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Erläuterung:
„Hayā`“ ist eine Eigenschaft, die den Menschen vor Schlechtigkeiten schützt und ihn
davor bewahrt, einem anderen sein Recht nicht (vollständig) zu geben. Deshalb heißt es
in einem anderen Hadīth „Die Gesamtheit von Hayā ist das Gute.“
Wenn gefragt wird: „Wie kann Hayā ein Teil des Imān sein, wo doch Hayā eine
angeborene Eigenschaft ist?“, so antwortet man: „Hayā kann seit der Geburt vorhanden
sein, oder erst später erlangt werden. Dafür benötigt es die Hinwendung zum Dīn, das
Ertragen von Mühsal, das Wissen und die Absicht. Und deshalb ist sie auch ein Teil des
Imān.“ Außerdem gehört sie deshalb zum Imān, weil sie zum Gehorsam bewegt und das
Meiden der Sünden nach sich zieht.
Wenn gefragt wird: „Wieso hat der Prophet (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm)
nur Hayā erwähnt?“, so antwortet man: „Hayā ist ein Grund dafür, dass man sich die
anderen Bestandteile des Imān aneignet, denn eine Person mit Hayā hütet sich davor,
im Diesseits und im Jenseits in Schande gestürzt zu werden, indem sie die Gebote
einhält und die Verbote meidet.“
Die Teile des Imān
Qādi Iyad sagte folgendes: „Eine Gruppe von Gelehrten haben durch Ijtihād versucht,
die Teile des Imān herauszuarbeiten. Es ist aber schwer zu sagen, ob diese Teile auch
jene sind, die im Hadīth gemeint sind. Es fügt dem Imān keinen Schaden zu, wenn man
die hier erwähnten Teile des Imān nicht kennt.“
A. Die Taten des Herzens
Zu den Taten des Herzens zählen die Bereiche des Glaubens und der Absicht. Hier gibt
es 24 Bestandteile:
1. Der Imān an Allah: der Imān an das Wesen, die Eigenschaften, die Einheit, und die
Unvergleichbarkeit Allahs. Dies beinhaltet auch den Imān daran, dass alles außer
Allah erschaffen wurde.
2. Der Imān an die Engel
3. Der Imān an die offenbarten Bücher
4. Der Imān an die Propheten
5. Der Imān an die Vorherbestimmung sowie daran, dass sowohl Gutes wie auch
Unangenehmes von Allah kommt.
6. Der Imān an das Jenseits: Dies beinhaltet die Befragung im Grab, die
Wiedererweckung nach dem Tod, die Wiederauferstehung der gesamten
Menschheit am Tag der Abrechnung, die Waage, die Brücke (Sirāt), das Paradies
und die Hölle.
7. Die Liebe zu Allah
8. Die Liebe um Allahs willen – Der Hass um Allahs willen
9. Die Liebe zum Propheten (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) und der Imān
an sein hohe Stellung. Dazu gehört es auch, die Segenswünsche für den Propheten
(Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) zu sprechen und das Festhalten an seiner
Sunnah.
10. Ikhlas: Dies beinhaltet das Meiden von Augendienerei (Riyā’) und Heuchelei (Nifāq).
11. Die Reue (Tauba)
12. Die Furcht vor Allah
13. Die Hoffnung auf die Barmherzigkeit Allahs
14. Die Dankbarkeit gegenüber Allah
15. Das Halten von Versprechen
16. Die Geduld
17. Die Zufriedenheit mit dem Schicksal
18. Das Vertrauen auf Allah (Tawakkul)
19. Die Barmherzigkeit
20. Tawazu: Respekt gegenüber Älteren und Barmherzigkeit gegenüber Jüngeren
21. Das Vermeiden von Hochmut und des Wohlgefallens an sich selbst
22. Das Vermeiden von Neid
23. Das Vermeiden von Rachegefühlen
24. Das Vermeiden von Zorn
B. Die Taten der Zunge
Diese umfassen 7 Bestandteile:
1. Das Aussprechen des Tauhids
2. Das Lesen des Qur’ān
3. Das Aneignen von Wissen
4. Die Weitergabe des Wissens
5. Du’ā (Bittgebete)
6. Dhikr, was das Bitten um Vergebung (Istighfar) beinhaltet
7. Das Meiden von leerem Gerede
C. Die Taten des Körpers
Diese umfassen 30 Bestandteile:
I. 15 Teile beziehen sich auf die eigene Person
1. Die gefühlsmäßige und rituelle Reinigung, dazu gehört auch das Meiden von
Unreinheit
2. Das Bedecken der Aurah
3. Das Beten der Pflichtgebete und der freiwilligen Gebete (Nāfila)
4. Zakāh
5. Die Befreiung von Sklaven
6. Die Wohltätigkeit: Dies beinhaltet auch das Speisen anderer und die gute
Behandlung des Gastes.
7. Das Pflichtfasten und das freiwillige Fasten
8. Die Vollziehung von Hajj und `Umrah
9. Der Tawāf
10. Itikaf (Das Zurückziehen in die Moschee zum Zwecke der Ibādah)
11. Das Suchen der LaylatulQadr
12. Der Schutz vor Fitnah im Dīn: Dies beinhaltet die die Ausreise (Hijrah) aus dem
Land des Schirks.
13. Das Einhalten eines Schwurs, den man bei Allah geschworen hat, wobei der
Schwörende verspricht, eine Sache für Allah zu machen, die keine Pflicht im Dīn ist.
14. Das Einhalten eines Schwurs
15. Das Nachholen bzw. das Tragen der Konsequenzen von versäumter Ibadah
II. 6 Teile des Imān beziehen sich auf Pflichten, die jemand gegenüber den ihn
Nahestehenden erfüllen muss
1. Das Wahren der Keuschheit
2. Das Geben der Rechte der Familienangehörigen
3. Die Güte zu den Eltern und das Meiden von Aufmüpfigkeit gegen sie
4. Die gute Erziehung der Kinder
5. Die Pflege der Verwandtschaftsbande
6. Demjenigen, dem der Gehorsam zusteht, gehorsam zu sein (oder die gute
Behandlung der Sklaven)
III. 17 Teile beziehen sich auf Pflichten des Einzelnen gegenüber der Gemeinschaft
1. Das Richten mit Gerechtigkeit
2. Der Gehorsam gegenüber diejenigen, die die Befehlsgewalt haben.
3. Das Friedenstiften unter den Menschen (darunter fällt auch das Bekämpfen der
Khawarij und der Räuber)
4. Die gegenseitige Unterstützung im Guten: Dies beinhaltet das Gebieten des Guten
und das Verbieten des Schlechten.
5. Das Ausführen der Strafen im Dīn (Haddstrafen)
6. Jihād und das Beschützen der islamischen Grenzen
7. Die sorgsame Behandlung von anvertrautem Gut, das Geben von einem Fünftel der
Kriegsbeute an die Staatskasse
8. Das Ausleihen von Geld und die Begleichung der Schulden
9. Die ehrenvolle Behandlung der Nachbarn
10. Das gute und schöne Auskommen mit den Menschen
11. Das Verdienen von ehrlichen, erlaubten Gütern und das korrekte Ausgeben
12. Das Meiden von Verschwendung und dem Ausgeben für unnötige Dinge
13. Die Erwiderung des Grußes
14. Einem Niesenden „Yarhamukallah“ zu sagen
15. Das Meiden, die Menschen zu plagen
16. Das Meiden von Spielen und sinnlosen Dingen
17. Das Entfernen von Hindernissen, die die Menschen auf dem Gehweg stören
Dies sind insgesamt 69 Teile. Es ist auch möglich, einige Teile weiter aufzuspalten, so
dass man auf eine Anzahl von 79 Teilen kommen kann.
In einer Überlieferung ist folgender Zusatz zu finden: „Der vorzüglichste Teil davon ist
das Zeugnis: `Es gibt keinen Gott außer Allah` und der geringste davon ist es, etwas
Hinderliches vom Weg zu entfernen.“ Diese Überlieferung zeigt, dass die verschiedenen
Zweige des Imān unterschiedliche Stufen einnehmen.
Und Allah weiß es am besten