller Stadien insbesondere um Farben geht. Viel Spaß Ihr/ Euer Jens Bohle
VdS-Journal Nr. 22
dEEP SKy 45

Klumpiges in NGC 7673


von Jens Bohle
Die Beobachtung von Einzelobjekten in
anderen Galaxien reizt mich schon seit
geraumer Zeit und hat in den letzten Jahren
zu Beobachtungen diverser Objekte in
den Galaxien unserer kosmischen
Nachbarschaft geführt. Darunter diverse
Arten von Sternhaufen die jedoch meist
nur mit großen Teleskopen direkt zu beob-
achten sind. Oft sind einzelne Sternhaufen
auch mit 50 cm Öffnung zu schwach.
Dennoch sind größere Ansammlungen sol-
cher Sternhaufen auch in weiter entfernten
Galaxien durchaus noch erkennbar. Die
Summe ihrer Leuchtkraft macht dies mög-
lich, wie ich hier im Fall von NGC 7673
zeigen möchte.
Die Galaxie NGC 7673 (auch IV Zw 149,
Markarian 325, UGC 12607 und UCM
2325+2318) im Sternbild Pegasus ist mit
einer scheinbaren visuellen Helligkeit
von 13 mag schon mit Teleskopen von
20 cm Öffnung bequem beobachtbar.
Bei der Galaxie handelt es sich um eine Abb. 1:
Starburstgalaxie, also ein Ort heftiger NGC 7673 auf einer Aufnahme des Hubble Space Telescops.

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46 DEEP SKY

Sternentstehung. Wie so oft, zeigen gerade


die sog. Starburstgalaxien aufgrund ihrer
„bewegten Vergangenheit“ einige Details.
Im Falle von NGC 7673 ist dies bei einer
Entfernung von 150 Mill. Lichtjahren
schon ein sehr anspruchsvolles Ziel.
Um innerhalb der winzigen Galaxie von
knapp zwei Bogenminuten scheinbarem
Durchmessers Einzelheiten erkennen zu
können, hilft nur hohe Vergrößerung, ein
Teleskop großer Öffnung und ein wenig
Erfahrung mit der Beobachtung kleinerer
Details im Okularausschnitt. NGC 7673
ist eine Galaxie welche aufgrund ihrer star-
ken Sternentstehung vielfach untersucht
wurde. In der Presse wurde vor allem das
Foto, welches mit dem Hubble-Space-
Telescope gewonnen wurde, oft publiziert
(Abb. 1).
Hier ist die heftige Sternentstehungsrate
bereits an den jungen blauen Objekte erkenn-
bar. Diese jungen Sternentstehungsgebiete,
welche nicht durch Kollision sondern
durch den nahen Vorübergang einer ande-
ren Galaxie ausgelöst wurden, beste-
hen aus einzelnen Sternen oder einzel-
nen Sternhaufen mit hoher Leuchtkraft, Abb. 2:
welche z.B. die des Tarantelnebels, als NGC 7673 im Amateurfernrohr. Die zweite Aufhellung innerhalb der Galaxie ist
leuchtkräftigstes Sternentstehungsgebiet deutlich zu erkennen.
der Lokalen Gruppe, um das hundertfache
übersteigt! Den Anstoß zur Beobachtung beobachtbar. Die Beobachtung erfolgte in den öster-
von NGC 7673 lieferte mir der online In [2] wird von der Bestimmung von über reichischen Alpen in Kärnten bei einer
Preprint-Server „astro ph“ [1], der den 200 Sternhaufen in der Galaxie, welche Grenzgröße von 6,7 mag am Pol. Beobachtet
Zugriff zu den neuesten fachastrono- sich teilweise in sogenannten „clumps“ wurde mit einem 50 cm-Dobson-Teleskop.
mischen Publikationen im pdf-Format drängen, berichtet. Diese Ansammlungen Die folgende Zeichnung zeigt die Galaxie
ermöglicht. Unter Zuhilfenahme dieses sollten aufgrund ihrer summierten bei 432facher Vergrößerung (Abb. 2).
Service gelangen mir schon mehrfach Helligkeiten der einzelnen Haufen viel- NGC 7673 selbst konnte als ovales Objekt
interessante Beobachtungen, u.a. die von leicht visuell beobachtbar sein. Ähnlich mit recht hoher Flächenhelligkeit gese-
jungen Sternhaufen in NGC 6946 oder wie M 82, wo der hellste Knoten M 82A hen werden. Neben dem hellen zentralen
NGC 2403. aus über 100 Supersternhaufen besteht Gebiet wurde die Region „B“ zweifels-
Unter dem Titel „The Star Cluster System und so in seiner Gesamthelligkeit eine frei erkannt. Unsicher war ich bei der
of the NGC 7673 Starburst“ ist bei „astro Beobachtung mit Teleskopen kleinerer Bestimmung der Region „C“ die ich nur
ph“ eine Untersuchung der Sternhaufen Öffnung als 50 cm zulässt. Bei NGC als Ausstülpung der zentralen Region in
in NGC 7673 publiziert worden [2]. Eine 7673 sind es 50 Sternhaufen in den hel- Richtung „clump B“ vermuten konnte und
kurzes Studium dieser Publikation veran- leren Ansammlungen. In [2] werden neben daher nicht eingezeichnet habe.
lasste mich letztendlich zu einer amateur- der hellen Zentralregion folgende Objekte Summa summarum war dies für mich eine
astronomischen Beobachtung der Galaxie. genannt: weitere faszinierende visuelle Beobachtung
An die Beobachtung einzelner junger jenseits der bekannten Wege, die allerdings
Sterhaufen, wie z.B. bei M 33 oder NGC clump B 15,81 mag (555 nm) im Vorfeld einige Recherche und Mühe
1569, war allerdings nicht zu denken. Die clump C 16,48 mag (555 nm) gekostet hat. Beobachter, die Interesse
„cluster“ mit Helligkeiten zwischen 19 clump D 17,31 mag (555 nm) an ausgefallen Objekten haben, finden in
und 21 mag sind dem visuell beobacht- meiner „Liste Extragalaktischer Einzel-
enden Amateur kaum zugänglich, zumal Bis auf den “clump D“ wäre eine Objekte“ (LEEO) weitere Anregungen
es sich nicht um freistehende Objekte Beobachtung zumindest einen Versuch [3].
handelt. Extragalaktische Sternhaufen in wert. Speziell das Objekt „B“, welches in
hellen kernnahen Gebieten von Galaxien [2] als Haufen hoher Flächenhelligkeit und [1] http://xxx.lanl.gov/
oder in deren HII-Regionen sind ab einer als sehr jung (Alter nur sechs Millionen [2] Nicole Homeier, John S. Gallagher III,
Helligkeit von etwa 15 mag schon recht Jahre) geschildert wird, erregte mein Anna Pasquali: The Star Cluster System
schwierige Ziele für größere Teleskope. Interesse. Neben der etwa 14,5 mag hellen of the NGC 7673 Starburst
Ein einzelner 15 mag-Stern hingegen ist zentralen Region der Galaxie erhoffte ich [3] http://www.jens-bohle.de/projekt_
schon mit 20 bis 25 cm Öffnung durchaus mir hier eine Beobachtungsmöglichkeit. einzelobjekte_in_anderen.htm

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48 DEEp SKY

Vergessene Objekte - Sterngruppen des NGC


von Daniel Spitzer

Blickt man zurück auf die letzten


Jahre seiner amateurastronomischen
Beobachtungen, bemerkt man, dass man
immer Objekte wie Offenen Sternhaufen,
Kugelsternhaufen, Galaktischen und
Planetarischen Nebeln usw. auf der Liste
hatte. Oft finden die Sterngruppen keine
Beachtung, dabei kann deren gezielte
Beobachtung sehr spannend sein, da sie
sich untereinander extrem unterscheiden:
Einige von ihnen sind kleine Haufen, ande-
re sind nur Doppel- oder gar Einzelsterne.
Manche sind sehr dicht gedrängt, andere
heben sich kaum vom Hintergrund ab und
sind nur aufgrund ihrer Lage zu erkennen.
Einige von ihnen sind nicht leicht auf-
zufinden, eine Planetariumssoftware ist
sicherlich sehr hilfreich. Für eine erfolg-
reiche Beobachtung sollte man schon über
ein Teleskop von 8 Zoll Öffnung verfügen,
trotzdem kann es bedeuten, dass man mit
einem kleinerem Gerät an vereinzelten
Gruppen dennoch Erfolg hat. Eine mond-
lose Nacht ist auf jeden Fall zu wählen!
Doch selbst unter guten Bedingungen sind
manche so schwach, dass ich nicht ganz
sicher bin ob ich nicht manchmal nur
Feldsterne anstatt der Gruppe selber gese-
hen habe. Erst die Homepage von Martin
Schoenball hat hier Klarheit geschaffen.
Die hier vorgestellten Sterngruppen wurden
an einem Schmidt-Cassegrain mit 8 Zoll
Öffnung und einem Öffnungsverhältnis
von f/10 beobachtet. Die vorliegende
Liste kann natürlich keinen Anspruch auf
Vollständigkeit erheben.

NGC 6839 befindet sich im Sternbild Pfeil


(Abb. 1). Diese Gruppierung ist leicht zu
finden: Man stellt M 71 ein und schwenkt
dann etwa 55 Bogenminuten nach Süden.
Notfalls muss man noch ein klein wenig
nach Osten schwenken, wenn man ein zu
hoch vergrößerndes Okular benutzt. Hat

Abb. 1 (oben):
NGC 6839, 161fache Vergrößerung,
8“ SC

Abb. 2 (mitte):
NGC 7093, 8“ SC

Abb. 3 (unten):
NGC 1717, 77fache Vergrößerung,
8“ SC
VdS-Journal Nr. 22
DEEp SKY 49

man die Gruppe im Okular, erkennt man,


von weiteren verstreuten Sternen abgese-
hen, etwa 8 Sterne: In einer 5er und einer
3er Gruppe angeordnet. Ich nehme an, dass
beide Ansammlungen zusammen NGC
6839 bilden. Die Gruppe ist zwar relativ
klein, aber sehr ansehnlich und durchaus
eine Beobachtung wert, wenn man in der
Gegend etwa M 71 oder Harvard 20 beo-
bachtet.

NGC 7093 ist noch leichter aufzufinden als


NGC 6839 (Abb. 2): Zuerst zentriert man
ρ Cyg, 7 Minuten östlich findet man einen
Stern von etwa 10mag. Nun schwenkt man
ca. 25 Minuten nach Norden. Die Gruppe
weist etwa die Größe von NGC 6839 auf.
Sie ist rundlich und besteht aus etwa 10
Sternen.

NGC 1717 im Orion ist lediglich ein


Einzelstern (Abb. 3). Er befindet sich ca.
2 Grad südlich des helleren Sterns π6
Ori. Mit einem größeren Instrument kann
man ihn auch anhand der nahegelegenen
Galaxie NGC 1719 finden. Die Region
von NGC 1717 ist auch über o.g. Stern
ohne Probleme zu erreichen, doch den
betreffenden Stern unter den anderen zu
erkennen ist nicht leicht. Ich bin mir nicht
sicher, welcher der gesehenen Sterne nun
NGC 1717 ist.

NGC 2319 im Sternbild Einhorn ist


ein eigener kleiner Haufen (Abb. 4).
Das Auffinden von NGC 2319 ist nicht
ganz einfach, da kein heller Stern in der
unmittelbaren Umgebung ist. Am Besten
beginnt man des Starhop bei 18 Mon,
der sich gut 3 Grad westlich befindet.
Vorteil des langen Weges ist aber, dass
man noch einen Blick auf die Offenen
Sternhaufen Biur 9 und Biur 10 wer-
fen kann – ebenfalls zwei Objekte, die
sicherlich ein Schattendasein führen. Hat
man die Gruppe nun gefunden, sieht man
Folgendes: Bei 77facher Vergrößerung
füllt er das gesamte Gesichtsfeld aus.
Die Gruppierung ist deutlich länglich

Abb. 4 (oben):
NGC 2319, 8“ SC

Abb. 5 (mitte):
NGC 2184, 77fache Vergrößerung,
8“ SC

Abb. 6 (unten):
NGC 2284, 161fache Vergrößerung,
8“ SC
50 D E E p S K Y + „ N a c h l ese “ P l a n e t a r i sc h e Nebe l

mit Ost-West-Elongation. Auffällig ist Sternen, die das Gesichtsfeld ausfüllen. mir offenbarte war ein Doppelstern (phy-
ein Sternenbogen am nördlichen Rand. Auch hier ist eine zentrale Verdichtung sisches Paar?) und zwei weitere Sterne.
Dadurch bekommt der kleine Haufen die nicht auszumachen. Vielleicht kann hier jemand mit größerer
Erscheinung eines Kleiderbügels. Eine Optik mehr sehen.
wirkliche Verdichtung zu einem Zentrum NGC 2284 befindet sich in einer sehr inte-
ist nicht erkennbar. ressanten Gegend: Ausgehend von θ Gem Wie man sieht, ist die Beobachtung von
schwenkt man 1 Grad nach Süd-Westen Sterngruppen immer einen Versuch wert,
NGC 2184 findet man am Rande des (Abb. 6). In der Region befinden sich an denn man weiß nie, was einen erwartet.
Sternbildes Orion, ausgehend vom ca. 3 Gruppen noch NGC 2285 (Doppelstern), Wenn man sich sicher ist, das Teleskop
Grad südlich gelegenen Sterns γ Mon (Abb. NGC 2279 (Dreifachstern), NGC 2278 auf die richtige Position gerichtet zu haben
5). Zwischen ihm und NGC 2184 befinden (Doppelstern) und NGC 2277 (Gruppe). und dennoch nichts sieht, sollte man nicht
sich eine große Menge Feldsterne, die ein Weiterhin sind unweit die schwachen enttäuscht sein: Möglicherweise war gera-
Auffinden per Starhop erleichtern. Die Galaxien NGC 2288-91 und NGC 2294 in de diese Sterngruppe so schwach oder
Gruppe liegt unmittelbar östlich an einem einer Gruppe und NGC 2274/5 als weiteres nur ein Einzelstern, den man nicht als das
9 mag Stern. Sie bietet folgenden Anblick: Pärchen. Von NGC 2284 konnte ich jedoch gesuchte Objekt erkannt hat. Außerdem
Zwar ist eher sie rund, aber sie besteht, wie auch bei 160facher Vergrößerung nicht kann man an diesen Objekten mit kleinen
der vorangegangene Fall, aus verstreuten wirklich viel erkennen: Alles was sich Teleskopen Grenzerfahrung sammeln.

Planetarische Nebel in Farbe von unseren


österreichischen Astrofreunden
von Peter Riepe

Anlässlich des DST 2006 im Mai brachten unsere österreichischen Freunde von der Gahbergsternwarte am Attersee eine CD mit, die über
ihre astrofotografischen Ergebnisse informiert. Daraus sollen einige bekannte, schöne PN in Farbe vorgestellt werden.

Abb. 1:
Der Hantelnebel M 27 ist einer der beliebtesten PN. Hannes Bachleitner richtete in Kalham ein Intes Micro MN76 auf ihn.
Er nahm das Luminanzbild (L) ohne Binning auf (das gibt mehr Schärfe!), indem er mit einer Atik16 HR 10 x 5 min belichtete.
In RGB wurden bei 2x2-Binning 5 x 3 min belichtet.
Abb. 2: Abb. 3:
Günter Kerschhuber nahm M 27 an einem Celestron 11 bei 1570 mm Brennweite Der Ringnebel M 57, eingebettet im
in Wolfsegg auf. Mit einer Starlight SXV-H9 wurde das Luminanzbild in H-Alpha Sternfeld. Günter Kerschhuber nahm
ohne Binning 10 x 4 min belichtet, RGB bei 2x2-Binning jeweils 13 x 1 min. ihn am selben Ort mit derselben
Instrumentierung wie in Abb. 2 auf.
Während das L-Bild ohne Binning 17
x 1 min belichtet wurde, waren es für
RGB bei 2x2-Binning 15 x 1 min.

Abb. 4: Abb. 5:
Mit einem 7-Zoll-Refraktor von 2440 mm Brennweite hielt Michael Karrer auf M Und noch einmal Michael Karrer.
57. Mit einer Starlight MX 916 und Astronomik-Filtern belichtete er in Rinnegg 2 x Er nahm in Rinnegg mit dem 7-
15 min, R und G je 2 x 5 min und B 4 x 5 min. Zoll-Refraktor bei f = 1600 mm den
Eulennebel M 97 auf. Als Kamera
diente die Starlight MX 916, nähere
Daten zur Belichtung in den einzelnen
Farbbereichen fehlen uns.

Abb. 6:
M 76, aufgenommen von Hannes
Schmidt an der Vulkansternwarte mit
einem LX 200 400 mm/4000 mm. Die
Belichtungszeiten waren: L = 4 x 15
min, RGB jeweils auch 15 min. Kamera
war eine Starlight MX 916.

VdS-Journal Nr. 22
52 DEEP Sky

Ein Trio von Offenen Sternhaufen?


NGC 1746, 1750 und 1758 im Sternbild Taurus
von Frank Leiter

Einer der reizvollsten Aspekte der visu- gekommene, trotzdem noch immer für (Stier) zu finden. Im Fernglas 20x70 ist
ellen Deep-Sky-Beobachtung ist die den Amateurastronomen sehr bedeutende selbst unter moderatem Vorstadthimmel
Vielzahl der unterschiedlichen Objekte. Es „Burnham’s Celestial Handbook“ [2] gibt ein reiches Sternfeld sichtbar, das an sei-
gibt Galaxien, Sternhaufen, Planetarische folgende Beschreibung: nem Südostrand von einem Winkel aus
Nebel, usw. Oftmals stehen diese für uns 1746: L, nC, Irr group Mag 6, Diam 45’; drei hellen Sternen begrenzt wird. Der
als Beobachter recht dicht beisammen, about 50 stars mags 8... Class E; E portion westlichste der Sterne ist der nördliche
was einen ganz eigenen Reiz ausmacht. is 1758 eines nach Westen weisenden Dreiecks.
Es gibt auch Fälle, in denen Objekte vor- Zwischen Winkel und dem eigent-
einander stehen, sozusagen eine gegen- c) Luginbuhl lichen Sternfeld ist eine kleine, dichte
seitige Bedeckung von Objekten stattfin- Nicht ganz so weit verbreitet aber nicht Ansammlung von Sternen als körnige
det. Als Beispiele seien hier die beiden weniger bedeutend ist das „Observing Fläche zu sehen (Freihandbeobachtung
offenen Sternhaufen NGC 752 und NGC handbook and catalogue of Deep-Sky ohne Bildfeldstabilisation).
1807 genannt, zwischen deren Sterne mit objects“ [3], welches auf Seite 234 als
geeigneten Teleskopen (>14“ bei visueller visuelle Beschreibung vermerkt: Im 16“ Dobson bestätigt sich dieser
Beobachtung) Galaxien auffindbar sind This cluster is a loose, moderately concen- Eindruck. Die körnige Fläche zerfällt in
[5, 6]. Ein noch außergewöhnlicherer Fall trated group in 6 cm, showing about 40 etwa zwei Dutzend schwache Sterne, die
ist Gegenstand des folgenden Artikels. stars in a 45’ area. In general, the members recht dicht beieinander stehen. Westlich
Außergewöhnlich ist, dass sich in einer are fainter than those in open cluster 1647, davon gibt es im großen Sternfeld eine
Region im Sternbild Taurus gleich drei cf., though six or seven brighter stars stand Ansammlung von Sternen. Diese setzt sich
NGC-Nummern überlappen, wobei es sich out, most of them in the W side. With zwar gut gegen das Sternfeld ab, ist aber
nach den Katalogdaten bei allen dreien um 15 cm the cluster presents a nice field of wesentlich lockerer als die Gruppe schwa-
offene Sternhaufen handelt. about 75 stars within a 30’ circle, though cher Sterne. Dafür sind die Mitglieder
the majority of the stars lie within a 30’ der Ansammlung deutlich heller. Entgegen
Aufsuche x 20’ oval elongated in pa 60°. In a group solcher Objekte wie h+χ sind die beiden
Nahezu auf halber Strecke von Aldebaran of brighter stars on the SW side is a wide Sterngruppen nicht sehr deutlich vonein-
(α Tau) nach Alnath (β Tau) stehen die ca. pair, easily resolved at 75x (9.1, 9.2; 19“; ander abgesetzt.
5,5 mag hellen Sterne 103 Tau und 99 Tau. 189°).
Diese sind knapp 2,4° voneinander entfernt. Festzuhalten bleibt: Es gibt tatsächlich
Etwas südlich der halben Verbindungslinie d) NGC-IC Projekt zwei Sterngruppen, die einen leicht über-
steht eine Sternansammlung mit etwa 1° Abschließend sei erwähnt, dass das NGC- lappenden Eindruck hinterlassen und sich
Durchmesser. Die hellsten Sterne sind IC Projekt NGC 1746 als „no cluster“ in den Sternhelligkeiten deutlich unter-
nur wenig heller als 8te Größe. Diese bezeichnet, ansonsten die Beschreibungen scheiden: Zumindest zwei Sternhaufen
Sternenansammlung ist in manchen des NGC übernommen hat. Ziel des können identifiziert werden. Einen dritten
Sternkarten mit drei NGC Nummern ver- NGC-IC Projekts ist die Überprüfung Sternhaufen habe ich nicht ausmachen
sehen: 1746, 1750 und 1758 (Abb. 1). und letztlich Korrektur des NGC. Dieser können, mit dieser NGC-Nummer könn-
Katalog wird heute in den wesentlichen te man vielleicht das gesamte Sternfeld
Historisches Astronomieprogrammen benutzt, bspw. in bezeichnen, da es sich deutlich von der
a) NGC 2000.0 [4]. Umgebung absetzt.
Unter der Redaktion von Roger W.
Sinnott veröffentlichte die Sky Publishing Das Gesamtbild ist also uneinheitlich, Analyse
Corporation den Dreyerschen „New es deutet sich hier insbesondere durch Obwohl die amateurastronomischen Mittel
General Catalogue“ in einer überarbei- Quelle d) an, dass nur zwei der drei NGC- in den letzten Jahren dramatisch an Umfang
teten Fassung [1]. In ihm sind auf Seite Nummern real existierende Objekte sind. und Möglichkeiten gewonnen haben, gibt
52 die Beschreibungen der drei Objekte Höchste Zeit, selbst einen Blick auf das es (noch) Grenzen. Hier können uns die
angegeben: Sternenfeld zu werfen und sich ein Bild Profis aushelfen. Im konkreten Fall ist es
NGC 1746: size 42, stars 6p, Cl, P (cluster, davon zu machen. Der Reiz liegt ein Stück die Gruppe Galadi-Enriquez, Jordi und
poor) weit darin, auf den Spuren des Original- Trullols von der Universität Barcelona
NGC 1750: Cl, st L, vc sc (cluster, stars NGC zu wandeln, der letztlich auf visuel- und der Polytechnischen Universität
large, vc scattered) len Beobachtungen basiert. Katalaniens, die weiterhelfen können. In
NGC 1758: Cl, pC, st L and S (cluster, einem dreiteiligen Paper [7-9], welches
pretty compressed, stars large and small in Beobachtung 1998 in Astronomy and Astrophysics
angular size) Die Objekte sind relativ einfach der eige- erschien, kombinieren sie die Messung
nen Beobachtung zugänglich. Wie im der Eigenbewegungen, Sternpositionen
b) Burnham Abschnitt „Aufsuche“ beschrieben, ist das und Photometrie, um eine hochgenaue
Das zwar mittlerweile in die Jahre Sternfeld sehr leicht im Sternbild Taurus Bestimmung der Mitglieder der jeweiligen
VdS-Journal Nr. 22
DEEP Sky 53

Sternhaufen durchzuführen. Wie das funk-


tioniert, soll nachfolgend grob skizziert
werden.

Möchte man eine Ansammlung von


Sternen auf ihre Zusammengehörigkeit
testen, muss man zunächst wissen, wel-
che Beobachtungsdaten bei der Analyse
von Nutzen sein können. Weiterhin ist zu
fragen, welche charakteristischen Größen
diese Beobachtungsdaten beschreiben. Bei
offenen Sternhaufen handelt es sich um
Ansammlungen von Sternen, die gravitativ
aneinander gebunden sind. Diese Bindung
kann stärker oder schwächer ausfallen,
erzeugt aber auf jeden Fall eine gerich-
tete Bewegung der Haufenmitglieder
aus unserer Sicht. Über Vermessen der
Sternpositionen und Eigenbewegungen
können Gemeinsamkeiten von Sternen
ermittelt und so Haufenmitglieder gefun-
den werden. Die gravitative Bindung
bedeutet auch, dass der Sternhaufen
aus einer Gaswolke entstanden ist, die Abb. 1:
Haufenmitglieder also eine gewisse Das Sternenfeld, in dem drei Sternhaufen stehen sollen. Wie im Text beschrieben,
harmonierende Alterstruktur besitzen. sind zwei davon real. Rot eingefärbt sind die Sterne des Sternhaufens NGC 1750,
Spektroskopische und Photometrische blau diejenigen des NGC 1758. Die Grafik basiert auf einer Karte der Software
Daten, also Farbe und Helligkeit der Guide8, wobei die Sterne nach den Veröffentlichungen 7-9 eingefärbt wurden.
Sterne, erlauben es, die Sterne zu klassi-
fizieren und ähnliche Entwicklungsstadien
aufzufinden. Damit sind weitere Indizien die photometrischen Daten andererseits. Es gibt einen Zusammenhang zwischen
gegeben. Auch wenn die Objekte überlappen, ist der absoluten Helligkeit und der Farbe
eine gewisse Häufung von Sternen eines eines Sternes. Daraus folgt direkt, dass
Natürlich darf man sich die Analyse dieser Haufens in einem Gebiet des betrachteten eine Verschiebung der Hauptreihe des
Daten für mehrere Dutzend Sterne nicht Sternfeldes zu erwarten. Die photomet- Sternhaufens auf die bekannte Hauptreihe
zu leicht vorstellen, zumal man keine rischen Daten geben weiterhin Aufschluss den Entfernungsmodul ergibt. Anders
absoluten Aussagen bekommt, sondern auf das Alter des Sternhaufens und geben ausgedrückt: Durch den Zusammenhang
mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten muss. eine weitere Wahrscheinlichkeit an, dass zwischen der Farbe und der absoluten
Letztlich findet man beispielsweise bei ein bestimmter Stern zu einer Gruppe Helligkeit ergibt sich aus der Messung
den Eigenbewegungen folgende Befunde: gehört. der scheinbaren Helligkeit die Entfernung
des Sternhaufens – nach der bekannten
1) Vordergrundsterne, die mit den Haufen In der Summe sind es diese drei statisti- Tatsache, dass weiter entfernte Lichtquellen
gar nichts zu tun haben, bewegen sich schen Daten, die nachher die Zuordnung schwächer erscheinen. Die Anwendung im
in alle Richtungen. Trägt man in einem erlauben. Stellt man also beispielsweise vorliegenden Fall ergibt eine räumliche
Diagramm die Eigenbewegungen auf und photometrisch fest, welche Sterne sich von Trennung der beiden Sternhaufen, die eine
zwar in RA als eine Achse und DEC der Sternentwicklung her ähneln, kann gravitative Wechselwirkung ausschließt.
als andere Achse, verteilen sich die man mit dieser Information die Sterne
Vordergrundsterne gleichmäßig. kennzeichnen und die so gekennzeichne- Dieses sehr grob skizzierte Muster ist von
ten Sterne in oben erwähntem Diagramm o.g. Forscherteam in verfeinerter Form
2) Haufenmitglieder bewegen sich auf- aufsuchen. Ergibt sich auch hier eine auf die Sterne in dem hier betrachte-
grund der gravitativen Wechselwirkung Häufung in einem bestimmten Bereich der ten Sternfeld angewendet worden. Das
gemeinsam durchs All und sammeln sich Eigenbewegung, ist die Wahrscheinlichkeit Ergebnis dieser Betrachtung ist, dass es
daher in einem bestimmten Bereich des hoch, dass es sich um ein Haufenmitglied tatsächlich zwei offene Sternhaufen gibt,
Diagramms. handelt. die den NGC-Nummern 1750 und 1758
zugeordnet werden kann. Für die Existenz
Die Frage ist nun, wie man aus der Die Photometrie hat noch einen weiteren eines dritten Sternhaufens gibt es aber
Menge von verteilten Sternen diejenige netten Nebeneffekt: Die Daten erlauben keine Anzeichen.
Untermenge von Sternen findet, die einem es, die (wahrscheinlichen) Mitglieder
Sternhaufen angehören? Zwei Größen kön- der beiden Sternhaufen in Farben- Zusammenfassung
nen zur Findung der Antwort beitragen: Helligkeits-Diagramme einzutragen. Es Der Amateurbeobachtung zugänglich ist
Die räumliche Verteilung einerseits und ergibt sich eine Hauptreihenansammlung. ein Sternfeld, in dem zwei unterschied-

VdS-Journal Nr. 22
54 D E E P S k y + G esc h i c h t e

liche Ansammlungen herausstechen. Eine Literatur 1807/1817 - und ein Blick dahinter,
davon besteht aus schwachen Sternen Magellan 2/2002, S. 14
und ist dicht, die andere ist dünn und [1] Sinnott, R. W., NGC 2000.0, Sky Publishing [7] The Overlapping open clusters NGC 1750
besteht aus helleren Sternen. Diese beiden Corporation 1988 and NGC 1758, Astron. Astrophys. 333,
Gruppen überlappen sich Dieser visuelle [2] Burnham, R., Burnham’s Celestial 471-478 (1998)
Eindruck wird von den Profis durch photo- Handbook, Vol III, Dover Publications [8] The Overlapping open clusters NGC 1750
metrische und Eigenbewegungsmessungen 1978 and NGC 1758, Astron. Astrophys. Suppl.
bestätigt. Die schwächeren Sterne gehö- [3] Luginbuhl, C., Skiff, B., Observing hand­ 131, 239-258 (1998)
ren zu NGC 1758, die helleren zu NGC book and catalogue of Deep-Sky objects, [9] The Overlapping open clusters NGC 1750
1750. Die Überlappung ist rein zufällig, Cambridge University Press 1989 and NGC 1758, Astron. Astrophys. 337,
die Sternhaufen stehen nicht miteinander [4] Guide 8, www.projectpluto.com 125-140 (1998)
in gravitativer Wechselwirkung, es han- [5] Leiter, F, NGC 752 – und ein Starhop
delt sich um eine gegenseitige Bedeckung dahinter, Magellan 4/2000, S. 27
zweier Sternhaufen. [6] Leiter, F., Die Offenen Sternhaufen NGC

Neues aus der Fachgruppe


„Geschichte der Astronomie“
Wenn diese Zeilen erscheinen, liegt die kurze Biografie von Sergei Nikolaewitsch Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen;
3. Tagung der Fachgruppe, diesmal in Blazhko, einem berühmten Beobachter vielleicht finden Sie auch Anregungen für
Potsdam-Babelsberg, bereits hinter uns. Veränderlicher Sterne. Petra Mayer berich- einen eigenen Beitrag. Diese Rubrik steht
60 Teilnehmer erlebten ein abwechs- tet über „Die Anfänge der Astrofotografie bekanntlich allen offen – egal ob Einsteiger
lungsreiches Programm. Wir werden im im 19. Jahrhundert“ und Klaus Wenzel wid- oder Profi!
nächsten Heft ausführlich darüber berich- met sich dem Thema „Die Plejadennebel
ten. Schauen Sie aber auch auf unsere im NGC“. Dies Objekte besitzen eine Ihr/Euer Wolfgang Steinicke
Webseite: http://geschichte.fg-vds.de. interessante Geschichte und üben auch
In diesem Heft finden Sie in unserer Rubrik heute noch eine große Faszination auf
drei Beiträge. Wolfgang Quester gibt eine Beobachter aus.

Sergei Nikolaewitsch Blazhko (1870 - 1956)


von Wolfgang Quester

Am 11. Februar 2006 jährte sich zum verbunden. Seit 1895 machte er syste-
50. Mal der Todestag von Sergei matische Himmelsaufnahmen mit einer
Nikolajewitsch Blazhko (Abb. 1). Jedem „Äquatorialkamera” die auf Vorschlag von
Beobachter von RR-Lyrae-Sternen ist W. K. Ceraskij installiert worden war. Im
sein Name bekannt. Der von ihm ent- Laufe der Zeit sind damit über 10.000
deckte Effekt – Änderungen der Höhe Aufnahmen gewonnen worden. Frau L. P.
der Maxima oder anderer Variationen der Ceraskaja hat auf diesen Aufnahmen zahl-
Lichtkurvenform von RR-Lyrae-Sternen reiche neue Veränderliche entdeckt, die von
und dass die Maximumzeiten nicht durch Blazhko intensiv untersucht worden sind:
eine lineare Formel dargestellt werden Kurz- und langperiodische Cepheiden,
können – ist auch heute noch nicht voll- Bedeckungsveränderliche, halbregelmä-
ständig verstanden. Erst 2003 wurde ein ßige Veränderliche und Mirasterne.
internationales Projekt zur Erforschung
des Effekts gestartet. Das alles ist Anlass Als einer der ersten hat Blazhko im
genug, seiner zu gedenken. Jahr 1904 ein Meteorspektrum gewon-
nen und richtig interpretiert. 1908
Blazhko wurde am 17. November 1870 arbeitete er an einer Theorie über
in Hatimsk bei Smolensk geboren. In Bedeckungsveränderliche und wies auf
Russland wird er Vater der russischen die Bedeutung der Randverdunklung
Veränderlichenforschung genannt. 1894 der Sternscheiben hin. Etwa zur sel-
beendete er das Studium an der Moskauer ben Zeit beschäftigten ihn periodische
Universität. Sein Leben lang blieb er mit Abb. 1: Veränderungen der Lichtkurven von RR-
der Sternwarte der Universität Moskau Sergei Nikolajewitsch Blazhko Lyrae-Sternen. Seine Arbeiten führten
VdS-Journal Nr. 22
G esc h i c h t e 55

dazu, dass diese Veränderungen heute als In den 1930er Jahren baute er ein Effekt aber, der ihm seinen Namen ver-
„Blazhko-Effekt” bezeichnet werden. Blinkmikroskop, das 20 Jahre lang bei dankt, macht ihn unsterblich.
der Suche nach Veränderlichen eingesetzt
S. N. Blazhko war ein hervorragender wurde. Auch mehrere von Studenten und Der Beitrag beruht auf einem Nachruf von
Kenner astronomischer Instrumente und Fachleuten geschätzte Lehrbücher hat er B. W. Kukarkin in Peremennye Zvezdy
konstruierte selbst einige Geräte, z. B. geschrieben und an der Akademie der 11, 2 (1956). Für die Übersetzung des rus-
Anfang des 20. Jahrhunderts einen Wissenschaften der UdSSR saß Blazhko sischen Textes bedanke ich mich bei Frau
Spektrografen, mit dem er u. a. Spektren dem Ausschuss für veränderliche Sterne Lena Czora.
von U Cephei im Minimum gewann. in der Astronomischen Abteilung vor. Der

Die Anfänge der Astrofotographie


im 19. Jahrhundert
von Petra Mayer

Die fotographischen Anfänge wurden der an der preußischen Sternwarte in


mit Joseph Nicéphore Niépce (1765- Königsberg beschäftigt war, machte das
1833) im Jahre 1813 gemacht. Er ent- erste Foto der Sonnenkorona (Abb. 6) bei
wickelte die Positiv-Verfahren, bei dem der totalen Sonnenfinsternis am 28.7.1851.
er silberbeschichtete Kupferplatten mit Eine Kopie seiner Aufnahme wird bis
Joddampf behandelte. Im Jahr 1826 heute an der Universitätssternwarte Jena
gelang ihm das erste Foto mit acht Stunden verwahrt. Mit dem Hilfsrefraktor (D = 6,1
Belichtungszeit, das im 19. Jahrhundert cm; f = 81,2 cm), der an der Stundenachse
die Fotographie revolutionierte. Wenn des Frauenhoferschen Heliometers (D =
gleich auch Louis Jaques Mande Daguerre 15,8 cm; f = 2,54 m) der Sternwarte befes-
(1787-1851) Niépces Verfahren weiter ent- tigt war, begann er unmittelbar nach dem
wickelte und später Daguerres Verfahren Einsetzen der Totalität mit einer Belichtung
als Daguerreotypie veröffentlicht wurde, von 84 Sekunden.
wird das Positiv-Verfahren von Niépce als Auch Angelo Secchi (1818-1878) und
Beginn der Fotographie beschrieben. Warren de la Rue (1815-1889) waren

Zur Astrofotographie kam man einige Jahre


später als John William Draper (1811- Abb. 1:
1882) (Abb. 1), ein Chemieprofessor Portrait John William Draper
aus den USA, seine Forschungen und
Untersuchungen zur Wirkung von Licht die Sonne. Das Foto vom 2.4.1845 zeigt
auf chemische Substanzen bzw. Prozesse die Sonne mit einem Durchmesser von 12
vertiefte. Draper versuchte eine Lösung cm; Sonnenflecken sind klar erkennbar
zu finden, die Abbildungsqualität der (Abb. 5).
Daguerreotypie-Technik zu verbessern.
Dabei setzte er verschiedene Linsensysteme Aber was folgte nach dem Mond und
vor die Lochkamera und erzielte spektaku- der Sonne? 1850 begann man mit ersten
läre Bilder. Wohl aus Neugier, dass er Sternaufnahmen. John Adams Whipple
auch in der Astronomie fotographische (1822-1891), ein Fotograph aus Boston,
Erfolge erzielen könnte, richtete er seine und William Cranch Bond (1789-1859),
Kamera auf den Mond. Die Aufnahme Direktor des Harvard College Observatory,
von 1840 mit einer Belichtungszeit von 20 fotographierten mit Erfolg den Fixstern
Minuten (Abb. 2) ist die erste astronomi- Wega in der Nacht vom 16. auf den
sche Fotographie seiner Zeit. 1843 nahm 17.7.1850. Hierzu benötigten sie für die
er gleichfalls das erste Spektrogramm Aufnahme 100 Sekunden Belichtungszeit
der Sonne auf und entdeckte neue am „Great Refractor“ der Sternwarte. Mit
Spektrallinien im Ultravioletten. dem neu entwickelten Nass-Kollodium-
Verfahren folgten 1852 weitere Aufnahmen
Schon zwei Jahre nach Drapers vom Mond (Abb. 7) und 1857 von den
Spektrogrammaufnahme der Sonne foto- Sternen Mizar und Alcor.
graphierten zwei Franzosen, Armand An anderen Orten benutzte man ebenfalls
Hippolyte Louis Fizeau (1819-1896) (Abb. die Daguerreotypie als fotographisches
3) und Jean Bernard Léon Foucault (1819- Verfahren in der Astronomie. Ein eher Abb. 2:
1868) (Abb. 4), am Pariser Observatorium unbekannterAmateurastronom, Berkowski, Erstes Mondphoto 1840

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56 G esc h i c h t e

(Abb. 8), späterer Direktor des Meudon Ainslee Common (1841-1903) richtete
Observatoriums bei Paris, fertigte die ers- 1883 seinen 36“-Spiegel von Calver auf
ten Fotos vom Venus-Durchgang mit sicht- die Andromedagalaxie. Common, der die
barer Granulation auf seiner Reise nach verrücktesten Teleskope baute, ebenfalls
Japan an. unermüdlich Nebel und Galaxien auf-
Bilder von Nebeln und Galaxien konn- nahm, war 1895-1896 Präsident der Royal
ten erstmals ab 1880 hergestellt werden, Astronomical Society. Für ein hervorra-
da die Fotoverfahren weiter entwickelt gendes Photo des Orionnebels erhielt er
außerdem die Goldmedaille der Society.
Mit dem Spektrum der Andromedagalaxie
beschäftigte sich hingegen kein anderer
als Julius Scheiner (1858-1913) (Abb.
9). Sechs Jahre nach Commons fotogra-
phischer Aufnahme der Galaxie machte
Scheiner eine erste Spektrumsfotographie.
Abb. 3: In den 1880er Jahren wurden ebenfalls
Portrait Armand Hippolyte Louis Kometen beobachtet. Edward Emerson
Fizeau Barnard (1857-1923) (Abb. 10), der viele
der heute bekannten Kometen entdeck-
te, fotographierte als erster den Kometen
intensive Sonnenbeobachter und an guten Tebbutt 1881. Er war ein unermüdlicher
Finsternisaufnahmen interessiert. Angelo Astronom, der auf dem Mount Wilson in
Secchi, sehr bekannt durch sein ausführ- Kalifornien (Abb. 11) eine fotographische
liches Werk „Die Sonne“ und Wegbereiter Meisterleistung vollbrachte: Er nahm 1905
der Spekralanalyse, zerlegte das Licht der innerhalb von neun Monaten 480 Fotos
Sonne mit Hilfe von Prismen. Durch die (Abb. 12), die insgesamt 50 Regionen der
Verteilung der Farbmuster und dunklen Abb. 4: Milchstraße zeigen. Die Aufnahmen wur-
Absorptionslinien bestimmte er die che- Portrait Jean Bernard Léon Foucault den 1927 im „Atlas of Selected Regions
mische Zusammensetzung der Sonnen- of the Milky Way” veröffentlicht. Sie zei-
gen uns, was vor hundert Jahren in der
werden mussten. Die Empfindlichkeiten Astrofotographie möglich war. Wir stau-
des Materials wurden gesteigert und nen heute noch immer darüber.
Bildträgereigenschaften verbessert. Am
30.9.1880 gelang Henry Draper (1837- Links zu Personen:
1882), John William Drapers Sohn, eine Joseph Nicéphore Niépce:
erste Aufnahme vom Orionnebel. Das Foto http://www.nicephore-niepce.com/
belichtete er 52 Minuten. Ein noch bes- http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_
seres Foto vom Orionnebel gelang ihm Nic%C3%A9phore_Ni%C3%A8pce
erst zwei Jahre danach am 14.3.1882 mit
137 Minuten Belichtungszeit. Es stell-
te sich heraus, dass die Objekte um so
schwieriger aufzunehmen waren, je
länger die Belichtung dauerte. Andrew

Abb. 5:
Erstes Sonnenphoto

und Sternatmospäre. Er unterschied


vier unterschiedliche Spektralklassen.
Warren de la Rue entwickelte den Foto-
Heliograph, mit dem die beiden 1860 bei
der totalen Sonnenfinsternis in Spanien
erstmals durch Koronaaufnahmen klären
konnten, ob Protuberanzen tatsächlich
Sonnenausbrüche darstellen.
Es dauerte weitere 14 Jahre bis erstmals
die Granulation der Sonnenoberfläche auf Abb. 6: Abb. 7:
Fotographien abgebildet werden konnten. Erstes Photo der Sonnenkorona Mondphoto 26.02.1852 von John Adams
Pierre Jules César Janssen (1824-1907) Whipple und William Cranch Bond
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Daguerres neuestes Verfahren bei


Lichtbildern auf den Silberplatten die
empfindliche Schicht hervorzubringen.
Schreiben an Herrn Arago im Mai 1844.
Aachen 1844

Abb. 10:
Portrait E. E. Barnard

http://home.earthlink.net/~astro-app/
horsehead/B33_2.htm
http://www.hao.ucar.edu/site.html
Abb. 8:
Skulptur von Jules Janssen Bücher:
Das Daguerreotyp und das Diorama oder
Louis Jaques Mande Daguerre: genaue und authentische Beschreibung Abb. 11 (oben):
http://de.wikipedia.org/wiki/Louis_ meines Verfahrens und meiner Apparate Teleskop von E. E. Barnard, mit dem er
Jacques_Mand%C3%A9_Daguerre zur Fixierung der Bilder der Camera obs- die 480 Aufnahmen des Sternenhimmels
cura und der von mir bei dem Diorama photographierte.
John William Draper: angewendeten Art und weise der Malerei
http://de.wikipedia.org/wiki/John_ und der Beleuchtung. Metzler, Stuttgart Abb. 12 (unten):
William_Draper 1989, ISBN 3-476-00683-2 (Repr. d. Photo der Milch­strassen­region von
Ausg. Stuttgart 1839) E. E. Barnard 1905

Abb. 9:
Portrait
Julius Scheiner

John Adams Whipple:


http://preserve.harvard.edu/photographs/
entries.html

Henry Draper: http://de.wikipedia.org/


wiki/Henry-Draper-Katalog

Edward Emerson Barnard: http://www.


library.gatech.edu/barnard/

Allgemeine Links:
http://www.staatsgalerie.de/aus_
sonnemond/intro.php
http://www.melbourneobservatory.com/
18thCentury.htm
http://www.photographie.com/
?pubid=100522&secid=2&rubid=9

VdS-Journal Nr. 22
58 G esc h i c h t e

Die Plejadennebel im NGC


von Klaus Wenzel

Kataloge über Nebel und Sternhaufen über relativ kleine Gesichtsfelder verfügten
wie z. B. John Herschels „Slougher und bei einem großflächigen Objekt der
Oberservations of Nebulae and Clusters Kontrast zum Himmelshintergrund fehlte.
von 1833“ verfügte, wusste er zu diesem
Zeitpunkt nicht, dass dieser Nebel bis- IC 349 – Meropes Anhängsel
her noch von keinem anderen Beobachter Am 14. November 1890 beobachtete E.
je gesehen wurde. Erst ein Jahr später, E. Barnard den Stern Merope mit dem
1860, als Tempel den Nebel Benjamin Valz neuen großen 36-Zoll-Refraktor des Lick
(1787 – 1867) dem damaligen Direktor der Observatoriums auf dem Mount Hamilton
Sternwarte von Marseille zeigte, forderte in Kalifornien, bei hoher Vergrößerung,
dieser ihn auf, seine Entdeckung zu veröf- und entdeckte, unmittelbar südlich von
fentlichen. Dieser Forderung kam Tempel Merope, innerhalb von NGC 1435, einen
am 23. Dezember 1860 nach und schickte weiteren, kleinen kompakten Nebel (IC
ein Telegramm an C. Peters (1806 – 1883) 349), dessen Beobachtung erheblich durch
den Herausgeber der Astronomischen den immerhin etwa 4 mag hellen Stern
Nachrichten. Die Veröffentlichung [1], beeinträchtigt wird (Abb. 2 und 3). Barnard
löste damals bei den Fachastronomen beschrieb dieses neue Objekt bei seiner
eine größere Debatte über die tatsächliche Veröffentlichung in den Astronomischen
Abb. 1: Existenz dieses Nebels aus, da er ja bisher Nachrichten als „bright, round cometary
Deutlich ist südlich von Merope auch mit deutlich größeren Teleskopen nebula close south and following Merope“
NGC 1435 erkennbar. Aufnahme: W. noch nicht gesehen wurde. Peters fügte [2].
Düskau, f = 50 mm Normalobjektiv dieser ersten Veröffentlichung noch fol-
gende Fußnote hinzu: „1860 Dec. 31. bei Der Majanebel – NGC 1432
leidlich guter Luft wurde dieser Nebel im Bereits 5 Jahre vor Barnards Endeckung
Die Plejaden, einer der bekanntesten bereits 6 füss. Fernrohr des hiesigen Aquatorials, des neuen Merope Nebels, wurde 1885 ein
mit bloßem Auge sichtbaren Sternhaufen jedoch nur mit Mühe, von Dr. Pape und mir weiterer Nebel innerhalb der Plejaden auf
des Himmels, sind seltsamerweise bei der wahrgenommen. Er findet sich in keinem fotografischen Wege von den Gebrüdern
Erstellung des NGC, 1888 durch J. E. Kataloge.“ Auch eine Veränderlichkeit des Henry in Paris aufgefunden. Die Gebrüder
Dreyer, nicht mit einer eigenen Nummer Nebels wurde bei dieser Diskussion in Henry gehörten zu den ersten astrono-
berücksichtigt worden, dennoch sind sie Betracht gezogen. Tatsächlich ist jedoch, mischen Fotopionieren und fotografierten
mit zwei Einträgen im NGC zu finden. Es ein so flächenhafter diffuser Nebel mit Himmelsobjekte mit einem 13 Zoll (f/
handelt sich dabei um die zwei markan- größeren Teleskopen der damaligen Zeit 10) Doppelrefraktor, wobei der zweite
testen Reflektionsnebel in die die Sterne deutlich schlechter zu erkennen, da sie nur Refraktor als Leitrohr zur Nachführung
Merope (NGC 1435) und Maja (NGC
1432) eingebettet sind (Abb. 1).

Der Merope Nebel – NGC 1435


Die Geschichte der Plejadennebel begann
am 19. Oktober 1859, als Wilhelm
Tempel (1821 – 1859), ein deutscher
Amateurastronom aus Niedercunnersdorf,
die Plejaden mit seinem neu erworbenen
4 Zoll Refraktor von der „Lombardischen
Wendeltreppe“ in Venedig beobachtete.
Bei niedriger Vergrößerung, bemerk-
te Tempel südlich (oberhalb im umkeh-
renden Fernrohr) von Merope einen rela-
tiv großflächigen diffusen Nebelschein,
den er vorher noch nie gesehen hatte. Abb. 2:
Deshalb hielt er diesen Nebel zunächst Zeichnung von
für einen Kometen. Da dieser Nebel aber IC 349 von E. E.
in den folgenden Beobachtungsnächten Barnard am 36 Zoll-
seine Position immer noch nicht verändert Refraktor des Lick
hatte, war die Theorie vom neu entdeck- Observatoriums
ten Kometen hinfällig. Da Tempel jedoch (Norden ist rechts);
nicht über entsprechende Informationen, 14. November 1890.
VdS-Journal Nr. 22
G esc h i c h t e 59

Abb. 3: 4b). Die drei Wiener Beobachter beschrie-


Merope mit IC 349. ben hauptsächlich den hellsten Bereich
Aufnahme: W. nordwestlich von Maja, wo sie auch einige
Düskau, C 11 + ST Lichtknoten erkennen konnten [4].
7, Belichtung: Im März des gleichen Jahres gelang A.
30 x 5 s Kammermann von der Sternwarte Genf
eine positive Sichtung mit dem dortigen 10
Zöller, nachdem er einige Änderungen am
Instrument durchgeführt hatte um die alles
überstrahlende Maja abzudecken. [5].

Eigene visuelle Beobachtungen


Die Plejaden waren 1975 das erste von mir
mit meinem ersten Teleskop (60/710mm
Refraktor) beobachtete Deep-Sky-Ob­jekt.
Dieser Erstbeob­achtung folgten in den
nächsten Jahren noch viele weitere Beob­
achtungen mit verschiedenen Teleskopen,
aber ein Nebel fiel mir bei all diesen
benutzt wurde. Der Nebel, der im NGC Nebel mit dem mächtigen neu errichteten Beobachtungen nicht auf. Alle diese
die Nummer 1432 erhielt, wurde auf einer 30-Zoll-Refraktor der Sternwarte Pulkowa Beobachtungen wurden allerdings von
Fotoplatte, die am 16. November 1885 und fertigte eine detaillierte Zeichnung des meiner alten Dachsternwarte im stark licht-
die mit diesem Teleskop in der Pariser Nebels (Abb. 4a). Otto Struve konnte nach verschmutzten Aschaffenburg durchge-
Sternwarte belichtet wurde, um den Stern dieser Beobachtung den Nebel auch mit führt. Erst am 13.10.1996, in meiner neuen
Maja identifiziert. Dieser fotografischen dem älteren 15 Zöller (24. Februar 1886) Sternwarte in Wenigumstadt, mit deutlich
Entdeckung, folgten zahlreiche positive der Sternwarte eindeutig nachweisen [3]. besserem Himmel, konnte ich erstmals,
visuelle Beobachtungen von namhaften Fast zeitgleich mit Otto Struve, wurde der relativ einfach NGC 1435 (Meropenebel)
Beobachtern dieses bisher übersehenen Majanebel auch am 26. Februar 1886 von mit meinem 12,5“ Newton bei 60-facher
Nebels. E. Weis, R. Spitaler und J. Palisa mit dem Vergrößerung eindeutig wahrnehmen.
Als einer der ersten beobachtete am 5. und 26-Zoll-Refraktor der Sternwarte in Wien Der Nebel war bei dieser Beobachtung
23. Februar des Folgejahres Otto Struve den beobachtet und ebenfalls gezeichnet (Abb. ziemlich auffällig als große, noch direkt

Abb. 4a: Abb. 4b:


Vergleich der Zeichnungen von NGC 1432 (Norden ist Weis, Spitaler, Palisa am 26“-Refraktor, Wien.
unten): Otto Struve am 30“-Refraktor, Pulkowa.

VdS-Journal Nr. 22
60 G esc h i c h t e + K l e i n e P l a n e t e n

sichtbare diffuse Aufhellung südlich von


Merope erkennbar. Ein Versuch IC 349 zu
beobachten scheiterte allerdings auch bei
diesen deutlich besseren Voraussetzungen
an der hellen Merope.
Eine weitere intensive Beobachtung der
Plejadennebel führte ich dann erst wie-
der in den frühen Morgenstunden des
29.08.2006 durch. Nach einer durchge-
zogenen Regenfront, waren an diesem
Morgen die Sichtverhältnisse ausgespro-
chen günstig. NGC 1435 war mit 60-
facher Vergrößerung deutlich als großer,
diffuser, fächerförmiger Nebel südlich von
Merope erkennbar. Doch auch an diesem
Morgen scheiterte eine Sichtung (214x)
von IC 349. Vom Majanebel konnte ich
bei 170facher Vergrößerung, wenn der
helle Stern außerhalb des Gesichtsfeldes
platziert wurde, allerdings nur den hellsten
Bereich nordwestlich von Maja als ova-
len diffusen Nebel indirekt wahrnehmen
(Abb. 5).
Über eine positive visuelle Sichtung, mit
14 Zoll Öffnung von IC 349 und den
anderen Plejadennebel berichtete Andreas
Alzner 1996 [6].

Abb. 5:
Literaturhinweise Zeichnung von Maja mit dem hellsten Bereich von NGC 1432, 12,5“ Newton,
V 214x (29.08.2006)
[1] W. Tempel, 1861, „Schreiben des Herrn
Wilh. Tempel an den Herausgeber“, [3] O. Struve, 1886, „Über den Majanebel“ Nebel“ Astronomische Nachrichten 2730
Astronomische Nachrichten #1290 (1861) Astronomische Nachrichten #2719 (1886) (1886) 313
286 97 [6] A. Alzner, 1996, „Visuelle Beobachtungen
[2] E. E. Barnard, 1891 „On the Nebulosities [4] E. Weis, 1886, „Über die Nebel in den der Plejadennebel“, Interstellarum 9
of the Plejades and on a New Merope Plejaden“ Astronomische Nachrichten (1996) 26
Nebulae“ Astronomische Nachrichten #2726 (1886) 209
#3018 (1891) 293 [5] A. Kammermann, 1886, „Über den Maja

Was ist ein Planet?


von André Knöfel

Mit Spannung erwartet wurde die XXVI. nen Planetenstatus aberkennen wollten, da acht “klassischen“ von Merkur bis Neptun,
Generalversammlung der Internationalen er mit seiner Bahn und seiner Größe kaum dazu eine neue Gruppe von „Plutons“
Astronomischen Union (IAU) im August als Planet ins Sonnensystem passte. Die mit Pluto und 2003 UB313, sowie Ceres
2006 in Prag. Hier sollte entschieden andere Gruppe wollte dagegen, dass Pluto und Charon. Charon zwar als Plutomond
werden, welche Objekte in unserem – schon aus historischen Gründen – als – aber da die gravitativen Verhältnisse
Sonnensystem den Status eines Planeten neunter Planet weiter bestehen sollte. im Pluto–Charon -System so liegen, dass
erhalten sollen. Auslöser waren die Eine 19-köpfige Gruppe von Wissenschaft­ sich der gemeinsame Massenschwerpunkt
Entdeckungen der Objekte weit hinter der lern, die von der IAU eingesetzt wurde, hatte außerhalb der beiden Körper befindet, ist
Neptunbahn, die größer sind als der bis schon seit 2003 (dem Entdeckungsjahr von dieses System ein echtes Doppelsystem
dahin kleinste Planet Pluto. Schon im Sedna) an einem Vorschlag der Definition – ein Doppelplanet. Jede Neuentdeckung
Vorfeld gab es in den verschiedensten von Planeten gearbeitet. Während der eines größeren Trans–Neptun-Objektes
Internet-Foren und Mailinglisten Debatten, Generalversammlung der IAU präsentierte hätte die Planetenfamilie erweitern können
die zeigten, dass sich an diesem Thema die sie diesen. Nach der ersten Variante der – einige TNOs waren schon auf einer Art
Geister schieden. So gab es eine Anzahl IAU-Resolution 5 hätte demnach unser „Warteliste“.
von Diskussionsteilnehmern, die Pluto sei- Sonnensystem zwölf Planeten besessen: die Dieser Vorschlag wurde während mehrerer
VdS-Journal Nr. 22
Zusammenkünfte auf der IAU-Generalversammlung, aber auch
in den Foren und Mailinglisten fast unisono abgelehnt. So wur-
den für die entgültige Abstimmung vier neue Resolutionen (5a,
5b, 6a, und 6b) vorgelegt.

Nach dem Vorschlag der Resolution 5a sollte nun ein Planet


ein Himmelskörper sein, der sich in einem Orbit um die
Sonne befindet, der eine ausreichende Masse für eine eigene
Gravitation besitzt und die Nachbarschaft des Himmelskörpers
durch seine Präsenz von Material befreit hat. Ein Zwergplanet
(dwarf planet) ist wie ein Planet definiert, nur dass er noch
nicht die Nachbarschaft von Material befreit hat und kein
Mond eines Planeten ist. Alle anderen Objekte sollen nun als
Kleinkörper des Sonnensystems (small solar system bodies)
bezeichnet werden. In der Resolution 5b wurde nur ein Wort
eingefügt – statt „Planet“ werden die Körper als „klassische
Planeten“ bezeichnet. Mit der Resolution 6a wurde Pluto den
Zwergplaneten zugeordnet und als Prototyp dieser Gruppe von
Trans-Neptun-Objekten definiert. Resolution 6b konkretisierte
diese Definition noch mit einem neuen Namen – dieser Gruppe
von Zwergplaneten sollen als „plutonian objects” bezeichnet
werden.

Bei der Abstimmung während der IAU-Genaralversammlung


stimmten 474 Astronomen über diese Resolutionen ab. Dabei
wurden die Resolutionen 5a und 6a bestätigt, wobei der Name
für die Pluto-artigen Objekte erst zu einen späteren Zeitpunkt
festgelegt werden soll.

Inwischen trägt Pluto offiziell eine Nummer wie jeder andere


bekannte Kleinplanet, nämlich 134340. Andererseits wächst
der Widerstand einiger Astronomen, die sich gegen diese neue
Definition stellen – allen voran Alan Stern, der PI der New
Horizons Mission der NASA zum Pluto. Es wird deshalb auch
weiterhin in der Planeten- und Kleinplanetenszene zu heftigen
Diskussionen kommen – die weitere Entwicklung ist daher noch
nicht absehbar.

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Foto: IAU/Lars Holm Nielsen. Fax 0821-414 085 · Telefon 0821-414 081

w w w. i n t e r c o n - s p a c e t e c . d e
62 Kleine Planeten

Die Benennung von (129342) Ependes


von Peter Kocher

Mit der Nummerierung des im Oktober


entdeckten Kleinplaneten (129342) 2005
VA4, über den ich im VdS-Journal 21
berichtet hatte[1], begann ich mir Gedanken
zu machen, ob ich diesen benennen kann.
Da er Mitglied im Hauptgürtel ist, wie
die meisten dieser Objekte, war ich in
der Wahl der Namen nicht eingeschränkt.
Die Wegweisungen des MPC [2] hatte
ich auch einigermassen verstanden, aber
die Ausnahmen bestätigen offensichtlich
auch hier die Regel. Dem Beispiel mei-
ner Astrobekanntschaften folgend, wählte
ich die Gemeinde, auf derem Boden die
Sternwarte steht: EPENDES.
Abb. 1:
Dieses Dörfchen, mit rund 1000 Ein­ Bahn des Kleinplaneten (129342) Ependes im Sonnensystem.
wohnern, hatte 1976 ein Grundstück der Quelle: http://ssd.jpl.nasa.gov/sbdb.cgi
Astronomischen Gesellschaft von Freiburg
zur Verfügung gestellt, um dort eine Bleibe Wie schickte ich nun die Namensgebung perty available for the R. A. Naef Observa­
für das Instrument des bekannten Schweizer an das MPC? Mein Astrokollegen Michel tory. Its goal is to introduce astronomy to
Astronomen Robert A.Naef zu schaffen. In Ory [3] half mir dabei, insbesondere the people, especially to young people.
der Folge wurde die Sternwarte ausgebaut was die Formatierung des Textes betraf. In diesem Herbst wird der Gemeinde anläss-
und ist heute besonders im Bereich des Meine erste Mail an das MPC blieb einige lich einer kleinen Feier das Dokument der
Astronomieunterrichtes in den Schulen Wochen ohne Bestätigung, also schickte Namensgebung überreicht.
und der pädagogischen Hochschule aktiv. ich sie noch einmal mit einer Kopie an
Im Rahmen der Erwachsenenbildung spielt Brian Marsden. Eine Bestätigung folgte Literatur/Links
das Observatorium ebenfalls eine grosse nun umgehend und der Name Ependes
Rolle. Die Gemeinde und die umliegen- taucht nun neben der Nummer 129342 [1] Peter Kocher: “Mein erster nummerierter
den Bauern unterstützen uns auch heute offiziell auf. Kleinplanet”, VdS-Journal für Astronomie
noch in jeder Beziehung. Deshalb mein 21, 101
Vorschlag. Ein kleines Problem bestand Die Citation lautet nun: [2] Guide to Minor Body Astrometry: http://
allerdings. Ependes ist auch ein Dorf im The following citation is from MPC 56963: cfa-www.harvard.edu/iau/info/Astrometry.
Kanton Waadt und in Frankreich! In der (129342) Ependes = 2005 VA4 html
„citation“ wird aber erwähnt, dass das Ependes is a small village in a green [3] Homepage:
Dörfchen bei Freiburg (Fribourg) nahe der landscape some 6 km from Fribourg, http://www.jura-observatory.ch/
Sprachgrenze in der Schweiz liegt. Switzerland. This municipality made pro-

Kleinplanet 2002 QV15 gesucht


– 2006 PR4 entdeckt
von Uwe Süßenberger

Die circa 750 Kleinplanetenbeobachtungen ja, für ein paar helle Re-Coveries sollte es (18,6 mag; zuletzt 2001 beobachtet). Beide
meiner in Frankfurt am Main gelegenen schon reichen. hatte ich über das Follow-Up Astrometric
Station A74 [1] waren bis zum 13. August Program [3] herausgesucht.
2006 relativ unspektakulär verlaufen – eine Den ersten Kandidaten (2002 QV15; 18,5
Neuentdeckung war bis dato nicht zu ver- mag; zuletzt 2002 beobachtet) hatte ich Wie zu erwarten, war 2002 QV15
melden. Erwartet hatte ich eine eher mäßi- schon in der vorigen Nacht „einfangen“ bereits auf den ersten Aufnahmen per
ge Beobachtungsnacht, wie viele andere können. Dies was nicht besonders schwie- Blinkkomparator in Astrometrica [4] dar-
vorher. Durchsicht und Seeing waren mit- rig, da er nur einige Bogenminuten vom zustellen (siehe Abb. 1, hier: K02Q15V).
telprächtig, der gerade aufgehende Mond errechneten Ort zu finden war. Ich benö- Was aber war dieses verwaschene
versprach mit seinen gleißenden –11 mag, tigte allerdings noch eine „zweite Nacht“ Fleckchen, das da am unteren Bildrand
dass in dieser Nacht wahrscheinlich nicht zur Verifikation beim MPC [2]. Der zweite ebenfalls im Blinkrhythmus hin und her
besonders viel zu sehen sein würde. Na Kandidat dieser Nacht war 2001 VE81 zuckte, jedoch im aktuellen Verzeichnis
VdS-Journal Nr. 22
Kleine Planeten 63

An dieser Stelle möchte ich vor allem


Rolf Apitzsch [7] und Wolfgang Ries [8]
herzlich für ihre tatkräftige Unterstützung
in der 3. und 4. Nacht, sowie für die vielen
Tipps bei der Neuentdeckung danken!

Literatur/Links

[1] Homepage: http://www.bergen-enkheim-


observatory.de
[2] Minor Planet Center: http://cfa-www.
harvard.edu/iau/mpc.html
[3] Follow-Up Astrometric Program: http://
asteroidi.uai.it/fuap.htm
[4] Astrometrica: http://www.astrometrica.at/
[5] MPChecker: http://scully.harvard.edu/~cgi/
CheckMP
[6] New Object Ephemeris Generator:
http://cfa-www.harvard.edu/iau/MPEph/
NewObjEphems.html
Abb. 1: [7] Homepage: http://www.astro-wildberg.de/
Kleinplanet 2002 QV15 und die Neuentdeckung 2006 PR4. Track & Stack in [8] Homepage: http://members.infodat.at/
Astrometrica, Gesamtbelichtungszeit 35 min, SXV H9 und C14/f4,6. Osten ist rechts Sternwarte_Seng/
und Norden ist unten.

der Kleinplaneten nicht vermerkt war? ausreichend genau. So wurde der neue CHEERLEADER
Noch mal kurz mit dem Minor Planet „Brocken“ ohne Suchen bereits auf den ers-
Checker [5] überprüft, ob da auch tatsäch- ten Aufnahmen der zweiten Nacht sichtbar
lich kein bekanntes Objekt aufgenommen und eine neue Serie von Messungen konn-
wurde: nein. Das versprach interessant te durchgeführt werden. Die Messreihen
zu werden. Ich ließ also Montierung und beider Nächte waren konsistent, und so
Kamera im eingestellten Gesichtsfeld wei- wurde das Päckchen beider Nächte per
terlaufen. Mail abgeschickt. Am folgenden Morgen
kam bereits die Bestätigung über die
Nach insgesamt 35 Minuten Belichtungszeit Neuentdeckung: SUE0001 = K06P04R;
und der Nutzung der „Track & Stack“ – Inner Main Belt Asteroid. Das war mal ein
Funktion in Astrometrica war dann klar: außergewöhnliches Geburtstagsgeschenk! „Sieh mal, Kos, das sind Claudia und Julia.
da muss irgendetwas „Neues“ sein! Die Die zweite Nacht für 2001 VE81 (reco- Meine treuesten Fans!!!“
Freude und Aufregung darüber, ob das very) konnte dann ebenfalls noch am 18. „Ich finde das etwas übertrieben, nein,
auch alles stimmt, war groß. Die gemes- August gemessen werden. geschmacklos!!!“
senen Positionen des neuen Objektes
wurden noch iterativ mittels New Object
Ephemeris Generator [6] und Astrometrica
verbessert und auf gutes Wetter für die
kommende Nacht gehofft.

Letzteres blieb natürlich aus, und auch an


den darauf folgenden Tagen war das Wetter
ungnädig. Mit jedem Tag sank die Chance,
den neuen Kleinplaneten in einer zweiten
Nacht erneut finden zu können. Erst fünf
Tage später, am 18. August, pünktlich zu
meinem Geburtstag, ließ das Wetter dann
Folgebeobachtungen zu.

Erst konnte ich es nicht glauben, aber trotz


des kleinen Bahnbogens aus der ersten Abb. 2:
Nacht und des recht langen Zeitabstandes Bahn des Kleinplaneten 2006 PR4 im Sonnensystem. Quelle: http://ssd.jpl.nasa.
zur ersten Messreihe war Letztere offenbar gov/sbdb.cgi

VdS-Journal Nr. 22
64 Kleine Planeten

Ein heißer Sommer für kühle Asteroidenfreunde –


9. Jahrestagung der VdS-Fachgruppe
„Kleinplaneten“
von Markus Griesser

Insgesamt fanden 34 Asteroidenfreunde am Beobachtungsergebnisse erzielen kann, Objekten, die Flugbahn im Sonnensystem
10. / 11. Juni den Weg zur Asteroidentagung machte der junge Martin Fiedler aus zu rekonstruieren und somit den Nachweis
ins Planetarium nach Drebach, wo sie Radebeul deutlich. Die Volkssternwarte zu erbringen, dass die Meteoriten ihren
wiederum ein ebenso reichhaltiges wie Radebeul verfügt seit zwei Jahren über Ursprung tatsächlich im Asteroidengürtel
interessantes Vortragsprogramm sowie einen 14-Zoll/f4,5 Maksutow-Newton mit haben.
eine liebenswürdige Betreuung erwartete. einer CCD-Kamera ST-10 XME und weist
Die dabei vorgestellten zahlreichen neuen einige hübsche Beobachtungserfolge auch Asteroiden: Gefahr oder Nutzen für die
Sternwarten, aber auch die Teilnahme bei den Kleinplaneten aus. Menschheit
einiger Profi-Astronomen signalisier- Ein gutes Beispiel eines populärwis-
ten das ungebrochene Interesse an den Pan STARRS – ein „Super- senschaftlichen Vortrags für Zuhörende
Kleinplaneten. Rasenmäher“ auf Hawaii mit noch wenig Vorkenntnissen über
Mit seinem Referat über Pan STARRS Asteroiden bot Prof. Michael Soffel
Romantischer Einstieg bestritt Dr. Peter Kroll, Leiter der von der TU Dresden. Ausgehend von
Jens Kandler, der neue Leiter des Sternwarte in Sonneberg, einen der der Titius-Bodeschen Reihe, über die
Planetariums eröffnete mit einer stim- Höhepunkte dieser Tagung. Pan STARRS ersten Entdeckungen, Benennungen,
mungsvollen Vorführung den bunten steht für Panorama Survey Telescope & Asteroiden-Familien und neuere
Vortragsreigen. Mit etwa 20.000 Besuchern Rapid Responce System. Es handelt sich Beobachtungsmethoden mit Fotometrie
pro Jahr, darunter viele Schulklassen und um einen neuen Survey, der alle bisherigen und Radartechnik bot Soffel einen Einblick
Vereine, gehört das Zeiss-Planetarium Suchmaschinen in den Schatten stellen in die NEA-Thematik und hier insbe-
Drebach mit der integrierten Sternwarte zu wird. Kernstück des auf Hawaii geplanten sondere zu den schwerwiegenden Folgen
den wichtigen Einrichtungen der Region. Projektes sind vier parallel geschaltete 1,8 eines Einsturzes.
Das neue, mit einem ZKP-3-Projektor aus- m/f4-Teleskope, Bautyp RC, mit dreilinsi-
gestattete Planetarium bietet im voll kli- gen Korrektoren. Die dafür vorgesehenen Von „Balkonien“ ins eigenen
matisierten Raum 70 bequeme Sitzplätze. CCD-Kameras vereinigen je 1,4 Gigapixel Sternwartenhaus
mit einer Gesamtfläche von 40 x 40 cm. „Die Gattin wollte ein eigenes Haus, und
Asteroidenabwehr der sanften Art Dies sind somit mit Abstand die größten, ich eine eigene Sternwarte, also bauten
Im scharfen Kontrast zum romantischen je gebauten CCD-Kameras mit entspre- wir ein Haus mit Sternwarte“, so brachte
Einstieg standen dann die Ausführungen chend hohem Leistungsvermögen. Mit es Bernd Thinius gleich zu Beginn sein
von Dr. Detlef Koschny zum Projekt Don Belichtungszeiten von nur 30 Sekunden Referat auf den Punkt. Er kann dank
Quijote der ESA. Die von Ingenieuren werden so rund 6.000 Quadratgrad pro des neuen Eigenheims sein bisher in
und nicht von Wissenschaftlern getrie- Nacht abgesucht mit Grenzgrößen von Potsdam von einem Balkon aus betriebene
bene Mission will Erkenntnisse gewin- 24 mag bei Einzelbelichtungen und 29 „Inastars Observatory“ in ein rund acht
nen für eine allenfalls mal nötige mag mit addierten Frames. Somit über- Kilometer entferntes neu erschlossenes
Asteroidenabwehr. Die typische „Low streicht dieser „Staubsauger“ in nur einer Wohnbaugebiet verlegen. Offenbar war
Cost Mission“ sieht vor, eine Orbiter- Woche den ganzen Himmel mit entspre- aber die Planung der mit einer 2,6-Meter-
Sonde - in Anlehnung an das literarische chend riesigen Datenmengen. Die wissen- Kuppel von Baader ergänzten Wohnhauses
Vorbild „Sancho“ genannt - zu einem schaftlichen Ziele von Pan STARRS sind mit einiger Überzeugungsarbeit für
Asteroiden zu schicken. Nach längerer ambitiös. Die Zahl der erfassten NEOs die zuständigen Behörden verbunden.
Umkreisung und entsprechend genauer – und dies ist ja eines der Hauptziele die- Doch jetzt steht der Bau kurz vor der
Bahnanalyse des Asteroiden schießt die ser Einrichtung – soll sich durch diesen Vollendung. In die Kuppel kommt ein C-
Sonde den Impaktor „Hidalgo“ mit einer Survey auf über 10.000 erhöhen, wobei 14-Teleskop auf einer Goto-Montierung,
Geschwindigkeit von 8 bis 10 km/s in auch kleinere Objekte erfasst werden. so dass die Beobachtungen bequem aus
die Oberfläche und beobachtet dann die dem Wohnbereich heraus erfolgen können.
Folgen noch längere Zeit. Eine auch nur Dokumentierte Meteoritenfälle Natürlich erweckte der ungewöhnliche
geringe Bahnabweichung summiert sich André Knöfel präsentierte in sei- Neubau mit der architektonisch geschickt
im Laufe der Zeit derart hoch, dass damit nem Referat den Zusammenhang zwi- integrierten Kuppel auch die Neugier von
ein anfliegender Erdenstürmer sanft aus schen Meteoritenfällen und erdnahen Passanten. Die Medien griffen das Thema
der Bahn gedrückt werden könnte. Kleinplaneten. Die Fachliteratur weist bis auf – allerdings nicht nur mit erfreu-
heute acht beobachtete Meteoritenfälle lichen Berichterstattungen für unseren
Erfahrungsbericht aus Radebeul mit nachträglichen Funden aus. Dank den Sternfreund.
Dass man auch in der Lichterfülle Aufzeichnungen meist durch automati-
einer größeren Stadt beachtenswerte sche Meteor-Kameras gelang es bei diesen
VdS-Journal Nr. 22
Kleine Planeten 65

Eine neue Station in Lindenberg Begegnungen von Kleinplaneten mit Bürgermeister der Stadt. Geplant sind im
André Knöfel hat vor einigen Jahren aus Kleinplanetenbeobachtern. Nostalgisch Nachgang dieser Aktion weitere Projekte
beruflichen Gründen seinen Wohnsitz dabei sein Rückblick auch mit Film- und in den Wildberger Schulen u.a. mit ver-
aus Essen nach Lindenberg südöstlich Videoausschnitten auf das bewegte Leben schiedenen Schülerarbeiten, mit einem
von Berlin verlegt, wo er unter leidlich der Radsportlegende Gustav Adolf Schur. Wettbewerb und mit einer Ausstellung.
guten Beobachtungsbedingungen inzwi- Sein Spitzname „Taeve“ ist dank der
schen auch wieder zur Kleinplanetenarbeit Drebacher Kleinplanetenbeobachter heute Wertvolle Sternfinsternisse
gefunden hat. Seinen 30 cm/f4-Newton himmlisch. Dr. Freimut Börngen erhielt Dr. Helmut Denzau, der auch für seine
konnte er in der Kuppel eines bestehenden im April für seine großen Verdienste als Naturfotografien weltweit viel unterwegs
Instrumentes auf dem Gelände des Richard- Tautenburger Astronom und vor allem ist, berichtete in seinem Referat ausge-
Assmann-Institutes aufstellen. Ausgerüstet auch für seine zahlreichen, so wohl­ rechnet von „Bedeckungsbeobachtungen
mit einer ST-7XME-Kamera und einer überlegten Asteroiden-Benennungen nach – ohne zu reisen“. Der Referent betreibt
Mintron 12V1C mit Time-Inserter erziel- kulturhistorischen, zeitgeschichtlichen bekanntlich an der Ostsee ein C14-Teleskop
te er inzwischen schon einige hübsche und geografischen Aspekten im April mit einem 6-Zoll-Mak als Leitrohr sowie
Beobachtungen u.a. aus der NEOCP. das „Bundesverdienstkreuz am Bande“ mit einem Restlichverstärker und einer
überreicht. Jens Kandler konnte an der Mintron-Kamera und berichtete gewohnt
Eine neue Profi-Station in Dresden Verleihung in der Erfurter Staatskanzlei kurzweilig von Sternbedeckungen durch
Dass auch die Profis wieder zu den teilnehmen und war zusammen mit wei- Asteroiden.
Kleinen Planeten zurückfinden, mach- teren FG-Mitgliedern an einem „Ehren-
te Dr. H. Potthoff von der TU Dresden Kolloquium“ in der Thüringischen 45 cm-Newton im Selbstbau
deutlich. In den letzten Monaten ist auf Landessternwarte mit dabei. Wolfgang Ries aus Altschwendt, Österreich,
dem Triebenberg bei Dresden, unweit der schon letztes Jahr von seiner weitge-
des Schlosses Pilnitz, mit einem Neubau Rückkehr vom Asteroiden hend im Eigenbau erstellten Sternwarte
die Astronomische Station Triebenberg In seinem zweiten Referat berichtete Dr. berichtet hatte, konnte im letzten Referat
entstanden. Im eigenwillig konzipierten Detlef Koschny am Sonntagmorgen vom dieser Tagung von neuen Erfolgen berich-
Gebäude kommt unter einem Schiebedach Programm „Cosmic Vision“ der ESA. ten. Er hat seit vergangenem Herbst einen
ein 60 cm/f4-Newton von Keller mit Es geht dabei um die langfristigen Ziele selbst geschliffenen 45 cm-Newton in
einem dreilinsigen Korrektor auf einer der europäischen Raumfahrtagentur im einem Gittertubus in Leichtbauweise mit
Gabelmontierung und mit einer 4kx4k- Zeitraum von 2015 bis 2025, wobei für Karbonstäben im Einsatz.
CCD-Kamera zu stehen. Das Instrument alle Projekte zusammen ein Budget von
soll der Lehre und Forschung dienen, wobei etwa drei Milliarden Euro zur Verfügung Das nächste Mal in Berlin
Astro- und Fotometrie an Kleinplaneten stehen soll. Unter diesen langfristigen Die nächste Kleinplaneten-Tagung findet
im Vordergrund stehen. Auch ein wenig Projekten ist auch eine Mission, die zu am Vollmond-Wochenende 2. / 3. Juni 2007
Öffentlichkeitsarbeit soll an diesem einem Asteroiden fliegen soll. in der Archenhold-Sternwarte in Berlin
schönen und auch noch mit öffentlichen statt. Sven Andersson und Martina Haupt
Verkehrsmitteln erreichbaren Standort Prozessdiskussionen haben freundlicherweise die Organisation
möglich sein. Ausgehend vom Asteroiden „Wildberg“, übernommen und nutzen dabei ihre guten
den er entdeckt und benannt hat, berichtete Kontakte zur Archenhold-Sternwarte.
Etwas Statistik Rolf Apitsch von den damit verbundenen
Gerhard Lehmann verwies in seiner tra- Presseaktivitäten bei der Übergabe einer
ditionellen statistischen Übersicht auf mit Siegel versehenen Urkunde an den
das anhaltend hohe Interesse an den
Kleinplaneten. Die Fachgruppe zähl-
te Ende 2005 insgesamt 73 Mitglieder,
davon gehörten 51 auch dem VdS an. Das
Altersspektrum der FG-Mitglieder ist mit
22 bis 79 Jahren enorm breit. Erfreulich
der Zuwachs namentlich auch von jüngeren
Beobachtern. Beachtlich schließlich der
Hinweis, dass die Fachgruppen-Mitglieder
in insgesamt 46 Sternwarten tätig sind.
Dass sich in den Beobachtungsstatistiken
die Monate Februar und September als
„Renner“ entpuppen hat einerseits mit der
Witterung und andererseits natürlich mit
den astronomischen Sichtbedingungen zu
tun.

Von Asteroiden und von Menschen


In seiner sonnabendlichen Schlussbetracht­ Abb. 1:
ung berichtete Jens Kandler über die Teilnehmer an der 9. Kleinplanetentagung in Drebach

VdS-Journal Nr. 22
66 Kleine Planeten

Meine neue STL-1001E für die Astrometrie


von Erich Meyer

Durch die Geldzuweisung von der nen Herbst erste Altersschwächen. Nach Belichtungsserien sehr wichtig. Wenn mit
Planetary Society in Pasadena aus dem einigem hin und her entschied ich mich für einem eigenen Leitrohr gearbeitet wird, ist
Topf des Shoemaker NEO Grants [1] konn- den Ankauf einer CCD-Kamera vom Typ ein externer Nachführchip anschließbar.
te ich mir endlich eine neue CCD-Kamera STL-1001E von SBIG. Grosses Bildfeld, Für die Photometrie ist ein Filterrad bereits
für meine astrometrischen Arbeiten in der für die Astrometrie optimale Pixelgröße eingebaut. Die Tabelle vergleicht meine
Privatsternwarte in Davidschlag am 0,6 m und sehr schnelle Datenauslesezeit waren alte ST-6 mit der neuen STL-1001E.
f/3,3 Reflektor leisten [2]. die Hauptgründe für meine Favorisierung.
Residuen in Abhängigkeit vom Fitting
Schwerpunkt meiner Arbeit ist die Vergleich der neuen STL-1001E zur Bei meinen astrometrischen Arbeiten mit
Positionsbestimmung von NEOs (Near alten ST-6 der ST-6 war es auf Grund des kleinen
Earth Object), PHAs (Potentially Hazar­ Von Vorteil für die astrometrische Arbeit Bildfeldes selbstverständlich ausreichend,
dous Asteroids) und VIs (Virtual Impactor). ist der integrierte Nachführchip. Der Nach­ mit einem linearen Fitting zur Bestimmung
Meine zuverlässige ST-6 von SBIG, seit führstern ist während der Belichtungszeit der Plattenkonstanten zu arbeiten. D.h. bei
1993 fehlerlos im unermüdlichen Einsatz in einem eigenen Fenster sichtbar. Dies ist Astrometrica [3], mit dem ich ausschließ-
mit zehntausenden Aufnahmen, war in die für die Kontrolle der Nachführgenauigkeit lich arbeite, hatte ich im Programm-Setup
Jahre gekommen und zeigte im vergange- und der Bildschärfe bei langen „Linear Fit“ gewählt.

Abb. 1:
Einstellung in Astrometrica: Linear Fit, Residuenorientierung der Referenzsterne
VdS-Journal Nr. 22
Kleine Planeten 67

Bei der STL-1001E mit dem wesentlich etwas zeitaufwändiger. Auch dauert möglich, dieses Objekt auf Grund der
größeren Bildfeld ist es wichtig, mit einem die Rechenzeit bei der automatisierten hohen Eigenbewegung von fast 9 arc-
Fitting höherer Ordnung zu rechnen. Die Vermessung etwas länger. Mit schnellen sec/min mit jeweils nur 15 s belichte-
Bilder 1 und 2 zeigen den Vergleich. Rechnern ist das aber kein Problem. ten Einzelaufnahmen zu vernünftigen
Haben die Residuen beim linearen Übrigens kommt bei einer lang belich- Gesamtaufnahmen zu kombinieren.
Fitting eindeutig einen Radianten, in den teten Aufnahme, zusammengesetzt aus Das Bild wurde für diesen Bericht aus
Bildecken schön sichtbar, ist hingegen vielen Einzelaufnahmen, eine Menge allen 90 Einzelaufnahmen kombiniert. Mit
beim kubischen Fitting (Cubic Fit) keine an Speicherbedarf zusammen. Eine der alten ST-6 hätte ich mehr als die dop-
Orientierung bemerkbar. Die Fehler sind Einzelaufnahme benötigt im 1x1 Binning pelte Zeit dafür gebraucht.
zufällig verteilt. – Mode etwa 2,1MByte. Aber bei der
heutigen Festplattenspeichergröße ist Grosse Glasfläche vor dem CCD-Chip
Bildgröße versus Referenzsterne dieses Thema eher von untergeordneter feuchtigkeitssensibel
Die Bilder 1 und 2 vermitteln den Ein­ Bedeutung. Ein Beschlagen der Außenseite der
druck von einem „dichteren Sternfeld“ Glasabdeckung, die den CCD-Chip vor
(Aufnahme vom NEO 2006 OC7) mit Bildgröße versus Auslesezeit der Umgebung schützt, kam bei der ST-6
einer riesigen Anzahl von Referenzsternen Das Bild 3 zeigt den am 5.9.2006 bei äußerst selten, nur in Nächten mit extre-
(4.845). Das ist an sich in der Praxis Vollmond (!) aufgenommenen erdnahen mer Luftfeuchtigkeit, vor. Die STL-1001E
kein Problem. Lediglich die log-Datei von NEO 2001 RN, welcher an diesem Tag mit der doch fast 3 cm x 3 cm messenden
Astrometrica erreicht eine Kapazität von nur +20,2 mag hell war. Nur mit der Glasfläche scheint diesbezüglich empfind-
einigen MByte, daher ist die Durchsicht schnellen Auslesezeit der Kamera war es licher zu sein. In meinem Fall ist die CCD-

Abb. 2:
Einstellung in Astrometrica: Cubic Fit, Residuenorientierung der Referenzsterne

VdS-Journal Nr. 22
68 Kleine Planeten

Kamera am fast 3 m hohen Teleskopende


angeordnet, in der Fernrohrruhestellung
also ganz oben und das gesamte Gerät mit
einem Tuch abgedeckt.
Nachdem ich das alte, schmuddelige,
dünne und offensichtlich luftdurchlässige
Abdecktuch aus Baumwolle gegen ein
festeres Tuch getauscht hatte, kamen in
Nächten mit zuvor feuchtem Tagesverlauf
die Probleme auf mich zu. Schon nach
kurzer Betriebszeit beschlug die Glasplatte
in der Mitte. Seit dem ich die Kamera tags-
über an einem trockenen Ort verwahre, ist
das Feuchtigkeitsproblem beseitigt!

Software und PC
Ich verwende in der Sternwarte ausschließ-
lich ein Notebook zur Kamera­­ansteuerung.
Das macht die Zwischen­schaltung eines
so genannten „Hub“ zur einwandfrei-
en Kameraansteuerung nötig. Auch die
lange Datenleitung zwischen Kamera und
Notebook erfordert vernünftigerweise
eine entsprechende Verstärkung. Die mit-
gelieferte Software „CCDSoft“ ist mein
Standardprogramm zur Kamerabedienung.
Sie ist leicht zu bedienen und ausreichend
komfortabel.

Resümee Abb. 3:
Ich habe es noch keine Minute bereut, dass Asteroid 2001 RN, ein NEO (Near Earth Object) mit +20,2 mag, aufgenommen bei
ich das gute Stück gekauft habe. Vollmond, zusammengesetzt aus 90 Einzelaufnahmen zu je 15 s Einzelbelichtung

Literatur/Links
[1] The 2005 Gene Shoemaker NEO Grant ST-6 STL-1001E
Recipients: http://www.planetary.org/pro­ Pixelgröße (μm x μm) 24 x 27 24 x 24
grams/projects/near_earth_objects/neo_ Pixelanzahl 241 x 375 1.024 x 1.024
grants/grants_2005.html#meyer Gesamtfläche (mm x mm) 8,5 x 6,5 24,5 x 24,5
[2] Homepage: http://web.utanet.at/raab/ Gesamtfläche relativ 1,0 10,9
pomod/ Bildfeld bei f=1980mm 16’ x 11’ 41’ x 41’
[3] Astrometrica: http://www.astrometrica.at/ Dunkelstrom (e-) 10 1
Auslesezeit (s) 23 2
Schnittstelle seriell USB
Tab. 1: Max. Quanteneffizienz (QE) (%) 70 73
Vergleich der neuen STL-1001E zur Relative Integrierte QE 1,0 1,2
alten ST-6

Kosmische Begegnungen
von Wolfgang Ries

Ab und zu findet man auf Astroaufnahmen Bereicherung des Bildes. Besonders dann, hat eine Winkelausdehnung von ca. 16,6´ x
von Deep-Sky-Objekten kurze Strich­ wenn man nach einiger Recherche heraus- 14,9´ und ist mit 2,9 Millionen Lichtjahren
spuren. Der Verursacher ist meist findet, wer der Verursacher der Strichspur Entfernung ein Mitglied der Lokalen
ein Kleinplanet, der sich während der war. Gruppe [1].
Belichtungszeit ein kleines Stück auf sei-
ner Bahn um die Sonne weiter bewegt Am 15.12.2004 belichtete Bernhard Hubl Der bereits 1856 entdeckte Kleinplanet
hat. Für viele Astrofotografen sind solche die 9,9 mag helle Galaxie IC 1613 im (40) Harmonia hinterließ seine Strichspur
zufälligen kosmischen Begegnungen eine Wahlfisch. Diese irreguläre Zwerggalaxie südlich der Galaxie. Harmonia war damals
VdS-Journal Nr. 22
Kleine Planeten 69

Abb. 1:
IC 1613 und der
Kleinplanet (40)
Harmonia, auf-
genommen von
Bernhard Hubl
mit einem 4“
Apochromaten
f/5,4 und einer
ST2000 am 15.
Dezember 2004.
Norden ist oben,
Osten ist links.

10,9 mag hell und 242 Millionen Kilometer Planetariumssoftware gezielt suchen. Die Begegnung“ an diriesw@aon.at. Bitte ver-
von der Erde entfernt. Der CCD-Chip nachfolgende Tabelle enthält eine klei- gessen Sie nicht das Aufnahmedatum, die
detektierte auch weitere lichtschwäche- ne Auswahl interessanter Begegnungen fotografierten Objekte und die Daten des
re Kleinplaneten. Bernhard Hubl hat sie zwischen Kleinplaneten und Deep-Sky- Teleskops bzw. der Kamera mitzuteilen.
für uns markiert: (10460) 1978 VK8 mit Objekten. Damit soll ihnen ihr Weg zum Der Autor des ausgewählten Bildes wird
17,4mag, (14892) 1991 VE5 mit 17,3 mag, persönlichen Bild einer kosmischen anschließend aufgefordert, eine unkomp-
(16637) 1993 QP2 mit 18,6 mag, (16835) Begegnung erleichtert werden. rimierte Version des Bildes für den Druck
1997 WT34 mit 18,8 mag und (33624) zur Verfügung zu stellen. Übrigens, die
1999 JP69 mit 18,3 mag. Diese wunderba- Ich möchte Sie im Namen der Fachgruppe kosmischen Begegnungen müssen nicht
re Aufnahme finden sie unter http://hubb- Kleine Planeten der VdS auffordern, Ihre aus der Tabelle stammen.
le.heim.at/images/I1613-1_id_full.jpg auf kosmische Begegnung an mich zu schicken,
seiner Homepage [2] in voller Auflösung. um zukünftige Ausgaben des VdS-Journals Literatur/Links
mit einem Bild zu bereichern. Schicken [1] IC 1613: http://de.wikipedia.org/wiki/
Kosmische Begegnungen finden täg- Sie die maximal 200 KB großen Bilder IC1613
lich statt und lassen sich mit einer per Mail mit dem Betreff „Kosmische [2] Homepage: http://hubble.heim.at/

Datum/Uhrzeit Kleinplanet mag Objekt Art mag Distanz


08.02.07 /20:00 (822) Lalage 15,1 M1 SNR 8,4 8´
18.02.07/24:00 (3638) Davis 15,9 NGC 3193 Gx ARP316 12,0 3´
24.02.07/24:00 (1852) Carpenter 15,8 M 90 Gx 10,2 4´
25.02.07/02:00 (3478) Fanale 15,6 M 95 Gx 10,6 6´
12.03.07/24:00 (9873) 1992 GH 15,6 M 105 Gx 10,5 5´
14.03.07/24:00 (559) Luisa 13,9 NGC 4754/62 Gx 11,5/11,1 5´
19.03.07/22:00 (1459) Magnya 15,5 M 58 Gx 10,4 2´
22.03 07/24:00 (127) Johanna 11,8 NGC 4457 Gx 11,7 4´
08.04.07/24:00 (1274) Delportia 13,7 M 104 Gx 9,2 5´
10.04.07/24:00 (598) Oktavia 14,7 M 91 Gx 10,9 7´
17.04.07/24:00 (1822) Waterman 15,8 NGC 4030 Gx 11,4 6´
22.04.07/02:00 (2326) Tololo 16,1 M 5 GC 5,7 4´
06.05.07/22:00 (728) Leonisis 16,0 M 61 Gx 10,1 7´
08.05.07/23:00 (617) Patroclus 16,0 M 58 Gx 10,4 10´
19.05.07/23:00 (628) Chrisine 13,7 M 90 Gx 10,2 13´
21.05.07/24:00 (321) Florentina 14,2 M 80 GC 7,3 2´

Tab. 1:
Abkürzungen: Gx = Galaxie; GC = Kugelsternhaufen; OC = Offener Sternhaufen; N = Diffuser Nebel; SNR = Supernovarest

VdS-Journal Nr. 22
70 K o me t e n

Helle Kometen des Jahres 2007


von Maik Meyer

Obwohl das Jahr 2007 zwei Kometen den Kometen visuell nachweisen können.
mit sehr hoher Maximalhelligkeit auf- Weiterhin gehört der Komet dynamisch zur
weist, ist selbst für diese aufgrund der Marsden- und zur Kracht-Gruppe sowie
ungünstigen Beobachtungsgeometrie nicht zum Meteorstrom der Quadrantiden.
mit vielen Beobachtungen zu rechnen. Der Periheldurchgang 2007 wird im
Somit werden nur wenige periodische Gesichtsfeld der SOHO-Sonde und even-
Kometen so hell, dass sie auch mit kleinen tuell der neu gestarteten STEREO-Sonden
Instrumenten beobachtbar sind und auch beobachtbar sein. Bereits 10 Tage später
die bis jetzt bekannten langperiodischen steigt der Komet mit ca. 6 mag über
Kometen bleiben eher schwach oder sind den morgendlichen Horizont und gewinnt
exklusive Südhimmelobjekte. Die folgen- rasch an Höhe. Bis Ende Mai ist dabei
de Planungsvorschau behandelt die zum allerdings seine Helligkeit bereits auf 11
Zeitpunkt der Verfassung bekannten kurz- mag zurückgegangen.
und langperiodischen Kometen, welche
im Jahr 2007 mindestens etwa 10 mag Abb. 1: Die mittlerweile 60. beobachtete Wieder­
erreichen sollen und von Mitteleuropa aus Pierre-François-André Méchain (1744 kehr des Kometen 2P/Encke seit dessen
beobachtbar sind. – 1804), Erstentdecker von 2P/Encke Entdeckung im Jahre 1786 durch Mechain
(1786) und 8P/Tuttle (1790) ist eine der ungünstigsten Sichtbarkeiten.
Diese Kometen sind in Tabelle 1 aufgeführt. Da der Komet eine Umlaufszeit von 3,3
Die zu Grunde gelegten Helligkeiten stel- Jahren besitzt, wiederholen sich alle 3
len nur Schätzwerte dar und können häufig Die Kometen in der Einzeldarstellung Jahre die geometrischen Bedingungen
um ein bis zwei Größenklassen nach oben Der Komet 96P/Machholz wurde im Jahr seiner Sichtbarkeit. Wenn der Komet ab
oder unten abweichen. Besonders kurz- 1986 durch den bekannten Kometenjäger März hell genug für kleinere Instrumente
periodische Kometen zeigen nicht selten Don Machholz entdeckt und erwies sich ist, steht er gerade mal 10 Grad über dem
Helligkeitsausbrüche, so dass auch nomi- in der Folge als wissenschaftlich äußerst abendlichen Horizont. Ab Mitte April ist
nell schwächere Objekte Überraschungen interessantes und visuell sehr herausfor- der dann gar nicht mehr von unseren
bieten können. Dynamisch neue Kometen derndes Objekt. Obwohl er aufgrund der Breiten aus sichtbar. Ab Juli steigt er
neigen oft zu Helligkeitseinbrüchen, die geringen Periheldistanz ca. 2 mag im dann am morgendlichen Horizont wieder
vorhergesagte Helligkeitswerte unerreich- Perihel erreicht, ist er aufgrund der steilen höher, allerdings dann auch bereits wieder
bar werden lassen. Bei den Bahnelementen Helligkeitsentwicklung nur bei geringen schwächer als 10 mag. Kurz nach dem
ist zu beachten, dass diese einer steti- Elongationen mit kleineren Instrumenten Periheldurchgang Anfang April dürfte der
gen Änderung unterworfen sind, was sichtbar, was besondere Anforderungen an Komet allerdings wie 96P/Machholz im
besonders für die Beobachtung schwa- seine Beobachtung stellt. Andererseits ist Gesichtsfeld der SOHO-Sonde und even-
cher Objekte wichtig ist. Die aktuellsten es auch eine sportliche Herausforderung zu tuell der neu gestarteten STEREO-Sonden
Informationen über die Kometen sind über den wenigen Beobachtern zu gehören, die beobachtbar sein.
die Homepage der Fachgruppe Kometen
im World Wide Web unter http://www.fg-
kometen.de abrufbar.
Beobachter noch schwächerer Kometen
können Positionen und Bahnelemente
einer Vielzahl weiterer Objekte beim
CBAT unter http://cfa-www.harvard.edu/
iau/Ephemerides/Comets/index.html abru-
fen. Diese Kometen sollten auf keinen
Fall vernachlässigt werden; insbesondere
die Photometrie und Astrometrie stehen
hierbei im Vordergrund und nicht selten
sind unter diesen Kometen Objekte, wel-
che interessante Eigenheiten aufweisen
(Ausbrüche, anomale Lichtkurven, usw.).
Über helle, nach Redaktionsschluss ent-
deckte Kometen kann man sich eben-
falls auf der Homepage der FG Kometen Abb. 2:
informieren. So wies das Jahr 2006 einige Sichtbarkeitsdiagramm der helleren Kometen des Jahres 2007. Höhe und Azimut
Überraschungskometen auf, die erst im sind in 5-Tages-Abständen für einen Ort auf 50° N bei einer Sonnendepression von
Jahresverlauf entdeckt worden waren. 15° angegeben.
VdS-Journal Nr. 22
K o me t e n 71

Bezeichnung Periheldatum q U mmax Monatmax S


96P/Machholz 2007-04-04,63 0,12 5,24 2 April Apr - Mai
2P/Encke 2007-04-19,31 0,34 3,30 4 April Mär - Apr
8P/Tuttle 2008-01-26,89 1,03 13,6 6 Dezember Nov - Dez
29P/Schwassmann-Wachmann 2004-07-10,83 5,72 14,7 10? Jan - Apr
Aug - Dez

Tab. 1:
Angaben zu den helleren Kometen des Jahres 2007. q = Periheldistanz in AE, U = Umlaufszeit in Jahren, mmax = prognostizierte
Maximalhelligkeit 2007 in mag, Monatmax = Monat der erwarteten Maximalhelligkeit 2007, S = Sichtbarkeitszeitraum 2007 bei
heller 11 mag.

Der Komet 8P/Tuttle, entdeckt im Jahre


1790, ebenfalls durch Méchain, wird
im Januar 2008 das Perihel einer sehr
vorteilhaften Sichtbarkeit durchlaufen.
Diese ist gekennzeichnet durch eine
geringe Erdnähe von 0,25 AE um den
Jahreswechsel 2007/08, welche zu einer
Maximalhelligkeit von etwa 6 mag füh-
ren dürfte. Das Sichtbarkeitsfenster der
hellen Phase für unsere Breiten ist aller-
dings relativ kurz. Ende November wird
der Komet heller als 11 mag bequem
am Abendhimmel in über 50 Grad Höhe
beobachtbar sein. Stetig heller werdend
und sich dabei der Erde nähernd, wird er
am Jahresende seine Maximalhelligkeit
erreichen und dann abends im Zenit ste-
hen! Aufgrund der Erdnähe ist mit einem Abb. 3:
ausgedehnten Objekt zu rechnen, dessen 96P/Machholz (=P/1986 J2) bei seiner Entdeckungserscheinung. Aufnahme vom
volle Helligkeit nur mit dem kleinsten 26.06.1986 von 23:25 – 23:31 MEZ mit Schmidt-Kamera von Michael Jäger,
Instrument, welches den Kometen noch Österreich.
sicher zeigt, erfasst werden dürfte. Im
Januar 2008 sinkt der Komet schnell am
Abendhimmel in Richtung Südhimmel gezeigt, dass insbesondere die Anzahl der diese aus. Informationen zur Mitarbeit
und wird bis Ende Januar nicht mehr kleinen Ausbrüche häufiger ist, als bisher im Rahmen der Fachgruppe erhält der
beobachtbar sein. Der Komet ist der angenommen. Im Jahr 2007 gibt es zwei interessierte Beobachter gegen 1,44 €
Mutterkomet der Ursiden mit Maximum Sichtbarkeitsfenster. Von Anfang Januar in Briefmarken unter der Adresse: VdS-
am 12. Dezember. bis in den April hinein ist der Komet Fachgruppe Kometen, c/o Maik Meyer,
bequem am Abendhimmel zu überwachen. Westerwaldstraße 91, D-65549 Limburg,
2P/Encke und 8P/Tuttle wurden beide durch Ab August bis zum Jahresende wird er sowie auf der oben genannten Homepage
Pierre-François-André Méchain (1744 dann am Morgenhimmel zu sehen sein und der Fachgruppe Kometen.
– 1804, Abb. 1) entdeckt. 2P wurde insge- gegen Jahresende Höhen bis zu 70 Grad
samt viermal entdeckt, bevor J. F. Encke erreichen.
1819 dessen Periodizität erkannte und der
Komet dafür seinen Namen erhielt. 8P war Fazit
nach seiner Erstentdeckung fast 70 Jahre Das Jahr 2007 bietet für den Liebhaber
verschollen, da dessen Periodizität nicht hellerer Kometen nur wenige lohnens- Literaturhinweise
erkannt worden war. Schließlich erhielt der werte Objekte. Es bleibt die Hoffnung auf
Komet den Namen des Wiederentdeckers, die Entdeckung weiterer Kometen sowie Shanklin, J. D.: BAA Comet Section Homepage
H. P. Tuttle. Sieben weitere – allerdings auf Helligkeitsausbrüche bekannter und (http://ast.cam.ac.uk/~jds)
langperiodische - Kometen, die durch nominell schwächerer Kometen. Visuelle Kronk, G. W.: Cometography I, Cambridge
Mechain zwischen 1781 und 1799 ent- und CCD-Fotometrie der Kometen Univ. Press, 1999.
deckt wurden, tragen dessen Namen. bleibt weiterhin ein wichtiges und auf- Kronk, G. W.: Cometography II, Cambridge
grund der Menge an Objekten lohnendes Univ. Press, 2004.
Der Komet 29P/Schwassmann-Wachmann Betätigungsfeld für Amateure, die auch Meyer, M.: Catalogue Of Comet Discoveries,
1 ist für seine Helligkeitsausbrüche wissenschaftlich sinnvolle Arbeit leisten über den Autor.
bekannt, die ihn durchaus bis zur 10. wollen. Auch negative Beobachtungen Green, D. W. E., Nakano, S.: ICQ Comet
Größenklasse hell werden lassen können. sind nützlich. Die Fachgruppe Kometen Handbook.
Beobachtungen der letzten Jahre haben sammelt alle Beobachtungen und wertet Yoshida, S.: http://aerith.net.
72 K o me t e n

73P/Schwassmann-Wachmann –
Komet in Auflösung
von Andreas Kammerer und Dieter Schubert

Arnold Schwassmann und Arno Wachmann


Abb. 1: von der Hamburger Sternwarte Bergedorf
Zeitliche entdeckten diesen Kometen am 2. Mai 1930
Entwicklung von bei ihrer fotografischen Suche nach neuen
Helligkeit und Kleinplaneten. Der Komet, der damals der
Komadurch­messer Erde bis auf 0,06 AE nahe kam und 6 mag
des Fragments erreichte, konnte das zweite Mal erst 1979
B nach visuellen beobachtet werden. Bei der nicht gerade
Beobachtungen. günstigen Wiederkehr von 1995 (minima-
ler Erdabstand 1,3 AE) wurden 3 auffällige
Helligkeitsausbrüche verzeichnet als Folge
des Zerfalls des Kerns in 5 Fragmente. 3
von ihnen konnten bei der Erscheinung
von 2001 beobachtet werden, allerdings
waren ihre Helligkeiten deutlich zurück-
gegangen. Bei der nächsten Wiederkehr
sollte der nunmehr fragmentierte Komet im
Mai 2006 der Erde ähnlich nahe kommen
wie im Entdeckungsjahr 1930. Eine güns-
tige Gelegenheit also, um den aktuellen
Zustand zu studieren.

C.W. Hergenrother konnte den Kometen


mit einer Umlaufszeit von 5,4 Jahren am
22. Oktober 2005 im Sternbild Löwe wie-
derentdecken. Der Komet zeigte sich als 19
mag schwaches Objekt mit einer hochver-
dichteten, kleinen Koma und einem kur-
zen, aufgeweiteten Schweif. Am 6. Januar
2006 wurde ein erstes Fragment wieder-
gefunden. Während die Hauptkomponente
selbst eine Gesamthelligkeit von 16,3 mag
aufwies, war das 23‘ von diesem entfernte
Fragment nur 18,9 mag hell. Z. Sekanina
stellte fest, dass es sich wohl um das 1995-
96 beobachtete Fragment B handelte. Der
Komet wurde von Kometenbeobachtern
ab Ende November 2005 mittels CCD
verfolgt, erste visuelle Schätzungen gelan-
gen Anfang Januar 2006. Mitte Februar
wurde die Helligkeit der knapp 0,5‘ großen
Koma visuell auf 13,5 mag geschätzt. Zu
diesem Zeitpunkt wiesen die Schätzungen
damit eine durchweg größere Helligkeit
auf als prognostiziert, woraus eine maxi-
male Helligkeit der Hauptkomponente
C zwischen 4 mag und 7 mag abgelei-
tet wurde. Da der Komet aber schein-
bar in Auflösung begriffen war, war seine
Helligkeitsentwicklung kaum prognosti-
zierbar. Das Fragment B, dessen weitere
Entwicklung noch unsicherer war, sollte 2-
Abb. 2: 3 mag schwächer als die Hauptkomponente
Zeitliche Entwicklung von Helligkeit und Komadurchmesser des Fragments C nach C bleiben.
visuellen Beobachtungen.
VdS-Journal Nr. 22
K o me t e n 73

Abb. 3: licherweise ebenfalls bedingt durch den


Zeitliche danach störenden Mond - kurz vor dem
Entwicklung von Perigäum, um den 7. Mai erreicht. Danach
Helligkeit und ging er sogar noch rascher zurück, was
Komadurchmesser mit Sicherheit aber durch die zunehmend
des Fragments schlechteren Sichtbedingungen mit ver-
G nach visuellen ursacht sein dürfte. Am 15. Mai wurden
Beobachtungen. nur noch 6‘ geschätzt und Ende Mai nur
noch 4‘.

Absolut betrachtet vergrößerte sich die


Koma in deutlich geringerem Maße:
Betrug der absolute Komadurchmesser im
Januar erst 35.000 km, so stieg er bis Mitte
April eher gemächlich auf dann 70.000 km
Insgesamt wurde eine solch große Zahl gut beschrieben werden, an. Der größte absolute Komadurchmesser
an Fragmenten gefunden, dass hierfür die was eine maximale Helligkeit von 5,8 mag wurde in der letzten Aprilwoche mit 85.000
Nomenklatur erweitert werden musste. just zum Zeitpunkt der größten Erdnähe am km erreicht. In der Folge ging er – teilwei-
Bei 73P/Schwassmann-Wachmann erhiel- 12. Mai ergibt. Die Schätzungen scheinen se sicher ebenfalls von der Störung durch
ten insgesamt 69 Komponenten/Fragmente zwar einen kleinen Helligkeitsrückgang den Mond und den schlechter werdenden
eine offizielle Bezeichnung - wovon sich in jenen Tagen anzudeuten, doch dürfte Sichtbarkeitsbedingungen verstärkt – rela-
überraschenderweise ein Dutzend vor der dieser eher ein Scheineffekt aufgrund des tiv rasch zurück und betrug Mitte Mai
Hauptkomponente bewegten. Am 7. April Vollmondes sein. 40.000 km und Ende Mai nur noch 30.000
km.

Die Koma selbst war die ganze Zeit über


mäßig bis deutlich kondensiert. Wurde
der Koma-Kondensationsgrad im Februar
auf DC 4 geschätzt, so stieg dieser bis
Ende März auf DC 5-6 an. Dieser Wert
wurde über mehrere Wochen gehalten.
Erst ab dem 10. Mai wurden geringere
Werte geschätzt und Ende Mai lagen die
Schätzungen wieder bei DC 4. Innerhalb
der Koma waren außer dem über die
gesamte Sichtbarkeit hinweg auffälligen
false nucleus lange Zeit keine weiteren
Strukturen erkennbar. Aufnahmen vom
17. Mai zeigten dann jedoch eine Art
„Hantelstruktur“ der Koma: Sonnenseitig
befand sich ein heller, ca. 150° umspan-
Abb. 4: nender auffälliger Komateil (Jetfächer?),
Bewegung der Fragmente B, C und G in den Sternbildern Nördliche Krone und schweifseitig ein schwächerer, ca. 120°
Herkules vom 1. bis 5. Mai 2006, Positionen jeweils für 00 UT. Grafik erstellt mit umfassender Komateil; zwischen diesen
GUIDE. beiden Bereichen erschien die Koma wie
eingeschnürt.
überspannten alle bis dahin gefundenen Der scheinbare Komadurchmesser lag im
Fragmente bereits einen Winkelbereich von Januar bei 0,5‘ und stieg bis Mitte März Ab Anfang März konnte der in südwest-
12° am Himmel! In der Folge konnte die erst auf 2‘ an. Ab dem 10. April, als er 5‘ licher bis westlicher Richtung orientierte
individuelle Entwicklung der Fragmente maß, begann dann der erwartete rasche Schweif visuell ausgemacht werden. In der
nur noch mit Mühe verfolgt werden. Anstieg aufgrund der Tatsache, dass sich zweiten Aprilhälfte stieg seine Länge deut-
der Komet nun rasch der Erde näherte. lich an und erreichte sein Maximum (mög-
Die Hauptkomponente C entwickelte sich Dieser Anstieg wurde zunächst von den licherweise ebenfalls durch die beginnende
über die gesamte Sichtbarkeit hinweg recht Fernglasbeobachtern festgestellt, die in der Mondstörung beeinflusst) von 1,3° in der
unspektakulär, wie 56 Beobachtungen Lage waren, auch die sehr diffuse äuße- ersten Maiwoche. Schätzungen von Ende
von 8 Fachgruppenmitgliedern sowie 280 re Koma in ihrer gesamten Ausdehnung Mai sind uneinheitlich: während ein Teil
internationale Beobachtungen ergeben. zu erkennen. Um den 20. April war der der Schätzungen Längen um 0,5° ange-
Die Helligkeitsentwicklung kann mit der Komadurchmesser bereits auf 8‘ ange- ben, nennt der andere Teil Längen um 1°.
Formel wachsen und zum Monatswechsel April/ Insgesamt zeigte der Schweif eine über-
Mai auf 14‘. Der maximale scheinbare raschend hohe Flächenhelligkeit. Absolut
m = 11,3 mag + 5×log D + 7,3×log r Komadurchmesser von 16‘ wurde - mög- betrachtet lag die Schweiflänge über meh-

VdS-Journal Nr. 22
74 K o me t e n

2./3. April, als die Gesamthelligkeit der


Komponente von etwa 11,5 mag auf etwa
9,5 mag anstieg. Bis zu diesem Ausbruch
lässt sich die Helligkeitsentwicklung gut
mit der Formel

m = 12,4mag + 5×log D + 11,6×log r

beschreiben. Nach diesem Ausbruch ent-


wickelte sich die mittlere Helligkeit gemäß
der Formel

m = 11,4mag + 5×log D + 11,6×log r

d.h. dieser größte Ausbruch führte zu


einem dauerhaften Anstieg der absoluten
Helligkeit um 1 mag. Der zweite große
Ausbruch, welcher am 7. Mai begann,
führte dazu, dass die Komponente B letzt-
lich am 11. Mai eine maximale Helligkeit
von 5,1 mag erreichte - fast eine halbe
Größenklasse heller als nach der obigen
Formel zu erwarten gewesen wäre.

Der scheinbare Komadurchmesser betrug


Abb. 5: Ende Februar erst 0.5‘, nahm in den fol-
Komet 73P/Schwassmann-Wachmann, Komponente B am 18.4.2006, aufgenommen genden Wochen aber rasch zu. Der maxi-
vom Hubble-Weltraumteleskop mit zahlreichen Bruchstücken und Minikometen. male scheinbare Komadurchmesser wurde
(Quelle: http://hubblesite.org/newscenter/newsdesk/archive/releases/2006/18/ mit 15‘ um den 8. Mai erreicht. Mitte Mai
image/b)

rere Wochen hinweg recht konstant bei


400.000 km.

Wesentlich interessanter als bei der


Hauptkomponente gestaltete sich die
Entwicklung der Komponente B: Anfang
März 2006 erst 14,5 mag hell, stieg ihre
Helligkeit bis Ende März recht langsam auf
12,5 mag an. CCD-Beobachtungen zeigten
dann aber zwischen Apr. 1,8 UT und Apr.
2,8 UT einen Anstieg um 3 Größenklassen
in der inneren Koma. Gemäß 45
Beobachtungen von 8 FGK-Beobachtern
sowie 210 internationalen Beobachtungen
zeigte die Komponente mindestens zwei
Helligkeitsausbrüche, die sie kurzfristig
sogar heller als die Hauptkomponente
werden ließen. Der größte Ausbruch mit
über 2,0 mag Amplitude ereignete sich am

Abb. 6:
Komet 73P/Schwassmann-Wachmann,
Komponente G am 18.4.2006, auf-
genommen vom Hubble-Weltraum­
teleskop mit zahlreichen Bruchstücken
und Minikometen.
(Quelle: http://hubblesite.org/newscen-
ter/newsdesk/archive/releases/2006/18/
image/g)
VdS-Journal Nr. 22
K o me t e n 75

Abb. 7:
Komet 73P/Schwassmann-Wachmann, Komponente B und G am 16.4.2006 um 19:50 UT, Schmidt-Kamera 200/300 mm und
Starlight SXV-H9 CCD-Kamera, L= 2x90, RGB je 40 Sek. belichtet. (Michael Jäger und Gerald Rhemann)

betrug er noch immer 12‘, ging dann aber nente B unmittelbar bevorstand. Vom wahrscheinlich nicht identisch mit den in
bis zum 20. Mai auf 9‘ und bis 31. Mai auf false nucleus ging zeitweise eine in der vorangegangenen Sichtbarkeit beob-
4‘ zurück. Der absolute Komadurchmesser Schweifrichtung kegelförmig ausgebildete achteten Komponenten E und F. Sie prä-
betrug zu Sichtbarkeitsbeginn erst 15.000 innere Koma aus. Entsprechend dieser sentierte sich als 17,2 mag helles Objekt
km, stieg aber bis zum 1. April auf 40.000 sehr variablen Morphologie schwankte mit einer 15“ kleinen Koma und einem
km und bis zum 15. April auf 60.000 km an. der DC-Wert beträchtlich. Außerhalb der fächerförmigen, etwa 20“ langen Schweif.
Der maximale absolute Komadurchmesser Helligkeitsausbrüche lag er eher bei DC Am 5. April ereignete sich ein Ausbruch,
wurde mit 80.000 km Ende April erreicht. 3-4, während der Ausbrüche bei DC 7-8. der die Helligkeit der Komponente bis
Am 5. Mai war er wieder auf 60.000 km Insgesamt können drei steile Anstiege des auf 12 mag ansteigen ließ. Visuell war der
und Ende Mai auf 35.000 km zurückge- DC-Wertes festgestellt werden: am 3. Komponente G nur ein kurzes Intermezzo
gangen. April (bis DC 7-8), 26. April (DC 5-6) und beschieden, wie 5 Beobachtungen von
am 8. Mai (DC 7). 3 FGK-Beobachtern sowie 25 internati-
Bei jedem Ausbruch zeigte die Koma onale Beobachtungen zeigen. Demnach
zunächst einen dominierenden false nucle- Ein Schweif wurde bei der Komponente erreichte die Komponente infolge des
us, dessen Helligkeit in der Folge deutlich B visuell erstmals Anfang April festge- Helligkeitsausbruchs eine maximale
zurückging, bis er selbst im 30 cm-Teleskop stellt. In den folgenden Wochen verlän- Helligkeit von 12,0 mag. In den folgen-
beinahe unsichtbar wurde. Parallel hierzu gerte sich dieser stetig und erreichte kurz den drei Wochen hielt die Komponente in
bildete sich in den Folgetagen jeweils vor der beginnenden Mondstörung um den etwa diese Helligkeit, brach in den ersten
eine sehr längliche, zigarrenförmige zen- 8. Mai eine Länge von 0,8° (250.000 km) Maitagen dann aber deutlich ein, womit die
trale Kondensation aus, in der zeitweise und wohl Ende Mai von 1,2° (400.000 visuelle Überwachung beendet war. Der
schweifseitig Subfragmente ausgemacht km). Die Orientierung entsprach jener des scheinbare Komadurchmesser stieg von
werden konnten. Diese Morphologie wie Schweifs der Hauptkomponente. 0,5‘ am 6. April bis auf 1,5‘ Ende April an
auch das Erscheinen der Subfragmente Die Komponente G wurde am 20. und - ein Wert, der bis zum Ende der visuellen
ließ bei ihrem ersten Erscheinen befürch- 22. Februar 2006 von R.A. Tucker und Sichtbarkeit beibehalten wurde. Der abso-
ten, dass die Auflösung der Kompo­ E.J. Christensen entdeckt. Diese ist sehr lute Komadurchmesser stieg von 7.000

VdS-Journal Nr. 22
76 K o me t e n

Abb. 8:
Komet 73P/Schwassmann-Wachmann, Komponente B am 21.4.2006, 22:35 UT, Schmidt-Kamera 200/300 mm. (Michael Jäger)

km bis auf 15.000 km um den 20. April den 20. April 15,0 mag und BC Anfang
an, um danach ebenso rasch wieder auf Mai 14,5 mag. Mit AQ wurde das über
7.000 km bis zum 3. Mai zurückzugehen. Wochen sichtbare Subfragment hinter dem Abb. 9:
Dabei war die Koma – bedingt durch den false nucleus der Komponente B bezeich- Komet 73P/Schwassmann-Wachmann,
Ausbruch – anfangs hochverdichtet (DC net, welches eine maximale Helligkeit von Komponente C am 22.4.2006 um 01:30
8), doch wurde sie in der Folge stetig diffu- 14,0 mag erreichte. UT, Newton 200/800 mm und Canon
ser, so dass der Koma-Kondensationswert EOS 300D, 4x120 Sek. belichtet. (Stefan
Anfang Mai bei nur noch DC 0 lag. Ein Beck)
Schweifansatz war lediglich auf CCD-
Aufnahmen auszumachen.

Am 27. April zeigten Aufnahmen mit


Großteleskopen mehr als 15 Fragmente
um die Komponente G. Am 6. Mai wurde
die Helligkeit der nunmehr sehr diffu-
sen Komponente auf lediglich 18,0 mag
geschätzt, am 9. Mai zeigte sie sich nur
noch als extrem diffuses, 4,5‘ messendes
Objekt mit 5 Kondensationen, wobei ein 4‘
langer schwacher Schweif von der hellsten
Kondensation ausging. Michael Jäger und
Gerald Rhemann konnten am 1.6. aber
noch immer Überreste der Komponente G
auf ihren Aufnahmen ausmachen.
Neben diesen drei hellsten Komponenten
konnten die Komponenten R, AP, AQ, AS
und BC visuell gesichtet werden. Dabei
wurde die Komponente R Ende April bis
14,0 mag hell, AP und AS erreichten um
VdS-Journal Nr. 22
K o me t e n 77

Abb. 10:
Komet 73P/Schwassmann-Wachmann,
Komponente C am 22.4.2006 um
22:49 UT, Newton 105/440 mm und
Canon EOS 350D, 6x240 Sek. belichtet.
(Norbert Mrozek)

Abb. 11 (rechts):
Komet 73P/Schwassmann-Wachmann,
Komponente B mit zweiter
Kondensation am 24.4.2006 um 20:30
UT, Schmidt-Newton 203/812 mm und
Meade DSI CCD-Kamera, 17x30 Sek.
belichtet. (Dieter Schubert)

Abb. 12 (unten):
Komet 73P/Schwassmann-Wachmann,
Komponenten C, B und G am 24.4.2006
um 22:50 UT, Teleobjektiv 1:2.2/85
mm und Canon EOS 350D, 30x20 Sek.
belichtet. (Thomas Lehmann)

VdS-Journal Nr. 22
78 K o me t e n

Abb. 13:
Komet 73P/Schwassmann-Wachmann, Komponente B am
25.4.2006 um 22:35 UT, Schmidt-Kamera 200/300 mm,
L= 150, RGB je 50 Sek. belichtet. (Michael Jäger und
Gerald Rhemann)

Abb. 14: Abb. 15:


Komet 73P/Schwassmann-Wachmann, Komponente G am Komet 73P/Schwassmann-Wachmann, Komponente B
29.4.2006 um 21:30 UT, Newton 200/800 mm und Platinum am 3.5.2006, Newton 318/1450 mm und SBIG STL11000
K402ME CCD-Kamera, 3x180 Sek. belichtet. (Stefan Beck) CCD-Kamera. (Cord Scholz)

Abb. 16: Abb. 17:


Komet 73P/Schwassmann-Wachmann, Komponente C am Komet 73P/Schwassmann-Wachmann, Komponente C
5.5.2006 um 01:15 UT, Refraktor 102/500 mm und Meade am 5.5.2006 um 01:20 UT, Teleobjektiv 1:4/135 mm und
DSI CCD-Kamera, 21x42,4 Sek. belichtet. (Dieter Schubert) Starlight MX716 CCD-Kamera, 2x1 Min. belichtet.
(Heinz Kerner)
K o me t e n 79

Abb. 18:
Komet 73P/Schwassmann-Wachmann,
Komponente C am 6.5.2006 um 23:52
UT, Cassegrain 700/10500 mm und
TK1024-01 CCD-Kamera, 6x10 und
3x20 Sek. belichtet. (Bernd Thinius)

Abb. 19 (unten):
Komet 73P/Schwassmann-Wachmann,
Komponente B am 9.5.2006,
Astrograph 200/540 mm und Starlight
SXV-H9 CCD-Kamera, LRGB-
Aufnahme. (Michael Jäger und Gerald
Rhemann)
80 K o me t e n

Abb. 20: Abb. 21:


Komet 73P/Schwassmann-Wachmann, Komponente C Komet 73P/Schwassmann-Wachmann, Komponente B am
passiert den Ringnebel M 57 am 8.5.2006 um 01:50 UT, 12.5.2006 um 01:05 UT, Astrograph 200/540 mm und Starlight
Refraktor 102/500 mm und Meade DSI CCD-Kamera, 3x30 SXV-H9 CCD-Kamera. (Michael Jäger und Gerald Rhemann)
Sek. belichtet. (Dieter Schubert)

Abb. 22:
Komet 73P/Schwassmann-
Wachmann, Komponente B
am 12.5.2006 um 02:20 UT,
200/800 mm Newton und
Platinum K402ME CCD-
Kamera, 1x60 Sek. belichtet.
(Stefan Beck)

Abb. 23:
Komet 73P/Schwassmann-
Wachmann, Komponente B
am 14.5.2006 um 00:40 UT,
Flat-Field-Kamera 140/500
mm und Cook-Book CCD-
Kamera, 30 Sek. belichtet.
(Albert Schröder)

VdS-Journal Nr. 22
K o me t e n 81
Abb. 24:
Komet 73P/Schwassmann-Wachmann, Komponenten B (oben rechts) und C (unten
links) am 27.5.2006 um 03:00 UT, Teleobjektiv 1:3.4/180 mm und Finger Lakes
Max Cam 3200 CCD-Kamera, L= 2x300, RGB 60, 75 und 90 Sek. belichtet, Ort:
Namibia. (Michael Jäger und Gerald Rhemann)

Abb. 25:
Komet 73P/Schwassmann-Wachmann, Komponente B
mit zweiter Kondensation am 1.6.2006 um 02:45 UT,
Astrograph 200/540 mm und Finger Lakes Max Cam
CCD-Kamera, 2x170 Sek. belichtet, Ort: Namibia.
(Michael Jäger)

Abb. 26:
Komet 73P/Schwassmann-
Wachmann, Komponente B
am 01.6.2006 um 02:45 UT,
Astrograph 200/540 mm und
Finger Lakes Max Cam CCD-
Kamera, L= 2x170, RGB 40,
50 und 60 Sek. belichtet, Ort:
Namibia. (Michael Jäger)

VdS-Journal Nr. 22
82 Meteore

Die Orioniden in den Jahren 1979 bis 2005


von Jürgen Rendtel

Spricht man über Meteorströme, dann zwei Jahrzehnten in leicht auswertbarer z.B. in der ersten Dezemberhälfte fin-
denken die meisten entweder an die Form vor. Spannend wird es, wenn man den, wenn außer den (anfangs schwachen)
Perseiden im August oder die spektaku- den Zeitraum der Beobachtungen noch Geminiden noch die ebenfalls schwachen
lären Leonidenschauer in den Jahren 1998 erweitern kann. Wir wissen, dass Meteor­ Monocerotiden, chi-Orioniden und sigma-
bis 2002. Andere Ströme scheinen mehr ströme je nach Bahnform und -lage erheb- Hydriden erscheinen. Die Orioniden unter-
für Insider zu sein, obwohl die Geminiden lichen Störungen unterliegen. Je länger liegen jedoch keinen solchen Effekten,
sicher der „beste Strom des Jahres“ also die Datenbasis ist, umso eher ergibt sodass die Ausdehnung der Datenbasis auf
genannt werden dürfen. Erst noch weiter sich die Möglichkeit, nach beobachtbaren den Zeitraum 1979 bis 2005 möglich ist.
hinten rangieren die Orioniden. Auch ohne Effekten dieser Störungen zu suchen. So
auffallend hohe Raten ist es ein interessan- wurden im April 2006 im Rahmen eines Als erstes lässt sich eine mittlere Aktivitäts­
ter Strom: Verursacher ist der Komet 1P/ Beobachtertreffens (siehe VdS-Journal für kurve errechnen. Das Maß der Aktivität
Halley, dessen Staubpartikel wir ein weite- Astronomie 3/2006) Orionidendaten zurück ist die Zenithal Hourly Rate (ZHR), die
res Mal im Jahresverlauf begegnen – wenn bis 1979 in die Datenbank eingefügt. Bei stündliche Zenitrate. Sie gibt die Zahl der
die eta-Aquariden im Mai erscheinen. den Orioniden ist das möglich, da sich die Meteore eines Stromes an, die ein einzelner
Kriterien für die Zuordnung von Meteoren Beobachter bei sehr guten Bedingungen
Seit vielen Jahren werden Daten von zum Strom nicht verändert haben. Das ist (visuelle Grenzhelligkeit 6,5 mag, keine
Meteorbeobachtungen in einer Datenbank nicht bei jedem Strom gegeben: Manchmal Wolken, unbegrenztes Blickfeld) und
gespeichert. Regelmäßig werden dar- wurde eine andere Position des Radianten Zenitposition des Radianten sieht. Je tiefer
aus bekannte Kurven der Rate um das verwendet, oder die Drift des Radianten der Radiant, desto weniger Meteore wer-
Maximum der großen Ströme berech- infolge der relativen Bewegung von Erde den sichtbar, und mit jeder Größenklasse,
net; auch die Leoniden-Peaks sind sicher und Teilchenstrom wurde nicht (ausrei- die man gegenüber dem Referenzwert von
den meisten noch in guter Erinnerung. chend) berücksichtigt, oder als Kriterium 6,5 mag verliert, gehen um einen füor jeden
Natürlich ergeben die Programme um die füor die Zuordnung wurde lediglich die Strom spezifischen Faktor Meteore „verlo-
Datenbank mühelos auch Ratenprofile Richtung der Meteore am Himmel heran- ren“. Bei den Orioniden ist dieser Faktor
für alle anderen Ströme. Der allgemeine gezogen. Das ist besonders dann kritisch, (Populationsindex) im Mittel 2,5 – also
Start der Datenerfassung liegt im Jahr wenn andere Ströme zur gleichen Zeit sieht jemand mit 6,5 mag Grenzhelligkeit
1988. So liegen mittlerweile Daten aus fast aktiv sind. Ein solches Beispiel lässt sich 2,5-mal so viele Orionden wie ein anderer

Abb.1:
Verlauf der stündlichen Zenitrate (ZHR) der Orioniden gemittelt aus Beobachtungen der Jahre 1979-2005
VdS-Journal Nr. 22
KMoeme
t e ot er ne 83

Beobachter bei 5,5 mag. verändert. Überraschung. Immerhin sind Orioniden


Die mittlere ZHR-Kurve des Gesamt­ schon ab 190 Grad Sonnenlänge eindeutig
zeitraumes zeigt einen relativ glatten Als erstes kann man sich des Maximums nachweisbar (2. Oktober) und erreichen
Verlauf. In dieser Darstellung entspricht annehmen. Dazu wurde die Datenmenge in ab 195 Grad (7. Oktober) eine ZHR um 5.
jeder Punkt dem Mittelwert über einen 5-Jahres-Blöcken gruppiert – sicher noch Das Ende der Aktivität liegt im November:
Zeitraum von 0,5 Tagen. Als Zeitskala kein besonders feines Raster. Aber man Noch in der ersten Woche sind Orioniden-
ist die Sonnenlänge angegeben – eine kann so Schritt für Schritt sehen, an welchen ZHR bis 3 (223 Grad/5. November) fest-
Angabe der Position der Erde auf ihrer Positionen sich deutliche Abweichungen zustellen. Die Sichtbarkeitsdauer ist somit
Umlaufbahn. Das dazugehörige Datum vom Mittel abzeichnen. Dabei stellt sich vergleichbar mit der der Perseiden und
schwankt wegen Verschiebung um rund heraus, dass die Maximums-ZHR in den der eta-Aquariden. Lange Herbstnächte im
einen Vierteltag pro Jahr. Das Maximum Jahren 1995-1999 systematisch höher lie- oftmals „goldenen Oktober“ sollten somit
mit einer ZHR knapp über 20 wird bei gen (ZHR 28) als im Mittel über die 27 für einen stetigen Datenzuwachs sorgen.
208 Grad Sonnenlänge erreicht – im Jahre von 1979 bis 2005 (ZHR 20). Die Mögliche kurzzeitige ZHR üober 30 sind
Mittel fällt dies auf den 21. Oktober. mittlere Kurve ist hier als Fit gezeigt, um immer möglich.
Von 204 bis 212 Grad Sonnenlänge liegt die Abweichungen deutlich erkennbar wer-
die ZHR über 10 – also immerhin acht den zu lassen. Ob es gar gerechtfertigt ist, Nachbemerkung
Tage lang. Die Gesamtkurve kann natür- von einem Doppel-Maximum mit Spitzen Als dieser Beitrag bereits geschrieben war,
lich durch Variationen beeinflusst sein, bei 208,3 und 210,1 Grad zu sprechen, konnten im Oktober 2006 weltweit in den
die nur bei einigen Durchquerungen des muss noch durch genaue Inspektion der Nächten 20./21. bis 24./25. Oktober merk-
Teilchenstromes auftraten. Das trifft bei- Daten in den zugrunde liegenden Jahren lich erhöhte Raten beobachtet werden.
spielsweise auf die Zeit um 205-207 Grad geprüoft werden. Die maximalen ZHR üoberstiegen 50 bei
zu. In diesem Abschnitt wurden 1993 deutlich verringertem Populationsindex
merklich erhöhte ZHR beobachtet. In der Eine weitere Untersuchung wird sich auf (höherer Anteil heller Meteore). Wieder
mittleren Kurve zeichnet sich das durch die Fluktuationen in den Außenbereichen einmal wird deutlich, dass Überraschungen
den bemerkenswert steilen Anstieg bei richten. Allerdings muss man gerade selbst bei scheinbar „langweiligen“
205 Grad Sonnenlänge ab. Bevor man dort mit den meisten Störeffekten rech- Meteorströmen möglich sind.
jetzt weiter in Details eindringt, gilt es nen - schließlich durchqueren wir nur die
noch, die Jahre mit starker Mondstörung Bereiche des Teilchenstromes, in denen
herauszufiltern. Es wurde bei vielen Aus­ die am weitesten von der Ursprungsbahn
wertungen festgestellt, dass dann nicht abgelenkten Halley-Meteoroide anzutref-
nur die Grenzhelligkeit abnimmt, sondern fen sind. Die Existenz beständiger (wie-
sich offensichtlich auch die Wahrnehmung derkehrender) Strukturen wäre da eher eine

Abb.2:
Abweichung der ZHR in den Jahren 1995-1999 von der mittleren ZHR

VdS-Journal Nr. 22
84 Planeten

Jupiter
von Gabriele und Jörg Ackermann

Abb. 1:
Alle Jupiter-Bilder wurden mit einem Zeiss Meniscas MAK 180/1800, Baader Flatfieldconverter und
der Firewire Kamera DBK21AF04 in Ditzingen aufgenommen.

Oben links: Filter Zeiss RG685, 10.06.2006, 22.53 MESZ


Oben rechts: Filter B+W UVIR-CUT, 10.06.2006, 23.04 MESZ
Unten links: Filter B+W UVIR-CUT, 12.06.2006, 21.51 MESZ
Unten rechts: Filter Zeiss RG685, 12.06.2006, 22.24 MESZ
VdS-Journal Nr. 22
PKloame
neten 83
85

Planeten - groß und klein!


von Christian Sturm

Im September 2005 konnte ich mehre-


re Tage hintereinander Beobachtungen
durchführen. Ich hatte den Urlaub gezielt
in Abhängigkeit der Mondphase gelegt;
das Wetter spielte mit und die Familie
arrangierte sich ebenfalls.
In diesen Nächten wurden einige Klein­
planeten zwecks Positions­bestim­mung
aufgenommen. Dazu verwendete ich wie
üblich meine CCD-Kamera ST2000XM
am 20-cm-LX200-Tubus. Für die in die-
sem Artikel gezeigten Bilder ging ich dann
aber anders vor: Die CCD-Kamera wurde
auf das vordere Ende des Tubus geschraubt
und bekam ein 50 mm Pentax-M Objektiv
und einen IR-Sperrfilter. Das LX200 wurde
erneut durch Anpassen der Gegengewichte
austariert und führte während der drei-
minütigen Belichtungszeiten nach. Nach
einigen Versuchen mit unterschiedlichen
Brennweiten und Blendenöffnungen am
Objektiv stellte sich ein gutes Ergebnis mit
einer Brennweite von etwas weniger als 5
m und Blendenzahlen von 4 und höher her-
aus. Bei kleineren Blendenzahlen wurden
die Bilder deutlich unscharf.
Nach Synchronisation der Position mit
dem Sternkartenprogramm Guide konnten
die gewünschten Himmelsbereiche schnell
und komfortabel angefahren werden. Etwa
20 Aufnahmen wurden angefertigt. Neben
unspektakulären Sternfeldern wurden auch
Felder mit bekannten Objekten wie z.B. M
1, M 27 und M 31 aufgenommen.
Zur Analyse der Aufnahmen wurde eben-
falls Guide verwendet. Es musste die
richtige Ausrichtung und Spiegelung ein-
gestellt werden. Die beste Wiedergabe
der Bildgröße konnte ich durch Einstellen
einer Brennweite von 52,3 mm erreichen.
Weiterhin wurde eine ähnliche Grenzgröße,
wie auf den Bildern erkennbar, eingestellt.
Im Durchschnitt kann man auf einer
Aufnahme 2,2 M/IC/NGC/UGC-Objekte
und 1,3 Planeten deutlich erkennen. Auch Abb. 1:
zwei der größten Vertreter der Kleinplaneten Dieses Bild zeigt einen Bereich des Sternbildes Wassermann mit dem Planeten
- (3) Juno und (4) Vesta - wurden erfasst. Uranus (5,7 mag) nahe dem rechten Rand. Zu sehen sind außerdem die
Ferner kann die Galaxienansammlung Kleinplaneten (122) Gerda (12,4 mag), (158) Koronis (13,0 mag) und (126) Velleda
Stéphans Quintett, nicht weit entfernt von (11,5 mag). Weiterhin sind zwei Sterne zu sehen, bei denen Planeten entdeckt
NGC 7331, erkannt werden. wurden. Bei Gliese 876 wurden mittlerweile zwei Planeten entdeckt. Gliese 876 ist
nur 15 Lj von uns entfernt und hat eine scheinbare Helligkeit von 10,1 mag. Die
Ich möchte hier zwei Bilder (Abb. 1 und Entdeckung des ersten Planeten wurde 1998 bekannt gegeben.
Abb. 2) zeigen, die altbekannte Planeten Auch bei 91 Aqr wurde ein Planet entdeckt. 91 Aqr ist immerhin 147 Lj von uns
aber auch Kleinplaneten zeigen. entfernt und hat eine scheinbare Helligkeit von 4,2 mag.
Die Bilder zeigen einen Ausschnitt von
9,72° x 12,95°. Ein Bildpunkt (Pixel) gibt

VdS-Journal Nr. 22
86 Planeten+Sonne

etwa 29“ x 29“ wieder. Die Grenzgröße liegt


bei 13,4 mag. Norden ist oben und Osten
links. Objekte die mit einem Sternenkranz
erscheinen sind bereits mit bloßem Auge
sichtbar. Unten links ist zum Vergleich die
Größe des Mondes angegeben.

Die Analyse der Bilder bereitete mir trotz


eines großen Zeitaufwandes große Freude.
Ich fand Objekte, die ich bisher nur aus der
Lektüre kannte. Interessant waren auch die
stark unterschiedlichen Sternendichten. So
wurde im Bereich des Sternbildes Schwan
die Analyse durch die enorm vielen und
hellen Objekte der Milchstraße sehr
erschwert.

Abb. 2:
Dieses Bild zeigt einen Bereich des
Sternbildes Widder und Walfisch mit
dem stark überbelichteten Planeten
Mars (-1,1 mag). Zu sehen sind
außerdem die Kleinplaneten (393)
Lampetia (12,5 mag), (67) Asia (12,2
mag), (19) Fortuna (10,7 mag) und
(57) Mnemosyne (12,0 mag). NGC
1134 ist eine Galaxie (13,1 mag).
Markiert ist die Position des Sterns
SO025300.5+165258. Er konnte zwar
auf dieser Aufnahme nur schwach
erkannt werden (15 mag), wird
aber von mir seit 2001 beobach-
tet, weil er eine ungewöhnlich hohe
Eigenbewegung aufweist die ich seit-
dem dokumentiere.

Neues aus der


Fachgruppe Sonne NAVIGATIONSSYSTEM

von Martin Hörenz

Die Sonnenaktivität sinkt weiter, das Minimum


steht vor der Tür. Trotzdem zeigte die Sonne
auch in den letzten Monaten immer wieder
einige Aktivitätsgebiete des „alten“ Zyklus’.
Wolfgang Lille beobachtete und fotografierte
im September 2005 eine größere Gruppe in H-
Alpha, seinen Bericht können sie im Anschluss
lesen.
Auf ein deutliches Ansteigen der Aktivität des
24. Zyklus wird man aber noch etwas warten
müssen. Trotzdem bleibt es auch im Minimum
interessant - außerdem ist es auch Zeit, mal den
vergangenen Zyklus im Rückblick zu betrach-
ten. Andreas Bulling gibt deshalb in diesem Heft
einen Bericht zum Relativzahl-Netz. Außerdem „Da stimmt was nicht!!!“
finden Sie in diesem Heft die provisorischen „So`n Mist ... ich hab`das Navigationssystem vom Auto
Relativzahlen vom ersten Halbjahr 2006. hier auf dem Laptop!!!“

VdS-Journal Nr. 22
K o Sme
o nt n
e ne 83
87

Das vergangene SONNE-Jahr:


Ausklang des 23. Fleckenzyklus
von Andreas Bulling

Abb. 1: Abb. 2:
Seit über 20 Jahren gehen beim SONNE-Netz jährlich ca. Tägliche Werte von Re im Juni 2005. Alle 1534
15.000 Einzelbeobachtungen der Wolfschen Relativzahl ein, Einzelbeobachtungen wurden mit dem beobachtereigenen k-
die an 100 – 150 Instrumenten durchgeführt werden. Faktor korrigiert, die blaue Kurve stellt die daraus ermittelte
tägliche Relativzahlen des SONNE-Netzes dar.

Trotz abnehmender Sonnenaktivität erfreut Restaktivität zur Minimumszeit. Die Zahl sich dabei nicht um einen jahreszeitlichen
sich das Beobachternetz der Fachgruppe der gänzlich fleckenfreien Tage nahm von Effekt, solche Schwankungen traten auch
SONNE einer regen Mitarbeit: Im Jahr 1 im Jahr 2004 auf 8 in 2005 zu, und nach schon in früheren Fleckenzyklen auf, mit
2005 wurden mit über 100 Teleskopen den aktuellen provisorischen Ergebnissen unterschiedlich langen Perioden bis herun-
jeder Größe 14569 Bestimmungen der [1] waren es im ersten Halbjahr 2006 ter zu wenigen Monaten.
Wolfschen Relativzahl Re durchgeführt bereits 18. Aus dem Vergleich mit vergan-
und ans SONNE-Netz eingesandt. Damit genen Zyklen läßt sich daraus ableiten, In der Mitte des Zyklus führte dies zu
wurde wieder der Durchschnitt der letz- wie lange das nächste Minimum noch auf einem starken Einbruch der Aktivität
ten 20 Jahre erreicht (Abb. 1), nachdem sich warten läßt: Demnach würde es im und machte es schwer, den Zeitpunkt des
es in den letzten Jahren eine rückläufi- November 2007 eintreten. Maximums festzulegen, zumindest bei der
ge Tendenz gab. Glücklicherweise muss Anwendung des üblichen Zeitbereichs von
diese Datenmenge nicht von Hand in den Im SONNE-Netz werden neben der weit 13 bzw. 17 Monaten zur Berechnung der
Datenbestand von SONNE eingetippt wer- verbreiteten Wolfschen Relativzahl noch geglätteten Monatsmittel. Wird ein Bereich
den, so wie es bis vor 10 Jahren noch weitere Maßzahlen der Sonnenaktivität von 85 Monaten gewählt (d.h. der geglät-
größtenteils der Fall war: Die meisten bestimmt, von denen einige in Abb. 4 zum tete Wert eines Monats ergibt sich aus dem
Beobachtungen gehen per Mail ein. besseren Vergleich mit einem festen Faktor gewichteten Mittel der 42 vorangegange-
normiert wurden. Die genau wie in Abb. nen bzw. nachfolgenden Monate), verläuft
Allein im Juni 2005 lagen 1534 Beob­ 3 geglätteten Monatswerte zeigen alle die Kurve viel glatter und ihr Maximum
achtungen vor (Abb. 2), an jedem Tag des dieselbe Tendenz, aber es fallen stärkere liegt zwischen den beiden Hauptspitzen
Jahres waren es mindestens 8 und am 26. Schwankungen bei der Beck’schen Zahl nach P17 (markiert durch ein Quadrat).
Mai sogar 71 Datenpunkte. Sie wurden (RBeck oder Re’) und der Fleckenzahl mit Mit dieser veränderten Berechnung
jeweils mit dem für jeden Beobachter bloßem Auge A auf. Dies liegt vermutlich läßt sich auch die Abschätzung des
ermittelten k-Faktor multipliziert und dann daran, dass in beide Zahlen eher die Fläche Minimumszeitpunkts aus dem vier-
über einen Tag gemittelt (blaue Linie in der erfaßten Flecken bzw. Fleckengruppen ten Waldmeier-Gesetz verbessern, nach
Abb. 2). einfließt als bei Re oder der Fackelzahl dem die Höhe eines Zyklusmaximums
(hier FEF). mit seiner Abstiegsfläche (Summe der
Die letzten Monate standen ganz im Interessant ist die deutlich erkennbare Monatsmittel zwischen Maximum und
Zeichen des nahenden Fleckenminimums: Periode der Schwankungen von ungefähr Minimum) verknüpft ist. Hierbei hängt
Die nach der P17-Methode geglätteten einem Jahr [2], die sich sowohl beim die Vorhersagegenauigkeit von der
Monatsmittel von Re (Abb. 3) fielen unge- Anstieg als auch in der gegenwärtigen Bestimmung des Maximumszeitpunkts ab.
fähr auf die doppelte Höhe der üblichen Abstiegsphase des Zyklus zeigt. Es handelt Mit den Daten der Zyklen 1-22 (vom

VdS-Journal Nr. 22
88 Sonne

Abb. 3: Abb. 4:
Monatsmittel der Wolfschen Relativzahlen des SONNE-Netzes Vergleich der P17-gemittelten Monatswerte unterschiedlicher
im noch laufenden Fleckenzyklus Nr. 23, geglättet nach der Maßzahlen der Sonnenaktivität, Beck’sche Zahl, Wolfsche
P17-Methode. Relativzahl Re (SONNE bzw. SIDC), Fackelzahl FEF und
Zahl der mit bloßem Auge sichtbaren Flecken A. RBeck und
A wurden mit dem Faktor 0,1 bzw. 100 multipliziert. Das
Quadrat markiert das Zyklusmaximum bei P85-Mittelung.

SIDC [3]) ergibt sich für das kommende Tag Januar Februar März April Mai Juni
Minimum ein Zeitbereich von Mitte bis
1 28 2 1 37 42 5
Ende 2007, in Übereinstimmung mit der
2 28 1 1 43 41 0
Schätzung aus der Zahl der fleckenfreien
3 20 0 1 52 40 1
Tage.
4 17 1 3 57 42 11
5 10 0 10 56 34 17
Die in den kommenden Monaten zu erwar-
6 16 1 1 62 31 23
tende geringe Aktivität der Sonne bietet
7 8 4 1 54 37 40
gute Einstiegsmöglichkeiten für Anfänger,
8 8 9 1 43 35 40
denn die Einteilung der Fleckengruppen
9 8 11 1 39 31 34
ist dann noch recht einfach. Später gibt es
10 9 3 1 44 22 34
Gruppen, die sich in wenigen Tagen stark
11 9 2 2 48 16 26
ändern können oder in der Nähe bereits
12 8 1 10 47 10 20
bestehender Gruppen auftauchen. Dann
13 0 4 12 46 7 20
wird es schwierig – oder der Spaß fängt
14 2 6 9 35 0 16
erst richtig an!
15 22 14 11 25 1 13
16 27 17 15 14 0 9
Literaturhinweise und Internet-Links
17 24 6 18 12 0 10
[1] http://www.vds-sonne.de/gem/res/results.
18 31 3 23 9 3 12
html
19 24 3 16 3 8 14
[2] M. Hörenz: Ein einjähriger
20 18 0 20 12 20 14
Sonnenfleckenzyklus? SONNE 28 (110),
21 21 0 23 10 27 7
34 (2004)
22 32 0 21 3 29 0
[3] http://sidc.oma.be
23 33 0 17 8 31 0
24 27 0 16 14 29 0
25 21 1 5 35 24 9
26 15 1 1 44 30 12
27 12 5 0 46 28 19
28 1 6 13 43 41 32
29 1 ñ 22 36 39 32
Tab. 1:
30 0 ñ 22 45 30 31
Die provisorischen Relativzahlen des
31 0 ñ 28 ñ 22 ñ
SONNE-Netzes, 1. Halbjahr 2006

Mittel 15,5 3,6 10,5 34,1 24,2 16,7

VdS-Journal Nr. 22
Wissen aus erster Hand

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90 Sonne

September-Sonnenfleck
2005 im H-Alpha-Licht
von Wolfgang Lille

Im Jahr 2005 sollte ja schon deutlich die Tendenz der geringeren


Sonnenaktivität zu bemerken sein. Trotzdem überraschte die
Sonne weiterhin mit großen Flecken­gruppen, die speziell im H-
Alpha-Licht interessante Details zeigten.

Durch unseren neuen Standort, 10 km außerhalb von Stade, war


es uns jetzt möglich nicht nur in den Sommermonaten zu beobach-
ten und zu fotografieren (ab 2005 ausschließlich digital), sondern
durchgehend das ganze Jahr.

Auch die tiefstehende Wintersonne hier oben in Norddeutschland,


überraschte teilweise mit brauchbarem Seeing und Aktivitäten;
die Sonne „weiß“ ja nicht, wann wir Winter haben!

Bedingt durch den sonnigen Sommer konnte an 198 Tagen die


Sonne beobachtet und fotografiert werden: angefangen mit einem
kleinen 40mm-H-Alpha-Fernrohr auf einem Fotostativ, 80mm-
und 100mm-Refraktoren, 80mm- und 120mm-Chromate, 150mm-
und 200mm-Apo-Refraktoren bis zum großen 300mm-Chromaten,
der aber seeingbedingt nur im August/September eingesetzt wer-
den konnte.

Die ersten Versuche mit Digital-Sucher­kameras erbrachten


keinen brauchbaren Kontrast im H-Alpha-Licht, speziell für
Oberflächendetails. Besser waren dann die Bilder mit KB-Digital-
Spiegelreflexgehäusen. Diese Rohbilder brauchten nur gering
am PC nachbearbeitet werden. Als Beispiel zeigen wir hier
VdS-Journal Nr. 22
Sonne 91

eine Fleckengruppe, die zwei Wochen lang im September 2005


beobachtet werden konnte. Sie überraschte mit starken Flare-
Aktivitäten über die ganze Beobachtungszeit. Am 12.09.2005 wur-
den wir von einem starken Flare überrascht, das wir leider erst im
Maximum „erwischt“ haben. Aber auch die Veränderung in den
nächsten Stunden und Tagen war sehr aufregend. Erst 2006 zeigte
die Sonne eine wirklich geringere Fleckenmenge; aber wenigstens
viele kleine Randprotuberanzen. Einmal abwarten, ob es dann
2007 wieder „bergauf“ geht.

Aufnahmedaten: Chromat-120/2000mm-Objektiv; Rotfilter mit


IR/AR Beschichtung, 3fach Telezentrik am Okularauszug und
selbst entwickeltes H-Alpha-System 50/30 mit 0,7 Å HWB

VdS-Journal Nr. 22
92 Sonne

Die 30. Sonne-Tagung


von Martin Hörenz

Zum 30. Mal traf sich in diesem Jahr die


Fachgruppe Sonne. Die Tagung wurde
vom 25. – 27. Mai 2006 von Michael Delfs
im Alten Forsthaus in Germerode (am
Hohen Meißner, Hessen) ausgerichtet.
Vor Beginn der Tagung stand auch in
diesem Jahr die traditionelle SONNE-
Redaktionskonferenz an. Nach dieser
„internen“ Runde zum Mitteilungsblatt
SONNE wurde die Tagung dann offiziell
mit einem Fachvortrag von Dr. Eberhard
Wiehr von der Universität Göttingen eröff-
net. Er berichtete über die astronomischen
Einrichtungen Göttingens im Laufe der
Zeit.
Am Freitag gab es ein volles Tagungs­
programm. Wolfgang Lille berichtete über
die Sonnenfotografie in H-Alpha und im
Weißlicht, ihm folgte ein sehr interes-
santer Beitrag von Dieter Goretzki zur
Spektroskopie mit einem Lichtleiterspektro­
grafen. Ihm schloss sich ein Beitrag von
Ton Spaninks aus den Niederlanden zur
Sonnenbeobachtung auf der Sternwarte de Abb. 2:
Tiendesprong und über die niederländische Einige Teilnehmer beim Besuch des MPI für Sonnensystemforschung

Dr. Volker Bothmer von der Universität Sonnenfleckenzyklus (M. Hörenz) und
Göttingen zum Thema „Sonne und Erde das Relativzahlennetz (Andreas Bulling)
– eine stürmische Beziehung“. Es folg- thematisiert. Mit einem weiteren Betrag
ten ein Bericht zu den letzten beiden von M. Delfs zum Thema „Die Sonne im
Sonnenfinsternissen sowie ein Beitrag H-Alpha-Licht mit Camcorder“ und einem
zur Halobeobachtung von Martin Hörenz. Sonnenfinsternis-Bericht von W. Lille
Nachdem M. Delfs im Anschluss einige endete dann der offizielle Teil der Tagung.
Aufnahmen des TRACE-Satelliten vorge- Nach dem Abendessen gab es jedoch auch
stellt hatte, gab es noch das Sonne-Quiz, wieder das gemütliche Beisammensein am
wobei die Teilnehmer hier einige knifflige Bier- bzw. Weintisch. Die Diskussionen
Fragen zur Sonnenbeobachtungen beant- wurden dann aber noch bis spät in die
worten sollten. Danach stand erst einmal Nacht geführt, teilweise sogar in Form
das Abendessen auf dem Plan, ehe M. Delfs kleiner Workshops. Dabei wurden auch
dann für einige Zuhörer eine Einführung neue Beobachtungsprogramme entwickelt,
in die Webcam-Aufnahmetechnik mittels Beobachtungen verglichen, Programme
GIOTTO gab. getestet u.v.m.

Der Sonnabendvormittag stand dann Leider war die Tagungszeit schnell wieder
Abb. 1: im Zeichen der Exkursion. Mit dem an ihrem Ende, jedoch nicht ohne sich
Dr. Wiehr bei seinem Vortrag Bus ging es nach Katlenburg-Lindau für das kommende Jahr zu verabreden.
zum dortigen Max-Planck-Institut für Die nächste Sonne-Tagung findet vom 17.
Sonnensystemforschung durch das wir von – 19. Mai 2007 an der FH Rosenheim/
Sonnengruppe an. Hubert Joppich präsen- Dr. Bernd Wöbke geführt wurden. Nach Bayern statt, die auch eine eigene klei-
tierte danach einige Sonnenvideos ehe M. der Rückkehr standen dann zunächst wei- ne Sternwarte hat. Organisiert wird die
Delfs den Einsteigern unter den Zuhörern tere Sonnenfinsternisbeiträge von Anke Tagung von Dr. Elmar Junker.
eine Einführung in die Sonnenbeobachtung Hamann und Manfred Heinrich, von Dr.
gab. Leider musste die praktische Elmar Junker sowie von Dr. Wolfgang
Beobachtung am Fernrohr aufgrund des Strickling an. Im Anschluss referierte Hans
regnerischen Wetters ausfallen. Pietsch über seine Sonnenbeobachtungen.
Nach dem Mittagessen berichtete dann In weiteren Vorträgen wurde der
VdS-Journal Nr. 22
BAV-Beobachter-Treffen 2006
in Hartha
von Gerd-Uwe Flechsig

20 Veränderlichenbeobachter fanden Programm „Muniwin“ vor. Dies ist eine


sich in zwangloser Atmosphäre zum all- Windowsversion des früheren „Munidos“
jährlichen Treffen der Bundesdeutschen und wurde von tschechischen Sternfreunden
Arbeitsgemeinschaft für Veränderliche entwickelt. Es steht als Freeware im
Sterne e.V. (BAV) auf der Bruno-H.- Internet zum Download bereit. Obgleich
Bürgel-Sternwarte in Hartha (Sachsen) es inzwischen eine „Entwicklungsversion
ein. Bereits am Vortag kam die traditi- 1.1“ gibt, empfiehlt sich nach wie vor
onelle abendliche Runde im Restaurant die „stabile Version 1.0“. Hier sind nur
des Hotels „Flemmingener Hof“ zusam- sehr wenige Probleme mit Softwarefehlern
men. Nicht wenige Veränderlichenbe­ zu befürchten. Eindrucksvoll führ-
geisterte nahmen eine weite Anreise auf te Wolfgang die Bearbeitung der CCD-
sich. Das BAV-Regionaltreffen in Hartha Bilder eines Bedeckungssterns aus einer
stellt einen jährlichen Höhepunkt für Beobachtungsnacht live am Rechner
Veränderlichenfreunde in ganz Deutschland vor. Vielen CCD-Interessierten dürf-
dar. Zusätzlich findet die BAV-Tagung und te damit klar geworden sein, dass heut-
Mitgliederversammlung alle zwei Jahre zutage auch mit Freeware eine einfache
statt, jedes Mal in einer anderen Stadt, in und komfortable Auswertung von CCD-
diesem Jahr vom 8. bis 10. September in Aufnahmen möglich ist. Die Erstellung
Heidelberg. der Lichtkurve wird von Wolfgang mit
dem Programm Lotus 1-2-3 durchgeführt.
Das Treffen wurde wieder von Gerd- Dieses recht wenig verbreitete Tabellenkal­
Uwe Flechsig geleitet. Das Mittagessen kulationsprogramm kann man gebraucht
im „Flemmingener Hof“ fand bereits bei Ebay erhalten. Es läuft auch unter
im Vorjahr großen Anklang und wurde Windows XP. In der Diskussion ging es
auch diesmal wieder dort eingenommen. um Fragen zu den Fehlerbalken in der
In kleinere Runden aufgeteilt, nahmen fertigen Lichtkurve, der Ermittlung der
die Mitglieder auch diese Gelegenheit für Zeitfehler sowie der Minimumsuche mit
anregende Gespräche wahr. der Spiegelungsmethode.

Klaus Häußler hatte sich im Sonneberger


Zur Beobachtung von Veränderlichen Plattenarchiv weiter mit der Auswertung
Sternen und zur Auswertung von Photoplatten im Sonneberger Feld
Am Samstagmorgen begann das 67 Oph befasst. In seinem Beitrag zeigte
Vortragsprogramm mit einem Beitrag er Photoplatten der Größe 10° mal 10°,
von Wolfgang Quester zum Thema wie sie seit den 20er Jahren belichtet
CCD-Photometrie. Er stellte aus- wurden. Unter anderem wurden die Sterne
führlich die Vorgehensweise mit dem V 378 (Typ β Lyr?), V811, V940 (RRc),
94 Veränderliche

V465 (Cepheid) und V2330 besprochen. dass die Totalitätszone mitten durch ein Zusätzlich gibt es ein Suchprogramm und
Die gefundenen Perioden wurden mit prominentes Touristenziel, die Türkische das Inhaltsverzeichnis als html-Datei. Der
Literaturwerten verglichen. Seine gesam- Riviera, ging. Dies erleichterte die Anreise Umfang beträgt derzeit ca. 650 MB und
te Bearbeitung ist ausführlich im BAV und den Aufenthalt ganz erheblich. In der passt also noch bequem auf eine CD.
Rundbrief dargestellt. Diskussion ging es um die Beobachtung
des Perlschnurphänomens. Gerd-Uwe Flechsig berichtete zum Schluss
Hans Jungbluth berichtete über seine über die „Veränderlichen-Urlaubswochen
Erfahrungen mit dem Programm MORO, Aus der internen BAV-Arbeit in Kirchheim 2004 und 2005“. Die
welches der BAV kostenlos von der Gerd-Uwe Flechsig sprach über BAV bringt seit 2004 interessierten
Remeis-Sternwarte Bamberg zur Verfügung Möglichkeiten in der BAV, Ehrungen von Sternfreunden in Form eines Sommerlagers
gestellt wurde. Die Software kann aus- verdienten Mitgliedern durchzuführen. die Veränderlichenastronomie nahe. Neben
gehend von beobachterisch gewonnenen ausführlichen praktischen Beobachtungen
Lichtkurven Bedeckungsveränderlicher Joachim Hübscher stellte die Lichtkurven­ am Nachthimmel (visuell und mit CCD-
solche Systemparameter wie Bahn­neigung, sammlung der BAV vor, die nun in digi- Kamera) wird auch die Auswertung von
Oberflächentemperaturen, Massenver­ talisierter Form vorliegt. Jede seit 1948 Beobachtungen mit Taschenrechner und
hältnisse, Leuchtkräfte, Randverdunklung vorliegende Ergebnisauswertung eines Millimeterpapier sowie am Computer
und Albedo ermitteln. Dies geschieht Beobachters auf einem Lichtkurvenblatt geübt. Zusätzlich wird in die Nutzung
durch iterative Anpassung der zu Anfang wurde komplett von den BAV-Mitgliedern von Internetdatenbanken eingeführt. Im
versuchsweise eingegebenen Startwerte. Dietmar Bannuscher und Markus Jahre 2004 kamen 19 Ergebnisse zustan-
Dabei wird eine simulierte Lichtkurve Schabacher eingescannt, eine Fleißarbeit, de, die auch bei der BAV eingereicht
Schritt für Schritt an die real beobachtete die besondere Anerkennung verdient! wurden. Das darauf folgende Jahr brachte
Lichtkurve angepasst. Das Programm ist Diskutiert wurde insbesondere über die leider nur 5 Ergebnisse. Alle bisher ein-
in Fortran geschrieben und verlangt nach Art und Weise, wie die Lichtkurven inte- gereichten Minima und Maxima stammen
grundlegenden Programmier-Kenntnissen. ressierten Bearbeitern zugänglich gemacht von den Dozenten! Obwohl auch von den
Als Beispiele wurden die Sterne AC Boo, werden sollen. Wegen der Problemfelder betreuten Einsteigern ansprechende visu-
V842 Her und SV Cam durchgerech- Qualitätssicherung und Urheberrecht elle Lichtkurven in Kirchheim gezeichnet
net. Die Anzahl der Versuche, geeigne- wurde der Vorschlag verworfen, die worden waren, konnten sie bisher nicht
te Startwerte für die Iteration zu finden, Datei ins Internet zu stellen. Statt des- dazu überredet werden, ihre Ergebnisse
kann durchaus 50 und mehr betragen. sen wird die komplette Datei nur den auch zu veröffentlichen. Hier besteht
Eine Iteration kann nämlich häufig nur BAV-Sektionsleitern für die laufende akuter Handlungsbedarf für die nächs-
scheinbar optimale Werte ausgeben und Sektionsarbeit zur Verfügung gestellt. In ten Veranstaltungen. Die Teilnehmer Josef
in Wirklichkeit deutlich daneben liegen. Auszügen werden die Lichtkurven jedoch Trummer und Karsten Alich traten 2004
Die Rechnungen zu SV Cam ergaben für jeden Interessierten auf Anfrage bzw. 2005 der BAV bei. Über weitere
eine gute Übereinstimmung der Werte für zugänglich gemacht. Einzelheiten der Veranstaltungen wurde
Temperaturen und Geometrie des Sterns im BAV Rundbrief und im VdS Journal
mit der Literatur. In der Diskussion ging es Werner Braune gab einen Überblick zur berichtet.
um Sternflecken (die nicht berücksichtigt Neubearbeitung der BAV Blätter Nr. 7 Das Treffen endete mit dankenden Worten
werden können) und um die Dateneingabe, „Feldstechersterne“. Diese enthalten helle an die Gastgeber der Sternwarte. Beim
die vom Neuling nicht ohne weiteres zu Veränderliche für das Standardgerät mit Abschied kam bereits Vorfreude auf das
bewerkstelligen ist. 50 mm Öffnung. In der Reichweite solch Treffen 2007 in Hartha auf!
kleiner Instrumente liegen erstaunlich viele Weitere Informationen für Interessenten
In einem zweiten Vortrag sprach Wolfgang veränderliche Sterne bis etwa 8. Größe. und Fotos sind bei der BAV, Munster­
Quester zum Objekt KH 12D (=V582 Mehr als hundert Sterne lassen sich finden, damm 90, D-12169 Berlin und unter
Mon), welches einen ungewöhnlichen die ihre Helligkeit mit der für die visu- www.bav-astro.de erhältlich.
Bedeckungsveränderlichen darstellt. Die elle Beobachtung geforderten Amplitude
Helligkeit schwankt zwischen 14. und von 0,5 mag ändern. Diesen Vorgaben
18. Größe. Die Dauer der Bedeckung entsprechend, wurden Veränderliche aus Liebe
verlängert sich seit zwei Jahren. Früher, den BAV-Programmen zusammengestellt.
vor 50 Jahren, war der Stern um eine Die meisten Veränderlichentypen sind
Größenklasse heller. Die Ursache ist in berücksichtigt: Bedeckungsveränderliche
einer Staubscheibe zu sehen, welche die wurden erweitert, bei RR-Lyrae-Sternen
Komponenten nach einem bestimmten ist der Namensgeber möglich, sehr viele
System zeitweise zusätzlich zu den gegen- Mirasterne sind im Maximum beobachtbar,
seitigen Bedeckungen verbirgt. zudem Halbregelmäßige und Cepheiden.
Die Daten zu den Sternen wurden gemäß
Wolfgang Grimm brachte beeindrucken- aktuellem Katalogmaterial aktualisiert.
de Videoaufnahme einer ganz besonde-
ren Sternbedeckung mit, nämlich der Thorsten Lange stellte die neue BAV
totalen Sonnenfinsternis vom 29. März Rundbrief CD vor. Sie enthält sämtli-
2006, beobachtet in der Türkei. Die che Rundbriefhefte der Jahre 1952 bis „Ich hab`s Dir ja gesagt: Der Schorchi ist
richtig verliebt in seinen neuen Dobson!!!“
Sternfreunde hatten das seltene Glück, 2005 in gescannter Form als pdf-Dateien.
VdS-Journal Nr. 22
Veränderliche 95

Bericht über die 3. Veränderlichen-


Beobachtungswoche an der VdS-Sternwarte
in Kirchheim
von Gerd-Uwe Flechsig

Vom 19.8. bis 27.08 2005 fand die 3. Abb. 1


Veränderlichen-Beobachtungswoche der Beim
BAV an der VdS-Sternwarte in Kirchheim Kartenstudium.
statt. Die Woche war sowohl als prak-
tische Einführung für neue/unerfahrene
Beobachter als auch für geübte Interessenten
mit ansonsten zeitlich bzw. instrumentell
beschränkten Beobachtungsmöglichkeiten
gedacht. Bedingt durch das Wetter stand
diesmal theoretischer Unterricht mit prak-
tischen Übungen im Seminarraum der
Sternwarte im Vordergrund. Einen beson-
deren Höhepunkt stellte die Exkursion
zur Thüringischen Landessternwarte nach
Tautenburg dar.
dene Karten der AAVSO zur Mirastern- immer wieder verblüfft. Einige Teilnehmer
Am Samstag, dem 19.8. trafen sich ab ca. Beobachtung vor sowie einige auf der hatten jedoch Verständnisschwierigkeiten
15 Uhr Gerd-Uwe Flechsig, Eyck Rudolph, Sternwarte vorhandene Atlanten, auf die beim Durchführen und Auswerten der
Dagmar und Bernhard Ruckelshausen, wir im weiteren Verlauf der Woche noch Schätzungen, was bei der Vorbereitung
Rolf Stahr sowie Knud Strandbaek öfter zurückgriffen. Am Sonntagabend bot künftiger derartiger Übungen zu berück-
(Dänemark) auf der Sternwarte. Am sich überraschend die erste Gelegenheit sichtigen sein wird.
Sonntag kamen noch Natalia und Günter für Beobachtungen. Da die Bewölkung Am Nachmittag kam Manfred Rätz zu
Weimann dazu. Eyck, Rolf und ich waren jedoch nur zögerlich abzog, und wir uns uns, um sein CCD-Seminar durchzufüh-
als „Wiederholungstäter“ dabei. beim Einrichten der Montierung in der ren. Für die meisten Teilnehmer war dieser
Schiebedachhütte erst einüben mussten, interessante und gut gemachte Beitrag der
Als Unterkünfte dienten die Gästezimmer kamen wir für den ersten Veränderlichen erste tiefer gehende Einblick in das fas-
auf der Sternwarte, ein Wohnmobil und SW Lacertae zu spät. Beim nächsten zinierende Gebiet der CCD-Astronomie.
eine Pension im Nachbarort Rudisleben. Veränderlichen U Pegasi verhinderte auf- Gerade für den Veränderlichenbeobachter
Nach dem Abendessen wurde über Vor­ ziehende Bewölkung ab 2:00 Uhr den ist eine CCD-Kamera ein überaus nütz-
kenntnisse und Wünsche der Teilnehmer erfolgreichen Abschluss der Beobachtung. liches Instrument, welches in den letzten
gesprochen. Zwei Teilnehmer (Eyck und Am Montagvormittag machten wir eine erste Jahren erheblich preisgünstiger gewor-
ich) konnten mit praktischer visueller praktische Schätzübung mit Hilfe der BAV- den ist. Die Beobachtungen von Eyck
Beobachtungserfahrung aufwarten und Dia-Serie zum Bedeckungsveränderlichen und mir zeigen, dass die CCD-Kamera
waren darüber hinaus im Umgang mit X Trianguli. Die Lichtkurven sahen sehr mit fast jeder Art von Teleskop kom-
CCD-Kameras geübt. Für die anderen gab ordentlich aus. Unsere Minima lagen nahe biniert werden kann und dabei genaue
es einen Crashkurs in visueller Schätzung beieinander, was angesichts der sehr unter- Beobachtungen Veränderlicher Sterne
und Beobachtungsvorbereitung für den schiedlichen Erfahrungen der Teilnehmer gestattet. In Kirchheim wurden von uns
Fall, dass der Himmel am ersten Abend
noch aufklaren sollte.

Am Sonntagvormittag konnten wir Sonnen­­


beob­achtungen durchführen (die Kirch­ Abb. 2
heimer Volks­stern­warte macht Sonntag­ Am Goethe-Schiller-
vormittags öffentliche Sonnenführungen). Denkmal in Weimar:
Vorher erhielten wir vom Leiter Dr. Jürgen Rolf Stahr, Knud
Schulz eine gründliche Einweisung in das Strandbaek, Dagmar
Instrumentarium der Sternwarte verbunden Ruckelshausen, Natalia
mit sehr interessanten Einblicken in die Weimann, Gerd-Uwe
Geschichte dieser Einrichtung. Sie wurde Flechsig, Bernhard
ab 1977 von sehr engagierten Amateuren Ruckelshausen, Eyck
komplett in Eigenregie errichtet. Rudolph, Günter
Nachmittags stellte Kerstin Rätz verschie- Weimann (v.l.).
96 Veränderliche

bisher ein 135 mm Teleobjektiv, ein Abb. 3:


130/1000 mm Refraktor und ein 8 Zoll Die Teilnehmer in
Schmidt-Cassegrain getestet, durchaus Betrachtung einer
unterschiedliche Instrumente also. schnell veränderli-
chen atmosphäri-
Am Dienstag stand ein Ausflug nach Jena schen Erscheinung.
und Tautenburg auf dem Programm. Nach
Besichtigung des optischen Museums
in Jena begaben wir uns nach Tauten­
burg. Dort konnten wir ein richti-
ges Groß­teleskop bewundern. Herr Dr.
Jochen Eislöffel von der Thüringischen
Landes­stern­warte Tautenburg zeigte uns
im Rahmen einer individuellen Führung
nicht nur die größte Schmidt-Kamera der
Welt (2-Meter-Hauptspiegel, 1,34-Meter- den Veränderlichen heraus und entschie- zentrieren zu können, während man am
Schmidt-Platte), sondern auch eine neue 3- den in einem zweiten Schritt an Hand Feldstecher auch das Aufsuchen des
Meter-Kuppel mit einer 300 mm Flatfield- von Helligkeit, Amplitude und Lage am Veränderlichen üben konnte. Als güns-
Kamera von Lichtenknecker, welche zur Himmel, welche Veränderliche wir mit tig stellte sich auch die Reihenfolge der
Suche nach fernen extrasolaren Planeten welchem Instrument beobachten wollten. Zuwendung des Betreuers heraus. Zuerst
eingesetzt werden soll. In zwei Vorträgen Die Nacht auf den Donnerstag war klar. wurden die CCD-Instrumente eingerich-
erfuhren wir von Dr. Eislöffel, was für Vorsorglich wurden Veränderliche ausge- tet und die Serienaufnahmen ausgelöst.
Forschungen in Tautenburg durchgeführt sucht, die erst relativ spät in der Nacht Danach wurde das visuell genutzte GOTO-
werden. Dabei gab es zahlreiche wichtige um 1:30 ihr Maximum oder Minimum Gerät ausgerichtet und den Teilnehmern
Anregungen für die Zusammenarbeit von haben sollten: (BH Pegasi (CCD), VW der Veränderliche Stern gezeigt, worauf
Profi- und Amateurastronomen. Ihre leis- Cephei (Feldstecher) und OO Aquilae diese hier schon einmal selbständig begin-
tungsfähige CCD-Technik versetzt schon (130 mm Apo-Refraktor visuell + CCD)). nen konnten. Am Schluss wurde mit dem
heute viele Amateure in die Lage, auch an Dies sollte mir einen Zeitpuffer verschaf- Feldstecher der betreffende Veränderliche
mittleren Teleskopen (8 bis 12 Zoll) bei fen, um die verschiedenen Beobachter aufgesucht und auch hier mit dem Schätzen
der Suche und Erforschung extrasolarer an unterschiedlichen Instrumenten einzu- begonnen. Die an sich günstigen späten
Planeten und ggf. ihrer Monde mitzuarbei- weisen. Zusätzlich half ich Günter bei Zeitpunkte der Minima/Maxima erwiesen
ten. Dies kann durch genaue Beobachtung der Einrichtung seines Meade LX90. sich in dieser Nacht dennoch als unglück-
und Analyse des Lichtwechsels des Auch ein GOTO-Teleskop benötigt lich, weil kurz nach 1:00 Uhr dichte
betreffenden Zentral­gestirns erfolgen. eine gewisse Einarbeitung. Dabei hatte Bewölkung aufzog und die Beobachtungen
Weitere relativ neue Betätigungs­felder für ich als Leiter und Tutor der praktischen beendet werden mussten. Daher konnten
Amateure wären Veränderliche Sterne, die Veränderlichenastronomie alle Hände voll vom Bedeckungsveränderlichen OO Aql
Sternflecken aufweisen oder einem kom- zu tun. Der Stern VW Cep war für einen nur der Abstieg und vom RR-Lyrae-Stern
binierten Lichtwechsel durch Bedeckung freihändig gehaltenen Feldstecher nahe BH Peg nur der Anstieg verfolgt werden.
und Pulsation zeigen. an der Grenze dessen, was noch geschätzt In allen klaren Nächten hatte Eyck seine
werden kann. Hinzu kam die Schwierigkeit SBIG ST-402 CCD-Kamera huckepack
Am späten Nachmittag erfolgte durch des Aufsuchens per Star-Hopping, was ja mit Teleobjektiv auf der Montierung in der
mich eine Einführung in die Beobachtungs­ mit der Identifikation des Veränderlichen Rolldachhütte angebracht und beobachtete
planung und die entsprechenden BAV- Sterns verbunden ist. Man ist nicht fertig, damit parallel den gleichen Stern wie wir
Hilfsmittel. wenn wie bei flächenhaften Objekten ein anderen visuell am 130-mm-Takahashi.
Nebelfleckchen irgendwo im Gesichtsfeld Am Mittwoch stellte ich am PC das ame-
Mit den folgenden Rahmenbedingungen: auftaucht. Während mir die Identifizierung rikanische Stardial-Projekt vor und zeig-
• Beobachtung bis maximal 2 Uhr von VW Cep relativ problemlos gelang, te verschiedene Informationsquellen für
• Ein C8 (visuell) war sich ein Teilnehmer bis zum Schluss Veränderlichenbeobachter im Internet.
• 5-Zoll-Takahashi-Refraktor (visuell) nicht sicher. Glücklicherweise war der 5“- In Weimar besichtigten wir am Donnerstag
mit ST-402ME Kamera huckepack Takahashi-Refraktor in der Rolldachhütte das Goethe-Schiller-Denkmal und Goethes
• Mein 8-Zoll LX200GPS, azimutal, mit mit PC und digitalen Teilkreisen aus- Gartenhaus. Am Freitag besuchten wir
SIGMA402 Kamera gestattet (“Semi-GOTO”), was eine in Eisenach das Luther- und das Bach-
• Feldstecher der Teilnehmer (10x42, erhebliche Entlastung bedeutete. Ich als Haus sowie die sehr schön restaurierte
10x50) Betreuer konnte den Veränderlichen in Wartburg.
• Bedeckungsveränderliche der BAV- die Mitte des Gesichtsfeldes stellen, so Am Samstag führte ich noch ein letztes
Programme Standard und 2000 dass die Teilnehmer anhand ihrer Karten Seminar zum Thema individuelle Beobacht­
• RR-Lyrae-Sterne der BAV-Programme und dem Monitorbild des Steuer-PCs den ungsprogramme durch. Am Sonntag traten
RR und 90 Stern ebenfalls schnell erkannten. Meiner die Teilnehmer gegen 11 Uhr die Heimr­
Auffassung nach war es günstig, sich eise an.
gingen wir das BAV Circular für den Tag an wenigstens einem (GOTO)-Teleskop Diesmal hatten wir in der Beobachtungs­
durch, suchten alle in Frage kommen- auf das Identifizieren und Schätzen kon- woche im Gegensatz zu den beiden
VdS-Journal Nr. 22
V e r ä n d e r l i c h e + S e r v i ce 97

Vorjahren nur zwei halbwegs brauchba- Beobachtern die Gelegenheit zu geben, das eigene Hobby fortzuentwickeln.
re Nächte. Der gewählte Zeitraum Ende abseits des stressigen Alltags wenigstens Die Mischung aus Seminaren, Beobacht­
August/Anfang September ist an sich einmal im Jahr in Ruhe Veränderliche ungen und Ausflugsprogramm sorgt stets
bekannt für gutes Wetter und daher sicher auch an größeren Geräten beobachten zu für viel Abwechslung und hat Lust auf eine
auch in Zukunft zu favorisieren. können. Auch künftig sollte neben dem Fortsetzung im nächsten Jahr gemacht. Die
Mein Fazit: Die BAV-Veränderlichenwoche Veränderlichenprogramm die Gelegenheit Exkursion zu einer Profisternwarte sollte
in Kirchheim hat sich auch im drit- bestehen, eigenes mitgebrachtes Gerät ein- auch in Zukunft zum Programm gehören.
ten Jahr bewährt und sollte in Zukunft zusetzen oder auch erstmals gemeinsam Zum Schluss möchte ich Eyck, Kerstin,
regelmäßig stattfinden, um 1. neue mit erfahrenen Amateuren auszuprobieren. Manfred und Werner für die Unterstützung
Veränderlichenbeobachter praktisch an das Neue Kombinationen von Kameras und danken, so dass diese Woche ein Erfolg
Thema heranzuführen und 2. erfahrenen Teleskopen können getestet werden, um wurde.

M wie Messier Die Daten und historischen Objektbeschreib­


ungen wurden aus Burnhams „Burnhams
finden Sie in der Liste in Tabelle 1. Bitte
schicken Sie Ihre Beobachtungseindrücke
Celestial Handbook“, Kepple / Sanners zu diesen Objekten direkt an den Verfasser
von Thorsten Güths
„Night­sky Observing Guide“ und dem dieser Rubrik, Stichwort “Messierobjekte”.
Inter­net (Paris Obser­va­torium www. Vergessen Sie bitte nicht, die Beobachtungs­
Der französische Astronom Charles obspm.fr/) ent­nommen. umstände anzugeben: zumindest die
Messier lebte in den Jahren 1730 bis Im VdS-Journal wollen wir Sie mit Grenzgröße mit bloßem Auge, die Öffnung
1817. Er stellte ab 1758 die wohl heute dieser Rubrik anregen, Ihre eigenen Ihrer benutzten Instrumente und die einge-
noch bekannteste Auflistung von nicht Objektbeschreibungen einzureichen! In setzten Vergrößerungen. Eine Dateiform
stellar erscheinenden Himmelsobjekten der Ihnen vorliegenden zwanzigsten Folge wie Word97 oder älter (doc, txt, wpd)
zusammen. Sein Katalog diente ihm als unserer “M”-Serie sind Berichte von Dirk wäre gut.
echte Arbeitsunterlage, um bei der Suche Panczyk, Gerd Kohler, Wilfried Kräling, Torsten Güths, Am Pfahlgraben 45,
nach Kometen n icht irrtümlich einen der Gerhard Scheerle und des Verfassers ent- D-61239 Ober Mörlen - Langenhain
fixen Nebel mit einem neuen Komet zu halten. Vielen Dank den Zusendern! Oder: torsten.gueths@ipfb.net
verwechseln. Nicht alle Objekte hat er Die nächsten Objekte in dieser Rubrik (möglichst maximal 300 KB Dateigröße)
selbst entdeckt, er übernahm sie auch von
Kollegen.
Die heutige Messierliste umfaßt 110 VDS-J Ausgabe Benötigte Objekte Einsendeschluss
Objekte, von denen einige bereits dem 23 2/2007 M9 Oph, M14 Oph, M19 Oph Mitte Januar 2007
unbewaffneten Auge zugänglich sind. Mit 24 3/2007 M64 Com, M76 Per, M94 CVn Mitte Mai 2007
einem guten Fernglas wird immerhin schon 25 1/2008 M81 UMa, M82 UMa, M106 CVn Mitte September 2007
mindestens die Hälfte sichtbar. Somit eignen 26 2/2008 M6 Sco, M7 Sco, M8 Sgr Mitte Januar 2008
sie sich besonders für Astronomieeinsteiger 27 3/2008 M2 Aqr, M72 Aqr, M73 Aqr Mitte Mai 2008
und Anwender kleinerer Fernrohre, für die
einige Messierobjekte bereits eine Fülle Tab. 1:
von Details aufweisen können. Die nächsten Objekte in dieser Rubrik. Bitte senden Sie Ihre Beobachtungen ein!
98 S e r v i ce

M 88, Haar der Berenike (Coma Berenices)

Objekttyp: Spiralgalaxie,
Typ SA
Entfernung: 70 Millionen
Lichtjahre
Reale Ausdehnung: 125.000 Lichtjahre
Scheinbare Helligkeit: 9,6 mag
Winkelausdehnung: 6,1‘ x 2,8‘
Koordinaten: RA: 12h32m
Dekl. +14°25‘

Historisches:
Charles Messier hat dieses Objekt
am 18. März 1781von seinem Pariser
Observatorium aus entdeckt. Er beschrieb
es als Nebel ohne Sterne zwischen zwei
kleinen Sternen und einem Stern von sechs-
ter Größe im gleichen Fernrohrsichtfeld.
Seine Helligkeit zählt zu den schwächsten
und erinnert an die von M 58.

Objektbeschreibungen unter guten


Beding­ungen (Grenzgröße ungefähr
6mag)

Auge:
Unbeobachtbar. (G. Scheerle) Abb. 1:
Aufgenommen mit einer Starlight Xpress MX7C durch einen 15 cm f6 Newton.
Sucher 6x30: Vier Aufnahmen zu je fünf Minuten Belichtungsdauer gemittelt und bearbeitet.
Ich konnte es nicht erkennen. (T. Güths) (Aufnahme: Torsten Güths)

Fernglas 8x56:
Als winziges (etwa 2‘ großes) und schwa- mag Grenzgröße mit dem freien Auge. (D.
ches Nebelfleckchen 9,4 mag zu erkennen, Panczyk)
wenn man die genaue Position kennt. (G.
Scheerle) 40 cm Öffnung:
Ein 6‘ x 2‘ großer und damit deutlich lang Saubere Hütte
11 cm Öffnung: gestreckter Nebel mit der Gesamthelligkeit
Eine mit 5‘ x 3‘ deutlich längliche 9,0 mag. Details sind nicht zu erkennen.
Nebelfläche mit der Gesamthelligkeit 9,2 (G. Scheerle)
mag. Details sind nicht zu erkennen. (G.
Scheerle) Fotografie:
Um ein eindrucksvolle Filmaufnahme mit
25 cm Öffnung: den Spiralarmen dieser Galaxie zu erhal-
Bei ca. 130-facher Vergrößerung beob- ten, benötigen Sie schon mindestens 1500
achtete ich M 88 schön als ovalen Nebel mm Brennweite.
mit hellerer Zentralpartie zwischen einem Für CCD Kameras mit Pixeln kleiner 10
Doppelstern und einem weiteren Stern. μm reichen 1000 mm und eine Serie von
Alle Sterne sind rund 11 mag hell. (T. fünfminütigen Belichtungen völlig aus.
Güths)

33 cm Öffnung:
Bei 100-facher Vergrößerung erkennt „Aber eine saubere Optik ist doch wichtiger,
man seine ovale Form und sein helle- als die Hütte von aussen!“
res Kerngebiet sowie die schwächeren „Da kennt ihr meine Frau aber schlecht!!!“
Außenbezirke. Der Himmel hatte ca. 5,5
VdS-Journal Nr. 22
S e r v i ce 99

M 90, Jungfrau (Virgo)

Objekttyp: Spiralgalaxie,
Typ SAB
Entfernung: 50 Millionen
Lichtjahre
Reale Ausdehnung: 150.000 Lichtjahre
Scheinbare Helligkeit: 9,5 mag
Winkelausdehnung: 10,5‘ x 4,4‘
Koordinaten: RA: 12h36m
Dekl. +13°10‘

Historisches:
Messier entdeckte dieses Objekt am 18.
März 1781von seinem Pariser Observa­
torium aus. Er beschrieb es als Nebel
ohne Sterne dessen Licht etwa so schwach
scheint, wie von M 89.

Objektbeschreibungen unter guten


Bedingungen (Grenzgröße ungefähr
6mag)
Auge:
Unbeobachtbar. (G. Scheerle)

Sucher 6x30:
Ich konnte es nicht erkennen. (T. Güths)

Fernglas 8x56: Abb.2:


Als sehr kleines (etwa 3‘ großes) und Aufgenommen mit einer Starlight Xpress MX7C durch einen 15 cm f6 Newton.
schwaches Nebelfleckchen 9,2 mag zu Vier Aufnahmen zu je fünf Minuten Belichtungsdauer gemittelt und bearbeitet.
erkennen, wenn man die genaue Position (Aufnahme: Torsten Güths)
kennt. (G. Scheerle)

Fernglas 14x100: re Unregelmäßigkeiten in seiner Struktur


Leicht erkennbares Objekt. (W. Kräling) erkennbar sein. Ein schönes Objekt. (T.
Güths)
11 cm Öffnung:
Eine mit 8‘ x 3‘ relativ lang gestreckte 33 cm Öffnung:
Nebelfläche mit der Gesamthelligkeit 9,4 Bei 100-facher Vergrößerung erkennt man
mag. (Ein anders Mal schätze ich die seine ovale Form mit seinem helleren
Helligkeit auf 8,8 mag.) Die 3‘ x 2‘ große Zentralgebiet. Die Außenpartien erschei-
Kernregion hebt sich in der Helligkeit nen lichtschwächer. Der Himmel hatte ca.
etwas von den äußeren Gebieten ab, sticht 5,5 mag Grenzgröße mit dem freien Auge.
aber nicht ins Auge. Weitere Details sind (D. Panczyk)
nicht zu erkennen. (G. Scheerle)
Fotografie:
20 cm Öffnung: Um ein eindrucksvolle Filmaufnahme die-
Groß. Oval. Großer Kern. Gut zu sehen. ser Galaxie zu erhalten, benötigen Sie
(G. Kohler) schon mindestens 1500 mm Brennweite.
Belichtet man die Ausläufer aus, wird der
25 cm Öffnung: helle Kern überbelichtet und beginnt den
Rund 15‘ nordöstlich eines 8 mag hellen Balken zu überstrahlen. Sinnvoll ist eine
Sterns gelegen konnte ich mit ca. 130- digitale Kombination unterschiedlich lang
facher Vergrößerung M 91 als länglichen belichteter Aufnahmen.
Nebel mit einem ebenfalls länglichen hel- Für CCD Kameras mit Pixeln kleiner 10
leren Zentralregion erkennen. Bei 180-fach μm reichen 1000 mm und eine Serie von
hatte ich den Eindruck, es könnten weite- fünfminütigen Belichtungen völlig aus.

VdS-Journal Nr. 22
100 S e r v i ce

M 91, Haar der Berenike (Coma Berenices)

Objekttyp: Balkenspiral-
galaxie, Typ SB
Entfernung: 70 Millionen
Lichtjahre
Reale Ausdehnung: 100.000 Lichtjahre
Scheinbare Helligkeit: 10,2 mag
Winkelausdehnung: 5,0‘ x 4,1‘
Koordinaten: RA: 12h35m
Dekl. +14°30‘

Historisches:
Dieses nebelhafte Objekt wurde von
Charles Messier am 18. März 1781 ent-
deckt. Er beschrieb es als Nebel ohne
Sterne oberhalb des vorausgehenden
Eintrags Nummer 90 [M 90]. Sein Licht
ist schwächer, als das des Vorgängers. M
91 galt lange Zeit als vermisst, da Messier
möglicherweise seine Position relativ zu
M 89 vermessen hat, jedoch diesen mit M
58 verwechselte.

Objektbeschreibungen unter guten


Bedingungen (Grenzgröße ungefähr
6mag)
Auge: Abb.3:
Unbeobachtbar. (G. Scheerle) Aufgenommen mit einer Starlight Xpress MX7C durch einen 15 cm f6 Newton.
Fünf Aufnahmen zu je fünf Minuten Belichtungsdauer gemittelt und bearbeitet.
Sucher 6x30: (Aufnahme: Torsten Güths)
Ich konnte es nicht erkennen. (T. Güths)
Fotografie:
Fernglas 8x56: Um ein eindrucksvolle Filmaufnahme die-
Wohl unbeobachtbar. (G. Scheerle) ser Galaxie zu erhalten, benötigen Sie schon
mindestens 1500 mm Brennweite. Der sehr
11 cm Öffnung: große Helligkeitsumfang stellt eine große
Ein 5‘ großer aber flächenschwacher Nebel Herausforderung an die Fotografie dar. Sie
10,6 mag ohne Details. (G. Scheerle) sollten unterschiedliche Belichtungszeiten
anwenden und die Bilder digital kombinie-
25 cm Öffnung: ren, um die hellen Strukturen der zentralen
Mit ca. 130-facher Vergrößerung beobach- Region mit den schwachen Ausläufern
tete ich M 91 als rundlichen schwachen gleichzeitig abzubilden.
Nebel mit einem sehr komprimierten hel- Für CCD Kameras mit Pixeln kleiner 10
len Kern. Ein ungefähr 11 mag heller Stern μm reichen 1000 mm und eine Serie von
liegt ca. 10‘ westlich von ihm. (T. Güths) fünfminütigen Belichtungen völlig aus.

33 cm Öffnung:
Trotz 100-facher Vergößerung erscheint
M 91 relativ klein und lichtschwach. Er
ist strukturlos und insgesamt unscheinbar.
(D. Panczyk)

40 cm Öffnung:
Ein nur 2‘ großer, 10,8 mag heller Nebel
ohne Details. (Das ist aber offensichtlich
nur die etwas hellere Kernregion). (G.
Scheerle)
VdS-Journal Nr. 22
E i n s t e i ge r a s t r o n o m i e 101

Die Wahrnehmung flächiger astronomischer


Objekte – Eine Fokussierung auf Farben
von Christoph Lohuis

Die astronomische Beobachtung ist von Auf der Retina (Netzhaut) befinden sich male Vergrößerung nicht als fixer Wert
unterschiedlichsten Faktoren abhängig und Rezeptoren zur Lichtwahrnehmung. angegeben werden, so dass Aussagen wie
unterliegt parallel subjektiven Einflüssen. Bei geringer Lichtintensität werden die „Objektivöffnung in Millimeter multipli-
Insbesondere das Erkennen von Farben Stäbchen innerviert, welche als Kompromiss ziert mit zwei“ nur als erste Richtlinie für
an flächigen astronomischen Objekten für diese Leistung keine Farben erken- Einsteiger gelten und prinzipiell punktför-
stellt eine besondere Schwierigkeit bei nen lassen. Für die Farbwahrnehmung mige Objekte beschreibt. Vergleiche hierzu
der Erfassung dar. Das Spektrum an einem sind Zapfen verantwortlich, die wieder- das Zitat „Steigern Sie die Vergrößerung,
Referenzobjekt (hier M 42) erstreckt sich um hohe Lichtansprüche besitzen. Diese bis entweder das Bild so dunkel ist, dass
bei Beobachtern vom Erkennen keiner kurze Darstellung dokumentiert bereits Sie die Gesichtsfeldblende des Okulars
Farben bis zur Wahrnehmung unterschied- die Problematik – die Flächenhelligkeit kaum noch sehen können, oder bis das
licher Farbnuancen - auch bei identischen astronomischer Objekte ist in der Regel Objekt ein Grad groß erscheint - was auch
Bedingungen vor Ort. Es stellt sich die gering, so dass die Zapfen nicht innerviert immer zuerst kommt“ (aus [3]). An dieser
Frage, in welchem Umfang erfassba- werden. Das Empfindlichkeitsmaximum Stelle sei nochmals darauf verwiesen, dass
re Faktoren sowie die Subjektivität eine der Stäbchen liegt bei 500 nm, wobei, bei der praktischen Beobachtung (unab-
Rolle spielen. wie beschrieben, diese Wellenlänge nicht hängig des Objektes) die Vergrößerung
als Farbe interpretiert wird. Zapfen wei- subjektiv vom Beobachter erfasst werden
Vorüberlegungen sen eine maximale Empfindlichkeit bei muss und pauschale Anhaltswerte nur als
Seit zwei Jahren gehe ich der erwähnten 560 nm auf, wodurch am ehesten grünli- eine theoretische Richtlinie zu verstehen
Fragestellung in Theorie und Praxis nach. che Farben an flächigen astronomischen sind. Die entsprechende Vergrößerung mit
In diesem Bericht sollen prägnante Fakten Objekten sichtbar werden sollten. der Austrittspupille 7 mm errechnet sich
Erwähnung finden und zur Diskussion wie folgt (vgl. [4, 5]):
stehen, welche zum Verständnis dieser Grundgedanken zur Austrittspupille
Thematik notwendig erscheinen. Speziell Im Hinblick auf die maximal und mini-
freue ich mich über Rückmeldungen von mal sinnvolle Vergrößerung spielt die Teleskopöffnung (mm)
Lesern, welche mir ihre Erfahrungen zur Austrittspupille (AP) eine elementare Rolle. Vergrößerung = ---------------------------
Verfügung stellen. Lediglich über das Hierbei handelt es sich um das Lichtbündel, 7 mm (AP)
Zusammentragen vieler Daten lassen welches das Teleskop endseitig verlässt.
sich signifikante Aussagen treffen. Der Die minimal sinnvolle Vergrößerung Für flächige Objekte heißt das, je größer
interessierte Leser darf somit nicht ver- wird über die maximale Pupillengröße die Austrittspupille, je heller das Objekt,
gessen, dass es sich bei den folgenden (Eintrittspupille = EP) des Menschen defi- aber desto geringer die Vergrößerung (und
Ausführungen um eine verallgemeinernde niert. Wenn die EP der AP entspricht, umgekehrt). In diesem Kontext ist es wich-
Zusammenfassung handelt und komplexe gelangt die größtmögliche Lichtmenge ins tig, die Terminologien der Gesamthelligkeit
Zusammenhänge vernachlässigt werden. Auge. Es muss aber an dieser Stelle darauf und Flächenhelligkeit zu differenzieren.
Nähere Erläuterungen zur Anatomie und hingewiesen werden, dass die minimal
Physiologie des menschlichen Auges fin- sinnvollste Vergrößerung nicht immer die Öffnung zählt doch
den sich in [2]. Im Kontext grundlegender bestmögliche Beobachtungsvergrößerung Eine größere Objektivöffnung ermöglicht
Aspekte zur Wahrnehmung astronomischer darstellt. Die maximale Pupillengröße ist bei punkförmigen Lichtquellen:
Objekte sei weiterhin auf die Artikel [1], individuell zu bestimmen und liegt maxi- a) eine höhere Auflösung
[3] und sowie die Bücher [6] und [7] ver- mal bei 7 - 8 mm. Wie bekannt, nimmt b) eine höhere Grenzgröße,
wiesen. Detaillierte Auseinandersetzungen die Pupillengröße im höheren Lebensalter
mit medizinischen Aspekten sind in [9] häufig ab (nicht linear!), so dass diese im so dass die optischen Vorteile leicht zu
und [10] sowie [11] möglich. Laufe der Zeit wiederholend vermessen erkennen sind [1]. Ein flächiges Objekt
werden muss. erreicht seine maximale Helligkeit bei der
Relevantes zum Auge minimal sinnvollen Vergrößerung. Diese
Das wohl wichtigste Instrument der Hinsichtlich der maximal sinnvol- ist erreicht, wenn die Austrittspupille 7
(Amateur-)astronomen stellt das Auge len Vergrößerung ist es von Bedeutung - 8 mm entspricht. Interessanterweise ist
dar. Registriertes Licht wird über den zwischen flächigen und punktförmigen die Flächenhelligkeit mit bloßem Auge,
Nervus opticus zum Gehirn geleitet und Objekten zu differenzieren. Punktförmige Fernglas oder einem 42“-Teleskop iden-
dort interpretiert. Die Pupille charakte- Objekte (zum Beispiel die Sterne eines tisch. Ein Teleskop hat also nicht die
risiert eine Lochblende, welche sich in Kugelsternhaufens) sollten sinnvoll bis zu Möglichkeit ein Objekt heller darzustellen,
ihrem Durchmesser den Lichtverhältnissen einer Austrittspupille von 0,5 mm vergrö- als es dem bloßen Auge möglich ist (vgl.
anpasst. Maximal erreicht diese eine ßert werden. Dieser Wert erklärt sich u.a. [6]). Warum lassen sich Objekte dennoch
Öffnung von 7 mm bis 8 mm, was den aus dem Auflösungsvermögen der Augen. im Teleskop erkennen, die allein unse-
später skizzierten Lichteinfall begrenzt. Bei flächigen Objekten kann eine maxi- rem bloßen Auge verborgen bleiben? Der

VdS-Journal Nr. 22
102 E i n s t e i ge r a s t r o n o m i e

Grund ist physiologischer Natur! Je größer Die Farbwahrnehmung Literaturverweise


das Objekt, desto heller wird dieses vom Es wurde bereits dargelegt, wie die Augen
Gehirn interpretiert. Es sollen an dieser mit unterschiedlichen Lichtintensitäten [1] Stoyan, R., Vergrößerung und Grenzgröße
Stelle die Vergrößerungen unterschied- arbeiten und welchen Einfluss dieses auf im Teleskop - Fallbeispiel M 13,
licher Teleskope im Hinblick auf ihre die astronomische Beobachtung hat. Wird Interstellarum 18 (2001)
Austrittspupille betrachtet werden: die maximale Austrittspupille als größt- [2] Lohuis, C., Das Auge - unser
mögliche Lichtmenge definiert, die ins Beobachtungsinstrument (Teil 1:
“Lidl-Scope”: 70 mm/7 mm = 10fach Auge gelangt, müssten bei entsprechender Anatomie aus Sicht des visuellen
8“: 203 mm/7 mm = 29fach Vergrößerung auch Farben am ehesten Beobachters), Interstellarum 36 (2004)
42“: 1120 mm/7 mm = 160fach wahrgenommen werden. Auch hier stellt [3] Pfleger, T., Flächenhelligkeit, Kontrast
sich die Frage, warum größere Optiken und Wahrnehmung bei flächenhaften
Die Austrittpupille ist in allen Instrumenten Farben darstellen und kleinere nicht, Objekten, Interstellarum 19 (2001), S. 16f
identisch und somit gleich hell. Bei wird doch bei einer AP von 7 mm - 8 [4] Lohuis, C., Ein wenig Mathematik,
identischer Austrittspupille erzielen die mm die größtmögliche Flächenhelligkeit NightSky 1/2002
Teleskope aber deutlich unterschiedliche erzielt. Der Grund ist gleicher Natur wie [5] Gotthold, S,. Ein wenig mehr Mathematik,
Vergrößerungen. Genau diese steigert die bei der Wahrnehmung von Objekten im NightSky 2/2002
Wahrnehmungschancen. Aus physiologi- Allgemeinen. Ein größerer Sehwinkel [6] Steinicke, W., Praxishandbuch Deep Sky
schen Gründen erscheint das Objekt mit erlaubt eine adäquatere Farbwahrnehmung. - Beobachtung von Sternen, Nebeln und
hoher Vergrößerung heller und wird somit Unter Berücksichtigung dieser Ausführ­ Galaxien, Kosmos-Verlag 2004
sichtbar. Unter diesem Sachverhalt macht ungen wurde als erstes Referenzobjekt M [7] Stoyan, R., Deep Sky Reiseführer, 3.
es auch hinsichtlich flächiger Objekte 42 (Großer Orionnebel) gewählt. Bereits Auflage, Oculum-Verlag, Erlangen 2004
Sinn, ein größeres Teleskop zu erwerben. mit kleinen Öffnungen lässt sich bei gro- [8] Karkoschka, E., Atlas für
Aber, werden großflächige Objekte beob- ßer Austrittspupille eine, relativ betrachtet, Himmelsbeobachter, 3. Auflage, Franckh-
achtet, an denen keine hohe Vergrößerung hohe Vergrößerung erreichen. Wie wir- Kosmos, Stuttgart 1997
notwendig ist, so reicht auch eine kleine ken sich in der Praxis diese theoreti- [9] Faller, A., Der Körper des Menschen, 12.
Teleskopöffnung. schen Überlegungen aus, ist die zu Anfang Auflage, Thieme-Verlag, Stuttgrat 1995
des Berichtes skizzierte Fragestellung. [10] Lippert, H., Anatomie - Text und Atlas,
Der Kontrast von einem Objekt ergibt Werden Farben beobachtet? Wenn ja, 5. Auflage, Urban & Schwarzenberg,
sich aus dessen Flächenhelligkeit und welche? Welche Vergrößerung wird mit München, 1989
der Differenz zum Himmelshintergrund einer AP von 7 mm - 8 mm am Teleskop [11] Pschyrembel - Klinisches Wörterbuch,
(-> Himmelsvordergrund). Der „Atlas erzielt und wie wirkt sich dieses auf die 258. Auflage, Walter de Gruyter, Berlin
für Himmelsbeobachter“ von Erich Farbwahrnehmung aus. Aus diesem Grund 1998
Karkoschka“ ermöglicht in diesem wäre es hilfreich, ein möglichst großes [12] www.astronomie.de
Zusammenspiel eine erste Einschätzung, Spektrum von Erfahrungen zu integrieren. [13] www.nightsky-online.de
ob ein Objekt sichtbar ist oder nicht. [14] www.avgb.de
Im Kapitel „Erläuterungen“ wird ein gro- Wer Interesse an diesem Projekt hat, sollte
ber Wert für den Himmelsvordergrund den untenstehenden Fragebogen ausfüllen
angegeben, der dann im Vergleich zur und an die E-Mail-Adresse Lohuis@T-
Flächenhelligkeit eines Objektes gesetzt Online.de senden. Noch ein wichtiger
werden kann. NGC 6960 besitzt nach Tipp: Wenn Farben beobachtet werden
Karkoschka eine Flächenhelligkeit von sollen, dürfen Objekte nicht mehr „indi-
12 mag pro Quadratbogenminute. Der rekt“ beobachtet werden. Das Objekt
Himmelsvordergrund muss entsprechend muss direkt fokussiert werden, so dass
dunkel sein, damit das Objekt sichtbar die Lichtquanten direkt auf und um den
ist. Die Differenz beider Werte ergibt Gelben Fleck fallen. Hier befinden sich
den Kontrast. Wie dargelegt, ist bei der die für das Farbsehen notwendigen Zapfen
Beobachtung parallel die Vergrößerung [vgl. 2].
von Bedeutung. Unter diesem Sachverhalt
kann bei identischen Bedingungen und Rückblick
Austrittspupille, dass Objekt bei einer Seit Beginn des Projektes wurden Frage­
höheren Vergrößerung sichtbar sein bögen über astronomie.de online gestellt.
und bei einer geringeren nicht. Diese Parallel gab es Befragungen und intensive
Komponente muss hinsichtlich der Diskussionen auf dem PaS (Praktischen
Wahrnehmbarkeit Berücksichtigung fin- astronomischen Samstag) in Neuenhaus
den. Der Punkt, an dem das Objekt sichtbar sowie dem ATT. Aktuell liegen über 120
wird, wird als Kontrastschwelle bezeich- Datenbögen vor, welche zum Teil bereits
net. Die Differenz zwischen Kontrast ausgewertet wurden und erste Tendenzen
und Kontrastschwelle wird von Thomas erkennbar sind. Im Kontext der Objektivität
Pfleger als Kontrastreserve definiert. Je werden diese erst später publiziert.
größer dieser Wert, desto einfacher kann
ein Objekt wahrgenommen werden.
VdS-Journal Nr. 22
E i n s t e i ge r a s t r o n o m i e 103

Der perfekte Urlaub, Familie und Astronomie


im Allgäu – Reisebericht eines Familienvaters
von Oliver Schneider

Unser diesjähriger Sommerurlaub wurde


schon im Mai 2005 besprochen und gebucht,
es sollte auf einen Ferienbauernhof in den
Allgäu gehen. Familienurlaub mit Kühen,
Reiten, Traktor fahren und all den anderen
schönen Sachen auf einem Bauernhof. Als
Familienvater mit 2 Söhnen im Alter von
5 und 8 Jahren ist das genau das Richtige,
sagte meine Frau und ich stimmte dem zu.
Denn wenn die Kinder beschäftigt sind,
haben die Eltern Urlaub. Schnell wech-
selten meine ersten Gedanken vom
Familienvater zum Hobbyastronom und
diese Gedanken drehten sich nicht um
Stallausmisten und Kühe melken sondern
natürlich wie immer, wenn ich irgendwo-
hin fahre um die Frage „Wie ist da wohl
der Himmel, was kann man zu der Zeit
interessantes sehen und ablichten, ob es
da Strom gibt, habe ich auch mal Zeit und
Ruhe dafür....“ Abb. 1:
M 8 Lagunennebel Celestron C 5 bei f 6,3 selbst modifizierte Canon Eos 350D, 3 x 5
Wie eingangs geschrieben, buchten wir min, 1600 Asa
schon Anfang Sommer 2005 für Ende
Juni 2006. Die Zeit verging wie im Fluge
und plötzlich hatte ich nur noch ein paar
Tage bis zur Abreise. Immer noch hatte
ich Zweifel, ob ich denn mal wieder alles
mitschleppen soll, um dann doch an einem
unbekannten Ort zu sehen, dass irgendet-
was nicht funktionierte oder der Himmel
nicht gut ist. Stress anstatt Urlaub. Meine
Reiseausrüstung hatte ich für Deep-Sky-
Objekte noch nie benutzt, mir fehlte auch
ein kleines Leitrohr. Natürlich hatte ich
verpasst, dieses zu besorgen und alles
zu testen. Einen Abend vor der Abreise
war ich immer noch unentschlossen. Dann
aber half das Schicksal aus, indem mein
Sternfreund Michael Wenge, dem ich
immer noch dankbar dafür bin, mir ein
kleines Leitrohr leihte. Ich konnte das
Leitrohr an meinem Reisefernrohr, einem
Celestron C 5 mit meiner Canon Digital
DSLR 350D sogar noch am gleichen
Abend an einem klaren Himmel testen und
es zeigte sich, dass alles mit der Technik
klappen sollte. Mein Entschluss stand fest,

Abb 2:
M 20 Trifidnebel
Celestron C 5 bei f 6,3,
selbst modifizierte Canon Eos 350D,
3 x 5 min, 1600 Asa
104 E i n s t e i ge r a s t r o n o m i e

meine Ausrüstung kommt mit in`s Allgäu. nannten, beschloss ich aber, erst einmal Nachdem ich meine Ausrüstung in Betrieb
Trotzdem hatte ich mir mit Hilfe der meine Ausrüstung auf dem Bauernhof auf- hatte, wartete ich auf den Sonnenuntergang.
Nürnberger CCD Mailliste zwei Adressen zubauen. Dort konnte ich alles einfach Der Mond stand 5 Tage nach Neumond
samt Öffnungszeiten für öffentliche auch tagsüber einjustiert stehen lassen. am Himmel. Jupiter und Arktur zeigten
Sternwarten besorgt, um auch bei schlech- Ich bezog mit meinem Fernrohr samt sich als erstes, dieser wurde den anderen
tem Wetter wenigstens mal eine ande- Montierung am Rand einer Wiese einen Gästen und den Gastgebern im Fernrohr
re Sternwarte zu besuchen. Dafür hier Standort, der eine sehr gute Horizontsicht neben dem Mond gezeigt und über das
auch noch mal ein Dankeschön an die Richtung Süden versprach. Strom Weltall diskutiert. Als die astronomische
Mitglieder der CCD-Mailliste, auch wenn für meine Ausrüstung konnte ich über Dämmerung einsetzte, wurde die ganze
es zu keinem Besuch kam. eine Kabeltrommel vom angrenzen- Pracht des Himmels trotz Mond sichtbar,
den Pferdestall bekommen, aber wie man konnte die Milchstrasse über den
Nach 6 Stunden Fahrzeit mit ruhigen, sich zeigte, brauchte ich diesen nicht in ganzen Horizont sehen. das einzige, was
dezent nachfragenden Kindern wegen der Anspruch zu nehmen. Meine Akkus für störte, war das Mondlicht. Doch als die-
Ankunftszeit, kamen wir in Haidgau auf Montierung und Kamera spielten gut mit. ser hinter einem Bergrücken verschwand
dem Ferienbauernhof der Familie Rösch Am Anreisetag abends war es bewölkt, wurde es mit einem mal ganz dunkel und
[1] an. ich konnte mir aber ein Bild machen über ein atemberaubender Himmel, den ich aus
Haidgau ist ein kleiner Ortsteil von Bad die Lichtverschmutzung, die im Umland meinem westfälisch-lippischen Heimatort
Wurzach und liegt an einer Straße in herrscht. nicht gewohnt bin, wurde sichtbar.
Richtung Bad Waldsee am westlichen Dabei erlebte ich meine erste Über­ Bei mir zuhause ist der Himmel, ob mit
Rand des Allgäu. Er ist ca. 680 m über raschung. 5 Tage altem Mond oder ohne, immer
NN hoch gelegen und von einigen typisch Es gibt in Haidgau selbst sowie in den klei- gleich hell, der Mond fällt dabei nicht auf.
für den Allgäu Gras bewachsenen Hügeln nen Orten rund herum keine eingeschal- Die Milchstraße stand hell über mir, mit
umgeben, die Teilweise an die 900 Meter teten Straßenlaternen. Nur Bad Wurzach, einzelnen Dunkelwolken, die scheinbare
Höhe NN heranreichen. Zu den Ausläufern ca. 6 km entfernt sowie eine Glasfabrik Teilung der Milchstraße in zwei Arme
der Alpen ist es eine Fahrt von gut 1 im Nordosten haben eine Lichtkuppel. zum Südhorizont, alles war wunderbar zu
Stunde. Im Süden ist eine kleine Lichtkuppel des sehen. Sternbilder wie der Cepheus oder
Ortes Kißlegg zu sehen. Dieser ist ca. 12 Schwan waren kaum noch zu erkennen,
Wir waren nach der Ankunft kaum aus dem km entfernt. Dort wird eine Kirche ange- sie gingen in der Sternenanzahl unter.
Auto gestiegen, als meine beiden Söhne leuchtet. Südwestlich meines Standortes Nordamerikanebel, Schildwolke, alles
schon einmal über den Innenhof liefen und ist eine flache Lichtkuppel des 15 km ent- wunderbar mit freiem Auge. Nachdem
die zahlreichen Spielzeugfahrzeuge teste- fernten Ortes Weingarten-Ravensburg zu M 31 aufging, war diese als wirkliche
ten. Urlaubsbeginn.... sehen. Das lässt auf einen dunklen Himmel große Scheibe zu sehen, nicht wie bei uns
Nachdem die gemütliche Ferienwohnung bei klarem Wetter hoffen. In der ers- zuhause als kleiner verwaschener läng-
bezogen war und eine erste Hofführung ten Urlaubswoche herrschte wechselhaf- licher Fleck. Ich kann die Grenzgröße
mit anschließenden Erdbeerkuchenessen tes, heißes Gewitterwetter, was abends zu schlecht schätzen, habe es deshalb auch
den Nachmittag beschloss, meldete sich wunderschönen Sonnenuntergängen in den nicht versucht.
wieder der Astronom in mir. Ich begann Wolken führte. Trotzdem konnte ich durch Ich habe insgesamt 3 tolle klare Nächte
auf dem Gelände des Bauernhofes meine ein paar Wolkenlücken hindurch meine hintereinander verbringen können. Die
Standortsuche für meine Ausrüstung. Nach Montierung einnorden und war für klares Himmelsbedingungen waren vergleichbar
einem Gespräch mit den Gastgebern, die Wetter bereit. Am Freitagabend, 1 Woche mit dem südfranzösischen Sternenhimmel,
mir ein paar Standorte in der Umgebung nach Anreise, war der Himmel sehr klar. den ich 2003 kennen gelernt hatte. Die
ruhige Nacht, die Pferde im Stall nebenan,
der tolle Himmel über mir, das war schon
ein tolles Erlebnis.
Einzig ein Gedanke kam mir ab und zu,
„Wo war Bruno?“. Bruno ist der Bär, der
wochenlang unterwegs war und seinen
Fängern immer wieder entkam, bis er
schließlich leider erlegt, anstatt gefangen
wurde. Zum Glück nicht in der Nähe von
meinem Fernrohr und mir!
Ich konnte mit meiner Ausrüstung ein
paar Astroaufnahmen machen. Es stellte
sich aber leider heraus, das die Abbildung
meines C 5 mit Shapleylinse, die die Brenn­
weite des Fernrohres auf f 7 (ca. 800 mm)
verkürzte, nicht so gut ist. Auch der feh-
lende Deklinationsmotor führte zu einer
eingeschränkten Belichtungszeit.
Abb. 3:
Der Bauernhof Das alles hört sich sehr nach Astrourlaub
VdS-Journal Nr. 22
E i n s t e i ge r a s t r o n o m i e 105

Abb. 4: Mein Standort Abb. 5: Meine Ausrüstung

an, nicht nach Familienurlaub: Ich näch- sem Urlaubsgefühl freundschaftlich bei. haben. Und natürlich auch den andern
telang am Fernrohr und danach müde Natürlich wurden auch Fahrten in ein Gästen auf dem Hof, mit denen so man-
und mit den Bildern beschäftigt, tagsü- Freibad oder auch zum Bodensee etc. cher Abend auch ohne Astronomie bei
ber immer mal wieder an der Ausrüstung unternommen, wegen der großen Hitze Getränken, WM schauen auf der hofeige-
am basteln. Aber genau das war ja kein tagsüber war das aber nicht gerade so nen Großbildleinwand und Diskutieren bis
Problem, unsere Kinder waren auf dem toll, und eigentlich auch nicht notwendig. zum Dunkelwerden beendet wurde.
Ferienbauernhof immer mit den zahlrei- Auf dem Hof war immer was los. Ob
chen anderen Kindern unterwegs, holten Ponyreiten oder Kutschfahrt, Käsespätzle Wir kommen wieder und das Fernrohr ist
mit dem Bauern Gras für die Kühe ein, machen oder Kühe melken, genug für alle. auf jeden Fall mit dabei!
spielten im Streichelzoo und auf dem gan- Das Freibad war bei den Temperaturen von
zen Hof, oder suchten unter den glucken- 35 Grad und mehr natürlich eine wirkliche
den Hühnern nach Eiern. Meine Frau war Erholung.
beschäftigt mit Lesen, Malen, Stricken Der Urlaub stand unter einem Motto: [1] Internetadresse des Ferienbauernhofes
oder hat einfach nur die Seele baumeln Familie und Astronomie im Einklang! Rösch: http://www.ferienhof-roesch.de
lassen, was ich nach dem Gerätecheck Unser herzlicher Dank gilt der Familie
und Ausschlafen auch getan habe. Die Rösch, bei der wir uns als Familie, und ich
anderen Gäste mit Kindern trugen zu die- speziell als Astronom, sehr wohl gefühlt

Mein Weg in die VdS


von Olaf Fritz
Wer kann sich schon der Faszination des beschäftigen. Bei der Internet-Recherche Im Großen und Ganzen eine überzeu-
nächtlichen Sternenhimmel entziehen, bei Wikipedia [3] entdeckte ich einen gende Präsentation der VdS, welche mir
wenn die Wolkendecke aufbricht und Eintrag über Amateurastronomie, die Entscheidung für eine Mitgliedschaft
unzählige Sterne sichtbar werden und um mit einen Link zur VdS-Homepage. leicht machte. Seit Juli 2006 bin ich nun
die Wette funkeln? Nun, ich nicht. Und Bedauerlicherweise stürzte mein Rechner offizielles Mitglied der VdS und prompt
im Mai 2006 hatte ich genug davon, ohne mehrfach ab, beim Versuch Informationen bekam ich wieder Post, diesmal war es ein
Hand und Fuß zu den Sternen empor zu über die VdS abzurufen. Also entschied kleines Willkommenspräsent (3 Ausgaben
blicken und keine Ahnung davon zu haben, ich mich für die klassische Form der des VdS-Journals für Astronomie), eine
was ich da eigentlich sah. Um meine Kontaktaufnahme, nämlich per Post. Nach schöne Geste, wie ich finde. Resümierend
Neugier über die Sterne zu befriedigen, einigen Tagen erhielt ich ein DIN A4 gro- kann ich für mich festhalten, dass es
durchstöberte ich zunächst die heimischen ßes Kuvert von der VdS. Darin war ein eine gute Entscheidung gewesen ist,
Bücherregale meiner Familienangehörigen informativer Brief des Vorsitzenden Herrn den Sternfreunden beizutreten. Der
und wurde fündig. „Die Faszinierende Guthier [4] enthalten, der kurz und präzise Mitgliedspreis erscheint mir angemessen
Welt der Astronomie!“ [1] sollte das erste über die wichtigsten Daten und Leistungen zu sein, die Homepage der VdS ist über-
Werk sein, das ich über die Astronomie der VdS berichtete. Ferner enthielt die- sichtlich gestaltet und enthält eine Vielzahl
las. Kurz darauf besorgte ich mir das ses Info-Paket, die Broschüre „Erlebnis von Informationen – auch für Greenhorns
Astronomieprogramm „3D Atlas des Astronomie“, in der sich die verschiede- – und die Vereinszeitung ist auf einem
Universums“ [2]. Mit diesen beiden nen VdS-Fachgruppen präsentieren, die hohen Niveau. Ich hoffe, dass dieser
Medien eröffnete sich für mich eine ganz Vereinssatzung der VdS, ein Info-Flyer positive Ersteindruck in Zukunft erhalten
neue Perspektive und der Wunsch, mich zum bevorstehenden 4. Astronomietag und bleibt und wünsche allen Sternfreunden
intensiver mit diesem Wissensgebiet zu das aktuelle VdS-Journal für Astronomie. stets gute Sicht.

VdS-Journal Nr. 22
106 zum n a c h d e n ke n

Die Vereinigung der Sternfreunde


und ihre „Maler“
von Manfred Deutschmann

In ihrem Leserbrief in der Nr. 20 unse- Umwelt ins Spiel. In einem Gespräch zum „Malen“. Von Belang ist, dass jeder
res Journals bedauert Evelyn Petkow, über die zunehmende Lichtverschmutzung darin frei nach seinem ganz persönlichen
dass „wortmalerische“ Beiträge zu kurz sagte jemand, er sie nicht dafür zustän- „Vermögen“ – dieser Begriff gilt in dem
kommen. Da hatte ich mein Stichwort: dig, ob und wie wir mit unseren opti- Zusammenhang in doppelter Bedeutung!
„Wortmalerei“. Meine These dazu: Alle schen Instrument zurecht kommen. Meine - pinseln kann. Sehr begrüßt habe ich
Beobachter und/oder Autoren „malen“ am Erwiderung: „Ich habe dasselbe Recht auf die informativen Gedanken zu großen
gewaltigen Gemälde des uns zugänglichen das Erleben eines klaren Himmels wie Du „Öffnungen“ von Peter Riepe und Harald
Himmels. Was soll hier unter „malen“ auf das Erleben von Fußballspielen!“. Tomsik in Nr. 20, mit denen sie eine alte
verstanden werden? Wer bewusst beo- Zwei Gruppen in unserer Vereinigung Kontroverse versachlichen und auf diese
bachtet, prägt sich das Geschehene als „malen“ in zweierlei Ausdrucksformen Weise ausgesprochen hilfreich sind.
gedankliches, bildliches, gefühlsmäßiges am gemeinsamen Himmel. Hierin sind Einige der vorstehenden Betrachtungen
Erleben im Gehirn ein („Engramme“). sie vereint. Doch wie steht es um die lassen sich in Verse fassen, etwa so
Beobachter „malen“ so ihre Eindrücke Verständlichkeit beider? Für „Wortmaler“
zunächst ins Hirn. Autoren (lt Otto Guthier steht Objektivität nicht im Vordergrund.
bis Nr. 20 des Journals ca. 700 Autoren Kommen Sie allerdings zu Urteilen, Vereint sind viel` Freunde der Sterne,
mit über 1500 Beiträgen) übertragen ihre ist auch Ihnen geboten, ernsthaft um im gesamten Bundesland.
Kopfmalereien auf Papier. Ausgewogenheit als Indiz für Objektivität Sie betreiben ihr Hobby gerne
Hier sind zwei Gruppen zu unterschei- bemüht zu sein. „Wortmaler“ hoffen dar- Sind für Qualität bekannt.
den. Die eine Gruppe bemüht sich eif- auf, mit subjektiver Sprache über sub-
rig, betont naturwissenschaftlich und jektive Eindrücke Brücken zum Leser zu Die schauen begeistert empor zum
möglichst objektiv zu arbeiten, die schlagen, hoffen, dass der Funke über- Himmel,
„Tech-Maler“. Sie bedienen sich nicht springt. Die „Tech-Maler“ wirken erfolg- bestaun` des Firaments herrliche Pracht,
nur der Astrofotographie, sondern reich am Verobjektivieren ihrer Daten, orientieren sich in der Objekte Gewimmel,
auch der Astrometrie, der Photometrie, und das ist sehr erfreulich. Doch darf sind der Welt entrückt so manche Nacht.
Spektroskopie, Computer-Astronomie. die Frage erlaubt sein, welcher Anteil
Sie führen Messungen und Berechnungen der Leser sie wirklich versteht. Ich habe Wir erspähen ferne Welten,
durch und malen Messreihen, Tabellen, meine Schwierigkeiten, wenn mir ein spür`n `nen Hauch von Ewigkeit,
Kurven, Grafiken, dazu viele großartige Beitrag geboten wird, der gespickt ist alte Horizonte nicht mehr gelten.
Fotos. Eine wichtige und hervorragen- mit unerklärten Fachausdrücken. Die Alles im All hat seine Zeit.
de Arbeit, deren Gewissenhaftigkeit mich Fachsprache betrifft ja nicht nur tech-
immer wieder erfreut. Da werden auch nische Verfahrensweisen, sondern auch Wir gehen an das Werk mit Eifer,
Fehlergrenzen ermittelt, offen wird von hingeworfene Ausdrücke für technische sind von ganzem Herzen dabei,
eigenen Fehlversuchen berichtet. Es wird Gegenstände und spezielle Messdaten, werden durch Entwicklung reifer,
klar festgestellt, es sei „sehr schwer“, unbekannte Formeln. Ich appelliere an halten uns von Zwietracht frei.
aus Amateurbeobachtungen wissenschaft- das „Astro-Herz“ einiger unserer Physiker
lich bedeutsame Ergebnisse zu erzielen, und Ingenieure, gnädiger mit den Lesern Wir sind freudig am Gestalten,
z.B. weil man das heimische Wetter nicht umzugehen. Diese möchten das Gelesene „malen“ stets am großen Bild
ständig und kontinuierlich beobachten auch verstehen und es nicht mit einem von des Kosmos mächtig Walten.
kann“ (Markus Schabacher in Nr. 20 der „Na ja, der kennt sich halt aus“ bewenden So wird mancher Traum erfüllt.
Journals). lassen.
Bei der zweiten Gruppe, den „Wortmalern“, Ausdrücklich hervorheben möchte ich: Beobachter sind wie Himmelsjäger,
geht es da subjektiver zu. Sie geben ihre Auf das Individium bezogen kommt es spüren jedes Photon auf.
geschauten Eindrücke in Worten wieder, oft zu einer Mischung zwischen den zwei Und sie sind die wahren Träger
versuchen, ihr Erleben sprachlich auszu- Gruppen. Ich kenne genug Mitglieder, des Wissens von der Gestirne Lauf.
dücken und verständlich zu machen. Hier die bei stattlicher technischer Ausstattung
geht es vorrangig um die Ästhetik des und entsprechender Betätigung auf das Meister im Umgang mit Geräten
Himmels und die Fähigkeit zum Staunen. staunende Innehalten und Gewahrwerden vom Fernglas bis zur Tech digital.
Der Wert-Aspekt kommt voll zum Zuge, nicht verzichten wollen. In der Nr. 20 Oft gilt es, sich nicht zu verspäten,
ein Anspruch auf Wissenschaftlichkeit des Journals präsentiert Evelyn Petkow etwas verpassen, das wär` fatal.
dürfte kaum erhoben werden. Mir selbst mit zwei Beiträgen und ihrem Leserbrief
erscheint das erlebnisbezogene und betont ein gelungenes Beispiel. Zu betonen ist Das Journal gereicht zur Ehre
reflektierende Besinnen auf das Geschaute, vor allem die volle Anerkennung, die der mit vielschichtigem Inhalt.
auf das, was wir insgesamt machen, wich- Redaktion gebührt. Sie gibt mit einem An Autoren keine Leere,
tig. Unverhofft kam dabei kürzlich die ausgezeichneten Journal Gelegenheit Qualität gewinnt Gestalt.
VdS-Journal Nr. 22
zum n a c h d e n ke n + be o b a c h t e r f o r um 107

Inserentenverzeichnis
Freunde in fast jedem Lande
teilen unsere Begeisterung, APM Teleskopes, 9 Meade Instruments Europe, 27
„malen“ mit uns am All-Gewande, Saarbrücken Borken
halten Astronomie in Schwung.
Astrocom, 11 OCULUM-Verlag, 93
Gräfelfing Erlangen
Zugang für viele Menschen ist offen

mit unserm Tag der Astronomie. Astro-Shop, U2 Optische Geräte Wolfgang Lille, 125
Und wir können freudig hoffen: Hamburg 45 Heinbockel
Manche davon vergessen uns nie.
ATT 97 Photo Universal, 37
Freunde, den Kosmos woll` n wir loben, Fellbach
er ist das Wunder dieser Welt. Baader Planetarium, U4
Perspektiven werden zurecht geschoben, Mammendorf Spektrum der Wissenschaft 17
nichts gibt`s, was uns mehr gefällt. Verlagsgesellschaft mbH, 89
Gerd Neumann jr., 15 Heidelberg
Hamburg
Diese Verse lassen sich singen, und zwar
Dieser Ausgabe liegt eine Beilage
nach der Melodie: „Freunde, lasst uns
Intercon Spacetec GmbH, 61 der Firma Friedrich-Verlag, Seelze
fröhlich loben...“. Versuchen Sie es! Es Augsburg bei.
soll übrigens Vereinigungen geben, die ihr
eigens Lied haben, die Verse 1-5 und 11 Kosmos, 47
würden sich als Strophen dafür eignen. Stuttgart

Messung der Fixsternparallaxe


des Sterns Ross 248
von Erwin Schwab und Rainer Kresken

Auf der Starkenburg-Sternwarte Heppen­ sichere Nachweis einer Fixsternparallaxe Pixelgröße von 24 μm. Am genannten
heim haben sich in den Jahren 1999 bis 2002 gelang Friedrich W. Bessel (1784-1846). Teleskop ergibt sich somit ein Gesichtsfeld
mehrere Beobachter* mit der Astrometrie Seine Ergebnisse über die Parallaxe des von 21´ x 21´.
des Sterns Ross 248 beschäftigt, mit dem Sterns 61 Cygni veröffentlichte er im Jahr Da der Stern Ross 248 eine Helligkeit
Ziel, dessen Entfernung durch trigonome- 1838. von 12,3 mag hat, konnte mit einer rela-
trische Parallaxe zu bestimmen. Es wird tiv kurzen Belichtungszeit gearbeitet wer-
in diesem Artikel gezeigt, dass auch mit Beobachtungen an der Starkenburg- den. Die Belichtungszeit ist so gewählt
den Geräten der Amateurastronomen die Sternwarte worden, dass genügend Vergleichssterne
Messung von Fixsternparallaxen naher An der Starkenburg-Sternwarte Heppen­ abgebildet werden. An der beschrieben
Sterne möglich ist (der Stern Ross 248 heim [1] wurde im Jahr 1999 bis 2002 Teleskop-CCD-Kombination reicht eine
gehört zu den zehn nächsten Sternen). der Stern Ross 248 an 32 Nächten jeweils Belichtungszeit von 10 Sekunden, um bei
3- bis 6-mal pro Nacht fotografiert. Als guter Wetterlage und Horizonthöhe eine
Die trigonometrische Parallaxe ist die Teleskop diente ein Newton-Reflektor Grenzhelligkeit von mindestens 16 mag
Veränder­ung der Blickrichtung zu einem mit 450 mm Durchmesser und 2000 zu erreichen.
nahen Stern gegenüber dem Himmels­ mm Brennweite. Fotografiert wurde mit Bereits beim ersten Vergleich eines unse-
hintergrund, die durch den Lauf der Erde einer professionellen Digitalkamera, der rer Fotos mit einer Sternkarte des glei-
um die Sonne hervorgerufen wird. Es AP7 des Herstellers Apogee [2]. Diese chen Gebietes fällt auf, dass sich der
„spiegelt“ sich in der Bewegung des Sterns sehr lichtstarke Digitalkamera mit über Stern Ross 248 nicht mehr an der Position
am Firmament die Erdbahn wider. Er 80% Quanteneffizienz wurde 1999 ange- der Sternkarte befindet. Noch deutlicher
beschreibt im Laufe eines Jahres je nach schafft und aufgrund der Aktivitäten der wird diese Positionsveränderung sicht-
Himmelsposition eine Ellipse, einen Kreis Beobachter der Starkenburg-Sternwarte bar beim Vergleich mit einer Aufnahme
oder eine Linie an der Sphäre. Wobei der Heppenheim auf dem Gebiet der aus dem Jahr 1952, die am Palomar
Kreis und die Linie die Extremkurven Kleinplaneten-Astrometrie teilweise durch Observatory [3] entstand. Grund dieser
sind, wenn sich der Stern exakt am Pol das hessische Ministerium für Wissenschaft offensichtlichen Positionsveränderung ist
der Ekliptik oder in Richtung der Ekliptik und Kunst finanziert. Der CCD-Chip die- die Eigenbewegung des Sterns Ross 248.
befindet. Die Parallaxe ist der Betrag der ser Kamera ist der SITe SI-502 mit 512 x Die Fixsternparallaxe ist nicht durch bloßes
großen Halbachse der Ellipse. Der erste 512 Pixel auf 12,3 mm x 12,3 mm bei einer Betrachten der Fotos erkennbar.

* Beteiligte Beobachter der Starkenburg-Sternwarte Heppenheim: A. Busch, M. Busch, P. Geffert, A. Heller, F. Hormuth, S. Klügl, S. Kraus, R. Kresken, J. Rothermel,
E. Schwab, R. Stoss

VdS-Journal Nr. 22
108 B e o b a c h t e r f o r um

Um die Fixsternparallaxe erkennen zu


können bedurfte es einer exakten astro-
metrischen Auswertung unserer ins-
gesamt 158 Fotos aus 32 Nächten.
Aus den Ergebnissen der drei bis sechs
Positionsmessungen einer Nacht wurde
der Mittelwert gebildet (siehe Tabelle der
Positionsmessungen). Vermessen haben
wir die Aufnahmen mit der Astrometrie-
Software Astrometrica [4] unter Benutzung
des Referenzstern-Katalogs UCAC2 [5].
Bei der Astrometrica-Software muss für die
Ermittlung der Positionen eine Ausgabe-
Genauigkeit von 0,01“ eingestellt werden,
da im Normalmodus nur mit 0,1“ aus-
gegeben wird. Bei unserem Gesichtsfeld
von 21´ x 21´ verwendeten wir über 180
Referenzsterne von 10 bis 16 mag. Eine
zur Kontrolle vorgenommene zusätz-
liche Auswertung mit dem Sternkatalog
GSC-ACT [6] unter Verwendung von 48
Referenzsternen im Bereich von 10 bis
15 mag ergab eine stärkere Streuung der
Messwerte, weshalb diese hier nicht gezeigt
wird. Unsere ursprüngliche Meinung war,
dass es unabhängig vom Referenzstern-
Katalog ausreiche, konsequent den glei-
chen Sternkatalog und daraus möglichst
die gleichen Referenzsterne zu verwenden.
Weshalb nun mittels UCAC2-Katalog bes-
sere Ergebnisse erzielt werden als mittels
GSC-ACT, ist uns nicht ganz klar. Sicher
ist, dass es nicht an der höheren Anzahl der
Referenzsterne liegt. Kontrollmessungen
unter Verwendung der 30 hellsten Sterne
(bis 13 mag) des UCAC2-Katalogs auf
unseren Aufnahmen ergab keine signifi-
kante Abweichung zu den Messungen mit
VdS-Journal Nr. 22
B e o b a c h t e r f o r um 109

über 180 Referenzsternen (bis 16 mag). sich keine Datenpunkte in der Nähe der die sogar nur um 1 % vom Literaturwert
Ellipsen-Kurve befinden (Mitte Februar bis abweicht. Der gemessene Positionswinkel
Auswertung und Ergebnisse Ende April) wurden keine Fotos gemacht, der Bewegungsrichtung weicht um
Der Verlauf der Bewegung des Sterns Ross da der Stern Ross 248 zu nahe am Horizont rund 6° von der Literaturangabe ab. Es
248 am Firmament wird nach Auftragen war. Die Form der Parallaxen-Ellipse ist, hat sich somit gezeigt, dass selbst mit
der aus unseren Aufnahmen ermittelten wie in der Einleitung bereits erwähnt, Amateurmitteln passable Ergebnisse erzielt
Positionen in Abbildung 2 sichtbar. Im abhängig von der Höhe des Sterns über der werden können.
Wesentlichen ist die Bewegung domi- Ekliptikebene. Das Verhältnis der kleinen
niert von der bei nahen Sternen üblichen zur großen Halbachse der Ellipse ist somit Anmerkungen zur Messgenauigkeit
schnellen scheinbaren Eigenbewegung. der Sinus des ekliptikalen Breitengrads. Bemerkenswert für diejenigen Leser, die
Die Bewegung aufgrund der jährlichen Für den Stern Ross 248, der auf 41,5 sich nicht mit der Positionsmessung von
Fixsternparallaxe ist hier nur durch die Grad ekliptikaler Breite liegt, ergibt sich Himmelsobjekten beschäftigen, ist die
periodische Schwankung erkennbar. Die somit ein Verhältnis von kleiner zu großer Tatsache, dass das „Gesichtsfeld“ eines
zusammen mit den Messwerten dargestell- Halbachse von 0,66. Die Neigung der einzelnen Pixels bei unserer verwende-
te Kurve ist die Überlagerung der jährli- Parallaxen-Ellipse beträgt -32,0 Grad (0 ten Teleskop-Digitalkamera-Kombination
chen Parallaxe und der Eigenbewegung. Grad ist Norden und +90 Grad ist Osten), eine Größe von 2,5´´ x 2,5´´ hat, wogegen
Zur Darstellung dieser Kurve haben wir ein da das ekliptikale Koordinatennetz in die astrometrische Messgenauigkeit unse-
Modell entworfen und die drei Parameter Bezug zum äquatorialen Koordinatennetz rer Ergebnisse bei 0,05 Bogensekunden
Entfernung sowie Eigenbewegung in an der Position von Ross 248 um diesen liegt. Die Messgenauigkeit in unserem Fall
Rektaszension und Deklination variiert bis Winkel gedreht ist. ist also rund 1/50 der Breite eines Pixels!
die Kurve am besten unseren Messwerten Im Folgenden sind unsere Ergebnisse im Die ermittelte Parallaxen-Ellipse mit einer
entsprach. Die Parameter, die wir somit Vergleich mit den Werten von Ross 248 Ausdehnung von rund 0,7 Bogensekunden
aus unseren Messungen, erhielten sind aus der Literatur [7] zusammengefasst: ist kleiner als 1/3 der Abmessung eines
folgende: einzigen Pixels der Digitalkamera! Wie
Wir erhalten also eine Entfernung, die es zu dieser so genannten Subpixel-
Entfernung von Ross 248: 8,6 Lj um rund 18 % und eine Eigenbewegung, Messgenauigkeit in der Astrometrie
Eigenbewegung von Ross
248 in Rektaszension: + 0,25“/Jahr
Eigenbewegung von Ross Entfernung Parallaxe Eigenbewegung Positionswinkel*
248 in Deklination: - 1,58“/Jahr Starkenburg-Sternwarte
(E. Schwab, R. Kresken, M. Busch) 8,6 Lj 0,372“ 1,599“/Jahr 171,01°
Nach Abzug der aus unseren Messungen Literaturwert 10,32 Lj 0,316“ 1,617“/Jahr 177,00°
ermittelten Eigenbewegung wird die (W. Gliese)
Ellipse der Fixsternparallaxe gut sicht- * Positionswinkel der Bewegungsrichtung: 0 Grad ist Norden und +90 Grad ist Osten
bar (siehe Abbildung 3 „Parallaxe des
Sterns Ross 248“). In dem Bereich, in dem Tab. 1:

kommt, soll im Folgenden verdeutlicht


werden.
Eine bei längeren Belichtungszeiten durch
die Luftunruhe „verschmierte“ Abbildung
eines Sternscheibchens kann mathema-
tisch durch eine zweidimensionale Gauß-
Verteilung (Glockenkurve) beschrieben
werden. Die Intensitätsverteilung die-
ser Funktion wird von den Pixeln der
Digitalkamera registriert. In der hier
gezeigten schematischen Darstellung befin-
det sich zur einfacheren Beschreibung der
Maximalwert dieser Gauß-Verteilung eines
Sternscheibchens zunächst exakt zwischen
zwei Pixeln. Es fallen somit genau so viele
Lichtquanten auf das linke wie auf das
rechte Pixel, in unserem Beispiel jeweils
50. Verschiebt sich nun, wie in der nächs-
ten schematischen Darstellung gezeigt,
das Sternscheibchen um nur 1/5 der
Abmessung eines Pixels, dann verändert
sich das Verhältnis der auf dem linken und
rechten Pixel einfallenden Lichtquanten in

VdS-Journal Nr. 22
110 B e o b a c h t e r f o r um

Nr. Datum Rekt. Dekl.



h m s ° `
1 30.11.1999 23 41 54,989 44 10 38,84
2 06.01.2000 23 41 54,969 44 10 38,49
3 14.01.2000 23 41 55,000 44 10 38,58
4 19.01.2000 23 41 54,998 44 10 38,50
5 25.01.2000 23 41 55,000 44 10 38,41
6 14.02.2000 23 41 55,008 44 10 38,18
7 21.02.2000 23 41 55,004 44 10 38,14
8 26.04.2000 23 41 55,060 44 10 38,17
9 10.05.2000 23 41 55,066 44 10 38,02
10 29.05.2000 23 41 55,088 44 10 37,89
11 10.06.2000 23 41 55,073 44 10 38,11
12 23.07.2000 23 41 55,067 44 10 38,08
13 02.08.2000 23 41 55,063 44 10 38,04
14 26.08.2000 23 41 55,049 44 10 37,98
15 11.09.2000 23 41 55,047 44 10 37,88
16 17.10.2000 23 41 55,032 44 10 37,64
17 06.11.2000 23 41 55,019 44 10 37,51
18 03.12.2000 23 41 55,020 44 10 37,35
19 18.12.2000 23 41 55,014 44 10 37,21
20 16.02.2001 23 41 55,019 44 10 36,65
21 26.05.2001 23 41 55,085 44 10 36,51
diesem Beispiel auf 55 zu 45. 22 22.07.2001 23 41 55,083 44 10 36,47
Die erreichbare Subpixel-Messgenauigkeit 23 19.08.2001 23 41 55,076 44 10 36,45
ist in erster Linie abhängig vom Verhältnis 24 23.09.2001 23 41 55,054 44 10 36,22
zwischen Signalhöhe zum Untergrund. 25 16.11.2001 23 41 55,024 44 10 35,80
Das kann man sich verdeutlichen, indem 26 26.06.2002 23 41 55,092 44 10 34,96
man in unserem Beispiel anstatt eines 27 08.07.2002 23 41 55,100 44 10 34,89
Verhältnisses von 50 zu 50 Lichtquanten 28 20.07.2002 23 41 55,112 44 10 34,74
nur 5 zu 5 Lichtquanten annimmt. Nach 29 30.07.2002 23 41 55,110 44 10 34,69
der Verschiebung dieses Sternscheibchens 30 17.08.2002 23 41 55,087 44 10 34,87
um die gleiche Strecke beträgt das 31 09.09.2002 23 41 55,074 44 10 34,77
Verhältnis dann 5,5 zu 4,5 Lichtquanten. 32 16.09.2002 23 41 55,076 44 10 34,66
Halbe Lichtquanten gibt es aber nicht, es
Äquinoktium J2000, Referenzsternkatalog: UCAC 2, Astrometrie-Software: Astrometrica für Windows
kann also bei dieser niedrigen Signalhöhe
sein, dass selbst nach der Verschiebung des Tab. 1:
Sternscheibchens sowohl auf das linke wie Positionsmessungen von Ross 248, Starkenburg-Sternwarte Heppenheim,
auf das rechte Pixel jeweils 5 Lichtquanten Auswertung: E. Schwab, R. Kresken, M. Busch
auftreffen. Bei dieser geringeren Signal­
höhe kann also die Verschiebung des [7] Catalog of Nearby Stars (CNS), W. Gliese [9] Herbert Raab, „Erfassung und Vermessung
Sternscheibchens um 1/5 der Abmessung [8] Herbert Raab, „Erfassung und Vermessung lichtschwacher Punktquellen Teil 2“,
eines Pixels nicht festgestellt werden, die lichtschwacher Punktquellen Teil 1“, VdS-Journal Nr. 11, S. 56-58
Messgenauigkeit ist somit geringer. VdS-Journal Nr. 10, S. 27-29
Wer noch tiefer in die Theorie der Erfassung
und Vermessung von Punktquellen einstei-
gen möchte, dem seien die Artikel von
Herbert Raab im VdS-Journal Nr. 10 [8]
und VdS-Journal Nr. 11 [9] empfohlen.

Literaturhinweise

[1] http://www.starkenburg-sternwarte.de
[2] http://www.ccd.com
[3] Foto des Palomar Observatory aus dem
Digitized Sky Survey: http://archive.eso.
org/dss/dss
[4] http:// www.astrometrica.at
[5] http://ad.usno.navy.mil/ucac/
[6] http://tdc-www.harvard.edu/catalogs/
gscact.html

VdS-Journal Nr. 22
B e o b a c h t e r f o r um 111

Persönlicher Erlebnisbericht über die totale


Sonnenfinsternis am 29. März 2006 in Kizilot
bei Side in der Türkei
Von Walburga Küchler
Im Sommer 2005 begann bereits unsere
Planung für die Sonnenfinsternis am 29.
03. 2006. Wie und wo wollen wir die-
ses Ereignis erleben? In Frage kamen für
uns nur Ägypten und die Türkei. Nach
einem Besuch im Reisebüro fiel unsere
Entscheidung dann schnell auf die Türkei
und im Oktober 2005 stand fest: Unseren
ersten gemeinsamen Pauschalurlaub ver-
bringen wir an der Türkische Riviera in
Side!
Am Sonntag, 26. März, standen wir
am Flughafen Stuttgart und hatten wie
viele andere Hobbyastronomen sehr
viel Reisegepäck dabei. In der langen
Warteschlange zum Einchecken standen
einige bekannte Gesichter. Die Zeit bis
zum Abflug verging schnell, da es ja ein
gemeinsames Thema gab – die Sofi am Abb. 1:
29. März. Sonnenaufgang am 29. März 2006
Nach nur zweieinhalb Flugstunden sind
wir ziemlich hart in Antalya gelandet.
Gott sei Dank hat unser Equipment keinen
Schaden abbekommen.
Ebenso rasch vergingen die Tage bis zur
Nacht auf den Mittwoch. Was ja kein Wunder
war bei dieser herrlichen Umgebung und
den tollen Wetterbedingungen. Die Tage
zuvor zeigten zwar immer wieder Wolken,
aber das Taurusgebirge schien die Wolken
auf Distanz zu halten. Die mitgebrachten
Instrumente waren überprüft worden und
warteten auf ihren Einsatz.

Der große Tag


Nach einer schlaflosen Nacht sind wir
um 4.30 MESZ aus dem Bett gesprungen
und haben alles zum Beobachtungsstand
herunter getragen. Siggi hat mit Hilfe
des Polarsterns die Montierung ausge- Abb. 2:
richtet. Und wir waren nicht die Ersten! Teleskope wohin man schaute
Bereits um 3.00 Uhr hat ein Sternfreund
aus Immenstadt mit Unterstützung seiner Wärme am Himmel. Nun stand meinen Kontakt verging im Flug und es gab jede
Freundin sein Equipment am Strand auf- Aufgaben nichts mehr im Weg. Mit einem Menge Gründe, um vom Zimmer zum
gebaut. mitgebrachten weißen Leinentuch sollte Beobachtungsplatz zu wandern, während
Unsere Sternfreunde waren in ihrem ich versuchen, die fliegenden Schatten der Hobbyastronom bereits am Ausrichten
Element. Sie konnten alles in Ruhe auf- kurz vor Eintritt der Sofi zu fotografie- seines Teleskops beschäftigt war.
bauen und wir nutzten die Zeit, um heiß ren. Dafür hatten wir eine eigene Kamera Inzwischen hat sich das Interesse der
zu duschen und unsere vom feuchten Gras mitgebracht. Ach ja, Freundinnen bzw. Hotelgäste geteilt. Die Einen sind beschäf-
nassen Schuhe und Strümpfe mit einer Partner der Sternfreunde: Wir sind astro- tigt mit Vorbereitungen zur Sofi, die
kurzen Hose zu tauschen. Gut eingecremt nomisch zwar nicht so kenntnisreich, doch Anderen lassen sich beim Kampf um den
ging es zurück zum Beobachtungsstand. als Hilfspersonal durchaus zu gebrau- besten Platz am Pool nicht aus der Ruhe
Die Sonne stand ja in voller Pracht und chen und nützlich. Die Zeit bis zum 1. bringen. So kämpft halt jeder um sein klei-

VdS-Journal Nr. 22
112 B e o b a c h t e r f o r um

Abb. 3: breiten und mit Steinen zu beschweren.


Vorbereitung für 11.30 MESZ: Es wird ernst. Nur noch
die fliegenden Minuten trennen uns vom 1. Kontakt. Die
Schatten Windrichtung hat sich gedreht. Zwitschern
die Vögel noch? Ich weiß es nicht. Erika
aus Rumänien hat den Hotelmanager ange-
wiesen, ja kein Licht anzumachen. 19 ° C.
In ca. 5 Minuten ist der 1. Kontakt!
11.38 MESZ: Der 1. Kontakt – Applaus.
11.52 MESZ: Der Wind wird stärker.
12.10 MESZ: Ein Drittel der Sonne ist
be­deckt. Ich musste meinen Schatz eincre-
men. Er vergisst alles um sich herum. Er ist
glücklich und ich bin stolz, dabei zu sein.
nes privates Glück. Lehrerin aus dieser Gruppe versucht einen Alles um mich herum ist voller Frieden,
Um 7.30 MESZ ging es – selbstverständ- Hund oder Katze einzufangen. Sie möchte harmonisch und ruhig. Jeder wartet ruhig
lich getrennt – zum Frühstücken, denn das Verhalten von Tieren vor, während und auf seine eigene, persönliche Art auf
so ein Sofi-Tag würde lang werden. Das und nach der Totalität beobachten. Es die Totalität. Es ist eine Anspannung und
Teleskop wurde nicht unbeaufsichtigt ste- ist unglaublich, wie viele Teleskope und doch wieder nicht. Man kann es nicht in
hen gelassen. Die ersten Blicke durch Fotostative aufgebaut sind. Dank unserer Worte packen.
das Teleskop lohnten sich jetzt schon. tollen Hotelanlage hat aber jeder Platz 12.30 MESZ: Es wird merklich kälter. Ich
Wir sahen die Sonne mit den berühmten genug für sich und seine vielen Utensilien habe inzwischen eine Strickjacke ange-
Sonnenflecken und die Venus als Sichel gefunden. Die Atmosphäre war sehr ent- zogen. Mein Schatz will nichts trinken,
war für mich ein ebenso schönes Erlebnis. spannt, doch die allgemeine Nervosität damit er nicht womöglich dringend auf die
Wir haben übrigens unsere am Vortag in fing an bzw. ging weiter. Das Wetter opti- Toilette muss und etwas versäumen könn-
Side gekauften Sonnenfinsternis-T-Shirts mal: 18 °C, wolkenfrei. te. So langsam wird es dunkler. Die Hälfte
an. Auch an diesem Ort, wie in vielen Alle Achtung auch vor unseren türkischen der Sonne ist weg. Eine schöne Sichel ist
Plätzen der Türkei, waren Vorbereitungen Gastgebern dieses Hotels, sie lächeln uns sichtbar.
getroffen worden für das spektakuläre immer noch freundlich an. Ihre Gedanken 12.55 MESZ – DAS EREIGNIS
Ereignis. Pressedienst Reuter und ein türki- würde ich gerne kennen. Was die wohl Totalität: keine Aufschriebe möglich –
scher Fernsehsender waren mit Interviews über uns denken? Inzwischen werden beobachten, staunen.
beschäftigt. Viele Gäste wollten die totale sogar große Bodenkissen für die, nennen Resultat: Klasse, unbeschreiblich, keine
Sonnenfinsternis mit der tollen Kulisse der wir sie mal „normalen“ Touristen auf die passenden Worte dazu. Sonnenkorona,
antiken Stätte fotografieren. Wiese gelegt. Wasser zum Trinken steht zwei Protuberanzen, die Freude, Tränen
10.45 MESZ: Inzwischen haben sich die ebenso bereit wie Liegestühle. Ach ja, in den Augen. Temperaturabfall. Das
Beobachter untereinander bekannt gemacht. es gibt sie auch noch: Die etwas anderen Farbenspiel der Natur. Nur vergleichbar in
Außer uns deutschen Hobbyastronomen Sonnenanbeter am Pool! etwa mit dem Herannahen eines Gewitters
sind welche aus Frankreich da und eine 11.00 MESZ: Langsam steigt die Spannung im Sommer. Es sind zu viele Eindrücke auf
große Reisegruppe aus Rumänien. Eine und es wird Zeit, das Leinentuch auszu- einmal. Man kann nicht alles wahrnehmen.

Abb. 4: Abb. 5:
Unser Sofi-Poster – eine Zusammenfassung, die das Erlebte nicht Protuberanzen während der Totalität
wiedergeben kann. (TMB 100/f8, partielle Phase mit Filterfolie)
VdS-Journal Nr. 22
B e o b a c h t e r f o r um 113

Die Gedanken rasen durcheinander. Alles


will man auf einmal aufsaugen. Was haben
die Tiere gemacht, war es windstill, was
denken die Menschen um mich herum,
sind sie genauso andachtsvoll wie ich?
Mir ist sehr kalt. Ist es die äußere Kälte
oder die Kälte wegen der Ehrfurcht vor
der Natur? Oder alles zusammen? Es ist
einfach unbeschreiblich.

13.18 MESZ: Es ist wie im Kino. Der Film


ist aus (hier die Totalitätsphase) und viele
Leute verlassen schon den Raum, damit sie
rechtzeitig zum Auto kommen. Und hier Abb. 6:
in Kizilot wird es unruhig. Dabei geht das Temperaturverlauf während der totalen Sonnenfinsternis am 29. März 2006
Ereignis weiter. Der Mond gibt die Sonne
stückchenweise frei. im Universum ist. Sie sehen unsere Erde noch zu einem Drittel fest.
Inzwischen löst sich alles auf. Die meisten immer noch als großer Mittelpunkt von Heute gab es viele verschiedene
sind schon weg, gehen zum Alltag über. allem. Unverletzbar. Möglichkeiten, die Sonnenfinsternis zu
Einige wenige bleiben bis zum Schluss. Doch ich möchte nichts beurteilen oder beobachten. Hier bei uns in Kizilot hätten
Warten auf den 4. Kontakt. Ich liege auf bewerten, denn auch die Ameisen unter wir auf einem Fluss gehen, in das Taurus-
der Sonnenliege, Schutzbrille auf und meiner Liege sind wieder emsig am Gebirge oder nach Side fahren können.
warte auf das letzte Ereignis. Aus der Arbeiten, so als ob nichts geschehen wäre. Oder sogar einen ganz anderen Ort wählen
Richtung der Tennisanlage höre ich schon Vermutlich ist es sogar etwas Großartiges können. Ägypten, Libyen
wieder das Aufprallen des Tennisballes. von unserem Geist und von der Natur Für mich persönlich war dieser Ort, diese
Das Leben hier geht weiter. Für viele auch so gewünscht, dass wir einen Alltag Hotelanlage das Beste, was uns passieren
war es nur eine kurze Unterbrechung des brauchen, damit wir nicht verrückt oder konnte.
Urlaubsalltags. Für jeden hat die Sofi wahnsinnig werden beim Anblick solcher Die Sonnenfinsternis ist vorbei – es gab
einen anderen Stellenwert. Es gibt immer Naturschauspiele. Ich liege immer noch so vieles, was ich gesehen habe und so
noch sehr viele Menschen, die es auch im hier und genieße die Wärme der Sonne. So vieles was ich nicht gesehen habe. Das
21. Jahrhundert noch abstreiten würden, langsam taue ich auf. Universum ist angeblich unendlich – meine
dass die Erde nicht mal eine Stecknadel 13.50 MESZ: Der Mond hält die Sonne Aufnahmefähigkeit aber leider begrenzt.

Sonne, Jupiter und Deep-Sky –


Zeichnungen am Teleskop
von Gertraud Eifert

Mit einem 8’’-Schmidt-Cassegrain-


Tele­skop von Meade (Modell LX 10)
gelangen Gertraud Eifert aus Lautertal-
Dirlammen nachfolgende Zeichnungen.
Das Teleskop besitzt eine Brennweite von
2000 mm. Zur sicheren Beobachtung der
Sonne benutzt Frau Eifert einen Glas-
Sonnenfilter in Kombination mit einem
56-mm-Okular (Vergrößerung: 36-fach).
Den Lauf der Jupitermonde beobachtete
sie mit Vergrößerungen von 77- bzw 100-
fach.
Um den Lagunennebel M 8 im Schützen
besser sehen zu können, wurde ein
UHC-Filter in das Okular eingeschraubt
(Vergrößerung: 77-fach). Der Einsatz
dieses Nebelfilters steigerte deutlich den Abb. 1:
Kontrast, wie Gertraud Eifert in ihrem Der Lagunennebel M 8 im Sternbild Schütze, zusammen mit dem offenen
Beobachtungsprotokoll festhielt: „Mit Sternhaufen NGC 6530. Zeichnung vom 2. Juli 2006 nach Beobachtung mit 8’’-
Filter waren die Strukturen und der Verlauf Schmidt-Cassegrain-Teleskop bei 77-facher Vergrößerung; ein UHC-Filter wurde
des Nebels besser zu erkennen“. eingesetzt.

VdS-Journal Nr. 22
114 B e o b a c h t e r f o r um

Abb. 2 (links):
Sonnenfleckengruppe am 19. November 2005. Beobachtung mit 8’’-
Schmidt-Cassegrain-Teleskop, Glas-Sonnenfilter, 26-mm-Okular und
Amici-Prisma. Norden ist oben, Osten links.

Abb. 3 (unten):
Der Lauf der Jupitermonde am 1. Juli 2006 von 22 Uhr bis 23 Uhr
MESZ. Beobachtung mit 8’’-Schmidt-Cassegrain-Teleskop bei 77-
facher und 100-facher Vergrößerung. Besonders auffällig ist die
Annäherung des Mondes Io an Jupiter im Verlauf einer Stunde.

Eruptive Protuberanz am 15.06.2006


von Franz Xaver Kohlhauf
Uns Sternfreunden ist es immer wieder
vergönnt, dass wir in der ersten Reihe sit-
zen, wenn sich in der Schöpfung Ereignisse
abspielen, deren Ausmaße das menschliche
Vorstellungsvermögen doch sehr fordern.
Am Vormittag des 15.06.2006 war für
mich ganz unverhofft wieder so ein Platz
reserviert!

Schon länger wollte ich mit meinem


Coronado PST eine Zeitraffer-Bildfolge
von Sonnenprotuberanzen aufnehmen.
Eine größere Protuberanz (auf den Fotos
links), bot sich zu diesem Zweck an jenem
sonnigen Fronleichnamsmorgen an.
Der besseren Detailwiedergabe wegen,
wählte ich an meiner EOS 350D Kamera
des SW-Modus mit Rotfilter-Effekt. Zum
Anschluss der Kamera am PST schraube Abb. 1:
ich deren T-Ring an eine Oklarsteckhülse Eruptive Protuberanz am 15.06.2006, Coranado PST, Canon EAOS 305 D, 800 ISO,
mit T2-Gewindering, an der sich am ande- 1/30sec, SW- & Rotfiltermodus, Fotos: Franz Xaver Kohlhauf, Robert Bradish,
ren Ende eine 3xBarlowlinse befindet. Zeitangabe in MESZ.
Testbelichtungen ergaben 1/30 sec bei 800
ISO Einstellung als optimalen Wert für die zuerst an einen Reflex denken, aber woher wie sie erschienen war auch wieder auf.
Protuberanz. Die Nachführung besorgte sollte der kommen? Ich konnte es erst Die mit Spannung vermessenen Bilder erga-
eine parallaktische Montierung. gar nicht glauben, ich hatte eine mas- ben eine maximale Höhe der Protuberanzen
sige, eruptive Protuberanz vor mir. Fast von rund 30.000 km über dem Sonnenrand,
Die Fotoserie begann um 9:55 MESZ mit je hätte ich die Kamera abgenommen um und eine Auswurfgeschwindigkeit von
5 Minuten Abstand zur nächsten Aufnahme. dieses Schauspiel im klaren Bildfeld eines etwa 50 km pro Sekunde.
Zunächst verlief alles wie erwartet, ohne Okulares zu bestaunen, aber ich wollte Die „heiße“ Phase dieses großartigen
offensichtliche große Veränderungen. diese plötzlich so spannende Fotoserie Ereignisses zeigen die von Robert Bradisch
Gegen 10:13 MESZ jedoch, traute ich dann doch nicht gefährden. Nach dem angordneten Fotos, mit Zeitangaben in
meinen Augen nicht! Eine auffällig helle Erreichen der größten Höhe gegen 10:20 MESZ, vielen Dank dafür.
Erscheinung am Sonnenrand ließ mich MESZ löste sich die Protuberanz so schnell
VdS-Journal Nr. 22
B e o b a c h t e r f o r um 115

Zwei helle Quasare in Andromeda


von Klaus Wenzel

In den frühen Morgenstunden des 29.


August 2006 gelang mir mit meinem
12,5-Zoll-Newton bei hervorragenden
Beobachtungsbedingungen eine interes-
sante Beobachtung eines relativ unbe-
kannten Quasars im Sternbild Andromeda.
1993 veröffentlichten F. Owen, R. With
und JingPing Ge eine umfang­reiche Arbeit
über Radiogalaxien in Abell Galaxien­
haufen [1]. Die Beobachtungen, die
dieser Arbeit zu Grunde liegen, basie-
ren auf Radiobeobachtungen mit dem
VLA, die in den Jahren 1983 bis 1991
bei einer Wellenlänge von 20 cm durch-
geführt wurden. Die Arbeit umfasst
neben einem Katalog mit Positions- Abb. 1: Abb. 2:
und Helligkeitsangaben Aufsuchkarten 87GB 01540+4105 – Skizze am RXS J00066+4342 – Skizze am
zu insgesamt 330 Radiogalaxien in 317/1500-mm-Newton (V = 214x). 317/1500-mm-Newton (V = 214x)
Galaxienhaufen. Eines dieser Objekte Der ca. 10 mag helle Stern westlich ist vom 19. 09. 2006. Der etwa 8 mag helle
tauchte dann 2001 im Quasarkatalog von PPM 44593. Stern nördlich ist SAO 36064.
Phillipe Veron (10. Ausgabe) als Quasar mit
einer Absoluthelligkeit von M = -24,7 mag Quasar Koordinaten (2000) Stb. z V (mag)
auf. Die veröffentlichte Rotverschiebung 87GB 01540+4105 01 57 05 +41 20 31 And 0,081 ~14,8
(z = 0,081) rückt dieses Objekt in eine RXS J00066+4342 00 06 36 +43 42 29 And 0,166 ~14,2
Entfernung von etwa 310 Mpc, was etwa 1
Mrd. Lichtjahre entspricht. Kontrollbeobachtungen zeigen, die ich für 09. 2006 ebenfalls mit dem 12,5“-
Der QSO ist identisch mit GSC 2824 2021 den Herbst plane. Newton bei 214facher Vergrößerung.
mit einer Helligkeitsangabe von 14,5 mag, Das zweite Objekt (RXS J00066+4342) RXS J00066+4342 war sofort als stella-
was durchaus im Bereich meiner visuellen wurde vermutlich zunächst als res Objekt nördlich einer Verbindungslinie
Möglichkeiten liegen sollte. Auf dem POSS Röntgenquelle von dem Satelliten ROSAT von 2 Sternen (13,4 und 12,8 mag) erkenn-
ist das Objekt als kleine kompakte Galaxie katalogisiert und im Jahr 2000 von einer bar. Die visuelle Helligkeit schätzte ich
mit hellem Kern und kleinem diffusen italienischen Beobachtergruppe um A. auf etwa 14,2 mag. Auch hier sind weitere
Halo abgebildet. Tatsächlich ist der Quasar Grazian mit einem etwa 15 mag hellen Kontrollbeobachtungen geplant.
visuell, bei 214facher Vergrößerung, indi- stellaren Objekt identifiziert. Mit einer
rekt zwar sehr schwach, aber deutlich Rotverschiebung von z = 0,166 befindet
als völlig stellares Objekt erkennbar. Ich sich dieser Quasar in einer Entfernung Literatur:
schätzte bei dieser Beobachtung die visu- von etwa 615 Mpc (ca. 2 Mrd. LJ). Dieser
elle Helligkeit auf etwa 14,8–15 mag. Ob Quasar ist identisch mit dem 14,1 mag [1] F. Owen, R. White, JingPing Ge, A 20 cm
das Objekt Helligkeitsschwankungen wie hellen Stern GSC 2793 1951. VLA Survey of Abell Clusters of Galaxies
viele andere Quasare zeigt, müssen weitere Dieses Objekt beobachtete ich am 19. III, ApJS 87, 135 (1993)

STF2486 – Doppelstern-Astrometrie mit der


CCD-Kamera
von Wolfgang Vollmann

Seit längerer Zeit beobachte ich gerne ner Doppelstern-Seite aufgelistet. Auch Der Doppelstern Struve 2486
Doppelsterne, und seit einigen Monaten ein Artikel im „Journal Of Doublestar Durch eine Diskussion im Internet-Forum
vermesse ich sie auch nach Distanz und Obser­vations“ mit nachfolgendem „binary-stars-uncensored“ wurde ich auf
Positionswinkel mit der CCD-Kamera. Eintrag in den WDS ist mir schon gelun- den Doppelstern STF2486 (Struve 2486)
Das ist ein spannendes und sinnvolles gen: siehe JDSO Spring 2006. In die- im Sternbild Schwan aufmerksam. Das
Projekt, da von den mehr als 100.000 sem Artikel möchte ich beschreiben, ist ein hübsches Paar am Ort 19h12,1m
Doppelsterneinträgen im Washington wie ich Doppelsternmessungen mache +49°51‘ (2000.0), 7° nordwestlich von
Double Star Catalog (WDS) viele schon – ich wurde schon öfters dazu gefragt Delta Cygni. Es ist leicht im 50-mm-
sehr lange nicht mehr gemessen wur- und vielleicht macht es ja auch anderen Refraktor auflösbar und bietet bei 35facher
den. Einige Ergebnisse habe ich auf mei- HimmelsbeobachterInnen Spass? Vergrößerung einen netten Anblick. Der

VdS-Journal Nr. 22
116 B e o b a c h t e r f o r um

WDS listet das Paar mit der Helligkeit Berry und Jim Burnell (Verlag Willmann- Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass auch
der Hauptkomponenten A und B mit 6,5 Bell). Für die Auswertung wird natürlich bei relativ nahe stehenden Sternen gute
und 6,7 mag auf. Die aktuellste Messung die Brennweite und Verdrehung benötigt! Messungen möglich sind. Ein Pixel ent-
stammt aus dem Jahr 2005: Distanz 7,3 Nach Mittelwertbildung erhalte ich das spricht bei meiner Aufnahmebrennweite
Bogensekunden, Positionswinkel 206°. Endergebnis – hier gleich verglichen mit 1,47 Bogensekunden am Himmel, die bei-
Der Positionswinkel bedeutet, dass der der Ephemeride des Paars: den Sterne sind also am Bild nur fünf Pixel
etwas schwächere Stern B in Richtung voneinander entfernt!

Jahr Distanz Positionswinkel Anmerkung


2006,00 7,41“ 205,6° berechnete Ephemeridenposition
2007,00 7,39“ 205,5° berechnete Ephemeridenposition
2006,68 7,34“ ± 0,20“ 205,62° ± 0,87° Mittelwert meiner Messungen auf 24 Aufnahmen

Südsüdwest vom helleren Stern A aus


gesehen steht (180° = Süden, 270° =
Westen).
Das Paar Struve 2486 A-B besteht aus
zwei sehr sonnenähnlichen Sternen vom
Spektraltyp G6 V in etwa 80 Lichtjahren
Entfernung (siehe Datenblätter der Sterne
in der Nearby Star Database). Im „Sixth
Catalog of Orbits of Visual Binary Stars“
wird eine Bahnberechnung für STF2486
mit einer Umlaufzeit von 3100 Jahren
angegeben (Hale, A.: AJ 107, 306, 1994). Abb. 1:
Also einen vollen Umlauf werde ich nicht STF2486 am 5. Sept. 2006. Refraktor
beobachten können – aber zumindest mei- 130/1040mm, 10 s belichtet. Norden ist
nen Teil zur Bahn beitragen. oben. Abb. 3:
Beobachtungen seit dem Beginn
Die Beobachtung der Messungen am Anfang des 19.
Ich suchte also STF2486 mit meinem Jahrhunderts im Vergleich mit der
Refraktor 130/1040 mm auf und belichtete berechneten Bahn von Hale. Das große
12 Bilder zu je 10 Sekunden Belichtungszeit Kreuz ist Stern A, die Messungen des
mit meiner CCD-Kamera SBIG ST237A: Begleiters sind als Kreuzchenwolke
Das AB-Paar ist stark überbelichtet, aber dargestellt. Norden ist unten. Es ist
dafür sind zwei schwache, weit entfernte erst ein kurzes Bahnstück beobachtet
Begleiter C und D zu erkennen (Abb. 1). worden!
Ich belichte deshalb so lange, um mit
dem Programm Astrometrica von Herbert
Raab die Bilder auszuwerten – dazu müs- Dr. Brian Mason vom US Naval Observa­
sen ausreichend viele Referenzsterne am Abb. 2: tory („Mister WDS“) stellte im Forum
Bild messbar sein. Normalerweise benutze STF2486 am 5. Sep. 2006. Refraktor auch ein Bild der bisherigen Messungen
ich den UCAC2- und den USNO-B1.0- 130/1040mm, 0,1 s belichtet. Norden an diesem Doppelstern bereit (Abb. 3).
Katalog für die Referenzsterne. So erhalte ist oben. Natürlich habe ich bei dieser Gelegenheit
ich meine genaue Aufnahmebrennweite (im auch gleich die beiden weiter entfernten
Beispiel 1039,18 mm ± 0,17mm) und die schwachen Begleiter C und D gemessen:
exakte Verdrehung der Kamera zur Nord-
Süd-Achse (im Beispiel 3,38° ± 0,01°). STF 2486 AB-C
Unmittelbar nach diesen Aufnahmen Jahr Distanz Positionswinkel Anmerkung
machte ich weitere 12 Bilder, aber nur 2006,68 27,2“ 96,1° Mittelwert meiner Messungen auf 12
0,1 Sekunden belichtet, damit die beiden Aufnahmen, C hat laut WDS nur 13,3
Sternbildchen des Paares noch getrennt mag. Es dürfte sich um einen optischen
abgebildet werden (Abb. 2). Begleiter handeln.
Natürlich verdrehe ich die Kamera usw. STF 2486 AB-D
nicht – so kann ich die Aufnahmebrennweite Jahr Distanz Positionswinkel Anmerkung
und Kameraverdrehung von den länger 2006,68 195,8“ 102,3° Mittelwert meiner Messungen auf 12
belichteten Aufnahmen verwenden! Die Aufnahmen, D wird im WDS mit 11,1
kurz belichteten Aufnahmen vermesse ich mag gelistet. Es ist sicher ein optischer
dann nach Distanz und Positionswinkel Begleiter mit anderer Eigenbewegung
mit dem Programm AIP4WIN von Richard als AB.

VdS-Journal Nr. 22
B e o b a c h t e r f o r um + V d S T a gu n gsbe r i c h t 117

Literaturhinweise http://www.jdso.org – Artikel zu Lambda heidelberg.de/aricns/cnspages/4c02791.


Arietis im JDSO Spring 2006: http://www. htm
[1] WDS (Washington Double Star Catalog): jdso.org/Spring2006.pdf [7] Astrometrica von Herbert Raab: http://
http://ad.usno.navy.mil/proj/WDS/wds. [5] Internet-Forum binary-stars-uncensored: www.astrometrica.at
html http://tech.groups.yahoo.com/group/ [8] Richard Berry und James Burnell:
[2] Sixth Catalog of Orbits of Visual Binary binary-stars-uncensored/ Handbook of Astronomical Image
Stars: http://ad.usno.navy.mil/wds/orb6. [6] Nearby Star Database: http://www.ari. Processing mit AIP4WIN-Software: http://
html uni-heidelberg.de/aricns/ – Datenblatt für www.willbell.com/aip/index.htm
[3] Meine Doppelsternseite: http://home.pages. Stern A: http://www.ari.uni-heidelberg.de/ [9] Hale, A.: AJ 107, 306, 1994, http://adsabs.
at/vollmann/ds.htm aricns/cnspages/4c02790.htm. Datenblatt harvard.edu/cgi-bin/nph-bib_query?
[4] Journal Of Double Star Observations: für Stern B: http://www.ari.uni- bibcode=1994AJ....107..306H

SMART-1 Live-Absturz bei der ESOC erlebt


von Petra Mayer
Es ist das erste Mal in der Geschichte
der Raumfahrt, dass eine europäische
Raumsonde nämlich SMART-1 auf dem
Mond „gelandet“ ist. SMART-1, die
erste europäische Sonde mit solar elek-
trischem Ionenantrieb, ebenso mit neuer
Navigations- und Kommunikationstechnik,
soll neue Erkenntnisse über die chemische
Zusammensetzung unseres Erdmondes lie-
fern. Bei der Mission hat man nicht nur
den neuen Antrieb getestet, sondern seit
ihrem Einschwenken in den Mondorbit
im November 2004, auch unzählige
Bilder der Mondoberfläche aufgenom-
men. Einmal mit AMIE im sichtbaren und
nahen Infrarotlicht (Bild 1) und SIR im
Infraroten, um geografische und mineralo-
gische Karten erstellen zu können. Die vie-
len Mosaike müssen nun in Kleinstarbeit Abb. 1:
von den Wissenschaftlern zusammenge- Aufnahme Petra Mayer: AMIE, optische Kamera
setzt werden. Die Daten von Clementine
vom Jahr 1994 und andere werden sicher- in den Kontrollräumen der ESOC in Landeau-Constantin, Pressesprecherin
lich helfen. Darmstadt beginnen. der ESOC. Danach Gaele Winters, ESA
Die Presse durfte hinter den Glasscheiben Director of Operations and Head of ESOC
Das Live-Absturz-Event am Sonntag 03. zum Kontrollraum Platz nehmen. Etwas Establishment mit ein paar kurzen Worten
September 2006 sollte gegen 6:30 MESZ hektisch begann die erste Rednerin, J. zur Mission; denn man war etwas hinter

Abb. 2 - 4:
Aufnahme und Copyright Canada-France-Hawaii Telescope: ~ 15 s vor dem Absturz; beim Absturz sichtbarer Blitz; ~ 15 s
nach dem Absturz

VdS-Journal Nr. 22
118 V d S T a gu n gsbe r i c h t

Abb. 5: Abb. 6:
Aufnahme Petra Mayer: SMART-1 Missions Leitung im Aufnahme Petra Mayer: SMART-1 Teammitglied mit selbst
Kontrollraum der ESOC Darmstadt gebasteltem Sondenmodell

dem Zeitplan. Gegen 7:41 MESZ sollte sächlich auf dem Mond aufgeschlagen der Österreichischen Akademie der
die Sonde abstürzen und vorher mussten haben könnte. Es ist gar nicht so leicht Wissenschaften in Graz, Österreich,
noch einige Manöver eingeleitet werden. die Navigation eines solchen Flugkörpers wurde erläutert, dass Amateurdaten gro-
Bernard H. Foing, ESA SMART-1 Project zu verstehen und am Bildschirm exakt die ßes Interesse bei der ESA und NASA
Scientist stellte anschließend Landepunkt, Flugbahn in das Programm einzutippen. wecken. Vielleicht werden zur SMART-1
Navigation der Sonde und die beteilig- Die Kamera AMIE musste zuerst nach Mission oder anderen Projekten Amateure
ten Observatorien zur Beobachtung des unten zeigen, um Bilder aufnehmen zu zur Auswertung herangezogen. Was ich
Einschlag-events vor. Danach übernahm können, und zu Missionsende wieder nach sehr schätze ist, dass man gemeinsam
Octavio Camino-Ramos, ESA SMART-1 vorne oben, damit die letzten vier Bilder versucht, neue Erkenntnisse zu gewinnen
Spacecraft Operations Manager das Mikro; gelingen konnten. Ein kleines selbst gebas- und damit der Forschung einen Schub an
die Mission neigte sich dem Höhepunkt. teltes Modell war sehr hilfreich (Bild 6). Qualität gibt.
Mit einem entsprechenden Aufruf wurde
die Presse in die „heilige Halle“, dem Aber was hat diese Mission für uns
Kontrollraum von SMART-1, gebeten. Amateure denn überhaupt gebracht? Nun, Literaturhinweise:
Für mich eine vorzügliche Gelegenheit wir fotografieren (Bild 7) und studieren Internetlinks zu SMART-1:
hautnah Kontakt mit den Wissenschaftlern auch sehr detailliert unseren Mond. Auf http://www.esa.int/SPECIALS/SMART-1/index.
aufzunehmen. Die Verbindung zum dem kürzlich stattfindenden Workshop html
CFHT auf Hawaii mit Dr. Christian am Institut für Weltraumforschung http://www.cfht.hawaii.edu/News/Smart1/
Veillet und zum IRFT auf Hawaii mit Dr.
Diane Wooden, NASA Ames Research
Centre waren perfekt, die Navigation am
Kontrollpult wurde akribisch verfolgt
und die Spannung fand ihren Höhepunkt,
als der Countdown auf Null zeigte. Die
letzten vier Fotos der Sonde trafen im
Kontrollzentrum ein. Ebenso das erhoffte
Bild der Infrarotkamera auf Hawaii (Bilder
2, 3, 4). Ein Blitz beim Einschlag, den im
Lautsprecher Prof. Pascal Ehrenfreund,
Moderator in Hawaii, kommentierte: „It
was exciting to see the impact flash live
from Hawaii, just after receiving, at ESOC,
the last radio signal from SMART-1”. Ein
perfekter Absturz zum Mond um 7:42:22
MESZ bei 34,4° Süd und 46,2° West beim
„Lake of Excellence“.
Ein paar Minuten später waren alle
Anspannungen verflogen. Pressefotos
(Bild 5), Interviews, ein wenig plauschen
über den Ausgang der SMART-1 Mission Abb. 7:
schlossen sich an. Die beiden Navigatoren Aufnahme Petra Mayer: Aufnahme vom 07.06.2006 mit Canon EOS 30D am 60 cm-
am Kontrollpult erklärten mir sehr detail- Cassegrain Sternwarte Königsleiten, Österreich
liert, in welcher Lage SMART-1 nun tat-
VdS-Journal Nr. 22
V d S T a gu n gsbe r i c h t + n a c h r i c h t e n 119

http://de.wikipedia.org/wiki/SMART-1 http://www.astro.uni-bonn.de/~dfischer/ Octavio Camino-Ramos, ESA SMART-1


http://www.bernd-leitenberger.de/smart-1.shtml mepco/2.html#graz Spacecraft Operations Manager
http://www.raumfahrer.net/raumfahrt/ Email: octavio.camino@esa.int
raumsonden/smart1.shtml SMART-1 Mission:
Bernard H. Foing, ESA SMART-1 Project Detlef Koschny, ESA planetary scientist,
Internetlink zum Workshop in Graz, Österreich: Scientist SMART-1 Amateur Observation Coordinator
http://www.astro.uni-bonn.de/~dfischer/ Email: bernard.foing@esa.int Email: detlef.koschny@esa.int
mepco/2.html

Wir begrüßen neue Mitglieder


9102 Andreas Dellinger Österreich A 1030 Wien, 9132 Oliver Christian Sollner 46487 Wesel, 9142 Markus Vertesich 47447
Thomsen Schweiz CH 4432 Lampberg, 9131 Tobias Kurtok Moers, 9143 Gerald Lörch 51519 Odenthal, 9144 Frank Lummer
Österreich A 4821 Hohenzell, 9104 Hubert Ehbing Niederlande 53179 Bonn, 9115 Albert Porschen 53909 Zülpich, 9145 Ulrich
NL 6093 DC Heythuysen, 9105 Jutta Frische-Topp 12489 Berlin, Berger 55239 Gau-Odernheim, 9136 Markus Braun 59174
9111 Andre Koep 21244 Buchholz-Sprötzle, 9119 Harrie Vossen Kamen, 9121 Günter Wendel 59759 Arnsberg, 9146 Uwe Laufs
23730 Neustadt, 9126 René Schöbel 26725 Emden, 9133 Jörn 60389 Frankfurt Main, 9147 Heinz Niermann 63486 Bruchköbel,
Baastrup 30419 Hannover, 9135 Christine Golzo 31180 Giesen, 9148 Manfred Busch 74423 Obersontheim, 9149 Olaf Filzinger
9137 Olaf Fritz 31840 Hessisch Oldendorf, 9138 Thomas Gursch 75173 Pforzheim, 9150 Karsten Walzel 77815 Bühl, 9153
38350 Helmstedt, 9141 Martin Brozio 38667 Bad Harzburg, 9130 Günther Hofacker 77855 Achern, 9152 Guido Meinhard 82343
Dominik Buser 41812 Erkelenz, 9134 Alois Doblinger 44135 Pöcking, 9155 Peter Appel 85051 Ingolstadt
Dortmund, 9139 Detlef Geerts 45136 Essen, 9106 Peter Heinrich
45721 Haltern am See, 9110 Kurt Klug 46147 Oberhausen, 9140 Der Vorstand

Der 4. Astronomietag im Internet


von Jost Jahn
Der 4.Astronomietag am 16. September ein oder mehrere Korrekturwunsch/ Webmaster­tätigkeit in vielen anderen
wurde nun schon langsam zur Routine bei wünsche angebracht werden. Trotzdem Disziplinen gefordert. Kommunikation auf
der Erstellung der Webseite astronomietag. hatten wir zum 4. Astronomietag 164 unterschiedlichen Wegen, gutes Zureden,
de. Anmeldungen. Einige Tage später waren Beruhigen und Bestärken, und vor allen
es sogar 171, da noch Veranstalter durch Dingen Recherchieren in diversen Foren
Der 1.Astronomietag wurde noch von googeln und andere Informationsquellen und im Internet, um weitere Infos zu den
Oliver Jahreis unter astronomietag.de ausfindig gemacht worden sind, die zwar Veranstaltungen zu gewinnen.
eingerichtet. Seit dem 2.Astronomietag einen Astronomietag veranstaltet haben,
zeichne ich für die Internetpräsenz verant- sich aber nicht gemeldet hatten.
wortlich.
Zum Glück haben bis zum Abfassen die-
Das Formular, was beim 4. Astronomietag ses Berichtes Ende September immer-
für Verwirrung sorgte, habe ich wieder hin 31 Veranstalter ihre Besucherzahlen
abgeschafft und durch eine formlose gemeldet oder ich bin bei diversen Foren
Anmeldung ersetzt. Will man, dass jeder fündig geworden. Daher lässt sich sagen,
die Möglichkeit hat, sich online anmelden, dass bundesweit prognostiziert aus diesen
muss wohl dieser Weg auch heute noch Zahlen etwa 20.000 Besucher zu den 171
eingeschlagen werden. Es gibt einfach Veranstaltungen gekommen sein dürf-
zu viele unterschiedliche Kenntnisse und ten- etwa gleich viel wie im Jahr 2005.
Software, die von den Veranstaltern zum Dabei haben einige Großveranstaltungen
Mailen und Surfen einsetzen, so dass man natürlich dazu beigetragen, aber auch viele
den simpelsten Weg wählen muss. kleine Veranstalter konnten persönliche
Kontakte knüpfen und neue Interessenten
Das führt natürlich zu deutlicher Mehrarbeit für unser so interessantes Hobby gewin-
bei mir, zumal die online Anmeldungen nen.
noch mit den schriftlichen Anmeldungen
abgeglichen werden müssen. Dazu muss Als Webmaster von astronomietag.
bei etwa jeder zweiten Anmeldung noch de ist man aber neben der eigentlichen
120 VdS Nachrichten

Die Astromesse (AME)


in Villingen-Schwenningen
von Otto Guthier

Abb. 1: auf einer solchen Veran­staltung. Wie


Der VdS-Stand von den Organisa­toren zu erfahren war,
war sehr gut besuchten 2200 Interessierte diese erste
besucht. AME. Prominenteste Besucher waren
der Politiker Volker Kauder und aus den
USA der bekannte Amateur-Astronom und
Instrumentenbauer John Dobson.

Den Verantwortlichen gratuliert die VdS


zu dieser hervorragend organisierten
Astro-Messe im süddeutschen Raum, die
nun in keinem Veranstaltungskalender feh-
len darf.

Die Neuauflage ist am 22. September 2007


Erstmals fand am 16. September 2006 das Angebot der Aussteller informieren geplant. Es empfiehlt sich schon jetzt die-
auf dem Messegelände in Villingen- und so manches „Schnäppchen“ machen. sen Termin vorzumerken.
Schwenningen eine „Astro-Messe“ statt, Der Besucherandrang war so groß, dass
zu der nach gründlicher Vorarbeit VdS- sich ab 14:00 Uhr eine lange Schlange vor
Mitglied Siegfried Bergthal und sein Team den Kassen bildete. Der Andrang am VdS-
eingeladen hatte. Stand übertraf alle unsere Erwartungen:
Am Abend waren fast alle VdS-Journale
Die VdS hat diese Veranstaltung im Vorfeld weg, die Infobroschüre (250 Stück) gingen
mit unterstützt und dort den VdS-Stand uns bereits gegen 14:00 Uhr aus.
aufgestellt.
Fazit: 38 neue Mitglieder fanden den
Mit etwas gemischten Gefühlen, aber Weg zur VdS – so viele, wie noch nie
auch optimistisch gestimmt, machte ich
mich am Vortag auf den Weg, bepackt
mit ca. 800 VdS-Journalen und dem
Werbematerial, was unsere Vereinigung
zu bieten hat. Der Standaufbau folgte noch
am Abend, die Aufnahme war sehr herz-
lich, die Vorbereitungen bestens getrof-
fen. Etliche Astrofirmen, Volkssternwarten
und Sternfreunde präsentierten sich in
einer rund 3000 m2 großen, geräumigen
Messehalle.

Gespannt wartete man auf den nächs-


ten Tag und die Besucher aus Nah und
Fern. Rund 600 VdS-Mitglieder wurden
im süddeutschen Raum angeschrieben und
zu dieser Veranstaltung eingeladen. Vom
Vorstand standen neben mehreren Personen
unser Schriftführer Wolfgang Steinicke
und seine Frau Gisela als „Betreuung“ vor
Ort den Sternfreunden und Besuchern zur
Verfügung.
Abb. 2:
Die Messe fand in einer der Ausstellungs­ Zufriedene Gesichter nach der Messe
hallen auf dem Messegelände von Villingen-
Schwenningen statt. Ab 10:00 Uhr konnten
sich die Besucher und Interessierte über
VdS-Journal Nr. 22
VdS nachrichten 121

VdS-Sternwarte Kirchheim -
Ergebnisse der Mitgliederbefragung
von Otto Guthier, VdS-Vorstand
In Ausgabe 18 unseres VdS-Journals ten und dem Zubehör. Rund 81 % der e.V. mitgeteilt, dass sie ihr 50 cm-Teleskop
(1) erschien von Dr. Jürgen Schulz ein abgegebenen Stimmen sind mit dem durch einen 60 cm Spiegel ersetzen wer-
umfassender Beitrag zum Thema VdS- Instrumentarium zufrieden, 19 % waren den, der anstelle des 50 cm Instrumentes
Sternwarte Kirchheim. offenbar unzufrieden. Nähere Gründe Platz finden soll. Das allgemeine Interesse
In der darauffolgenden Ausgabe hatte der dafür wurden aber nicht angeführt. an der Nutzung eines großen Instrumentes
VdS-Vorstand zu einer Mitgliederbefragung ist in der Vergangenheit immer vorhanden
eingeladen um die Interessen und Meinun­ Auf die Frage „Wünschen Sie die gewesen, wie auch die Umfrage belegt.
gen der Mitglieder zu diesem Thema in An­schaffung eines großen Teleskops?“
Erfahrung zu bringen. Die Ergebnisse stimmten 69 % für ja und 23 % der Stimmen Derzeit ist noch völlig unklar, ob überhaupt
sollten dem Vorstand dazu dienen, waren dagegen. Die mit „ja“ abgestimmten ein geeignetes Instrument zur ausschließ-
wichtige Entscheidungen zur weiteren Mitglieder wünschen sich offenbar ein lichen Nutzung durch VdS-Mitglieder
Zusammenarbeit mit den Sternfreunden VdS-Instrument über 50 cm Öffnung (66 angeschafft werden soll. Die günstige
in Kirchheim im Sinne unserer Mitglieder %) während rund 34 % mit einem Gerät Infrastruktur im Zentrum von Deutschland
treffen zu können.Im Nachfolgenden legen zwischen 30 – 50 cm Öffnung zufrieden und die Betreuung durch die Kirchheimer
wir einen kurzen Ergebnisbericht dieser wären. Sollte die VdS also ein eigenes Sternfreunde sind ein wichtiger Faktor, der
Mitgliederbefragung vor. Teleskop anschaffen, so wünschen sich die für eine weitere Zusammenarbeit spricht.
Mitglieder offenbar ein größeres Gerät. Anderseits gibt es heute bereits etliche grö-
Insgesamt machten nur 90 Mitglieder von ßere Geräte, die Sternfreunden zugänglich
dieser Abstimmung Gebrauch, das sind Auf die Frage, ob die VdS-Mitglieder ein gemacht werden, so dass eine Anschaffung
rund 2,3 Prozent aller VdS-Mitglieder. Das solches Fernrohr eher visuell nutzen wür- mit entsprechendem Schutzbau nur mit
Ergebnis mag enttäuschend sein. Offenbar den, antworteten 45 % mit ja, während 55 relativ hohen Kosten zu realisieren sein
ist das Thema „VdS-Sternwarte“ oder % der Antworten dieses fotografisch oder wird. Es erhebt sich die Frage, ob wir viel
„Feriensternwarte“ heute nicht mehr so mit CCD-Kamera nutzen würden. Geld für ein solches Projekt ausgeben dür-
brisant wie es noch Ende der 1980er Jahre Schließlich wurde die Frage nach der fen – abgesehen davon, wie das Ganze zu
war, denn damals antworteten rund zehn Finanzierung zu einem interessanten finanzieren ist.
Prozent aller Mitglieder auf einen ähnli- Ergebnis für den Vorstand. Rund 68 % Für die VdS stellt sich nicht zuletzt auch
chen Fragebogen. Wegen der recht gerin- der Sternfreunde, die den Fragebogen wegen des Umfrageergebnisses grundsätz-
gen Beteiligung können die Ergebnisse beantwortet haben, würden sich finanzi- lich die Frage, ob wir den Schritt mit der
daher für den Vorstand nur als Empfehlung ell an einem solchen Projekt beteiligen, Anschaffung eines Instrumentes der 50 bis
gelten. während ein Drittel (32 %) dies ablehnt. 60 cm-Klasse überhaupt gehen wollen.
Überraschendes Ergebnis ist ferner, dass
Auf die erste Frage „Halten Sie eine VdS- rund 30 % mehr als 20,- €, rund 34 % Fakt ist aber auch, dass in den zurück-
Sternwarte für sinnvoll?“ antworteten 50,- € und 30 % der Sternfreunde mehr als liegenden 15 Jahren der gemeinsamen
76 % der eingereichten Fragebögen mit 50,- € zu spenden bereit sind . Zusammenarbeit exakt 410 verschiede-
„ja“, während 24 % mit „nein“ votier- ne Personen, vorwiegend VdS-Mitglieder
ten. Auffällig ist, dass von den 90 Stern­ Wie geht es nun weiter? (das sind 10 Prozent unserer derzeiti-
freunden, die geantwortet haben, nur 40 % Der VdS-Vorstand wird die Umfrage­ gen Mitgliederzahl) die Einrichtungen
die VdS-Sternwarte bereits genutzt hatten. ergebnisse in den nächsten Monaten der Volkssternwarte Kirchheim genutzt
Somit ist klar, dass nicht nur die aktiven zu diskutieren haben, um auf der haben. Die zahlreichen Beobachter und
Beobachter in Kirchheim geantwortet hat- Mitgliederversammlung im September Tagungsgäste vieler Fachgruppenveran­
ten. Der überwiegende Teil (rund 71 %) 2007 einen entsprechenden Vorschlag vor- staltungen und –Treffen sprechen mit
der mit „ja“ abgestimmten Sternfreunde legen zu können. Schließlich kann nur über 5000 Manntagen in dieser Zeit ein
nutzten die VdS-Sternwarte aber mehr in einer Mitgliederversammlung über schwerwiegendes Wort für eine weitere
als drei Mal entweder zu Beobachtungen ein solch wichtiges Projekt abgestimmt Kooperation. Die Betreuung vor Ort, die
(49 %) oder zu Seminaren und anderen werden. In dem Bericht von Dr. Jürgen Einweisung in die Instrumententechnik und
Veranstaltungen (51 %). Schulz im VdS-Journal Ausgabe Nr. 18 vieles mehr wurde dabei mit einem gro-
wird klar, dass eine Nutzung des 50 cm- ßen persönlichen Aufwand von Dr. Jürgen
Auf die Frage, wie die Standortqualität Teleskops der Volkssternwarte Kirchheim Schulz und seinem Team vorgenommen;
aus astronomischer Sicht beurteilt wird, e.V. durch VdS-Mitglieder nicht mehr in erster Linie für VdS-Mitglieder, die
antworteten 55 % der Befragten mit gut, möglich sein wird. Es ist den Kirchheimer dadurch in den Genuss vieler Leistungen
40 % mit mäßig und nur 5 % mit schlecht. Sternfreunden nicht zu verdenken, dass kamen und interessante Beobachtungen
Daraus können wir den Schluß ziehen, sie ihr eigenes Gerät in Zukunft nur noch durchführen konnten.
dass die Standortqualität nicht so schlecht selbst nutzen wollen und nicht mehr ande- Ob es zu der Anschaffung eines größeren
sein kann! ren Sternfreunden zur Verfügung stellen Instrumentes kommen wird, steht derzeit
Die nächste Frage befasste sich mit den können. Zwischenzeitlich hat uns der in den „Sternen“. Schreiben Sie uns Ihre
derzeitigen Einrichtungen, den Instrumen­ Vorstand der Volkssternwarte Kirchheim Meinung dazu!

VdS-Journal Nr. 22
122 VdS Portrait

Besuch am Abastumanischen Observatorium


in Georgien
von Rainer Töpler

Welchem Leser ist das Abastumanische


Observatorium ein Begriff? Vermutlich den
wenigsten. Dabei handelt es sich hier um die
ehemalige sowjetische „Südsternwarte“. Es
war eines der modernsten Observatorien
der Sowjetunion, als es erbaut wurde.
Hier findet man die besten klimatischen
Bedingungen für die Astronomie in der
gesamten ehemaligen UdSSR.

Ich selbst bin sehr zufällig in Kontakt mit


dieser Sternwarte gekommen. Vor einigen
Jahren erhielt ich in meiner Werkstatt
Besuch von einem älteren Herrn, der mit
Akzent Deutsch sprach und gerne sehen
wollte, wie ein hiesiger Goldschmied
arbeitet. Er berichtete, dass er aus Georgien
käme und ebenfalls Schmuck herstellte.
Als Handwerker lässt man sich zwar meist
nicht gerne von fremden Menschen auf
die Finger schauen, aber in diesem Fall Abb.1:
war auch mein Interesse an diesem Mann Die georgische Hauptstadt Tiflis (Tibilisi) aus der Vogelperspektive. Die Kathedrale,
geweckt und wir kamen ins Gespräch. welche die Stadt dominiert ist zwar in typisch georgischem Stil erbaut, entstand
Es stellte sich heraus, dass Alexander Meyer aber erst unter dem letzten Präsidenten Schewardnadse.
zwar gelegentlich mit Silber Schmuck
anfertigte aber eigentlich Cheftechniker
am Abastumanischen Observatorium in
Georgien war. Sein Aufgabenbereich
lag in der Herstellung von Messgeräten
für die astronomische Beobachtung mit
Schwerpunkt auf der Anfertigung hoch-
präziser Interferenzfilter. Später erfuhr ich,
dass er die besten Interferenzfilter in der
ganzen ehemaligen Sowjetunion herstell-
te! Ebenfalls hochpräzise Mechaniken zur
Anwendung der Filter kommen aus seinen
Händen. Nach dem Zerfall der UdSSR Abb. 2: Abb. 3:
wurden die Arbeitsbedingungen für ihn Der Luft und Badekurort Abastumani. Die Kuppel des 125 cm Ritchie-
sehr schwierig, der Materialnachschub Chrétien-Teleskops thront über der
war teilweise ganz abgeschnitten, die weniger als minimal. Bibliothek.
Stromversorgung besonders im Winter eher Nach einigen Jahren Briefwechsel, in denen
sporadisch und Gehalt und Versorgung er mir einfach aus Freundschaft einige Entschluss, ihn in seinem Observatorium
Interferenzfilter herstellte wie einen engen zu besuchen.
[OIII]-Filter mit 3 nm Halbwertsbreite und So machten mein Sohn und ich uns
einen Hα-Filter für die Sonnenbeobachtung im Sommer 2005 auf den Weg nach
mit 0,6 nm Halbwertsbreite, reifte der Georgien. Um das Abenteuer komplett
zu machen, flogen wir aber nicht direkt
in die Kaukasusrepublik, sondern nur bis
Abb. 4: Istanbul, um über den Landweg dorthin
Auch wenn der Unterbau des 70/100cm zu reisen. So hatten wir schon über 1500
Meniscus aus der Entfernung sehr km unter die Räder öffentlicher Busse
imposant wirkt, ist er doch derart vom gebracht, ehe wir die Hauptstadt von
Verfall geschädigt, dass es lebensge- Georgien, Tiflis, erreichten.
fährlich ist, sich zwischen den Säulen Tiflis ist eine außerordentlich bemer-
aufzuhalten. (Vorsicht Steinschlag!) kenswerte Stadt mit einer sehr lan-
VdS-Journal Nr. 22
VdS Portrait 123

Abb. 5:
Im Schatten des 40cm
Doppelastrographen weiden heute
gelegentlich Kühe.

Abb. 6 (unten):
Hier wird die Sonne im ultrakur-
zen und langen Wellenbereich seit
Jahrzehnten kontinuierlich überwacht.

gen Geschichte, da sie immer an den als Ausgangspunkt für Bergwanderungen


Haupthandelsrouten des Mittelalters lag in der östlichen Hemisphäre berühmt ist.
und dazu noch natürliche, schwefelhaltige Abastumani war in der Zarenzeit als Kurort
warme Quellen besitzt. Viele Eroberungen berühmt. Die Herrscher Russlands wuss-
und Zerstörungen sind über sie hinweg- ten die gesundheitsfördernde Wirkung des
gegangen, so dass keine mittelalterliche schwefel- und radonhaltigen Wassers, wel-
Bausubstanz erhalten blieb. So mischt ches hier entspringt, zu schätzen. Auch Fokus betrieben werden kann. Beide
sich heute sowjetische Plattenbauromantik wenn die Bäder noch in Betrieb sind, waren während unseres Aufenthalts nachts
mit Prachtbauten der selben Herkunft und macht der ganze Ort einen sehr herunter- fast immer in Betrieb. Weitere Geräte sind
einigen Bauten aus dem 17., 18., und 19. gekommenen Eindruck. In einer besser Doppelastrographen von 40 cm bzw. 20
Jahrhundert. Besonders die Kirchen im gestellten Weltgegend wäre Abastumani cm Durchmesser, die aber wegen Mangels
typisch georgischen Stil stechen hervor, aber ein Touristenziel ersten Ranges. Fotoplatten und pizzagroßen CCDs zur
der sich über Jahrhunderte nicht gewan- Wir wurden hier von Familie Meyer in Zeit leider nicht benutzt werden. An einem
40 cm-Zeiss-Refraktor werden auch öffent-
liche Führungen abgehalten. Des weiteren
wird die Sonne im Radiobereich perma-
nent überwacht, wobei zu erwähnen ist,
dass der verantwortliche Wissenschaftler
in seinen Beobachtungsräumen Fernseher
repariert, um sich das schiere Überleben zu
sichern. Das ist wirklich Idealismus!
Herr Meyer ermöglichte uns durch seinen
guten Kontakt zu Vasha Kulianishvili, dem
Sonnen­astronomen von Abastu­mani eine

Abb. 7: Abb. 8:
Dr. Kulianishvili entfernt die Aljoscha Meyer, der Autor und Vasha
Andeckung des großen Koronographen. Kulianishvili am Koronographen.
(v.l.n.r.)

delt hat. Empfang genommen und im Lada, noch die


Hier konnten wir bei Bekannten Station letzten Kilometer bis zum Observatorium
machen, die uns auch zu einem sogenann- auf dem Berg Kanobili gefahren.
ten Microbus nach Abastumani brachten.
Auch wenn diese Strecke in den klei- Das Observatorium liegt weitläufig in
nen Kaukasus mit ca. 230 km nicht sehr einem waldreichen Gelände ausgebrei-
weit ist, braucht der Bus doch seine 5-6 tet. Man muss richtig wandern, um alle Abb. 9:
Stunden, da die Straße, je weiter man in Kuppeln und Gebäude kennen zu lernen. Während hier auf dem Dach die
die Berge, Richtung Abastumani vordringt, Hauptinstrumente für die nächtliche Hochatmosphäre untersucht wird, ent-
immer schlechter, um nicht zu sagen mise- Beobachtung sind ein 125 cm Ritchie- stehen im unteren Geschoss hochpräzi-
rabler wird. Der Weg führt vorbei an dem Chrétien und ein 70cm/100cm Maksutov- se Interferenzfilter und Geräte für die
Ort Borjomi, der für sein Heilwasser und Teleskop, welches auch im Cassegrain astronomische Forschung.

VdS-Journal Nr. 22
124 VdS Portrait

chronischer Geldmangel haben verhee-


rende Folgen für die Bausubstanz. Um so
erstaunlicher ist es, dass vor allem durch
Herrn Meyer die Technik im Inneren der
Kuppeln sehr gut in Schuss ist und die
Wissenschaftler mit allen Geräten, die selbst
hergestellt werden können (Photometer,
Polarimeter, Interferenzfilter etc.) bes-
tens ausgestattet sind. Im Gegensatz dazu
besteht ein großer Mangel an Geräten, die
im Ausland eingekauft werden müssen. So
wird als CCD Kamera eine ST 6 benutzt!
Man betreibt damit Spitzenforschung - und
das bei Gehältern die gegen Null gehen!
Herr Meyer muss immer noch arbeiten,
um soeben (wirklich soeben) über die
Runden zu kommen, in einem Alter von
80 Jahren!

Abb. 10: Zum Abschluss möchte ich meinen tie-


Herr Alexander Meyer vor dem Hochvakuumgerät, in dem die Schichten der fen Dank für Alexander Meyer und seine
Interferenzfilter aufgedampft werden. Familie aussprechen, die uns eine Woche
bestens versorgt haben (Vielen Dank an
Vale für das köstliche Essen!), uns Einblick
Beobachtungsführung am großen Korono­ angefangen von den selbstgeschliffenen in das Observatorium verschafft haben und
graphen des Observatoriums. Ein 52 cm Planscheiben bis zum Aufdampfen der nicht zuletzt die Schönheit der Umgebung
großer Chromat, ein Gitterspektrograph einzelnen Filterschichten. Auch alle nötige zeigten - und die besten Pilzsammelgründe
und enge Interferenzfilter ermöglichen es, Mechanik kann er in der bestens ausge- (Danke Aljoscha!).
gleichzeitig räumlich und zeitlich hoch- rüsteten Werkstätte herstellen – wenn es
aufgelöste Spektren und Linienbilder ein- denn Strom gibt, was besonders im Winter
zelner Details der Sonne aufzunehmen. nicht selbstverständlich ist. Als Höhepunkt
Herr Kulianishvili forscht zur Zeit an erhielt ich aus seiner Hand selbstgefer-
Oszillationen einzelner Spikulen und hat tigte HeII-Filter für die Wellenlänge
hier Frequenzen im 5 Minutenrhythmus 468,6 nm. Sie werden zur Untersuchung
festgestellt. Dabei scheinen die Spikulen Planetarischer Nebel dienen.
wie ein Wedel zu rotieren, was sich aus Man muss sagen, dass das gesamte
Dopplermessungen ergibt. Observatorium äußerlich stark vom Verfall
Durch Dr. Dzhapjashvili wurde uns der 40 gezeichnet ist. Bausünden sowjetischer
cm-Zeiss-Refraktor vorgeführt, der 1936 Planwirtschaft und jahrzehntelanger,
als erstes Instrument in die Sternwarte
Einzug hielt. Später, in den 50er und
60er Jahren des letzten Jahrhunderts war
das Observatorium als Prestigeobjekt
groß ausgebaut worden. Als Erinnerung
an unseren Besuch überreichte er uns ein
Exemplar seines polarimetrischen Atlas‘
der Mondoberfläche. Diese Messungen
lassen direkte Rückschlüsse auf die
Feinstruktur der Mondoberfläche zu.
Auch den großen 125 cm RC konnten wir
tagsüber besichtigen. Die ganzen Ausmaße
des Gerätes unterscheiden es doch deutlich
von Amateurinstrumenten, die es heute in
dieser Größenordnung gibt.
Herr Meyer lud uns auch in sein eige-
nes Reich ein, die optische und mecha-
nische Werkstätte. (Auf dem Dach des
selben Gebäudes wird übrigens Hoch­
atmosphärenforschung betrieben.)
Hier zeigte er uns, wie er die engen Abb. 11:
Interferenz­filter von Hand herstellt, Das Observatorium Abastumani, eingebettet in die Berge des kleinen Kaukasus.
VdS-Journal Nr. 22
rEZEnSion 125

Astrofotografie digital
– Schritt für Schritt zu fantastischen
Himmelsfotos
von Stefan Seip. 145 Seiten; zahlreiche überwiegend farbige Bilder,

Seit Jahren ist die Digitaltechnik aus der ungen für die erste einfache Bildbear-
Astrofotografie nicht mehr wegzudenken. beitung am PC vorgestellt. Dank der reich
Digitale Aufnahmeverfahren verdrängten bebilderten Anleitungen können diese leicht
die konventionelle Astrofotografie auf nachvollzogen werden. Hierzu verwendet
Filmemulsion nahezu vollständig. Der für der Autor populäre Programme wie Giotto,
seine sehr scharfen und gut ausgeleuch- Adobe Photoshop oder MSB Astroart. So
teten Aufnahmen bekannte Stefan Seip wird beispielsweise dem Leser in einer
schrieb jetzt das erste deutschsprachige Kurzanleitung veranschaulicht, wie er die
Buch zu dem Thema. zuvor aufgenommenen Planetenbilder mit
der Freeware Giotto automatisch nach ver-
Zu Beginn des Buches weist der Autor auf schiedenen Qualitätskriterien sortiert und
sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten ver- anschließend miteinander verrechnet, um
schiedener digitaler Aufnahmeverfahren ein möglichst rauscharmes Bild zu erhal- das Buch aber auch schnell
in der Astrofotografie hin. Seit über ten. Danach wird das Summenbild mit ver- anfällig für Veralterung wird. Erfahrenere
fünfzehn Jahren werden gekühlte CCD- schiedenen Routinen geschärft, bevor mit Astrofotografen werden vermutlich wenig
Kameras für die Fotografie von licht- Photoshop der letzte Feinschliff erfolgt. von dem Buch profitieren können.
schwachen Deep-Sky-Objekten ver-
wendet, die trotz des ausgezeichneten Zielgruppe des Buches sind Einsteiger
Signal-/Rauschverhältnisses vor allem in die Welt der digitalen Astrofotografie, Stefan Ueberschaer
wegen der hohen Investitionskosten eher die eine Anleitung für die ersten prak- Ruhrstraße 21
etwas für Spezialisten sind. In den letzten tischen Schritte bei der Aufnahme und 40699 Erkrath-Hochdahl
Jahren drängten digitale Sucherkameras der anschließenden Bildbearbeitung ueberschaer@astrofoto.net
und Spiegelreflexkameras auf den suchen. Tiefergehende Einblicke in die http://www.astrofoto.net
Markt, mit denen gute Astrofotografien Bildverarbeitung gewährt Seip leider VdS-Fachgruppen Selbstbau und
angefertigt werden können. So sind nicht. Von Vorteil für den Leser ist die Astrofotografie
Sucherkameras für Stimmungsaufnahmen Verwendung aktueller Software, wodurch
während der Dämmerung geeignet, kön-
nen jedoch wegen der meist begrenz-
ten Belichtungszeit nicht zur Fotografie
von lichtschwachen Himmelsobjekten
eingesetzt werden. Das Manko der kur-
zen Belichtungszeiten existiert bei den
meisten Spiegelreflexkameras nicht, so
dass diese auch vermehrt zur Fotografie
von Deep-Sky-Objekten verwendet wer-
den. Sehr beliebt ist Planetenfotografie
mit preiswerten Webcams geworden, mit
denen schnell hunderte von Bildern auf
der Festplatte abgelegt werden können.
Die klaren Vorteile der Digitalfotografie
wie die sofortige Verfügbarkeit der Bilder
und der somit möglichen Kontrolle der
Fokussierung und der Positionierung des
gewünschten Himmelsobjektes haben
viele Fotografen überzeugt.

Zu jedem der verschiedenen Aufnahme-


verfahren und jeweils einem Anwendungs-
beispiel werden Schritt-für-Schritt-Anleit-

VdS-Journal Nr. 22
126 V o r sc h a u

Astronomische Veranstaltungen
gesammelt von Werner E. Celnik (alle Angaben ohne Gewähr!)

Fr. 23. – So 25.03.2007 Sa 21.04.2007 Sa 5.05.2007


26. AKM-Frühjahrsseminar 5. Praktischer astronomischer Samstag 23. ATT in Essen/Treffen der
Programm: Beiträge aus allen - PaS Fachgruppe Dark Sky im Rahmen des
Teilbereichen des AKM: Uhrzeit: 12.00 Uhr – 18.00 Uhr ATT
Meteore, Halos, Polarlichter, Ort: Sternwarte Neuenhaus, Zeit: 14.00 Uhr
leuchtende Nachtwolken, u.a. Veldhausener Str. 46, 49828 Ort: Gesamtschule Bockmühle,
Ort: Naturfreundehaus in Löhne Neuenhaus (Grafschaft Ohmstr. 32, 45143 Essen
(nördlich von Bielefeld) Bentheim) Treffen der FG Dark-Sky
Infos: AKM-Homepage unter Ansprechp.: Christoph Lohuis Information: Dr. Andreas Hänel,
HYPERLINK http://www. Telefon 05941 – 990904 ahaenel@uos.de,
meteoros.de/akm/Seminar E-mail: Lohuis@t-online.de www.lichtverschmutzung.de
http://www.meteoros.de/ Veranstalter: Astronomischer Verein der
akm/seminar07.html. Grafschaft Bentheim e.V., Mi 16. – So 29.05.2007
Anmeldung: bei Ina Rendtel, Nightsky e.V. Internationales Teleskoptreffen im
Mehlbeerenweg 5, Internet: www.avgb.de, Vogelsberg (ITV)
14469 Potsdam, www.nightsky-online.de, Neuer Standort wird noch bekannt
ina.rendtel@meteoros.de www.praktischer- gegeben.
astronomischer-samstag.de Infos unter: www.Teleskoptreffen.de
Fr. 30.03. – So 1.04.2007 Eintritt: 5 Euro (inkl. Frei Kaffee,
Deep-Sky-Treffen Tee und Kuchen) Fr 25. – 29.05.2007
Ort: im Hotel Sonnenblick, Bebra/Hessen 26. Planeten- und Kometentagung
Veranstalter: VdS-Fachgruppen Deep-Sky Sa 21.04.2007 der VdS
und Astrofotografie 32. Würzburger Frühjahrstagung (siehe Anzeige unten)
Ansprechp.: Jens Bohle, HYPERLINK der VdS Ort: Bruder-Klaus-Heim in
dst@fachgruppe-deepsky.de (genauer Ort wird noch bekannt gegeben) Violau
und Peter Riepe, Anmeldung: Wolfgang Meyer,
fg-astrofotografie@vds- Fr. 27.05. – So 29.04.2007 Martinstr. 1, 12167 Berlin,
astro.de 14. CCD-Tagung in Kirchheim http://violau.itscool.de
Info: http://ccd.istcool.de

Einladung zur
26. Planeten- und Kometentagung
in Violau
Die 26. Planeten- und Kometentagung findet vom 25. Mai 2007 bis zum 29. Mai 2007
im Bruder-Klaus-Heim in Violau bei Augsburg statt.

Geboten werden Workshops zu fast allen Bereichen der Planeten- und Kometenbeobachtung, Referate von Amateuren sowie vor-
aussichtlich zwei fachspezifische Vorträge. Da bei dieser Tagung alle Teilnehmer unter einem Dach untergebracht werden, gibt es
somit vielfältige Möglichkeiten zum gegenseitigen Kennenlernen, zum Erfahrungsaustausch und bei entsprechendem Wetter zum
gemeinsamen Beobachten auf der dem Heim angeschlossenen Sternwarte.
Der Geamtpreis inklusive Vollverpflegung und Unterbringung in Mehrbettzimmern liegt etwa bei 150 Euro bei Anmeldung bis zum
6. Mai 2007. (Einzelzimmer sind ca. 30 Euro teurer.)

Ihre Anmeldung senden Sie bitte bis zum 6. Mai 2007 postalisch an Wolfgang Meyer, Martinstr. 1, 12167 Berlin oder per Internet
über die Seite http://violau.istcool.de. Anmeldungen können nur nach einer Anzahlung von 50 Euro auf das Konto des Arbeitskreises
Planetenbeobachter (Postbank NL Berlin Kontonummer 481488-109, BLZ 100 100 10, Kontoinhaber W. Meyer) berücksichtigt
werden. Wegen des zu erwartenden großen Interesses sind wir leider gezwungen, die Teilnehmerzahl zu begrenzen. - Anmeldungen
also, die nach Erreichen der Kapazität des Bruder-Klaus-Heimes eintreffen, können leider nicht berücksichtigt werden.

Vorschläge zu Referaten sind ebenfalls willkommen. Bitte richten Sie auch diese an die oben genannte Adresse.
Anmeldeformulare können unter o.g. Adresse angefordert werden oder unter http://violau.istcool.de heruntergeladen werden.
Unter dieser Adresse sind ebenso aktuelle Informationen und das Tagungsprogramm – soweit vorhanden – abrufbar.

VdS-Journal Nr. 22
V o r sc h a u 127

Vorschau auf astronomische Ereignisse


(alle Angaben ohne Gewähr! Zeitangaben für Ort bei 10° ö.L. und 50° n.Br.)

Januar 2007 März 2007

2. 4:19 Mondrand 40 Bogenmin. südl. des Sterns 2.


3:37 Mond bedeckt Saturn, bis 4:10
β Tauri (Elnath, 1,7 mag) 21:40 Mond 23 Bogenmin. nördl. α Leonis
3. 14:57 Vollmond (Regulus, 1,4 mag)
19:00 Uranus (5,8 mag) 22 Bogenmin. südl. des 3. 21:16 Beginn totale Mondfinsternis, Größe 1,238,
Sterns λ Aquarii (3,7 mag) Dauer 3 Std. 42 Min.
4. ab 0 Uhr Maximum Quadrantiden-Meteorschauer, ca. 4. 0:17 Vollmond, 0:21 Mitte der totalen
50 Meteore/Std. am Morgen Mondfinsternis
6. 20:00 Saturn (0,2 mag) 37 Bogenmin. westl. des 11. 5:00 Mond 1,5° südwestl. α Scorpii (Antares, 1,1
Mondes, kurz nach Mondaufgang mag)
7. 6:20 Mondrand 30 Bogenmin. nordwestl. α 12. 4:54 Letztes Viertel
Leonis (Regulus, 1,4 mag) 19. 3:43 Neumond
8. 7:00 Jupiter (-1,7 mag) 16 Bogenmin. nördl. des 20. 20 Uhr 1 1/2 Tage alte Mondsichel über dem West-
Sterns ω Scorpii (4,4 mag), SO-Himmel Horizont, Dämmerung
11. 13:45 Letztes Viertel 21. 1:07 Frühlingsanfang
16. 22:00 Kleinplanet 20-Massalia (8,8 mag) 16 24. 22:49 Mondrand 27 Bogenmin. südl. des Sterns β
Bogenmin. nördl. von ο2 Cancri (5,7 mag) Tauri (Elnath, 1,7 mag)
19. 5:01 Neumond 25. 2:00 Umstellung von MEZ auf MESZ, Uhren um
20. 18:00 Mondsichel 1,3° südwestl. Venus (-3,9 mag), 1 Std. vorstellen
Abenddämmerung!, Höhe 3,5°, SW 20:16 Erstes Viertel
26. 0:01 Erstes Viertel 29. 5:30 Saturn (0,1 mag) 50 Bogenmin. östl. des
27. 18:20 Plejadenbedeckung durch den Mond, Ende Mondes
ca. 20 Uhr 30. 5:30 Mond bedeckt α Leonis (Regulus, 1,4 mag),
Dämmerung, W-Horizont

Februar 2007 April 2007

2. 6:45 Vollmond 2
19:15 Vollmond
3. 0:06 Saturn (0,0 mag) 10 Bogenmin. südwestl. 8.
4:30 Pluto (14 mag) 40 Bogenmin. südwestl. des
des Mondrandes, Bedeckung im nördl. Sterns SAO 160915 (5,9 mag), Sternb.
Skandinavien Schütze
7. ca. 18:40 Merkur (-0,5 mag) Abendsichtbarkeit, SW- 10. 20:04 Letztes Viertel
Horizont, Höhe 5°, Dämmerung! 14. 22:30 Venus (-4,0 mag) zwischen Hyaden und
8. 1:43 Mond 1,4° südl. α Virginis (Spica, 1,1 mag) Plejaden
17. 13:36 Neumond
10. Saturn in Opposition zur Sonne 19. 22 Uhr Mond 1,4° östl. der Plejaden
10:51 Letztes Viertel Mond zieht an Venus (-4,0 mag) vorüber,
17. 17:14 Neumond vgl. auch morgen
22. ab 19:45 Maximum Lyriden-Meteorschauer um 18
19. 19:00 Venus (-3,9 mag) 1,6° südl. des Mondes, Uhr, beobachten ab Dämmerungsende
Abenddämmerung 24. 8:36 Erstes Viertel
23. 23:30 Plejadenbedeckung durch den Mond, beob 29. 6:28 Mars (1,0 mag) 41 Bogenminuten südl.
achten bis ca. 1:30 Uranus (5,9 mag), Sternbild Wassermann
24. 8:56 Erstes Viertel 30. 22:45 Mond 1,5° südl. α Virginis (Spica, 1,1 mag)
26. 23:04 Mond 2,7° südl. β Geminorum (Pollux, 1,2
mag) Mai 2007
28. 2:00 Kleinplanet 20-Massalia (9,3 mag) 8,6
Bogenmin. südl. von 20 Cancri (5,9 mag) 2. 12:09 Vollmond
und 3,1 Bogenmin. nördl. von SAO 97783
(7,6 mag)

VdS-Journal Nr. 22
128 H i n we i se

Anschriften der VdS-Fachgruppen-Referenten


Fachgruppe Name Vorname Straße PLZ Ort E-Mail Redaktion
Amateurteleskope/Selbstbau Zellhuber Herbert Kreuzeckstr. 1 82380 Peißenberg fg-selbstbau@vds-astro.de
Astrofotografie Riepe Peter Lortzingstr. 5 44789 Bochum fg-astrofotografie@vds-astro.de
Atmosph. Erscheinungen Hinz Wolfgang Bräuhausgasse 12 83098 Brannenburg fg-atmosphaere@vds-astro.de
CCD-Technik Möller Dennis Aßmayergasse 5-7/1/4 A-1220 Wien fg-ccd-technik@vds-astro.de
Computerastronomie Jahns Helmut Glimmerweg 21 30455 Hannover Helmut.Jahns@gmx.de
Dark Sky Hänel Dr. Andreas Am Sportplatz 7 49124 Georgsmarienhütte fg-darksky@vds-astro.de
Geschichte Steinicke Wolfgang Gottenheimer Str. 18 79244 Umkirch fg-geschichte@vds-astro.de
Jugendarbeit VEGA e.V. Hoffmann Susanne Tegernseestr. 30 12527 Berlin fg-jugendarbeit@vds-astro.de
Kleinplaneten Lehmann Gerhard Persterstr. 6h 09430 Drebach fg-kleine-planeten@vds-astro.de
Kometen Meyer Maik Westerwaldstr. 91 65549 Limburg fg-kometen@vds-astro.de
Meteore Molau Sirko Abenstalstr. 13 b 84072 Seysdorf fg-meteore@vds-astro.de
Planeten Meyer Wolfgang Martinstr. 1 12167 Berlin fg-planeten@vds-astro.de
Populäre Grenzgebiete Wunder Edgar Heidelberger Str. 16 69207 Sandhausen fg-grenzgebiete@vds-astro.de
Sonne Janke Steffen An der Wuhlheide 197 12459 Berlin fg-sonne@vds-astro.de
Spektroskopie Pollmann Ernst Emil-Nolde-Str. 12 51375 Leverkusen fg-spektroskopie@vds-astro.de
Sternbedeckungen/IOTA-ES Bode Hans-Joachim Bartold-Knaust-Str. 8 30459 Hannover fg-sternbedeckungen@vds-astro.de
Veränderliche/BAV Braune Werner Münchener Str. 26 10825 Berlin fg-veraenderliche@vds-astro.de
Visuelle Deep-Sky Beob. Bohle Jens Frankenstr. 6 32120 Hiddenhausen fg-deepsky@vds-astro.de

Kontaktadressen
Materialzentrale Heising Thomas Clara-Zetkin-Str. 59 39387 Oschersleben
Radioastronomie Riese Jobst-Peter Vor der Pforte 12 63303 Dreieich jobst-peter.riese@t-online.de
VdS-Volkssternwarte Schulz Dr. Jürgen Arnstädter Str. 49 99334 Kirchheim juergen.schulz@vds-astro.de

Vereinigung der Sternfreunde e. V.


Geschäftsstelle Am Tonwerk 6 64646 Heppenheim service@vds-astro.de
Vorsitzender Guthier Otto Am Tonwerk 6 64646 Heppenheim vds-astro@t-online.de
Homepage www.vds-astro.de

VdS-Journal Nr. 22
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Ackermann Jörg Steinstr. 24 71254 Ditzingen
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Beck Stefan Eschelbachstr. 17 71088 Holzgerlingen stefan_beck@cometchaser.de
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Bohle Jens Frankenstr. 6 32120 Hiddenhausen mail@jens-bohle.de
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Dr. Bredner Eberhard H. R. Ginsterweg 14 59229 Ahlen-Dolberg Eberhard@Bredner.eu
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Deutschmann Manfred Wiesengrund 22 23823 Seedorf
Diederich Hans Günter Inselstr. 16 64287 Darmstadt astro@HansGuentherDiederich.de
Düskau Wolfgang Troppaner Str. 11 84478 Waldkraiburg
Eifert Gertraud Am Weißenacker 8 36369 Lautertal-Dirlammen g.eifert@ngi.de
Flechsig Gerd-Uwe Malchiner Str. 3 17166 Teterow gerd.uwe.flechsig@chemie.uni-rostock.de
Fritz Olaf Herkuleshof 9 30419 Hannover
Gährken Bernd Am Holzbach 41 33378 Rheda-Wiedenbrück bgaehrken@web.de
Glahn Uwe Lessingstr. 15 37339 Worbis deepsky@web.de
Griesser Markus Breitenstr. 2 CH-08542 Wiesendangen griesser@spectraweb.ch
Guthier Otto Am Tonwerk 6 64646 Heppenheim vds-astro@t-online.de
Güths Torsten Am Pfahlgraben 45 61239 Ober-Mörlen/Langenhain torsten.gueths@ipfb.net
Haupt Olaf Luitpoldstr. 17 97828 Marktheidenfeld olaf.haupt@t-online.de
Hinz Claudia Bräuhausgasse 12 83098 Brannenburg hinz@glorie.de
Hörenz Martin Mosczinskystr. 12, WE 1310 01069 Dresden martin-hoerenz@gmx.de
Hubl Bernhard Seebach 2 A-4542 Nußbach
Jäger Michael Seibererstr. 225 A-3610 Weisenkirchen/Wachau
Jahn Jost Bahnhofstr. 12 29525 Uelzen vds@jostjahn.de
Jahns Helmut Glimmerweg 21 30455 Hannover Helmut.Jahns@gmx.de
Dr. Julius Karl-Peter Tiberiusstr. 14 50968 Köln
Kammerer Andreas Mittelbergweg 21 76316 Malsch andreas.kammerer@lubw.bwl.de
Karrer Michael Rinneggerstraße 18 A-8061 St. Radegrund m.karrer@gmx.at
Kerner Heinz Gerdehaus 11 29328 Fassberg h.kerner@t-online.de
Kerschhuber Günther Geisensheim 8 A-4632 Pichl/Wels kerschiguenter@edumail.at
Knöfel André Am Observatorium 2 15848 Lindenberg aknoefel@minorplanets.de
Koch Bernd Hauptstr. 3 a 57636 Sörth
Kocher Peter ufem Bärg 23 CH-1734 Tentlingen kocher@bluewin.ch
Kohlhauf Franz Xaver Max-Höfler-Platz 3 83646 Bad Tölz
Kowollik Silvia Adolf-Gesswein-Str. 6 71636 Ludwigsburg
Kresken Rainer Oberstr. 12 64297 Darmstadt rainer.kresken@esa.int
Küchler Walburga Anselmstraße 8 73760 Ostfildern
Kutschera Walter Ulrichsteinerstr. 24 36325 Feldatal
Lehmann Tomas Schwanseestr. 41 99423 Weimar t_lehmann@freenet.de
Leiter Frank Mühlrein 1 35578 Wetzlar
Lille Wolfgang Kirchweg 43 21726 Heinbockel Lille-Sonne@gmx.de
Lohuis Christoph Jahnstraße 3 49828 Neuenhaus Lohuis@T-online.de
Mayer Petra Poststraße 3 54518 Platten Petra-Maus.Mayer@t-online.de
Meyer Erich Ferd.-Markl-Str. 1/62 A-4040 Linz erich.meyer@ooenet.at
Meyer Maik Westerwaldstraße 91 65549 Limburg maik@comethunter.de
Möller Dennis Kellerberggasse 9/C22 A-1230 Wien moeller-d@gmx.de
Mrozek Norbert Rodersiepen 11 58135 Hagen
Mündlein Ralf Oberer Bux 9 97236 Lindelbach
Pöpsel Josef Wettersburger Str. 20 34454 Bad Arolsen
Quester Wolfgang Wilhelmstr. 96 - B13 73730 Esslingen-Zell wquester@aol.com
Rendtel Jürgen Eschenweg 16 14476 Marquardt
Rhemann Gerald Linzerstraße 372/1/6 A-1140 Wien
Richardsen Frank Bachwiesenweg 6 82327 Unterzeismering
Riepe Peter Lortzingstr. 5 44789 Bochum fg-astrofotografie@vds-astro.de
Ries Wolfgang Altenseng 6 A-4721 Altschwendt diriesw@aon.at
Rörig Andreas Bahnhofstr. 16 65599 Dornburg-Wilsenroth
Schmidt Johannes Auersbach 97 A-8330 Feldbach hannes.schmidt@telering.at
Schneider Oliver Schcuckenhofstr. 54b 33818 Leopoldshöhe osastro@t-online.de
Scholz Cord Rinteln
Schönball Martin Welschufer Str. 69 01728 Bannewitz martin@schoenball.de
Schröder Albert Burgweg 6 31162 Bad Salzdetfurth
Schubert c/o Astron. Dieter Schwalbenweg 12 73655 Plüderhausen dieterschubert@aol.com
Verein Hoyerswerda e. V.
Schulze Rainer Barkholt 14 22927 Großhansdorf
Schwab Erwin Westendstr. 8 63329 Egelsbach e.schwab@gsi.de
Seip Stefan seip@mars03.de
Slotosch Frank Wallstraße 77 45770 Marl frank-slotosch@t-online.de
Slotosch Sarah Wallstraße 77 45770 Marl frank-slotosch@t-online.de
Spitzer Daniel Falkenstraße 30 59075 Hamm danielspitzer@gmx.de
Sprungmann Dirk Im Lichtenbruch 58 45527 Hattingen
Steinicke Wolfgang Gottenheimerstr. 18 79224 Umkirch steinicke-zehnle@t-online.de
Sturm Christian Fronbergweg 23 90613 Grosshabersdorf christian.sturm@csturm.de
Süßenberger Uwe Hohe Straße 14 60388 Frankfurt u.suessenberger@t-online.de
Thinius Bernd Moosglöckchenweg 8 14478 Potsdam
Töpler Rainer Zaisenweg 6 73614 Schorndorf drjhtoepler@t-online.de
Ueberschaer Stefan Ruhrstr. 21 40699 Erkrath-Hochdahl ueberschaer@astrofoto.net
Vollmann Wolfgang Dammaeckergasse 28/D1/20 A-1210 Wien vollmann@gmx.at
Wenzel Klaus Hamoirstr. 8 63762 Großostheim wenzel.klaus@tiscali.de
Willems Gerald Ottersteiner Vorweide 10 28879 Grasberg
Wolf Manfred Sägenberg 8 87742 Köngetried Astro-wolf@web.de
Zborowska Jörg Am Ginsterberg 27 50169 Kerpen zborowska@t-online.de
Zellhuber Herbert Kreuzeckstr. 1 82380 Peissenberg zellix@t-online.de
SCOPOS ED 66:
Auf Wunsch auch mit
Astro & Nature Stativ,
mit 2” Okularausstattung
und Sky-Surfer V-
Visiersucher

ED 66
Grundausstattung
Outdoor-Sporttasche mit Schultergurt und abnehmbaren Rückteil

APO REFRACTOR BAADER PLANETARIUM SCOPOS ED 66


Öffnung 66 mm, Brennweite 400 mm, ED Objektiv. Das ED Objektiv Technische Daten: Auf Wunsch: Anschlüsse für alle
Dual-Speed-Okularauszug 1:10
gängigen Kameras
produziert eine Abbildung, die nahezu frei von Farbfehlern ist! Ein ED
Öffnung / Brennweite: 66 mm / 400 mm
Objektiv mit dieser Öffnung und diesem Öffnungsverhältnis ermöglicht
eine nahezu vollständige Eliminierung des Farbfehlers. Das Ergebnis ist Öffnungsverhältnis: Fotografisches Öffnungsverhältnis f/6
eine Abbildung, die selbst im Vergrößerungsbereich um 200fach scharf Objektivtyp: 2elementiges ED Objektiv
und kontrastreich ist.
Transportlänge: nur 30 cm bei eingezogener Taukappe
Einsatzbereiche: Baulänge: 37,7 cm bei ausgefahrener Taukappe
Naturbeobachtung: Okularauszug: Crayford-Auszug mit 2” SC- und 11/4” Anschluss 40 JAHRE
Der SCOPOS ED APO 66 ist ein besonders leistungsstarkes Spektiv für Fokussierweg: 60 Millimeter
Naturbeobachtung. Sie können mit dem entsprechenden Zubehör
Vergrößerungen zwischen 13-fach und 200-fach anwenden – je nach Gewicht mit Abschlussdeckel: 1800 Gramm
Beobachtungsziel. Wir bieten dafür bildaufrichtende Prismen in 11/4” Jubiläumsangebot – exklusiv von uns erhältlich
Taukappen-Durchmesser: 85 Millimeter
und 2” an. Das apochromatische Objektiv ist für den zusätzlichen Glasweg – befristet bis 28. 2. 2007 –
bei der Verwendung mit bildaufrichtenden Prismen korrigiert. Montierungsanschluss I: 1/4” Fotostativangewinde
McNaught Comet Catcher bestehend aus:
Astronomische Beobachtung: Montierungsanschluss II: Stativblock ausgebildet als Schwalben-
schwanz (in Vixen /Celestron-Norm oder Baader-Klemme V # 2451530) � SCOPOS ED 66 Apochromat in
Durch das gut auskorrigierte ED APO Objektiv werden nicht nur hoch Beryllium-Bronze mit
auflösende Planeten- und Mondbeobachtungen ermöglicht, sondern auch Aufbewahrung: Outdoor-Sporttasche mit Schultergurt
Outdoor Sports Bag
beeindruckende Übersichtsbeobachtungen z.B. als Kometensucher mit Für die direkte Adaption Ihrer Kamera benötigen Sie: � SCOPOS 2” Amici-Prisma
unserem 2” Amiciprisma und dem neuen 2” SCOPOS Extreme Okularen SC/T-Adapter # 240 8160 und T-2 Zwischenring 40 mm # 150 8153 in Astro-Qualität!
30 und 35 mm. sowie einen passenden T-Adapter. mit aufrechtem, seiten- Sie
Fotografie: Der SCOPOS ED APO 66 ist bei uns auch in einer Sonderedition mit richtigen Bildfeld inkl. sparen
Der SCOPOS ED 66 APO ist ein sehr gut auskorrigiertes Tele-Objektiv mit
400 mm Brennweite. Damit gelingen Ihnen sowohl Naturaufnahmen als
verchromter Oberfläche verfügbar. Das Gerät ist ein „Eye Catcher” für
jedermann. Technische Daten und Anschlüsse sind identisch zum SCOPOS
2” Schraubanschluss – mit
T-2 Gewinde für den alternativen Kameraanschluss! € 200,-
auch Astro-Aufnahmen in hervorragender Qualität. Durch die 1:10 ED APO 66 in der Bronze Version: � SCOPOS 30mm 2” EXTREME Weitwinkelokular 70 Grad
Untersetzung des Okularauszuges ist ein besonders genaues Scharfstellen
McNaught Comet Catcher 596,- EUR
SCOPOS
möglich.
Einzelpreise:
SCOPOS
T A R G E T
SCOPOS ED 66 Apochromat in Beryllium-Bronze (# 3066400) 398,- EUR
T A R G E T Bestell-Nr.: 3066401
SCOPOS ED APO 66/400 SCOPOS 2” Amici-Prisma mit 2” Steckhülse (# 3006010) 198,- EUR
Bestell-Nr.: 3066400 Hochglanz-Chrom (inkl. Umrüstsatz 2” SCOPOS Amiciprisma auf 2” Gewindeanschluss
SCOPOS ED APO 66/400 bronze Outdoor-Sporttasche) (#3005050) 25,- EUR
(inkl. Outdoor-Sporttasche) Euro 428,–
Euro 398,– 30 mm SCOPOS 2” EXTREME Weitwinkelokular (# 3004030) 175,- EUR
Gesamtpreis: 796,- EUR
weiteres Zubehör
35 mm SCOPOS 2” EXTREME Weitwinkelokular (# 3004035) 185,- EUR
25 mm Baader 2” Weitfeld-Erfle (# 2404040) Jubiläumspreis 175,- EUR
Astro & Nature Stativ (# 2451020) 149,- EUR
Aufpreis zum Jubiläumspaket für:
Weitere Informationen finden Sie unter: SCOPOS ED 66 Apochromat-Chrom (#3066401) statt Bronze 25,- EUR
http://www.baader-planetarium.de/scopos/mcnaught.htm

www.baader-planetarium.de · kontakt @ baader-planetarium.de · www.celestron.de · www.sbig.de


Die genannten Preise sind freibleibend und Verkaufspreise inkl. MwSt. Irrtum, Preis- und technische Änderungen, Verfügbarkeit sowie Änderungen der Grundausstattungen behalten wir uns vor.

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