Professional Documents
Culture Documents
GR Gottfried Forsthuber
Thema
Die Wehrpflichtdiskussion ist voll entbrannt
v/o Michelangelo (BDB) Wird die Solidarität zum leeren Schlagwort? ...6
Notwendige Reformen werden nicht vorgenommen
Chefredakteur
Und was sagst du dazu? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Interview mit den NR-Jugendsprechern
Politik
Denken Sie ruhig multikulti . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Ein Brief von Dr. Spin an den Kanzler
Minenfeld Ostasien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Obamas Besuch war nur die Spitze des Eisberges
allem wünschen wir unseren Kartell- Interview mit dem Initiator, als auch Die knallroten Fäden
brüdern in Japan Mag. Peter Schano ein kritischer Beitrag von Andreas in Androschs Volksbegehren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
(BDB), Mag. Michael Schano (BDB) und Unterberger. Eines ist trotz aller Auf- Gastkommentar von Dr. Andreas Unterberger
Mag. Peter Mathä (ASO) auf diesem Weg
alles Gute und Gottes Segen.
fassungsunterschiede für den MKV klar:
Das Thema Bildung wird uns nicht so
Ad Fundum
Social Media verändert die Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Möglichkeiten, Chancen und Risiken
schnell loslassen, denn am 12. April wird
Ein Versager als Minister? im Sitzungssaal der GÖD (Schenkenstraße Die verkannte Gefahr von links . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
4, 1010 Wien) genau darüber diskutiert. Ist der Linksterrorismus salonfähig geworden?
Das politische Kalkül war für jeden auch nur Bei der Enquete „Die Zukunft der Schule –
vom Wegschauen zu erkennen: Die meisten Wege zur Bildungsrepublik Österreich“, Austria: 12 Points! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Österreich ist im Songcontest-Fieber
Burschen mit 18 wollen alles, nur nicht zum soll erörtert werden, was Kinder und
Heer oder Zivildienst. Die meisten Burschen Jugendliche heute lernen müssen, um Von hockey moms und tigermothers . . . . . . . . . . . . . . 29
aus bildungsferneren Schichten wählen mit morgen ein erfolgreiches und sinnerfülltes Alternative Erziehungsmethoden haben wieder Hochsaison
18 den Heinz-Christian. Was tun also als Leben führen zu können, wie die Schule
SPÖ? Gib dem Affen ein Stück Zucker (frei der Zukunft aussehen soll und wie eine Die Großen sind von uns gegangen . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Kolumne von Martin Meixner v/o Arminius (BDB)
nach Max Reinhardt) und versprich, was du Reform der Höheren Schule (AHS, BHS
noch vor kurzem abgelehnt hast. und ihrer Oberstufenformen) durchgeführt
werden könnte.
Aber – und das dürfte jedem, der regel-
mäßig bei seiner Verbindung auf BCs geht,
klar sein – angesagte Revolutionen finden Impressum
nicht statt. Entweder sie sind dilettantisch
ausgeführt oder der Revolutionär stolpert
über sich selbst. Im vorliegenden Fall trifft Herausgeber: Mittelschüler-Kartell-Verband der Konzeption, Produktion und Anzeigenverwaltung:
wohl beides zu. katholischen farbentragenden Studentenkorporationen Druckservice Muttenthaler GmbH, Ybbser Straße 14,
Österreichs (MKV), Neubaugasse 25/21, 1070 Wien 3252 Petzenkirchen, Telefon: 07416/504-0*
Telefon: +43/1/5237434, Fax: +43/1/5237434-9 Auflage: 25.000 Exemplare
Wobei (und das muss man für die Nachwelt E-Mail: kanzlei@mkv.at, Internet: www.mkv.at Verkaufspreis: € 2,-, Jahresabo: € 4,80 (exkl. Porto)
festhalten) sich ja inhaltlich einiges ZVR-Zahl: 646503058
ZVR-Zahl AHB: 750161558 Verkaufsstellen: MKV-Kanzlei, Adresse s.o.;
„getan“ hat. Der thematisch bis Redak- WStV-Kanzlei, Wien 8. Laudongasse 16;
tionsschluss bekannte dritte Sinneswandel Geschäftsführer: StS a.D. Mag. Helmut Kukacka (TGW) Kamper Annemarie, Bruck/Mur, Herzog-Ernst-Gasse 23;
Vorstand: StS a.D. Mag. Helmut Kukacka (TGW), Denkmayr Thomas, Hartberg, Herrengasse 22; Wacker
des Herrn Ministers erschöpft sich in der Norbert, Hall/Tirol, Oberer Stadtplatz 9; Wacker Mar-
Michael Wilim (MDK), RA Dr. Alexander Kragora
Kopie des deutschen Vorgehens (Ausset- (VDW), Dr. Gregor Jansen (SOP) tin, Innsbruck, Museumstraße 38; Sezemsky Josef,
zung der Wehrpflicht). Da muss ich als ein- Innsbruck, Bruneckstraße 162
Chefredaktion: GR Gottfried Forsthuber (BDB)
facher Staatsbürger sagen: Das hätten wir Telefon: +43/699/13300140, E-Mail: couleur@mkv.at
Blattlinie: Das „couleur“ ist die österreichweite Ver-
auch billiger haben können! Was bleibt ist bandszeitung des Mittelschüler-Kartell-Verbandes und
Redaktion: Martin Meixner (BDB), Mag. Marc Vecsey als solche politisch unabhängig. Ziel ist die Informa-
ein angeschlagener Verteidigungsminister. (SOP), Mag. Axel Sonntag (MDK), Bernhard Sonntag tion aller Mitglieder und Interessenten im Rahmen
Wird er daraus lernen? Wohl kaum. Mit (MDK), Christoph Steinacker (AUP) eines kritischen, auf den Grundsätzen des MKV
seinen Mitarbeitern zu reden, kommt ihm bauenden Jugend- und Mitgliedermagazins.
Fotos: MKV, Europäische Kommission (EK), Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung
ja nach wie vor nicht in den Sinn. flickr.com, zur Verfügung gestellt des Herausgebers entsprechen.
4 couleur 01 | 11
thema
dem Bundesheer?
nötigen und von der Politik vorerst immer • die Möglichkeit der Auslagerung aller das Besoldungssystem im öffentlichen
zugesagten Budget und am nötigen Perso- derzeit von Funktionssoldaten (Systemer- Dienst sicher nicht erreichbar.
nal; letztlich ist auch die Heeresreform haltern) getätigten Arbeiten (und dazu ge-
2010 daran gescheitert, die erst im Juni hören nicht die immer wieder angeführten Keine Systemerhalter mehr!
2004 durch die Reformkommission unter Kellner für die Offiziere, sondern vor al-
dem Vorsitz des Altbürgermeisters Dr. Hel- lem Kraftfahrer, Mechaniker, Köche, Auch eine neue Dislozierung durch Auflö-
mut Zilk einstimmig (also auch mit der Wachsoldaten für unzählige Kasernen, sung von vielen Standorten wird realpoli-
Stimme eines Dr. Peter Pilz von den Grü- aber auch Schreiber, Wirtschaftsgehilfen, tisch nicht zu erreichen sein. Bleibt man
nen) beschlossen wurde. Nachschubgehilfen, Wehrpflichtige in allerdings bei der Wehrpflicht, so muss man
“
Wehrdienst oder Berufsarmee (alle Argu-
Wie soll sich der MKV verhalten? mente aller Parteien genau lesen!), es geht
Strukturänderung nicht in Sicht bereits um die Substanz unseres Sicher-
Also worauf sollen wir Bürger in den nächs- heitsapparates Bundesheer, und dieses ha-
Als gelernter Österreicher glaube ich daher ten Monaten bei dieser bereits peinlichen ben wir in den letzten Jahrzehnten leider oft
nicht, dass eine wesentliche Änderung des und im Ausland belächelten Diskussion ach- benötigt, wenn auch Gottlob nicht zur Lan-
derzeitigen Mischsystems (Berufssoldaten, ten, und wenn es zur Volksbefragung kom- desverteidigung im eigentlichen Sinn. Und
wehrpflichtige Rekruten und Milizsolda-
ten) möglich sein wird, weil:
• die dafür notwendigen gesetzmäßigen
men sollte, wie sollten wir uns als Couleur-
studenten entscheiden? Darauf jetzt schon
eine Antwort zu geben, wäre verfrüht.
„
Voraussetzungen für eine derart massive Geben Boulevard-
Änderung unseres Sicherheitssystems
vermutlich nicht geschaffen werden kön-
Ich bin allerdings der Ansicht: Eine Umstel-
lung auf ein angedachtes Freiwilligensys-
medien konsequent
nen (u.a. ist die Wehrpflicht immerhin in tem ist nur dann sinnvoll, wenn die Bezah- den Marschtakt
unserer Verfassung verankert; Artikel 9a lung aller Dienstgrade und Funktionen leis-
Absatz 3 B-VG), tungsorientiert erfolgt, d.h., dass bei einem in Richtung Ende
• sich bei dem angedachten Salär für Be- Einstiegsgehalt eines Schützen von etwa €
rufssoldaten nicht genügend „Freiwillige“ 2.000,– (Umfrageergebnis unter den derzei-
der Wehrpflicht vor?
melden werden (dies ist bereits in den
70er-Jahren mit der „Bereitschaftstruppe“
nicht gelungen und mit diesem Problem
tigen Präsenzdienern) ein Unteroffizier etwa
€ 5.000,– sowie ein höherrangiger Offizier
mindestens € 8.000,– netto verdienen müs-
“
unser Vaterland sollte uns eine Versiche-
haben fast alle europäischen Staaten nach ste. Dies ist aber in Österreich durch die rungspolizze „Sicherheit“ auch weiterhin et-
Abschaffung der Wehrpflicht auch heute Neidgenossenschaft und Auswirkungen auf was wert sein!
zu kämpfen),
• es durch die bereits vorgegebenen Bud-
getkürzungen in den nächsten drei Jahren
um 550 Millionen Euro vermutlich nie zur person
wieder zu einer Erhöhung des Heeresbud-
get kommt (die derzeitigen Berechnungen Obst iR Udo E. Liwa (OCW et mult.) war 37 Jahre Truppenoffizier, zuletzt lang-
im BMLVS gehen von jährlichen 2,2 jähriger Kommandant der Garde; auch jetzt noch u.a. als Generalsekretär von Alt-
Milliarden Euro aus; verschwiegen wird Neustadt, Absolventenvereinigung der Theresianischen Militärakademie, und als
dabei aber das darin enthaltene „Sport- Phx ev. Theresiana Wr. Neustadt eng mit Berufsoffizieren aller Führungsebenen
budget“ sowie die Ankaufrate für die Eu- verbunden.
rofighter),
6 couleur 01 | 11
thema
Die Sicherheitspolitik eines jeden Landes sieht, um sich in allen möglichen Lebens- benötigten zusätzlichen Soldaten, Trup-
gehört zu den primären Kernaufgaben je- bereichen der Bürger breitzumachen, aber pen und Verbände kommen aus der beor-
des Staatswesens, die weder an Private genau die vom Bürger nicht selbst wahr- derten Miliz. Dies hat den Vorteil, dass
auslagerbar, noch an wen auch immer de- nehmbaren Kernaufgaben zusehends ver- immer nur so viel Bundesheer präsent ist
legierbar ist. Im Konkreten sind das die nachlässigt. und überdies bezahlt werden muss, wie
Landesverteidigung mit ihrem gesamten
Aufgabenspektrum: Landesverteidigung
im engeren Sinn, Schutz kritischer Infra-
„ man jeweils benötigt. Für ein neutrales
Land, das nicht der NATO angehört, ist
das ein kostengünstiges, zweckmäßiges,
struktur, Helfen wo andere nicht mehr Darabos ist unfähig demokratisches und vernünftiges System.
können, wie Katastrophenhilfe, Assi-
stenzeinsätze oder auch Hilfeleistungen
und kaltschnäuzig. Bundeskanzler ist Wehrdienstverwei-
im Ausland.
Weiters gehört dazu die innere Sicherheit Miliz – was bedeutet das?
“ gerer
leeren Schlagwort?
er es mit seinem Gewissen nicht verein- sich diese in der Vergangenheit auch ver- Norbert Darabos kann wohl willkürlich ei-
baren könne, seine Wehrpflicht beim halten und damit wesentlich zur gegen- nen General absetzen, aber es soll niemals
Bundesheer abzuleisten. Jahre später war wärtigen Misere beigetragen. Die einzi- ein Minister oder eine Regierung ein blindes
von diesem Gewissen keine Spur mehr gen, die in den letzten Jahren diese Fehl- Heer oder Soldaten gegen das eigene Volk
vorhanden, als es darum ging, Verteidi- entwicklungen und Missstände immer einsetzen können. Ich will in keinem Land
gungsminister zu werden, um als Befehls- wieder öffentlich aufgezeigt haben, waren leben, in dem sich die bewaffnete Macht
haber die Köpfe anderer hinzuhalten. die in Vereinsform organisierten Soldaten- nicht aus Mitbürgern zusammensetzt, die
All-inclusive-Gratisgesellschaft
Ein Ende der
Dem Populismus des Wiener Bürgermeis- Die ganze derzeitige Debatte in Österreich
Wehrpflicht in Öster- ters drei Tage vor seiner Wahl und der Toll- entspringt keinem edlen, sondern einem
reich würde de facto patschigkeit des Verteidigungsministers ist schäbigen Motiv. Unser Land mit allen sei-
es zu verdanken, dass es nun endlich eine nen demokratischen Grund- und Freiheits-
ein Ende des bisherigen breite Diskussion über den Zustand des rechten, seinen wirtschaftlichen, sozialen,
Bundesheeres und die Landesverteidigung kulturellen Errungenschaften ist es auch
Bundesheeres mit in Österreich gibt. Für uns Milizoffiziere, wert, verteidigt zu werden. Wir leben zu-
seinem Leistungsspek- die wir uns zum Teil seit Jahrzehnten für ei-
ne positive Wehrgesinnung einsetzen, ist es
sehends in einer All-inclusive-Gratisge-
sellschaft, wo das Anspruchsdenken im-
trum bedeuten. natürlich schmerzlich, wenn die desaströ- mer größer wird und jeder alles vom Staat
sen Zustände ans Tageslicht kommen. Die haben will. Wenn es dann um persönliche
1. In einigen europäischen Ländern wur- bitionierten Reformpläne von Norbert verändert. Minister Darabos wäre gut
de jüngst die Wehrpflicht außer Kraft Darabos. Das Modell eines Freiwilligen- beraten gewesen, eine solche neue Si-
gesetzt. Ist die allgemeine Wehrpflicht heeres ist eine Variante, die im Rahmen cherheitsdoktrin zu entwickeln. Ver-
nicht mehr zeitgemäß oder nur mo- einer gemeinsamen Sicherheitsstrategie stärkte Kooperation mit unseren EU-
mentan unpopulär? Welches Modell für Österreich diskutiert werden muss. Nachbarländern ist grundsätzlich nicht
würden Sie vorziehen? ausgeschlossen, es muss uns jedoch be-
2. Es erscheint mir eine verstärkte Koope- wusst sein, was dies bedeutet. Denn wer
2. Was halten Sie in diesem Bereich von ration mit EU-Nachbarländern – so wie A sagt muss auch B sagen…
einer verstärkten Kooperation mit EU- es der Wiener Bürgermeister Michael
Nachbarländern? Wäre eine Koordi- Häupl gefordert hat, für sehr sinnvoll. 3. Ich würde es beim Prinzip der Freiwil-
nation der Landesverteidigung mit an- ligkeit bei Frauen belassen. Sollte die
deren Unionsländern begrüßenswert? 3. Solange es auch in anderen gesell- allgemeine Wehrpflicht abgeschafft
schaftspolitisch relevanten Bereichen werden, so muss man über einen alter-
3. Ist in Ländern wie Österreich, die die keine Gleichberechtigung gibt – wie nativen Dienst an der Gesellschaft für
Gleichberechtigung der Geschlechter zum Beispiel Einkommen – stellt sich Männer und Frauen diskutieren. Es gibt
als erstrebenswert ansehen, die Ein- diese Frage für mich nicht. jedoch einige andere Berufs- und Pra-
ziehung ausschließlich männlicher xisfelder, in denen die Gleichstellung
Staatsbürger zum Wehrdienst nicht ein 4. Er muss nicht. Er kann. Wenn er es für von Mann und Frau Priorität hat.
Verstoß gegen ebendiesen Wert? Müss- sinnvoll hält. Er kann auch Wehrersatz-
ten im gegenwärtigen Wehrmodel dienst leisten. 4. John F. Kennedy sagte: „Fragt nicht,
nicht auch Frauen an der Landesver- was euer Land für euch tun wird - fragt,
teidigung partizipieren? 5. Nein. was ihr für euer Land tun könnt.“ Die
allgemeine Wehrpflicht stellt für einen
4. Was antworten Sie einem jungen öster- jungen Mann die Möglichkeit dar, aktiv
reichischen Rekruten, der Krieg nur für seine Heimat einzutreten. Die Ver-
aus Filmen und Geschichtsbüchern teidigung der österreichischen Souverä-
kennt, der Sie fragt, warum er die nität hat nicht an Bedeutung verloren.
nächsten 6 Monate in einer Kaserne Ksw. Mag. Unsere Werte, Rechte und Freiheiten
verbringen muss? Silvia Fuhrmann müssen wir schützen und im Notfall
(ÖVP) (VBN) auch bewaffnet verteidigen können.
5. Haben Sie selbst den Wehrdienst oder geb. 1981, Studentin
eine ähnliche Leistung absolviert? 5. Als Frau habe ich keinen Wehrdienst ge-
leistet, ich habe mich jedoch abseits der
1. Beide Modelle haben Vor- und Nachteile. Politik viele Jahre freiwillig und ehren-
Bevor in Österreich über die Abschaffung amtlich in der katholischen Kirche und
der Wehrpflicht entschieden werden in sozialen Vereinigungen engagiert.
kann, muss die Frage der Neutralität dis-
kutiert werden. Man muss in Österreich
Angela nicht nur über die militärische Landes-
Lueger (SPÖ) verteidigung diskutieren, sondern auch
geb. 1965, Beamtin über die geistige und den Zivilschutz. Ei-
ne Reform des Bundesheeres ist mit Ing. Christian
Sicherheit notwendig. Österreichs Sicher- Höbart (FPÖ)
1. Es gibt in Wahrheit nur noch drei Länder heit eignet sich nicht als Wahlkampfgag! geb. 1975, Angestellter
in der EU, die an der Wehrpflicht festhal-
ten. Die geopolitische Situation hat sich 2. Diese Fragen hängen unmittelbar mit
in den letzten Jahren stark verändert – da- der Sicherheitsdoktrin unseres Landes 1. Anfangs müssen die Sicherheitsinteres-
her muss man sich den neuen Herausfor- zusammen. Die Bedrohungsszenarien sen Österreichs klar definiert werden
derungen stellen. Ich unterstütze die am- (Terrorismus, cyberwar, u.ä.) haben sich („Sicherheitsdoktrin“) und an diesen
couleur 01 | 11 9
thema
Dear Mr. Chancellor! Damit ist auch sichergestellt, dass Sie der wicklung des amerikanischen „spoils sy-
Stimme des Volkes Rechnung tragen, stem“. Nur, dass dort die regierende Par-
Zunächst möchten wir Ihnen dazu gratu- denn die „Krone“ ist definitionsgemäß die tei die Spitzen der Verwaltung besetzt, in
lieren, dass Sie Ihre zeitweiligen Unstim- Stimme des Volkes. Ihr treuer Partei- Austria hingegen der Boulevard.
migkeiten mit der Familie Dichand berei- soldat, the Minister of Defense for the
nigen konnten. Wie das bei Greisen Burgenland, hat dieses Modell zudem Mr. Pandis Liste...
manchmal so ist, war der Alte (Ihr Onkel auf den Personalsektor übertragen – die
Hans) in seinen letzten Monaten etwas „Krone“ bestimmt, wer als Generalstab- Mehrere Medienzaren (darunter ein ge-
launisch, doch sein Sohn und Nachfolger schef amtieren darf, und vor allem, wer wisser Murdoch, der auch zu unserem
hat die Vorzüge Ihres Kooperationsmo- nicht. exklusiven Kundenkreis zählt) haben
dells rasch erkannt: Die „Krone“ kassiert bereits Interesse an Ihrem System an-
reichlich Geld von österreichischen Steu- Politologisch gesehen – was Sie weniger gemeldet – für die Lizenzgebühren schla-
erzahlern in Form von Regierungsinsera- interessieren dürfte, aber möglicherweise gen wir Ihnen den bewährten 50:50-
ten, und Sie machen dafür die Politik, die Ihre(n) Biografen – handelt es sich dabei Schlüssel (unsere Firma: SPÖ-Parteikas-
die „Krone“ Ihnen vorgibt. übrigens um eine innovative Weiterent- se) vor.
couleur 01 | 11 11
politik usw.
Minenfeld Ostasien
Der Besuch des chinesischen Präsidenten Hu Jintao bei seinem US-Amts-
kollegen Obama ist nur die Spitze des Eisberges.
Nachrichtenkanäle wie CNN und EURO- ner Kampf- bzw. Sanitätseinheiten. Unter munistische Nordkorea schreckte nicht ein-
NEWS wiesen auf eine Reihe von Pro- maßgeblicher Beteiligung der USA und ih- mal vor Anschlägen auf die Zivilluftfahrt zu-
blembereichen hin, nicht zuletzt die Span- rer Streitkräfte gelang es, das angegriffene rück, um Südkorea zu schädigen. Wie posi-
nungen um die Republik Taiwan und die Si- Südkorea vor der Vernichtung zu bewahren. tiv sich dieses trotzdem entwickeln konnte,
tuation auf der koreanischen Halbinsel mit macht die Tatsache deutlich, dass Südkorea
Nordkorea als Gefahrenherd. Dabei weisen Urheber des Koreakonflikts den jüngsten Gipfel der führenden Wirt-
betreffende Konflikte unabhängig von Ein- schaftsmächte der Welt bei sich ausrichtete.
zelpersonen der heutigen politischen Szene Dabei geht dieser Koreakonflikt – wie so Ban Ki-moon war bis zu seiner Wahl zum
auf ihre je eigene Geschichte zurück. vieles – auf die Politik der Hauptsieger- UN-Generalsekretär Außenminister Südko-
mächte des II. Weltkrieges zurück. Hatten reas. 1988 fanden in Südkorea glänzende
Der Überfall des von Sowjetunion und dem doch die Sowjetunion und die USA die Auf- Olympische Sommerspiele statt.
inzwischen kommunistischen China unter- teilung Koreas vereinbart. Aus beiden Be-
stützten kommunistischen Nordkoreas auf satzungszonen entwickelten sich die kom- In der kommunistischen Familiendiktatur
das prowestliche Südkorea im Jahre 1950 munistische Volksrepublik Nordkorea und Nordkoreas herrschen demgegenüber er-
wurde von den sonst meist nicht mit Ent- der südkoreanische Staat, beide mit dem An- schütternde Verhältnisse. Seit Jahren leidet
scheidungseffizenz glänzenden Vereinten spruch ganz Korea zu vertreten. Mit dem als die einfache Bevölkerung unter drasti-
Nationen mit der eindeutigen Verurteilung Abschluss des Koreakrieges 1953 verein- scher Lebensmittelknappheit. Jede Form
Nordkoreas beantwortet und dem Aufruf an barten Waffenstillstandes wurde in etwa die politischer Opposition wird erbarmungs-
die Mitgliedsstaaten, Südkorea als Opfer (Besatzungs-)Grenze von 1945 wiederher- los verfolgt. Zugleich ist Religionsfreiheit
militärisch beizustehen. Zahlreiche der da- gestellt, die Gesamtproblematik aber nicht in keiner Weise vorhanden. Vor allem wer-
maligen UN-Mitgliedsstaaten antworteten gelöst. Bis heute gibt es keinen Friedensver- den Christen am stärksten verfolgt. Im Be-
auf diesen Appell mit der Entsendung eige- trag für die koreanische Halbinsel. Das kom- richt für 2010 hielt Amnesty International
couleur 01 | 11 13
politik usw.
(AI) fest: „Die Regierung verletzte syste- Kanonenboot am Yangste-Kiang eigene Exilregierung. Die tibetische ver-
matisch die bürgerlichen, politischen, dankt zwar erheblich dem Aushänge-
wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bemerkenswertes hatte sich inzwischen schild Dalai Lama ihre besondere welt-
Rechte von Millionen von Nordkoreanern. auch in der Mandschurei, dem Stammland weite Popularität, ist aber alles andere als
Nahezu das gesamte Land war von Nah- der so lange über China herrschenden ein Ein-Mann-Betrieb.
rungsmittelknappheit betroffen“. Eigens Mandschu-Kaiser ereignet. Der 1911 in Pe-
wurden „willkürliche Inhaftierungen, Fol- king gestürzte letzte Mandschu-Kaiser Pu- Türkei kritisiert Völkermord
ter und andere Misshandlungen“ themati- Yi konnte dort 1932 mit Hilfe Japans an die
siert. Spitze des für unabhängig erklärten Staates In Hinblick auf Ostturkestan ist insbeson-
Manchukuo treten. Die Proklamation zum dere der Weltkongress der Uiguren aktiv.
Menschenrechtsverletzer Nr. 1 Kaiser von Manchukuo erfolgte 1934. Dieser vertritt als Mitgliedsorganisation
u.a. in der „Unrepresented Nations and
Dinge die auch in anderen Staaten an der Im Schatten des II. Weltkrieges und ange- Peoples Organization“ (Organisation der
Tagesordnung sind: Nach Beurteilung der trieben durch die Sowjetunion erklärte 1944 nichtrepräsentierten Völker und Staaten)
Internationalen Gesellschaft für Men- die Volksrepublik Ostturkestan ihre Unab- seine Volksgruppe. Ebenfalls in der UN-
schenrechte/IGFM ist China „eine Welt- hängigkeit. Chinesische Gebietshoheit hat- PO sind die tibetische Exil-Regierung und
handelsmacht und zugleich der Men- te in dem besonders von muslimischen Ui- die Republik Taiwan.
schenrechtsverletzer Nr. 1“. Die IGFM guren bewohnten Gebiet über weite Stre-
hielt in einer Stellungnahme fest: „Ein cken eh nur noch auf dem Papier bestanden. Da sich die uigurische Bevölkerung meist
Jahr vor Beginn der Olympischen Spiele Verfilmungen wie „Der bunte Schleier“ und zum Islam bekennt, verwundern Berichte
ist China unangefochtener Weltmeister in „Kanonenboot am Yangste-Kiang“ weisen über vielfältige Unterstützung aus der is-
Hinrichtungen, Folter, Überwachung sei- auf die komplizierten Verhältnisse der 20er- lamischen Welt keineswegs. Die türkische
ner Bevölkerung, Unterdrückung der und 30er-Jahre in China hin. Regierung etwa warf China vor, Völker-
Meinungsfreiheit, Gehirnwäsche und vie- mord gegen die auch sprachlich-kulturell
len anderen Disziplinen der Unterdrük- Chinesischer Blitzkrieg eng mit der Türkei verbundenen Uiguren
kung“. Mit seiner Kritik steht die IGFM zu betreiben. Die Bedeutung des Dalei
nicht allein. Zu nennen sind hierzu etwa Kam ab 1945 schrittweise das Gebiet Lama für den buddhistischen Kultur-
Amnesty International, die Gesellschaft Manchukuos mit Hilfe der Sowjetunion kreis und eine Pflege der Beziehungen in
für bedrohte Völker und Christian Solida- und der USA (wieder) zu China, so war diese Richtung braucht nicht eigens be-
rity International. Ein Blick auf den ge- Ostturkestan/Sinkijang 1949 fällig. Die tont werden.
schichtlichen Hintergrund kann die Pro- sowjetische Führung unter Stalin lieferte
blematik, Einzelkonflikte erhellen. ihre dortigen Genossen den im chinesi- Taiwan und Vatikan
schen Bürgerkrieg bereits erfolgreichen
Der letzte Kaiser Rot-Chinesen unter Mao ans Messer. Als Beachtlich auch, wie sehr das demokrati-
1950 der chinesische Blitzkrieg zur sche und religionsfreundliche Taiwan als
Weite Teile des sog. heutigen Chinas ge- Unterwerfung Tibets begann, wurde das eigener Staat der chinesischen Feindselig-
hörten über Jahrhunderte zum jeweiligen tibetische Volk und der junge Dalai Lama keit trotzt. Chinas Drohungen und Provo-
Tibetischen Großreich, Uiguren-Imperium in ihrem verzweifelten Abwehrkampf von kationen sorgen immer wieder für ernste
und dann dem Reich der Kalmücken. Das der Weltgemeinschaft alleingelassen. Auch Besorgnis in der Weltöffentlichkeit. De-
eigentliche China wurde lange von nicht- der spätere tibetische Volksaufstand konn- monstrativ pro-Taiwan sind Vatikan und
chinesischen Dynastien regiert. Die Mon- te daran nichts ändern. Mancher mag an Internationale Demokratische Union/IDU,
golenherrschaft ist dank Marco Polos auch den Film „Sieben Jahre in Tibet“ mit Brad mit der ÖVP als einer ihrer Gründerpar-
bei uns etwas in Erinnerung. Der Oscar-ge- Pitt in der Hauptrolle denken. teien. In diesen Kreisen gibt es große Sym-
krönte Film „Der letzte Kaiser“ setzte ins pathien gerade auch für Tibet.
Bild, dass die letzte Kaiserdynastie Chinas, Demonstrationen zu verschiedenen An-
ca. von der Mitte des 17. Jahrhunderts 1912, lässen und Menschenrechtsorganisatio- Es bleibt abzuwarten, ob es in Zukunft der
eine mandschurische Dynastie war. Deren nen weisen immer wieder auf das Schick- Exil-Regierung für Manchkuo gelingt, stär-
Unbeliebtheit bei richtigen Chinesen ist sal von Gebieten wie Tibet und Ostturke- keres internationales Interesse für sich zu
Thema im Genre von Eastern Action-Fil- stan hin. In beiden Fällen gibt es eine mobilisieren. Im Internet ist man schon.
men. Den Mandschu-Kaisern ist die Erobe-
rung Taiwans wie anderer Gebiete zu „ver-
danken“, auf die die heutige Volksrepublik
China Anspruch erhebt. War Taiwan von zur person
1895 bis 1945 Teil des Kaiserreiches Japan,
um dann erst den US-Amerikanern in die Dr. MMMMag., cand. phil. fac. theol. Matthias Martin v/o Nepomuk (NKW,
Hände zu fallen, so erhob sich 1948 die COT, TUT) ist Priester im Bistum St. Pölten, Verbindungsseelsorger der TUT
dortige Bevölkerung gegen die Herrschaft und Autor dreier Bücher („Für Gott und gegen den Führer?“; „Der kath. Weg ins
der bürgerlichen chinesischen Regierung Reich“ und „Staat, Recht und Kirche“) sowie Autor zahlreicher Artikel in ver-
Tschiang Kai-shek, dem die USA Taiwan schiedenen Medien.
überlassen hatte.
Job-Wahl ist entscheidend
für spätere Pension
Junge Menschen sollten sich bei ihrem Arbeitgeber über die betriebliche
Vorsorgelösung erkundigen, empfiehlt Mag. Andreas Zakostelsky (NMG)
Müssen junge Menschen, die in den
„Schlusslichter-Branchen“ arbeiten, be-
sorgt in ihre Zukunft blicken?
23 Milliarden durch
Privatisierungen
Der Staat ist kein guter Unternehmer –
Das hat sich in der Vergangenheit oft bewahrheitet.
Ein Staat hat viele Aufgaben, unter ande- Jährliche Zinsersparnis von einer Sparpaketen und Steuererhöhungen frag-
rem auch als Arbeitgeber. Allerdings soll- Milliarde Euro! lich erscheinen. Die dadurch freiwerden-
te diese Aufgabe vor allem durch die Ver- den Mittel könnten für Pflege- und Pen-
pflichtung zur öffentlichen Verwaltung Das in der Studie errechnete Privatisie- sionsvorsorge, für das Gesundheitssystem
wahrgenommen werden und nicht in rungspotenzial von bis zu 23 Milliarden oder für die Finanzierung der Universitä-
Form unternehmerischer Tätigkeit. Die Euro soll über Teilverkäufe von öffent- ten nachhaltig verwendet werden.
Weisheit, dass der Staat kein guter Unter- lichen Beteiligungen an Energieversor-
nehmer ist, hat sich nämlich in der Ver- gern, an der Bundesimmobiliengesell- Starker Kapitalmarkt schafft Arbeits-
gangenheit oft bewahrheitet: Der Wider- schaft sowie an Regionalflughäfen ver- plätze
spruch zwischen politischen Interessen wirklicht werden (siehe Tabelle). Nicht im
und betriebswirtschaftlich effizientem Economica Vorschlag enthalten sind die Eine Privatisierung über die Wiener Bör-
Management ist im Regelfall nicht lösbar
und geht schlussendlich zu Lasten der Ef-
fizienz der Unternehmen. Dazu bekom-
„ se ist nicht nur die transparenteste Form
einer Entstaatlichung, sondern bedeutet
auch eine Stärkung des österreichischen
men die Investoren – also die Österrei- Ein starker Kapitalmarktes.
cherinnen und Österreicher – kaum die
Rendite zu spüren und erhalten selten ei- Kapitalmarkt schafft Ein starker und liquider Kapitalmarkt
ne Rechtfertigung bei Verlusten, die dann treibt das Wirtschaftswachstum an,
auch noch vom Steuerzahler abgedeckt
Arbeitsplätze. schafft Arbeitsplätze und ist damit für die
werden müssen. Zusätzlich zeigen die Er-
fahrungen, dass der Einstieg privater In-
vestoren immer einen Schub an zusätzli-
“ heimische Volkswirtschaft außerordent-
lich wichtig. Diese Wechselwirkung ist
wenig überraschend, da Börsen eine wich-
chem Know-how und Technologie bringt. in diesem Zusammenhang oft genannten tige Funktion in der Unternehmensfinan-
ÖBB-Tochterunternehmen (zum Beispiel zierung haben und für die Eigenkapital-
Brisante Studie die Rail Cargo) oder der Autobahnbetrei- aufbringung eine wesentliche Rolle spie-
ber Asfinag, da diese Betriebe aufgrund zu len. Finanzierungsvolumina für neue In-
Anfang Februar 2011 wurde vom Econo- hoher Schulden und zu geringer Renta- vestitionen sind für Fremdkapitalmärkte,
mica Institut eine Studie präsentiert, die bilität derzeit nicht als privatisierbar ein- auf denen Kredite vergeben werden, auf-
das Privatisierungspotential in Österreich gestuft werden. grund der Höhe der erforderlichen Sum-
aufzeigt. Dem Vorschlag von Economica men oft zu risikoreich. Ein funktionieren-
nach eignen sich vor allem staatliche Be- Allein die Privatisierungen von bis zu 75 der Markt für Eigenkapitalfinanzierung
teiligungen an Infrastrukturunternehmen Prozent der genannten Unternehmen ist daher unerlässlich.
und Energieversorgern für Privatisierun- könnten durch den Gesamterlös von
gen. Diese sollten allerdings nicht voll- knapp 23 Milliarden Euro bereits eine Die Regierung täte also gut daran, Priva-
ständig veräußert werden, sondern auf ei- jährliche Zinsersparnis für den Staat von tisierungen wieder aufzunehmen und den
ne Kernaktionärsfunktion der Republik bis zu einer Milliarde Euro bringen. Dies volkswirtschaftlichen wie auch den poli-
mit Sperrminorität (25 Prozent plus eine ließe jedenfalls die Notwendigkeit von tischen Nutzen daraus zu ziehen.
Aktie) zurückgefahren werden. Dadurch
wird Stabilität in der österreichischen Ei-
gentümerstruktur des Unternehmens ga-
rantiert: Für einen externen Investor wür-
de eine vollständige Übernahme – und ei- zur person
ne damit eventuell verbundene Verlegung
des Unternehmens ins Ausland oder eine Kbr. Dr. Bernhard Marckhgott (A-D, Kb) ist seit 2005 Leiter der Abteilung
Zerschlagung – uninteressant werden, Public Affairs der Wiener Börse AG. Er war Büroleiter von MEP Mag. Othmar
denn ein Kernaktionär mit einem Viertel Karas (OLS), couleurstudentisch als EKV-Präsident aktiv und u.a. im KVHV
der Anteile kann nahezu jede grundlegen- (Brüssel) sowie bei den Kurien-Verbindungen Robert Schuman Argentorata
de Veränderung der Ausrichtung des Strasbourg und Merkenstein Wien im EKV.
Unternehmens verhindern.
16 couleur 01 | 11
verband
lassen. Wenn er glaubt, dass die Proteste vor schung aus Berufssoldaten, Längerdienen-
LESERBRIEFE allem des katholischen Familienverbandes den, Rekruten und Milizsoldaten (auch Re-
maßlos übertrieben sind, hat er keine Ah- servisten), unterstützt durch die Angehöri-
VfM-Artikel in Couleur 04/10 nung wie es einem einfachen Familienvater gen der Heeresverwaltung, bisher jeden ein-
Sehr geehrte Redaktion! geht. zelnen Einsatzauftrag erfüllt hat.
Vorerst beglückwünsche ich Euch zur gut ge- Familie Rastl
lungenen Ausgabe 04/10 des „Couleur“. 8990 Bad Aussee Auch das spricht für die Beibehaltung von
Zum VfM-Artikel habe ich folgende Bemer- Wehrpflicht und Milizsystem; und auch des-
kungen: Lieber „Verband farbentragender MKV Enquete Landesverteidigung wegen, weil es das verfassungsmäßig Gebo-
Mädchen“, bitte bleibt aufrecht, kämpfe- Im Couleur 04/10 wird über die MKV-En- tene ist (und daher auch nur mit Zweidrit-
risch und standhaft in Zusammenhang mit quete „Brauchen wir noch eine Landesver- telmehrheit im Parlament änderbar!). Die
eueren/unseren Prinzipien! Nur vermischt teidigung - und welche?“ berichtet. Länge- neue Sicherheitsdoktrin wird hoffentlich
freundlicherweise nicht kritische Haltungen re Zeit schon wollte ich mich zum Vorgang nicht dazu herhalten müssen, um einen Zu-
gegenüber „couleurstudentischen Verbin- melden und empfehlen, es nicht mit dieser sammenhang zwischen Erfüllbarkeit (an-
dungen mit weiblichem Zugang“ sowie Enquete genug sein zu lassen. Dazu war das geblich) neuer Aufgaben und Abschaffung
„fehlende Akzeptanz“ im Allgemeinen. Das Ergebnis für die Nichtteilnehmenden viel- der Wehrpflicht als unvermeidbar darzustel-
erste ist historisch nicht zu begründen und leicht doch nicht ausreichend. So dachte ich len. Wird ernsthaft dargelegt und anhand
demzufolge heutzutage etwas seltsam anmu- mir, ich stelle einen in der „Kleinen Zei- von zumutbaren Alternativen einsichtig ge-
tend und nicht wirklich konstruktiv, das tung“ erschienenen Debattenbeitrag zur macht werden, ob eine echte Balance zwi-
zweite ist schlicht engstirnig, unangebracht Verfügung, in der Hoffnung, dass er im We- schen Inlands - und Auslandsaufgaben an-
und abzulehnen. Volle Unterstützung einer ge eines Leserbriefes in unserer Verbands- gesichts einer neuen Sicht von „Heimat-
„weiblichen Initiative“, wo unsere Grund- zeitschrift weitere Verbreitung und damit schutz“ in einer Heeresstruktur nach „BH
sätze genauso hochgehalten und gelebt wer- Anstoß zur Fortführung der Diskussion ge- 2010“ überhaupt beabsichtigt ist?
den – aber bitte in einer zeitgemäßen Form. ben kann:
Wir leben inzwischen im 21. Jahrhundert, Es darf nicht zu einem „Todesstoß für das
wo doch jeder durch Unverwechselbarkeit „Anmerkungen zur Wehrpflichdebatte“ Bundesheer“ kommen, wie Claus REITAN
zu überzeugen sucht! Ein Hauptvorwurf, der im Zusammenhang unlängst einen Beitrag in der „Furche“
Dipl.Ing. Thomas ECKER (BDB) mit der Debatte um eine Reform des Bundes- übertitelte. Seine Frage nach „dem Staats -
heeres erhoben werden kann, gilt dem Argu- u. Gesellschaftsverständnis Österreichs“ ist
Ad Couleur 04/10 mentieren mit der Abschaffung der Wehr- daher nur zu berechtigt. Kann eine Antwort
Gratuliere zu einer interessanten Ausgabe! pflicht als Voraussetzung für eine erfolgrei- nach dem derzeit erkennbaren politischen
Prof. Dr. Herbert Kaspar (Am) che Zukunft unseres Heeres. Fahrplan überhaupt erwartet werden? Oder
ACADEMIA - Herausgeber wird sie das Wahlvolk sich selber spätestens
Die Zweifel daran, dass plötzlich alles bes- dann geben müssen, wenn es „befragt“
Ad Interview mit Kbr. Dr Raidl ser wird, um ein „ganz anderes“ Bundes- wird? Aus heutiger Sicht halte ich ein Nein
Ich bin Familienvater von 4 Kindern, davon heer leistungsfähig aufzubauen, halten vie- zur automatischen Abschaffung der Wehr-
3 in Ausbildung und halte es für eine Un- le, darunter auch ich, für mehr als berech- pflicht beim Angehen einer Heeresreform
verfrorenheit sondergleichen einen Multi tigt. Dazu muss immer wieder betont wer- angebracht.
Abcasher wie Hrn Raidl zu Wort kommen zu den, dass das Bundesheer mit seiner Mi- Gen iR Karl Majcen (KRW)
18 couleur 01 | 11
verband
Perspektivengruppe:
Seit einem Jahr ist die Perspektivengruppe aktiv, die den MKV auf seinem
Weg unterstützt, die attraktivste Jugendorganisation zu werden. Zeit also,
eine Zwischenbilanz zu ziehen.
Die Perspektivengruppe wird bis zum Pennälertag 2012 Konzepte und Materialien erarbeiten und als „Masterplan MKV 2015“ vorlegen, die
den Akteuren auf allen Ebenen das Leben erleichtern sollen und den MKV weit attraktiver machen sollen. Wir suchen daher dringend soge-
nannte ‘Best Practices’: Erfolgsbeispiele für die erfolgreiche Bewältigung typischer Aufgabenstellungen. Wir wollen aus positiven Erfahrun-
gen lernen, diese verdichten und allen zur Verfügung stellen.
Wir ersuchen alle Verbindungen und die Landesverbände positive Erfahrungen und Beispiele für Keilung (Konzepte, Veranstaltungen, Do-
kumente), für die Realisierung großer Stiftungsfeste, für die Öffentlichkeitsarbeit (Medienarbeit und öffentliches Auftreten) und für Programme
und Betrieb (sowohl Inhalt und grafische Gestaltung, auch Chargenbehelfe etc.) der Perspektivengruppe zur Verfügung zu stellen. Lernen
kann man nur von guten Beispielen und die permanente Neuerfindung des Rades wollen wir vermeiden. Selbstverständlich werden alle Quel-
len korrekt dokumentiert.
Wir bitten, alle verfügbaren Unterlagen in Papier oder elektronischer Form möglichst bald an den Leiter der Perspektivengruppe zu übermit-
teln: E-Mail: ppg.mkv2015@chello.at • Post: Dipl.-Ing. Michael Sprinzl • Weyringergasse 11 / 26 • A-1040 Wien
couleur 01 | 11 19
ad fundum
„Österreich da
nehmer-Länder. Natürlich können Tests
immer noch verbessert werden – und das
geschieht ja auch. Vor einem „Hintrainie-
ren“ der Schülerinnen auf Tests braucht
sich gerade Österreich nicht zu fürchten.
Im Vergleich zu den meisten anderen Län-
dern gibt es bei uns immer noch keine „na-
tionalen“ PISA-Tests. Sie werden aller-
dings sehr bald kommen, vermutlich drei-
mal im Verlauf der Schulzeit.
*Mag. Axel Sonntag v/o Galileo (MDK) ist Dissertant und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Department für Volkswirtschaft der Wirtschaftsuniversität Wien.
couleur 01 | 11 21
ad fundum
“
vität abhängen, sondern auch das ganzer
nicht daran zu denken „in Pension“ zu
gehen. Hätten Sie für die ÖBB gearbei-
tete, wären Sie im Durchschnitt schon
Magistratischen Bezirksämtern noch
bis 1. Juli auf. Das eigentliche Volks-
begehren soll im September stattfin-
Staaten und Regionen. Freilich müssen seit fast 24 Jahren im (Vor-)Ruhestand. den.
auch wir uns in Österreich daran gewöh- Woher nehmen Sie die Energie, sich bis
nen, dass z.B. ein Bachelor-Degree „nur“ heute derart aktiv einzubringen?
eine bessere Qualifikation bedeutet und Das Bildungsvolksbegehren
nicht etwa den Eintritt in einen „höheren Ich schätze dieses Land und kenne es auf- im O-Ton:
Stand“, also den der Akademiker. Dieses grund meines Alters schon sehr lange. Da-
altertümliche Standesdenken ist heute her weiß ich auch aus eigener Erfahrung, Wir fordern mittels bundes(verfas-
weltweit passé. was früher war und in welche Richtung sungs)gesetzlicher Regelung ein fai-
wir uns heute bewegen. res, effizientes und weltoffenes Bil-
Dem Vernehmen nach sind derzeit Volks- dungssystem, das vom Kleinkind an al-
begehren zu weiteren Politikfeldern Die rasante Talfahrt unserer Bildungs- le Begabungen fördert und Schwächen
(etwa von Kbr. Claus Raidl zum Thema entwicklung ist für mich – und nicht nur ausgleicht, autonome Schulen unter
Föderalismus) in Planung. Ist die öster- für mich allein - im höchsten Maße alar- Einbeziehung der SchulpartnerInnen
reichische Bundesregierung alleine mierend. Daher möchte ich sie mit aller und ohne Parteieneinfluss, eine leis-
„
nicht dazu in der Lage, maßgeblich den tungsdifferenzierte, hochwertige ge-
Ton anzugeben? meinsame Schule bis zum Ende der
Schulpflicht und ein Angebot von
Nicht nur PISA, auch andere internatio- Die überparteiliche ganztägigen Bildungseinrichtungen,
nale Studien dokumentieren, dass wir mit eine Aufwertung des LehrerInnenbe-
unserem Bildungsstandard im Länderver- Initiative will die rufs und die stetige Erhöhung der staat-
gleich weit ins Hintertreffen geraten sind. lichen Finanzierung für Universitäten
Längst hätten bei allen Verantwortlichen beiden zuständigen auf 2% des BIP bis 2020.
die Alarmsirenen anschlagen müssen.
Österreich befindet sich bezüglich seiner
Ministerinnen unter-
Bildungsergebnisse im freien Fall. stützen.
Jährlich bleiben 9.000 Schüler ohne
Abschluss. 25 % der 15-Jährigen können
nicht sinnerfassend lesen, ein etwa gleich
“
Kraft und allen zur Verfügung stehenden
zur person
großer Prozentsatz kann nicht ordentlich Mitteln aufhalten und umkehren. Das ist Dr. Hannes Androsch (* 18. April 1938 in
rechnen. 30 % unserer Kinder sind laut der einfache Grund meines Engagements Wien) ist Unternehmer, ehemaliger SP-Politi-
PISA Problemschüler. D.h. sie haben kei- in dieser Sache. Ich bin in meinem Selbst- ker und Steuerberater. Er war unter anderem
ne vertretbaren Erfolge beim Lesen, in verständnis ein Citoyen und sehr froh CA-Generaldirektor, Finanzminister, Vize-
Mathematik und Naturwissenschaften. In darüber, gesund zu sein und mein Selbst- kanzler, Konsulent für die Weltbank und Re-
Finnland sind das nur 5%. Die Folgen sind verständnis auch aktiv umsetzen zu gierungskommissär für die österreichische
katastrophal. Wer keinen Schulabschluss können, wie jetzt beim Bildungsvolks- Beteiligung an der Expo 2010 in Shanghai.
erreicht, findet schwer Arbeit. Sinkt das begehren.
22 couleur 01 | 11
ad fundum
droschs Volksbegehren
die Hochschulen. Von Studiengebühren Wenige „echte“ Unterstützer? Wird die ÖVP diesmal klug genug sein, zu
ist natürlich schon gar keine Rede. erkennen, dass ihr jeder Millimeter Kon-
Androsch hat trotz der Macht seiner Netz- zession an Androsch und den roten
Der vierte Rote Faden ist die Forderung werke und Parteiverbindungen erstaunlich Zwischenwahlkampf noch weitere Wähler
nach umfassender Verstaatlichung der wenig qualifizierte Unterstützer für seine Ini- kosten wird? Strache waits for them.
Kinder. Für die Eltern und Familien gibt tiative gefunden. Diesbezüglich aufgefallen
es bei Androsch natürlich überhaupt kei- sind lediglich die Herren Taschner und Liess- PS: Einen positiven Punkt des Konzepts
ne Rolle (schließlich hat er zwei, also in mann. Werden Sie ihre guten Namen weiter habe ich schließlich doch gefunden: die
Wahrheit gar keine); statt dessen will er für so ein Machwerk hergeben? Nur um sich Forderung nach mehr Personalautonomie
das Land mit „Krabbelstuben“ überzie- in den Strahlen der Mächtigen zu sonnen? für die Schulen. Freilich auch das ohne
hen; auch will er die Ganztagsschule zur nähere Definition. Aber immerhin geht
Regelschule machen (also für alle ver- Eine Realisierung des Konzepts würde die wenigstens ein Punkt in die richtige
pflichtend). Staatskassen ruinieren und einen gewalti- Richtung.
gen Run auf die Privatschulen auslösen.
Das Papier scheut auch nicht vor offener Dorthin werden viele jener Eltern vor der
Lüge zurück: „In anderen Pisa-Ländern Schulnivellierung flüchten, die ihren Kin-
kennt man Nachhilfe so gut wie nicht.“ dern noch eine ambitionierte und diszipli-
Vielleicht setzen sich die Autoren einmal nierte Ausbildung verschaffen wollen. der autor
in ein Flugzeug ins aufstrebende Asien, Während die Superreichen (wie Androsch
um (neben den von Androsch exportierten selbst!!!) ihre Kinder längst in Privatschu- Dr. Andreas Unterberger war
Arbeitsplätzen) zu sehen, wie in den dor- len haben, wird diese „Reform“ vor allem u.a. Chefredakteur der Wiener
tigen – extrem erfolgreichen – Pisa-Län- den Mittelstand treffen, der bisher noch Zeitung, ist Lehrbeauftragter an
dern die Eltern noch so teure Zusatz-Lern- staatliche AHS benutzen konnte. Im Grun- der Universität Wien und betreibt
angebote wahrnehmen, damit ihre Kinder de geht es nämlich um nichts anderes als ei- den liberalkonservativen Internet-
in die besten Schulen kommen. nen Klassenkampf gegen den den linken blog www.andreas-unterberger.at
Apparatschiks so verhassten Mittelstand.
Versteckte Gesamtschule-Forderung?
Auch wer nicht täglich mit dem PC arbei- wollten sich mitteilen, und mehr als 25 Facebook-Usern 750 Millionen (!) Fotos
tet, wer nicht dauernd im Internet surft, Prozent hinterlegten sogar ungefragt ihre hochgeladen. Man schätzt, dass im Som-
wer nicht seine gesamte Korrespondenz Handynummern“, wunderte sich Face- mer 2011 100 Milliarden Fotos auf Face-
per E-Mail abwickelt, hat es schon mitbe- book-Gründer Mark Zuckerberg schon book existieren.
kommen: Das Phänomen „Social Media“ 2007. Vielmehr ist es jedoch der Aus-
oder auch Web 2.0 hat die Kommunika- tausch an Meinungen, neuen Informatio- Doch was ist es, was die Menschen so fas-
tion zwischen Menschen verändert. Es hat nen und Empfehlungen, die Social Media ziniert? Menschen, die mehrmals am Tag
verändert was sie voneinander wissen, so dynamisch wachsen lässt. Gleichzeitig Facebook besuchen und sich dort solange
was sie über sich preisgeben und hat vor sollte man diesen Informationen auch aufhalten wie auf keiner anderen Internet-
allem vieles, was bisher individuell war, nicht blind vertrauen. Wer heute etwas zu seite. Es ist das menschliche Grundbe-
öffentlich gemacht. Das Couleur widmet einem bestimmten Thema wissen will, dürfnis nach Kommunikation, aber auch
sich in den nächsten Ausgaben dem The- „fragt“ zuerst Google und dann die Wiki- das Bedürfnis nach „Auffallen“ und „Ge-
ma Social Media und zeigt die Chancen pedia. Die Beurteilung was Wahrheit und hört werden“. Ganz normal Menschliches
und Risiken: für jeden Einzelnen aber Wahrhaftigkeit dieser Medien betrifft, ob- spielt sich Tag für Tag auf Facebook ab,
auch für Verbindungen und Verband auf. liegt aber jedem Einzelnen. nur eben etwas öffentlicher und schneller.
Um es noch einfach zu sagen: Auf Face-
Kommunikation 2.0: Die Interaktion Facebook - Das Phänomen schlechthin book sagen Menschen was sie mögen, was
wird öffentlich – und damit sozial ihnen gefällt, was sie tun und was sie tun
Erst vor sieben Jahren gründete der US- werden. Sie teilen diese Informationen mit
Die Idee ist eigentlich so alt wie das Inter- Student Mark Zuckerberg (mittlerweile anderen Menschen, denen das wieder ge-
net selbst: Vernetzung. Nicht einmal ein Multimilliardär) das Internet-Netzwerk fallen kann und die das wieder verbreiten
Jahrzehnt ist es her, dass dank immer Facebook – heute wächst keine andere können. Es geht auch um gute Produkte
schnelleren DSL-Verbindungen eine Plattform so stark wie sie. Mehr als 600 und schlechte Produkte, um interessante
zweite Welle das Web erreichte: Fotos und Millionen Benutzer sind weltweit auf Fa- Botschaften und langweilige Botschaften,
Videos konnten leichter getauscht werden cebook. In Österreich sind 2,3 Mio. „Fa- um Zufriedenheit und Unzufriedenheit,
und die Bereitschaft und der Spaß zur Ver- cebooker“ registriert. Am beliebtesten ist um Wünsche, Verbesserungsvorschläge,
netzung mit Freunden, Bekannten oder das Online-Netzwerk bei den 20- bis 29- Kritik. Nicht die Technik, keine Strategie,
auch Fremden nahm schlagartig zu – das Jährigen, gefolgt von den 13- bis 19-Jäh- keine Kampagne, sondern die Menschen
Web 2.0 war geboren. rigen. Am stärksten wächst jedoch die machen das Social Web zu dem was es ist.
Gruppe der über 55-jährigen Frauen. Die
„Vor dreieinhalb Jahren war es nicht ein- Zahlen die Facebook umgeben sind astro- Gleichzeitig ist Facebook natürlich ein
mal üblich, den echten Vor- und Nachna- nomisch und faszinierend zugleich: In der mächtiges Marketinginstrument. Trend-
men online zu benutzen. Doch die Leute Silvesternacht 2010/11 wurden von den Firmen wie Red Bull sind z.B. schon seit
couleur 01 | 11 25
social media
Kolumne von „Mr. Facebook“ Mag. Philipp Ploner v/o Nexus (GZL)
Wenn in den letzten Jahren im deutsch- Organisationen, werden diese entweder ig- fenen Aktivisten sich zu umschreiben pfle-
sprachigen Raum von Terrorismus berich- noriert oder als (interessanter) Diskussions- gen – „radikaldemokratisch“/ „antifaschis-
tet wurde, war meistens von Islamisten beitrag dargestellt. Ähnlich verhält es sich tisch“ ist. Das Bundesamt für Verfassungs-
oder von Neonazis die Rede. Dabei scheint in der Wissenschaft. An vielen Universitä- schutz und Terrorismusbekämpfung
die öffentliche Meinung aber auf den lin- ten des deutschsprachigen Raumes wirken (BVT) ist zusammen mit den neun Lan-
ken Terror vergessen zu haben, der in den – ideologisch mehr oder weniger geläuter- desämtern für Verfassungsschutz und Ter-
70er- und 80er-Jahren in Europa allgegen- te – alt-68er Professoren. So kommt es, dass rorismusbekämpfung (LVT) das zivile
wärtig war und nach wie vor nicht gebannt beispielsweise viele geisteswissenschaftli- Pendant der militärischen Geheimdienste
ist. Die Ursachen dafür sind verschieden; che Einrichtungen die Behandlung des his- Österreichs (offensives Heeresnachrich-
die „Dirigenten“ dieses gefährlichen Ver- torischen National-Sozialismus oder des tenamt und defensives Abwehramt). Es
gessens sind jedoch linke Organisationen aktuellen Rechtsextremismus wohlwollend überwacht gewissenhaft subversive Tätig-
und gealterte 68er, die heute an vielen unterstützen, während sie ebendort viel keiten, welche die verfassungsgemäße
Schalthebeln das Sagen haben. Gegenwind verursachen, wenn man die Ordnung in Österreich gefährden, und er-
Gräueltaten von Ceausescu, Guevara und stattet jährlich Bericht darüber. Bei seiner
Der Begriff des Linksextremismus ist ja an Hoxha oder jene des „Schreibtischterroris- Analyse beschränkt sich das BVT aller-
sich schwierig zu erfassen. Das liegt zu- ten“ Marx aufarbeiten will. dings fatalerweise bloß auf politisch moti-
nächst daran, dass die Linke alles daran vierte, strafbare Handlungen. Da jedoch im
setzt, jeglichen Vergleich mit dem Rechts- Linke Doppelmoral Gegensatz zu anderen Ländern bloß die
extremismus zu verhindern. So hat die Ju- Neugründung von rechtsextremen Organi-
gendorganisation der SPÖ, die Sozialisti- Ein weiteres Problem der komplizierten sationen sowie die Leugnung, Verharmlo-
sche Jugend, demokratie- und freiheits- Definitionssuche besteht darin, dass die ro- sung, Gutheißung und Rechtfertigung von
feindliche Äußerungen von Neonazis zu te Gefahr auf das reduziert wird, was laut Naziverbrechen unter Strafe steht, sind vie-
Recht als Verbrechen bezeichnet. Kommen Verfassungsschutz linksextrem, linksradi- le Formen des Linksextremismus nicht
jedoch inhaltsgleiche Aussagen von linken kal, linksfaschistisch oder – wie die betrof- ausgeleuchtet.
couleur 01 | 11 27
ad fundum
Austria: 12 Points!
Ein Satz, den wohl viele gerne am 14. Mai bei der Übertragung des Eurovi-
sion Song Contest 2011 hören würden. Ja, Österreich und seine Künstler
sind wieder im Songcontest-Fieber. Aber warum eigentlich?
mania-Marionette Eric Papilaya zum Be- präsentiert hat sich eine gewisse Eva K. An-
werb nach Helsinki geschickt, um mit sei- derson, deren Kommentar in der MAZ kurz
nem vorletzten Platz das schlechteste Er- zuvor, dass sie sich wie eine Elfe fühle, je-
gebnis für Österreich seit Thomas Forstners doch schon von vornherein disqualifizierte.
0-Punkte-Fiasko von 1991 einzufahren.
Musikalischer Bodensatz
Doch ab dann war der ORF standhaft in sei-
nem Vorhaben. Bis eben Klein-Lena ver- Der absolute Bodensatz der Unverschämt-
gangenes Jahr ihren Satelliten in die Um- heiten hörte dann auf den Namen Trackshit-
laufbahn geschossen hatte. Jetzt war der taz feat. „Held“ von Morgen Lukas Plöchl
Songcontest auch in Österreich wieder cool und war ein Schlag ins Gesicht für jeden nor-
und schnell hatte man sich im ORF-Zentrum mal denkenden Menschen. Aber was solls,
dazu entschlossen 2011 auch endlich mal „die“ Jugend steht drauf und Einschaltquo-
wieder am Grand Prix Eurovision de la ten sind ja nichts Schlechtes. Danach kam
Chanson Européenne teilzunehmen. Grund als Pausenfüller Charlee (wer?), bevor mit
genug also dem österreichischen Vorent- Klimmstein feat. Joe Sumner der Höhe-
scheid live beizuwohnen und sich einen punkt des kreativen Abends folgte. Mit „Pa-
Abend lang am Küniglberg mit seichter ris, Paris“ spielten die Herren aus der Steier-
Unterhaltung berieseln zu lassen. mark (verstärkt mit Stings Sohn) eine sehr
eigenständige Nummer, die auch einen ge-
Volksphilosophen, Trinker und C-Pro- wissen Wiedererkennungswert hatte.
mis
Kein Mut zum Risiko
Und was bekam man da geboten? Der schon
zuvor erwähnte Eric Papilaya durfte den Ein- Nummer 9, Nadine Beiler, war Starmania-
peitscher spielen, bevor die Show losging Gewinnerin und durfte sich bei ihrer „Ich
und das Trio rund um das Porzellanpüppchen geh mal auf Nummer sicher und probier mal
Mirjam Weichselbraun die Moderation über- Mariah Carey zu kopieren“-Ballade über
nahm. Alles schön, alles prächtig. Startnum- Beifall von ihrem damaligen Castingkolle-
Wir erinnern uns an den 29. Mai 2010 zu- mer 1, die Band „WG“ aus Niederösterreich gen Papilaya freuen. Den krönenden Ab-
rück: Das Voting war beendet und Stefan legte dann auch vielversprechend los, hatte schluss unter den Abend setzte dann der
Raabs Castingstar Lena Meyer-Landrut hat- allerdings bei der Übertragung technische von Stermann & Grissemann protegierte
te 246 Punkte erhalten und somit den ersten Probleme und durfte zum Ende fairerweise Richard Klein.
Sieg Deutschlands beim Song Contest seit noch einmal auf die Bühne.
1982, als Nicole doch nur ein bisschen Frie- Und für was haben sich Herr und Frau Öster-
den wollte, erreicht. Die vorangegangene Startnummer 02 brachte dann aber gleich reicher dann schlussendlich entschieden?
und noch viel mehr die nachfolgende Hys- mit Patricia Kaiser & Leo Aberer und ihrer Nadine Beiler. Also kein Mut zum Risiko
terie in Deutschland um diesen Erfolg, dürf- 08/15-Ballade die erste Belanglosigkeit des oder einem Vertreter mit einer eigenen Iden-
te wohl auch am Küniglberg nicht ganz un- Abends auf die Bühne, während Oliver tität. Man konnte also nur mehr kopfschüt-
bemerkt geblieben sein. Wimmer (laut Wikipedia auch ein Starma- telnd das Studio verlassen und bei dem ein
nia-Irgendwer) mit seinem Auftritt der vor- oder anderen Bier auf der Aftershowparty
Peinliche Auftritte am laufenden Band läufige Tiefpunkt der Veranstaltung war. die österreichische Z-Prominenz (Sexy Do-
Rambazamba war dann bei den Meidlinger minik Heinzl inbegriffen) beim Sehen und
Noch 2005 hatte der ORF nach dem ka- Volksphilosophen von Alkbottle angesagt. Gesehen werden beobachten. Austria: 12
tastrophalen Abschneiden seines Lieblings Von diesen Herren und ihren Texten kann points? Forget it!
Global Kryner groß verkündet an dem Ge- man halten was man will (Motto: Besser ti-
sangeswettbewerb nicht mehr teilnehmen af, als seicht), von der Performance her bo- MANUEL DAUBÖCK V/O SCHNEEWEISSCHEN
zu wollen, bis das Punktevergabesystem fai- ten sie allerdings einen der besten Auftritte (COT) WAR BEIM SONCONTEST-
rer werden würde. Nur 2007 wurde die Star- des Abends. Ebenfalls auf der Bühne gut VORENTSCHEID AM KÜNIGLBERG.
couleur 01 | 11 29
ad fundum
Auf der anderen Seite gibt es Mütter, die, die wirklich fördernden und entspannen- Entscheidungsfreiheit ihrer Kinder zu er-
wie es scheint, ihren Kindern schlichtweg den Tätigkeiten, mit denen man sich in sei- sticken. Der Tag ist ebenso klar durch-
keine Erholung gönnen. Mit rigiden Mit- nen Ruhephasen beschäftigt. Diese Quan- strukturiert, wie das von dem von Fürsor-
teln versuchen, ihre Zöglinge zu Höchst- tität bringt viele Eltern auf den Plan, so viel ge aufgefressenen Kind. Nur soll das Kind
leistungen anzuspornen. Ein Kind, welches wie möglich in Anspruch zu nehmen, um zu Höchstleistungen angespornt werden,
nicht erstklassig Violine spielen kann oder dem Spross alles Gute angedeihen zu las- um es „später“ einfacher zu haben. Der
nicht zu den Jahrgangsbesten einer Schul- sen und so viele Reize zu stimulieren. Ge- Hang zum Drill der eigenen Fähigkeiten
stufe zählt, kann eigentlich abgeschrieben rade diese geballte Fülle an auferlegten wurde aus China in die USA transportiert,
werden und ist zur zukünftigen Verelen- Verpflichtungen macht es den jungen wo sich chinesische Migranten stärker
dung verdammt. Amy Chua versuchte dies Menschen schwer, sich auf die Dinge zu anstrengen mussten, als die hiesige Bevöl-
durch ihr eben erschienenes Buch „Battle konzentrieren, die ihnen Freude bereiten kerung.
Hymn of he Tiger Mother“ (zu dt.: „Die könnten.
Mutter des Erfolgs“) zu veranschaulichen. Hohe Selbstmordraten
An diese Orientierungsschwäche fügt sich
Let me entertain you nahtlos die Berufsvorstellung an. Natürlich Der Beweis für den Erfolg dieser Metho-
soll sich das Kind entfalten, aber bitte in ei- de lässt sich heute in den Vororten der ame-
Es klingt in vielen Ohren wie ein Hohn, nem elitären Metier. Schließlich darf man rikanischen Metropolen finden. Und auch
wenn man zu hören bekommt, dass es die gewisse Anlagen nicht ungenützt lassen in den Selbstmordstatistiken bezugneh-
heutige Jugend schwer hat. Bei einem sol- und immerhin möchte man ja auch ein we- mend auf junge Amerikaner. Junge Asia-
chen Ausmaß an Freizeitvergnügungen, nig die eigene Eitelkeit pflegen. So kommt ten, die in Amerika aufwuchsen, fallen ei-
zur Verfügung stehender Technik oder den es vor, dass Menschen, die am liebsten ner viel höheren Selbstmordrate anheim,
Möglichkeiten an unbeschränkten Aus- Tierpfleger oder Krankenpfleger gewor- als ihre Gegenüber in China. Beide Mütter
bildungsmöglichkeiten, keimen schon den wären, sich in einem Großraumbüro mögen das Wohl ihrer Kinder im Auge ha-
manchmal Zweifel auf. Aber genau diese mit Depressionen wiederfinden. ben, vergessen dabei aber, dass das höchs-
genannten Punkte sind es, die den Jugend- te Gut eigentlich die Zufriedenheit und
lichen paradoxerweise auch gleichzeitig zu Zuviel Fürsorge erstickt Glückseligkeit ihrer Sprösslinge ist. Bleibt
schaffen machen, so der Tenor vieler Pä- nur zu hoffen, dass diese pädagogische
dagogen und Soziologen. All diese Fürsorge, die hockey moms ihren Modeerscheinung auch nur eine Erschei-
Kindern angedeihen lassen, erstickt diese nung bleibt und sich in Europa nicht ver-
Die Freizeitindustrie drängt uns dermaßen irgendwann einmal und lassen die eigene breitet.
viele Möglichkeiten auf, dass man ob des Meinung verstummen. Hingegen versu-
Angebots schnell blind werden kann, für chen tiger moms schon im Vorhinein die MARTIN MEIXNER V/O ARMINIUS (BDB)
30 couleur 01 | 11
ad fundum
08.04.2011
Die Termine
„ Dass nun einer aus der Reihe getanzt ist
und sich seine Zukunft und dein Dasein
als Moderator vermeintlich verbaut hat.
MKV gegen Christenverfolgung In den letzten drei Tja, immerhin bleibst du dem Goldbären
TP 16:15 Uhr plen.col., Wiener Staatsoper
(Herbert-von-Karajan-Platz). Monaten hat es die erhalten - und uns eventuell eine hübsche
Moderatorin mit ebenfalls schönem Haar.
Anschl. Schweigemarsch und
Wortgottesdienst im Dom zu St. Stephan Besten der Besten ge-
Bedrückt hat mich dann doch ein wenig
12.04.2011 troffen: Tyrannen, der leise Abgang von Peter Alexander. So
19:00 Uhr plen.col: Enquete ähnlich wie bei Rudi Carell konnte ich es
Macher, Entertainer mir nicht verkneifen, eine stille Träne
„Die Zukunft der Schule – Wege
zur Bildungsrepublik Österreich“
(GÖD- Sitzungssaal, Schenkenstraße 4,
1010 Wien)
“
seinen Straßenverkehr und seine Koral-
kullern zu lassen. Zufälligerweise fuhr ich
am Tag der öffentlichen Kondolenz am
Zentralfriedhof vorbei. Ambros hätte es
lenriffe ist. nicht besser treffen können: „Am Zentral-
30.04.2011 friedhof ist‘ Stimmung, wia’s sei Lebtog
Frühlingssoiree der christlichen Liebe und Leidenschaft no net woar …“.
Wiener Neustädter Studenten-
verbindungen (uA mit BBN) Ragazzo Silvio hat es wahrlich nicht Im Grund genommen hat es in den letzten
leicht. Zum einen ist Schluss mit Bunga- 3 Monaten die Besten der Besten getrof-
10.05.2011 Bunga und zum anderen muss er dem Fall fen. Tyrannen, Macher, Entertainer. Der
Redaktionsschluss von Bruder Oberst zusehen, der dank sei- Österreicher per se gilt ja als lernfähig.
Couleur 2/2011 ner Öllieferungen auch zum geliebten Wann werden eigentlich die Kasperln am
Bruder Italiens wurde. Vermutlich richte- Ring auf die Idee kommen, einmal zu ge-
10.-13.06.2011 hen. Ach so, dazu muss man ja einmal ei-
te er auch seine Rede an sein geliebtes
69. Pennälertag des MKV Volk eher an die Italiener, als an seine nen ersten Schritt tun. Aber auf den war-
in Hartberg, Oststeiermark ten wir ja jetzt schon seit 2008.
Landsleute. Denn eines haben Silvio und
Weitere Termine: www.mkv.at Muammar ganz gewiss: Ganz viel Liebe
und Leidenschaft. MARTIN MEIXNER V/O ARMINIUS (BDB)